Aldi-Pedelecs: Fünf Angebote im Online-Shop
Aldi: Was taugt das Discounter-Bike-Angebot?
Aldi-Pedelecs: Fünf Angebote im Online-Shop
in Allgemein
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Wichtig: Wir vergleichen hier die Angebote lediglich auf dem Papier. Da Aldi seine Angebote sehr kurzfristig bekannt gibt, war es uns nicht möglich, die Aldi-Pedelecs auch in der Praxis Test zu fahren. Wir haben aber bereits früher schon öfter Prophete-E-Bikes getestet. Insgesamt haben uns die Prophete-Bikes immer vergleichsweise gut gefallen. Vergleichsweise, denn vor allem der günstige Preis spricht bei der Bewertung ein gehöriges Wörtchen mit. Llobe-Bikes hingegen sind uns fremd, dieses bewerten wir daher nur kurz. Für alle fünf stellen wir die Frage: Steckt in den Aldi-Pedelecs das Zeug zum Schnäppchen?
Aldi-Pedelecs: Fünf Mal Schnäppchen?
Für vier der fünf Angebote gilt: Die Prophete-Pedelecs und das Llobe mit jeweils einer Unterstützung bis 25 Stundenkilometer sind voll StVO-zugelassen. Das Aldi-Kinder-E-Mountainbike hingegen muss mit den entsprechenden Anbauteilen – vor allem Lichtanlage und Reflektoren – erst verkehrsgerecht aufgerüstet werden. Alle anderen Aldi-Pedelecs dürfen von der Stange auf die Straße. Bei den Komponenten setzt Prophete auf solide, einfache Großserientechnik. Jeder, der Rad fahren kann, wird die Funktion der Schaltungen und Bremsen schnell verstehen. Auch die E-Bike-Parts sind zum Großteil selbsterklärend und intuitiv.
In den Aldi-Pedelecs steckt wahrlich keine Raketentechnik. Was aber einfach und in Großserie hergestellt ist, lässt sich leicht warten und reparieren. Nur zwei der Bikes haben hydraulische Scheibenbremsen, die allerdings von Aldi nicht näher benannt werden. Das Cityrad hat vorn und hinten mechanische Felgenbremsen, das Retro- und das Faltrad nur vorn eine V-Brake, hinten lediglich Rücktritt. Der aktuelle Große ElektroRad-Test bestätigt unsere Einschätzung: Hydraulische Scheibenbremsen sind derzeit der Stand der Dinge. Gerade Neufahrer ohne große Fahrrad-Erfahrung sollten bei diesem Sicherheitsfeature nicht sparen.
Aldi-Pedelecs: Das Faltrad
Beim Motor müssen wir etwas spekulieren: Laut Aldi-Prospekt steckt im Prophete-Faltrad ein Blaupunkt-Nabenmotor mit 30 Newtonmeter Drehmoment. Blaupunkt vergibt hier aber nur den Namen, gefertigt wird in Fernost (wie die meisten Motoren). Die Sensorik erfasst lediglich die Trittfrequenz. Das heißt: Sobald der Fahrer die Kurbel tritt, springt der Motor an.
Markenhersteller setzen auf Drehmomentsensoren, mit deren Hilfe die Unterstützung des Motors prozentual an die Trittleistung des Fahrers angepasst wird. Vorteil: Es ergibt sich ein weniger abrupter Motoreinsatz, außerdem ein natürlicheres Fahrgefühl. Ein Trittfrequenzsensor registriert hingegen nur, ob die Kurbel in Bewegung ist, setzt dann die vordefinierte Motorkraft linear ein. Ein minimales Drehen der Kurbel sorgt so schon für Vortrieb, quasi einen „Mofa-Effekt“. Dazu kommt: Frontmotoren übertragen ihre Kraft aufs Vorderrad. Das ist gewöhnungsbedürftig und muss geübt werden!
Unserer Ansicht nach ist die Bremsanlage ein Manko. Hinten verzögert lediglich der Rücktritt, vorn eine mechanische Felgenbremse. Gerade der Rücktritt ist nicht mehr auf der Höhe der Zeit, obwohl er in Deutschland ungebrochen beliebt ist. Gerade bei Pedelecs empfehlen wir hydraulische Scheibenbremsen für vorn und hinten. Die aber haben natürlich ihren Preis.
Die übrigen Komponenten sind solide. Als da wären: Shimano-7-Gang-Nabenschaltung, mit dem Akku gekoppelte Lichtanlage, einfaches, gut ablesbares Display. Der Akku ist mit 252 Wh für ein Faltrad ordentlich dimensioniert. Das angegebene Gesamtgewicht mit 22 Kilogramm schon recht hoch. Ähnlich schwere Räder haben im höherpreisigen Segment bessere Bremsen und größere Akkus. Ähnlich ausgestattete, teurere Räder sind meist deutlich leichter. Für gelegentliche Kurzstrecken zum Bahnhof oder fürs tägliche Einkaufen auf dem Campingplatz scheint das Faltrad unter den Aldi-Pedelecs durchaus geeignet. Angebots-Preis: 999 Euro.
Aldi-Pedelecs: Das City-E-Bike
Beim Llobe-Rad verzichtet Aldi komplett auf einen Herstellerhinweis beim Frontnaben-Motor. Der Discounter liefert lediglich rudimentäre technischen Daten zu diesem Citymodell der Aldi-Pedelecs: 250 Watt Nenndauerleistung (gesetzlich geregelt) sind alles, was wir erfahren. Auch die Llobe-Homepage gibt nicht mehr her. Der Akku hat 375 Wh, was für ein Stadtrad durchaus ausreichend ist. Aber auch hier gilt: Ähnlich schwere Räder (laut Hersteller 25 Kilogramm) gibt es für ein paar Euro mehr mit Marken-Komponenten und größerem Akku.
Was uns positiv auffällt: Das zulässige Gesamtgewicht ist mit 150 Kilogramm recht hoch. Negativ: Die Bremsen (vorn und hinten mechanische Felgenbremsen) entsprechen nicht unserer Empfehlung für E-Bikes. Für kurze Ausflugsfahrten im Flachland können sie aber ausreichen. Die Shimano 7-Gang-Kettenschaltung ist einfach, aber zweckmäßig. Kettenschaltungen haben in der Regel aber einen größeren Wartungsaufwand als Nabenschaltungen. Eine abschließende Empfehlung können wir hier nicht abgeben, dafür sind die Informationen zum Rad zu spärlich. Angebots-Preis: 839 Euro.
Aldi-Pedelecs: Das E-Trekking-Rad
Das E-Trekkingrad hat einen laut Prophete 30 Nm starken Hecknabenmotor mit fünf Unterstützungsstufen, einen 461 Wh-Akku, eine helle Beleuchtung von Markenherstellern, eine Suntour-Federgabel und eine 8-Gang-Kettenschaltung von Shimano. Ob der japanische Hersteller auch die hydraulischen Scheibenbremsen liefert, wird nicht deutlich; weder auf der Aldi-Angebotsseite noch auf der Homepage von Prophete selbst. Auch sonst sind die Infos über Komponentenhersteller eher dürftig – wie bei den anderen Aldi-Pedelecs auch.
Das Angebots-Rad mit Trapez-Rahmen ist nahezu baugleich zum Aldi-E-Bike das bis zum 31. Juli in der Diamant-Version angeboten wurde. Daher legen wir Ihnen für eine nähere Betrachtung unsere damalige Einschätzung ans Herz. Angebots-Preis: 1099 Euro.
Aldi-Pedelecs: Das Retro-E-Bike
Die Spezifikationen – und damit auch die technische Beurteilung – des Retro-E-Bikes bei Aldi ähneln denen des Faltrads weiter oben in diesem Artikel. Beim Retro-Rad setzt Prophete aber einen knapp 500 Wh großen Akku ein – genug selbst für längere Genusstouren. Bei diesem Angebot gefällt uns vor allem die klasse Optik und die frische Farbe. Als Minuspunkte verbuchen wir auch hier die unterdurchschnittliche Bremsanlage und den Frontnabenmotor mit Trittfrequenzsensor. Für Gelegenheitsfahrer, die eher gemächlich unterwegs sind und auf ein freches Design wert legen, kann das Retro-E-Bike passen. Angebots-Preis: 1299 Euro.
Aldi-Pedelecs: Das Kinder-E-Mountainbike
Ob Kinder überhaupt schon mit E-Bikes unterwegs sein sollten? An dieser Frage scheiden sich die Geister. Fakt ist: E-Bikes für Kinder gibt es und sie werden immer beliebter. So hat nun auch Aldi ein E-MTB mit 24″-Reifen im Angebot. Das Graveler 24-Zoll ist ein Hardtail mit Suntour XTC-Federgabel und Unterstützung bis 25 km/h. Letzteres ist bemerkenswert, denn einige Fahrradhersteller begrenzen die Unterstützung bei Kinderräder auf 20 Stundenkilometer.
Mit hydraulischen Scheibenbremsen, Conti-Reifen und 7-Gang-Kettenschaltung ist das Bike solide ausgestattet. Der Akku liefert mit 374 Wh genug Reserven für mehrere Schulwege ohne Nachzuladen. Soll das Bike jedoch dafür genutzt werden, müssen Beleuchtung und Reflektoren nachgerüstet werden.
Der Motor soll 40 Nm leisten, für einen Heckmotor ist das schon ordentlich. Dass er im Heck steckt ist aber ein Problem: Sollte das Rad auch im schweren Gelände genutzt werden – was wir eher nicht empfehlen – ergibt sich wegen des schweren Motors im Heck eine unausgeglichene Gewichtsbalance. Daher bevorzugen wir bei E-MTBs den Mittelmotor, zumal dieser bei geringen Geschwindigkeiten klare Vorteile gegenüber dem Heckmotor hat.
Wir empfehlen, Kindern für den Schulweg eher ein vollausgestattetes (E-) Bike zu kaufen. Offroad-Spaß auf dem Mountainbike sollten Kinder und Jugendliche besser ohne Motor auf für diesen Einsatzzweck optimierten Mountainbikes erfahren. Angebots-Preis: 1199 Euro.
Fazit
Die Aldi-Pedelecs offenbaren auf dem Papier sowohl Licht als auch Schatten. Prophete insgesamt baut Räder, die ihren Preis für gewöhnlich Wert sind. Solide Großserientechnik, wenig Schnickschnack, ordentliche Verarbeitungsqualität für den meist sehr günstigen Preis. Nicht mehr, aber auch nicht weniger. Somit wird es viele Fahrer geben, die mit den günstigen Aldi-Pedelecs tatsächlich ihr Schnäppchen gefunden haben. Wir empfehlen, die von Aldi gewährten 90 Tage Rückgaberecht zur ausgiebigen Testfahrt zu nutzen.
Passt das Rad aus dem Discounter auf seinen Fahrer – umso besser. Die Zeit aber sollten Sie sich nehmen. Denn ein Rad, das nicht passt, wandert schneller in den Keller zum Verstauben, als es auch der recht niedrige Preis rechtfertigt. Letztlich ist es immer wichtig, genau darauf zu achten, welche Ansprüche man selbst an das Bike stellt und ob es das vermeintliche Schnäppchen auch erfüllt. Alternativ kann der Gebrauchtkauf lohnen. Hier erfahren Sie, worauf Sie dabei achten müssen.