8,05 kg
4615 Euro
Brompton T Line Urban: Faltrad im Test – Fahreigenschaften, Ausstattung
in Fahrrad
Brompton T Line Urban: Faltrad im Test – Fahreigenschaften, Ausstattung
Pendlertraum aus Titan
Die Engländer fertigen schon lange wertige Falträder. Für das Brompton T Line Urban setzt man auf Bekanntes, fängt bei der Konstruktion aber trotzdem bei null an.
Dabei bleibt die bewährte Faltfunktion des Firmengründers Andrew Ritchie sowie die Bremsanlage erhalten. Ansonsten wurden über drei Jahre mehr als 150 Bauteile und Details auf den Prüfstand gestellt und neu entwickelt. Das Herzstück des Brompton T Line Urban ist ein edler Titanrahmen, der trotz gleicher Stabilität und Haltbarkeit zu den bekannten C Line-Stahlrahmen 37 Prozent Gewicht verloren hat.
Aber warum Titan? Weil es trotz seines geringen Gewichtes äußerst robust, zäh, schlagfest ist und durch seine Korrosionsresistenz auf eine Lackierung verzichten kann. Da die Fertigung Brompton vor Probleme stellte, arbeitet man mit einem in Sheffield ansässigen Traditionsunternehmen zusammen, baute kurzerhand eine neue Fertigungsstraße auf. Dort wird der Rahmen per Hand im WIG- und Orbital-Schweißverfahren hergestellt und ist somit „Made in UK“. Das Ergebnis kann sich sehen lassen: Bauteile wie Lenkerklemmung, Faltscharniere und der Tretlagerbereich bestehen aus Titan-Gusselementen, der Rest besteht aus edlen Grade 9 Qualitätsrohren. Feinste Schweißnähte und gelaserte Logos zeigen echte Handwerkskunst.
Neue Wege, herausragende Details
Erstmals kommt das Steuerrohr mit aktuellen Industriestandards. Das ermöglicht eine Vollcarbon-Gabel mit konischem Schaft und sinnvollem Kraftfluss.
Extravagant wird es bei der Schaltung: Sie ist neu gedacht, zum Patent angemeldet und besteht aus zwei getrennten Bauteilen. Ein 60 Gramm leichter Umwerfer wechselt die Kette auf lediglich vier Ritzeln. Der lange Kettenausleger sorgt für die nötige Spannung, führt die Kette und ermöglicht das Falten des Hinterbaus. Aus Carbon bestehen Gabel, Lenker, Kurbel und Sattelstütze. Letztere ist zur Sicherheit mit einer 0,3 Millimeter dünnen Stahlhülse überzogen, damit Sicherheit und Funktion auch auf lange Sicht gewährleistet sind. Herausgekommen sind am Ende zwei extrem leichte Falträder. Ein Singlespeed- mit siebeneinhalb und ein Urban-Modell mit lediglich acht Kilogramm.
Der Unterschied liegt in der Schaltung, den Schutzblechen mit integrierter Schieberolle und einer Preisdifferenz von 230 Euro. Erhältlich sind die T Line- Modelle in Deutschland nur über die Flagship-Stores in Hamburg und München sowie über den Brompton Online-Store. Wer sein Rad nach dem Kauf registriert, profitiert zusätzlich von einer auf sieben Jahre erweiterten Garantie.
Glückliche Mehrfaltigkeit
Gefaltet wird in mehreren Schritten, die pfiffig auf der Innenseite des Bremshebels angebracht sind und einfach von der Hand gehen. Am Ende passt alles wunderbar ineinander und rastet sicher ein.
Dank den kompakten Maßen von 645 x 600 x 320 Millimetern lässt sich das Rad wunderbar im Zug, Bus oder Büro verstauen. Beim Tragen gefällt der unter der Sattelnase angebrachte, ergonomisch gestaltete Griff. Wer nur den Hinterbau umlegt, kann das Rad ähnlich einem Trolley sogar schieben.
Sportlicher Leichtflitzer
Und wie fährt der Nobelfalter? Das geringe Gewicht treibt einem beim Beschleunigen die Freudentränen in die Augen. Der Rahmen ist dabei auch für 0,1 Tonner ausreichend stabil. An den wendigen Charakter muss man sich anfangs durchaus gewöhnen, danach steht der Kurvenhatz im Großstadtdschungel nichts entgegen.
Geschaltet wird mit einem Daumenhebel, der ganz untypisch auf der linken Lenkerseite sitzt. Die Schaltvorgänge sind leichtgängig und direkt, die vier Gänge für die Ebene und leicht welliges Terrain gut gewählt. Für geringen Kraftverlust stehen die schmalen, schnellen, aber auch unkomfortablen Reifen. Für überraschend hohen Komfort sorgen die minimalistische Hinterbaufederung, die lange Stütze und das Material an sich. Die Sitzposition ist recht sportlich. Wer aufrechter sitzen will, wählt den optionalen Riserlenker.
Detailaufnahmen des Brompton T Line Urban
Brompton T Line Urban im Test: Fazit
Brompton definiert die Grenzen im Faltradbereich neu. Mit liebevoll gefertigtem Rahmen und vielen extravaganten Details gefällt es nicht nur technisch, sondern kann auch bei den Fahr- und Falteigenschaften überzeugen. Einzig der hohe Preis dürfte die Zielgruppe einschränken, ist aber durch Material und Fertigung nachvollziehbar.
Sie haben Interesse am Brompton T Line Urban? Mehr Informationen bekommen Sie auf der offiziellen Website des Herstellers.
Brompton T Line Urban im Test: Technische Daten
Preis Testrad | 4615 Euro |
Gewicht (mit Pedalen) | 8,05 kg |
maximale Zuladung | 110 kg |
Größen | unisex |
Rahmen | Titan |
Gabel | Voll-Carbon |
Schaltung | Brompton 4-Gang-Kettenschaltung mit Daumenschalthebel |
Kurbel | FSA SL-K, Carbon |
Übersetzung v/h | 50/ 11-13-15-18 Zähne |
Entfaltung | 3,68 – 6,02 m |
Laufradsatz | Brompton Custom, Alufelgen, 20/28 Loch |
Reifen | Schwalbe One, 16“, 35 mm |
Felgenbremse | Brompton |
Bremshebel | Brompton, integr. Klingel |
Lenker | Brompton, Carbon |
Vorbau | Brompton, Titan |
Griffe | Superlight, Schaumstoff |
Sattelstütze | Brompton, Carbon/Stahl |
Sattel | Superlight, Carbonstreben |
Sonstiges | FSA Steuersatz, FSA Innenlager, Schutzbleche mit Titanstreben, Tubolito S-Tubo Schläuche |
Dieser Testbericht erschien in der Radfahren 7-8/2022. Hier können Sie die Ausgabe als Printmagazin oder E-Paper bestellen.