Radreise: Tipps rund um Packen, Sicherheit, Genuss
So gelingt die Radreise ganz bestimmt!
Radreise: Tipps rund um Packen, Sicherheit, Genuss
in Reise
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Sie hatten es sich so schön vorgestellt: Als Sabine und Kurt ihre Radreise rund um die Mecklenburgische Seenplatte planten, waren sie vollauf begeistert. Doch nun das: Ein Platten in Kurts Rad und das natürlich mitten in der Pampa. Das richtige Werkzeug haben sie offensichtlich nicht dabei und Handy-Empfang ist nicht gegeben. Was tun? Schieben und zu Fuß weitergehen? Sabine möchte mit ihrem Rad los und Hilfe holen, doch Kurt ist gegen eine Trennung. Jetzt keinen Streit anfangen! Aber die gute Stimmung der letzten Tage ist eh dahin. Wäre das vermeidbar gewesen?
Tipp 1: Wünsche vorher klären
Vor jedem Radurlaub sollte zunächst darüber nachgedacht werden, wie man es sich vorstellt. Wo gehts hin? Wie ist dort das Wetter? Wie viel Zeit habe ich? Will ich alleine reisen oder in Gemeinschaft? Falls ich alleine los will: Komme ich damit gut klar? Falls ich jemanden mitnehmen will: Wer ist das, unterscheiden wir uns bezüglich Ansprüchen oder Ausdauer? Fährt jemand mit E-Bike oder fahren alle ohne Motor? Will ich im Zelt, in Pensionen oder Hotels übernachten? Wie viele Kilometer pro Tag will und kann ich überhaupt schaffen? Und was sollte unbedingt im Gepäck sein?
Gerade wenn man gemeinsam unterwegs ist, sollten solche Eckdaten geklärt sein, um Konflikte auf Tour zu vermeiden. Und dann gehts ins Detail, zum Beispiel: Wie navigieren wir uns, per App oder mit Karten? Die meisten Radfahrer machen sich zumindest einen groben Plan für die nächsten Tage – wer Unterkünfte oder Fähren im Voraus buchen muss, ist sowieso ein wenig gebunden.
Tipp 2: Flexibel bleiben
Gleichzeitig gilt: Flexibel bleiben! Denn es passieren immer Dinge unterwegs, mit denen niemand gerechnet hat: Eine Verletzung, ein Wetterumschwung oder einfach nur die Erkenntnis, dass es irgendwo so schön ist, dass man noch ein bisschen bleiben will. Oder dass man sich bezüglich der möglichen Kilometer überschätzt hat und eigentlich kürzere Distanzen möchte. Eine Radreise kann also durchaus vorgeplant werden, aber man sollte nicht an diesen Plänen klammern, wenn sich Eckdaten ändern. Insofern ist auch eine gute Portion Gelassenheit gefragt.
Was muss mit auf die Radreise?
Tipp 3: Nur das Wichtigste mitnehmen
Wenn das Reiseziel und die sonstigen Rahmendaten klar sind, gehts an die Packliste. Diese ist stark abhängig von Jahreszeiten und Wetterlage am geplanten Reiseort. Generell sollte man sich auf das Wesentliche konzentrieren, denn der Platz auf dem Fahrrad ist natürlich begrenzt – selbst wenn man fünf Taschen am Rad befestigt. Praktisch ist leichte Bekleidung mit geringem Packmaß und Multifunktionskleidung, die man auch abseits des Rades tragen kann und bei denen Hosenbeine oder Ärmel abgezippt werden können. Im besten Fall Kleidung, die atmungsaktiv und schnelltrocknend ist. Lieber Funktionsmaterialien oder Merino als Baumwolle. Wetterschutz – also gegen Sonne, Wind oder Regen – ist fast überall irgendwann wichtig. Viele Reisende waschen unterwegs per Hand aus, so braucht man weniger Teile. Handschuhe sorgen für Komfort, ein Helm für die nötige Sicherheit. Immer mit dabei sollten das wichtigste Werkzeug, Verbandszeug sowie Notfallkontakte (siehe Tipp 6) sein.
Tipp 4: Richtig packen
Will man unterwegs kein Sachensucher sein, empfiehlt sich themenorientiertes Packen. Das heißt: Alles für die Übernachtung kommt in eine Tasche, alles für tagsüber in die andere. Wer auf Tour kochen will, hat seine separate „Küchentasche“ und wer abends ins Restaurant will, ein sauberes Kleidungsstück in petto. Verschiedenfarbige Beutel können bei der Ordnung unterstützen, wasserdichte Tüten sorgen für eine Trennung verschwitzter Kleidung von frischer. Schweres sollte nach unten, denn der tiefe Schwerpunkt sorgt für Sicherheit beim Fahren.
Packtipps: Hier ist die ultimative Liste!
Tipp 5: Puffer einplanen
Teilweise merkt man erst unterwegs, dass man viel mehr Wasser braucht oder die Mahlzeiten zu knapp kalkuliert waren. Man sollte also unbedingt im Gepäck einen Puffer eingeplant haben. Und auch bei der zeitlichen Planung ist ein Puffer sinnvoll, denn Überraschungen können die Radreise verlängern und es ist ärgerlich, wenn man dann in Zeitnot gerät. Ein paar Tage mehr – oder bei Weltreisen eben ein paar Wochen mehr – sollten im besten Fall spontan möglich sein.
Tipp 6: Sich absichern
Wichtige Arzneimittel, Notfallmedikamente sowie das Impfbuch sollten auf jeden Fall mit dabei sein. Auch eine Notfallkarte im Geldbeutel, die über die Blutgruppe, mögliche Allergien und Krankheiten aufklärt, ist sinnvoll. Plus: Notfallkontakte, die unbedingt informiert werden sollen. Wer im Ausland ist, muss eine spezielle Reisekrankenversicherung abschließen. Je nach Reiseart empfiehlt es sich auch, einem wichtigen Freund oder Verwandten die geplante Strecke mitzuteilen – damit jemand anderes noch weiß, wo man unterwegs ist. Das gilt insbesondere für Reisen durch abgelegene Gegenden.
Auch ist es gut, sich vorher über potentielle „Notausstiege“ zu informieren. Also: Wo sind Bahnhöfe und Bushaltestellen, falls ich aus irgendeinem Grund nicht mehr weiter kann und wie finde ich eine Unterkunft, wenn beispielsweise meine geplante Zeltübernachtung wegen eines Gewitters entfällt.
Tipp 7: An der richtigen Stelle sparen
Billiger geht (fast) immer, aber ist nur begrenzt sinnvoll. Am Rad, an der Ausstattung von Gepäck, Werkzeug und Bekleidung sollte man besser nicht sparen, sondern auf eine hohe Qualität achten. Hochwertige Produkte gehen seltener kaputt, was nicht nur Frust, sondern auch gefährliche Situationen verhindern kann. Finanzielle Sparmöglichkeiten gibt es beispielsweise bei den Übernachtungsmöglichkeiten: Über Portale wie den ADFC-Dachgeber, Warmshowers oder 1Nite Tent gibt es kostenlose Schlafplätze für Radfahrer. Und in manchen Ländern darf wild gecampt werden. Proviant aus dem Supermarkt ist billiger als Mahlzeiten im Restaurant und wer bei der Reisezeit flexibel ist, kann abseits der Hochsaison vieles günstiger bekommen.
Radreise: Nur mit dem richtigen Rad
Tipp 8: Reparaturen „üben“
Werkzeug dabei zu haben ist das eine. Damit auch umgehen können das andere. Wer im Fall einer Panne sich selbst helfen kann, macht sich unabhängig. Am besten sich also mit dem eigenen Fahrrad auseinandersetzen und checken, welche potentiellen Pannen entstehen könnten, denn dies ist je nach Ausstattung etwas anderes. Mit den wichtigsten Reparaturen sollte man auf jeden Fall vertraut sein, wenn man Wege abseits der typischen Routen und der Städte sucht. Umso abgelegener die Strecke, umso wichtiger ist das eigene Know-how fürs Rad. Jetzt kann es sogar nötig sein, dass man die Kette nieten und den Felgenschlag ausrichten kann. Solche Reparaturen sollte man am besten vorher auch mal üben.
Tipp 9: Testfahrt machen
Wenn klar ist, wohin es geht und was alles dabei sein muss, empfiehlt sich unbedingt eine Testfahrt. Denn selbst wer sehr routiniert im Alltag Fahrrad fährt: Mit vollgepackten Taschen hinten und vorne oder gar mit Anhänger fährt sich jedes Rad ein bisschen anders! Und unter Umständen kommt man einfach langsamer vorwärts. Also am besten ausprobieren, ob man sich wohlfühlt oder ob noch irgendwo nachgebessert werden oder die Route dem neuen Fahrverhalten angepasst werden muss.
Das gleiche gilt natürlich bei einem neuen Rad: Ob beispielsweise der Sattel, die Griffe und die Ergonomie auch auf langen Strecken passen, findet man eben nicht bei einer kurzen Probefahrt heraus. Wer also eine größere Radreise plant, sollte sich das neue Bike vom Fachmann einstellen lassen und könnte sich bei einem Wochenendtrip mit Fahrrad, Gepäck und Reisebegleitung „warm fahren“.
Tipp 10: Natur genießen und respektieren
Manche Menschen reisen so verkopft und sind ständig mit ihrer Navigation beschäftigt, dass sie die Schönheit der Landschaften gar nicht wahrnehmen. Aber: Wer das Naturerlebnis sucht, kann es finden! Slow Travel wird nicht umsonst als besonders gute Reisevariante angepriesen. Lieber nochmal Pause machen, um den schönen Blick zu genießen. Lieber einmal mehr anhalten, um eine besondere Blume am Wegesrand zu bestaunen. Damit Wälder und Wiesen noch für die nächsten Generationen schön bleiben, sollte außerdem auch während der Radreise selbstverständlich sein, seinen Müll wieder mitzunehmen und auch sonst die Natur zu respektieren: Keine geschützten Pflanzen abreißen, Tiere nicht unnötig aufschrecken.