E-Bike, Akku, Diskussion, Radfahren, Pedelec, Radtour

E-Bike Akku: Pro und Contra zur Batterie Größe am Pedelec

Pro und contra großer Akku am E-Bike: Höher, schneller, weiter?

E-Bike Akku: Pro und Contra zur Batterie Größe am Pedelec

Die Entwicklung der E-Bike-Akkus war in den vergangenen Jahren vor allem davon geprägt, immer mehr Energie speichern zu können. Der Preis für höhere Reichweiten: das steigende Gesamtgewicht. In unserer Redaktion ist nicht jeder bereit, diesen zu zahlen.
TEILE DIESEN ARTIKEL

Was viele gar nicht wissen: die Geschichte des E-Bikes reicht bis ans Ende des 19. Jahrhunderts zurück.

Freilich noch vollkommen anders konstruiert, als die Modelle im Jahr 2022. Dem Durchbruch damals im Weg stand vor allem der Fakt, dass das Gewicht der Batterien in keinem vernünftigen Verhältnis zum durch sie ermöglichten Komfort standen – und das Rahmendreieck nahezu vollständig ausgefüllt war. Ganz davon abgesehen, dass auch die Reichweiten sehr überschaubar blieben.

E-Bike Akku: Ein Pro und Contra zur Batteriegröße

Erst mit der Entwicklung der Lithium-Akkus Anfang der 1990er Jahre konnten mit deutlich kleineren Batterien akzeptable Streckenlängen zurückgelegt werden. Auch das Mehrgewicht am Rahmen stand nun zunehmend in lohnenswerter Relation zum fortan immer flächendeckender angebotenen Freiheitsgefühl. Anfang des 21. Jahrhunderts war der Siegeszug der E-Bikes durch die breite Masse endlich geebnet.

Reichweitentest 2023: Wie lange hält mein E-Bike-Akku?

Die Einsatzbereiche wurden vielseitiger, immer mehr Radgattungen mit Motor und Akku ausgestattet. Und: die zurückgelegten Strecken immer länger. Der Kundenwunsch nach großen Stromreserven im Fachhandel ein vielgeäußerter, die Hersteller diesem mit Kapazitäten im vierstelligen Wattstundenbereich nachkommend.

All dass, neben dem steigenden Preis, auch mit Veränderungen der Fahreigenschaften oder Transportabilität einhergehend. Der Beginn eines unweigerlich zu bewältigenden Spagats für jeden E-Biker. Auch in unserer Redaktion, in der sich Stephan Kümmel und Daniel O. Fikuart der Lager-Diskussion kleiner versus großer Akku gestellt haben.

E-Bike, Akku, Diskussion, Radfahren, Pedelec, Radtour

Je größer der E-Bike Akku, desto mehr Reichweite kann erzielt werden.

Pro großer Akku: Garanten für Glück

Ein Kommentar von Daniel O. Fikuart

Ok, Räder mit XL-Akkus sind schwerer. Aber Anstiege ohne Stress bewältigen zu können und stets mit Saft im Tank ans Ziel zu kommen, macht Lust auf mehr. Ein großer Akku ist Garant für Glück.

Zugegeben, Bikes mit kleinen Akkus sind agiler, lassen sich über querliegende Bäume tragen, einfacher schieben, wo man nicht fahren kann. Das liegt aber auch daran, dass die Hersteller ihren damit ausgestatteten Rädern ebenfalls leichte Rahmen und leichte Komponenten spendieren – ein Performance-Paket ohne Extras. Genuss- und Tourenbiker haben andere Prioritäten. Wir rollen mehr, als dass wir unsere „Stromer“ heben. Das kommt nur vor, wenn wir die E-Bikes auf den Kupplungsträger lupfen. Wir wollen mehr: nämlich Komfort- und Funktionsvorteile. Ein angenehmer Sattel. Schutzbleche, weil der Hosenboden sauber bleiben soll. Breitreifen für bessere Dämpfung. Ein Gepäckträger, der die Mitnahme einer Seitentasche erlaubt, für Werkzeug, Windjacke und Co . Mit Licht am Rad darf der Abend im Biergarten ruhig länger dauern.

Light-E-MTBs im Test: Leichte E-Mountainbikes im Vergleich

Auch das Akku-Gewicht spielt für uns eine Nebenrolle. Schließlich bringt ein 625-Wh-Akku im Vergleich zum kleinsten Bosch-Akku (400 Wh, 2,5 Kilogramm) keine drei Pfund mehr auf die Waage, was weniger als einer 1,5-Liter-Wasserflasche entspricht. Ach ja: Akkus mit 750 Wh Kapazität sind dann aber auch für mich zu viel. Das limitierende Element beim E-Biken ist nicht die maximal erzielbare Reichweite. Der Popo sagt, wann Zeit zum Aufhören ist. Und man kann ja immer nachladen: Eine Pause mit Kuchen, Apfelschorle und „Nuckeln“ an der Steckdose – je länger, desto besser – bringt schon einige Mehr-Kilometer in den Tank.

Freude auf längeren Ausfahrten

Größere Akkus bieten weitere Vorteile: Von wegen Darwin und sein „Survival of the Fittest“. Auch weniger Trainierten erlauben sie das Befahren von welligem Terrain, ohne dass sie in den roten Drehzahlbereich ihrer Herzfrequenz kommen. Längere Ausfahrten verstärken die positiven Effekte für das Herz-Kreislauf-System, trainieren den Muskelapparat, heben das Fitness-Level.

Und sind gut für die Seele: Endlich kann man quasi entfesselt Anstiege und Berge befahren, Blicke aus der Vogelperspektive genießen, Glück tanken. Oben am Pass den falschen Abzweig genommen und mit Juchhe tief abgefahren? Anhalten ohne sich zu ärgern, umdrehen und entspannt zurückkurbeln auf die richtige Spur. Überhaupt kann man sich dank großem Akku getrost auf Umwege einlassen – unverhoffte Entdeckungen und das kleine Abenteuer liegen am Wegrand. Ausfahrten bei Gegenwind oder dreimal in der Woche statt nur am Wochenende? Kein Problem.

Alltag mit dem E-Bike: Tipps fürs tägliche Radfahren

Ebenso easy: das Ziehen von Anhängern. Große Akkus öffnen eine große Welt. Und das alles, ohne ständig auf die Anzeige der Restreichweite schielen zu müssen. Vergessen sind Zeiten, als kleine Speicher Standard waren. Einmal, in den Dolomiten bei einer sportlichen 35-Kilometer-Tour, musste ich mit 500 Wh an Bord bereits nach den ersten neun Kilometern Anstieg an die Steckdose einer Berghütte, wie ein Junkie auf Entzug. Meine Frau, mit der neuen 625-Wh-Generation am Start, beendete die Tour ohne Nachtanken. Lächelnd.

Douze LT2B E-Lastenrad im Test: Antrieb, Ausstattung, Bewertung

Noch ein Argument für die großen Strom-Speicher, selbst wenn sie beim seltenen Aus- und Einbau spürbar mehr Halte- und Balance-Kraft verlangen: Gewichtige Räder rollen erstaunlich überlegen wie ein Jeep über Schotter, Schlaglöcher, Rillen oder Wurzeln. Während tänzelnde Sportbikes hier konzentriert an die Kandare genommen werden müssen.

Weil große Akkus mehr Reichweite und längere Fahrzeiten bieten, wird man durch die dabei erlebte Erfahrung klug: Die Sorgen schwinden, aus der Spur oder aus dem Tritt zu kommen. Dafür kommt Mut ins Spiel. Gemeisterte Stellen beflügeln das Selbstvertrauen und optimieren die Fahrtechnik. Man wird – auf Dauer – ein besserer Biker.

Nokoforza Urban E-Bike von Noko im Test: Antrieb, Ausstattung, Bewertung

Mein Fazit: Ein großer Akku macht das E-Bike zur Glücksmaschine. Er ermöglicht längere, entspannte Ausfahrten und unvergessliche Radreisen. Auch dank 625er-Akkus wurde unsere 550 Kilometer lange Bodensee-Königssee-Tour zur schönsten Reise unseres Lebens. Ein XL-Akku hat zudem das Potential für mehr: Damit lassen sich Träume verwirklichen! Etwa eine faszinierende Alpenüberquerung. Big is beautiful.

ElektroRad 6/2022, Banner, Reichweitentest, E-Bike

Hier können Sie die ElektroRad 6/2022 als Printmagazin oder E-Paper bestellen

Contra großer Akku: Leichter ist besser

Ein Kommentar von Stephan Kümmel

Kleiner Motor, kleiner Akku, leichtes E-Bike. Das ist für mich die Zukunft für viele – aber längst nicht alle – Pedelecs. Denn so holen wir uns das Radfahrgefühl zurück, ohne ins Schwitzen zu kommen.

E-Bike, Akku, Diskussion, Radfahren, Pedelec, Radtour

Je kleiner der Akku, desto handlicher ist das E-Bike.

Die Tendenz bei E-Bikes ging jahrelang immer in eine Richtung: größere Akkus, leistungsstärkere Motoren, schwerere Bikes. Zuletzt wogen die Räder im Großen ElektroRad-Test im Durchschnitt mehr als 26 Kilo. Zu Recht fragen viele unserer Leser: „Wie soll ich solche Räder noch bewegen?“ Denn sie werden nicht nur gefahren. Wir tragen sie in den Fahrradkeller, in die Wohnung oder wuchten sie auf den Heckträger. Ja, bei manchmal 30 Kilogramm und mehr pro Rad kann man das nicht anders nennen als wuchten. So langsam aber dreht sich der Wind. Immer mehr Hersteller haben leichte E-Bikes im Programm. Ich finde das großartig. Das ist die Zukunft!

Weniger ist mehr!

Fangen wir ganz profan an: beim Stadtrad. Wobei ich den Ausdruck gar nicht so passend finde. Denn solche Räder fahren wir auch hier auf dem Dorf: tiefer Einstieg, Körbchen auf dem Gepäckträger, eher dünnere Reifen. Damit komme ich auch in den Nachbarort zum Einkaufen, ins Café oder an den Baggersee. Was erwartet mich dort? Eine Reihe Fahrradständer. Die Bikes stehen wie an der Perlenkette aufgereiht nebeneinander. Schon allein dort freue ich mich, wenn ich keine 30-Kilo-Wuchtbrumme, sondern ein schlankes Rad anheben muss, um zu rangieren oder den Lenker über die der anderen geparkten Räder hinwegzuheben.

Geht das geringe Gewicht nicht zulasten der Fahrsicherheit? Finde ich nicht! Denn auch leichte Räder haben gute Bremsen, Licht und einen Gepäckträger. Nicht nur die Akkus sind kleiner und leichter. Auch der Motor ist in diesen Bikes meistens weniger kraftvoll, dadurch ebenfalls leichter. Schnell sind so fünf Kilogramm eingespart. Weitere Kilos sparen wir durch einen weniger klobigen Rahmen und insgesamt einen etwas geringeren Materialeinsatz.

10 Tipps für besseres Bremsen

Damit kommen wir auf Räder, die um die 20 Kilogramm wiegen. Das bekomme ich gut getragen. Eine schmale Treppe ist so kein unüberwindliches Hindernis. Die Fahrdynamik ist die eines klassischen Fahrrads. Wer das beherrscht, steuert auch ein leichtes E-Bike souverän und sicher.

Auch bei Trekkingrädern ist eine Schlankheitskur sinnvoll. Klar liegen schwere SUV-Bikes satt auf der Straße. Vollfederungen tun dabei ihr Übriges. Ich empfinde das aber als Teufelskreis: Schwerere Räder brauchen einen stärkeren Motor und dann auch einen größeren Akku. Außerdem fühlen sie sich immer mehr an wie Motorräder. Ich will aber trotz Motor-Unterstützung weiterhin Fahrrad fahren. Und das soll sich auch so anfühlen.

Mit einem leichten Trekking- oder Cityrad, erst recht aber mit einem leichten E-Mountainbike kann ich fahren, wie ich es vom Rad ohne Motor gewohnt bin. Das Rad ist spritzig, folgt meinen Befehlen sofort und agil. Sei es ein Pedaltritt oder eine schnelle Lenkbewegung – da ist nichts träge oder schwerfällig. Anders bei den „fetten“ Bikes. Ich finde, sie fühlen sich oft an wie der sprichwörtliche Tanker beim Wenden.

Newsticker: Das sind die Neuheiten für die Saison 2023

Ich habe nicht den Eindruck, dass meine Akku-Angst bei leichten E-Bikes zunimmt. Denn ich weiß, was mein Bike leisten kann. Entsprechend plane ich meine Touren. Soll sie länger werden, nehme ich das Ladegerät mit. Eine Steckdose findet sich fast immer. Selbst der kleinste Akku hält so lange durch, bis eine Pause ohnehin angeraten ist. Überanstrenge ich mich mit einem leichten E-Bike? Kann vorkommen. Das liegt in meinem Fall aber an der sportlicheren, agileren, kurz: fahrradtypischeren Fahrweise. Auf einem leichten E-Bike trete ich automatisch kräftiger in die Pedale. Das muss aber nicht sein. Denn selbst die kleinsten und leichtesten Motoren schieben mich zur Not ohne viel Eigenleistung den Berg hinauf.

Bleibt der Umweltaspekt: Aktuelle E-Bike-Akkus haben keinen guten Ruf. Ihre Produktion ist energieintensiv (was sich relativiert, wenn ich das E-Bike statt des Autos nutze), ihr Recycling kompliziert. Darum brauche ich keinen Mega-Akku, den ich doch so gut wie nie voll ausschöpfe. Je besser der Speicher an meinen tatsächlichen Bedarf angepasst ist, desto weniger schlecht ist er für die Umwelt. Dazu kommt: Je leichter das Bike, desto geringer der Stromverbrauch. Alles in allem gilt deshalb für mich: Leichter ist besser.

Camp & Bike 2022, Banner

Camp & Bike 2022: Hier können Sie das Magazin als Printausgabe oder E-Paper bestellen

Schlagworte
envelope facebook social link instagram