Die krassesten E-Bikes der Welt: Mehr als City und Trekking
Auffallen und Eindruck machen
Die krassesten E-Bikes der Welt: Mehr als City und Trekking
in Test & Teile
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Wir haben uns durchaus anstecken lassen von der Begeisterung der Macher von so krassen und abgefahrenen Konzepten wie dem Wasser-Bike, dem Amphibien-Camper oder dem klassisch-eleganten Pedersen-E-Bike. Lesen Sie die Artikel in der ElektroRad 8/2022 also bitte nicht als nüchterne Fahrradtests, sondern als Erlebnisberichte, die von der Kreativität, dem Erfindergeist und dem Mut ihrer Macher zeugen. Und lassen Sie gerne ihrer Fantasie freien Lauf. Mich etwa reizt die Vorstellung durchaus, statt mit dem automobilen Elterntaxi einmal mit dem BeTriton den Nachwuchs zur Schule zu kutschieren. Irritierte Blicke nahezu aller anderen Eltern – und Kinder! – wären mir gewiss. Gleiches gilt, würde ich mit dem Retro-Bike samt Anhänger von Ateliers Heritage vorfahren.
Doch der Reihe nach. Denn unsere Teststrecke beginnt nicht auf dem Boulevard, sondern im Wasser.
Zu Lande, zu Wasser – und im tiefsten Matsch
Elektronik und Wasser führen nicht gerade eine harmonische Beziehung. Ein Tropfen an der falschen Stelle, schon verabschiedet sich das System – Kurzschluss. Da ein moderner E-Bike-Antrieb inklusive Motor, Akku und Verkabelung komplett umschlossen und somit wasserdicht genutzt werden kann, eignet er sich sogar für Boote und Amphibienfahrzeuge. Wir haben uns das Tragflügelboot Manta5 aus Australien einmal genauer angesehen und ausprobiert. Natürlich an einem sonnigen Tag im Sommer und nicht mitten im Winter mit klammen Händen und stetiger Erkältungsgefahr. Das reine Spaßmobil ist nicht ganz leicht zu beherrschen, hat unser Test- und Technikleiter Sebastian Böhm festgestellt. Auf einem Altarm der Donau war er mit dem „Rochen“ unterwegs – jedenfalls hat er es versucht. Selbst das hat schon enorm viel Spaß gemacht.
Schon deutlich praktischer – und auch leichter zu fahren – ist das BeTriton-Amphibienbike. Es verbindet gleich mehrere Möglichkeiten: Es ist Lastenrad, Kindertransporter, Campingmobil und Hausboot in einem. Das spannende Konzept aus Lettland ist sicher nicht für den Massenmarkt geeignet. Will etwa ein Paar gemeinsam auf Campingtour gehen, sollten sie gerne kuscheln – bei einer Liegefläche von nur knapp einem Meter. Als Verleihflotte für extravagante Wochenendausflüge etwa an der Mecklenburgischen Seenplatte können wir es uns sehr gut vorstellen. Und kindliche Freude kommt beim Gedanken an eine Tour wie oben beschrieben mit dem wuchtigen Trike zur Schule auf.
Erde und Wasser ergibt Matsch
Der Weg vom Wasser hin zu trockenem Land führt über den Matsch. Damit kommt das Trefecta sehr gut klar. Denn nicht nur der Boulevard – sei es nun die Straße vor der Schule oder die Düsseldorfer Kö – ist das geeignete Geläuf für unsere Auswahl. Das in vielerlei Hinsicht extreme Trefecta will an ganz anderen Orten geritten werden. Bis zu 70 Sachen sind damit möglich. Dazu ist es kraftvoll, reichweitenstark, extrem geländegängig und obendrein sehr leise. Natürlich nichts für den öffentlichen Verkehrsraum. Ranger aber in Nationalparks etwa sind so lokal emissionsfrei, leise und äußerst flexibel auf der Pirsch.
Ähnliches Gelände wünschen sich auch die beiden Fatbikes im Testfeld. Zwei Fatbikes? Ja, denn sie unterscheiden sich grundlegend: Das Maxx Jagamoasta ist ein klassisches Fahrrad mit Diamantrahmen. Das ICE Full Fat von Icletta hingegen rollt auf drei voluminösen Stollenreifen, der Fahrer liegt auf einem Schalensitz. Beide machen enorm viel Laune, aber auf ganz unterschiedliche Weise. Das Jagamoasta vermittelt ein fast schon bossiges, mit einer satten Straßenlage verbundenes Fahrgefühl. Auf Schnee und im Matsch bietet es viel Grip. Es wirkt wie ein geländegängiger Chopper, der in jeglicher Weise „fett“ wirkt, im Wortsinn der Jugendsprache zu Beginn des Jahrtausends – also großartig, erhaben, souverän.
Das Trike weckt ähnliche Assoziationen, aber auf eine gänzlich andere Art. Denn hier kommt der Spaß durchs wilde Offroad-Pflügen ohne Angst, das Gleichgewicht zu verlieren. Driften, steile, schmierige Hänge erklimmen, schnelle Abfahrten auf sehr ruppigem Untergrund, über Wurzeln, Stock und Stein – so will das Fattrike gefahren werden. Dank Motor überwindet das ICE Full Fat steilste Rampen. Extreme Schräglagen sorgen für Nervenkitzel, die satte Straßenlage – oder besser Traillage – vermittelt gleichzeitig Sicherheit und weckt Experimentierfreude. Einige gewollte Instabilitäten wecken gleichzeitig die Abenteuerlust.
Der Boss und seine Partnerin
Souverän und erhaben geht es weiter mit unseren Cruisern im Test. Das Lil‘Missy von Ruff Cycles ist speziell für Frauen gemacht. Die Regensburger positionieren das Fun-Bike mit den fetten 20-Zoll-Reifen in der „Freche-Göre-Ecke“. Selbstbewusste junge Frauen, die wissen, was sie wollen, gerne provozieren und alles sind, aber nicht die Norm. Klingt wie aus dem PR-Handbuch, trifft das Bike aber echt gut. Dabei können auch Jungs ihren Spaß haben auf Lil‘Missy. Egal ob männlich, weiblich oder divers: Das Bike bleibt eher was für die Kurzstrecke. Denn für lange Touren ist der weit hinten liegende Sitz und das Treten eher nach vorn auf Dauer zu unbequem. Unkonventionell durch die Stadt, zum Baggersee oder abends zum Konzert? Dafür ist das stylische Bike gemacht!
Schon eher langstreckentauglich ist der Cruiser von Rayvolt. Trotzdem sieht man aber auch diesem außergewöhnlichen Bike an, dass es nicht weit vom Strand weg entstanden ist, genauer gesagt in Barcelona. Show and shine, frei übersetzt sehen und gesehen werden, stand auch beim Cruiser zumindest ein Stück weit Pate. Die inneren Werte stimmen beim Spanier aber auch. Denn einen Großteil der Technik hat Rayvolt selbst entwickelt. Dazu gehört auch der kraftvolle Heckmotor. Für die Alltagstauglichkeit, so sie denn in dieser Kategorie überhaupt eine Rolle spielt, gibt es einige hauseigene Taschen für den Cruiser. Und damit der Fahrer gegenüber dem elegant-rebellischen Rad nicht abfällt, liefert Rayvolt auf Wunsch gleich das passende Leder-Outfit mit dazu.
Gediegener Charme
Ähnlich extravagant, dabei aber deutlich gediegener geht es beim Pedersen-E-Bike von Utopia Velo zu. Die Saarländer bleiben dem Original von Mikael Pedersen aus dem Jahre 1898 erstaunlich treu. Das heißt: Sehr aufrechte Sitzposition mit frei schwingendem Sattel, die typische Lenkerform und der filigrane Stahlrahmen sind gesetzt.
Trotzdem heben die Utopia-Macher ihr E-Pedersen locker ins 21. Jahrhundert. Ein langer Radstand, voluminöse Pneus und ein Speedlifter-Vorbau sprechen dafür – neben dem 1898 noch völlig undenkbaren Frontnabenmotor.
Blick in die Zukunft
Zu guter Letzt richten wir noch einen Blick in die Zukunft. Das Kabinendreirad Hopper ist nämlich noch nicht auf dem Markt. Der Prototyp soll eingefleischte Autofahrer überzeugen, auf das umweltfreundliche und praktische Fahrzeug umzusteigen. Denn es will die Vorteile des Fahrrads – bezahlbar, kompakt, sparsam, bewegungsfördernd, gesund – mit denen des Autos – vor allem witterungsunabhängig – verbinden. Trotz noch einiger Kinderkrankheiten sind die Augsburger auf einem sehr guten Weg. Es gibt noch so viel mehr zu entdecken: Snowmobile mit E-Antrieb, Seitenwagen-Gespanne, richtiggehende Sattelschlepper mit E-Bike-Technik und, und, und. Wir beobachten weiter und lassen uns immer wieder neu begeistern.
Diese spektakulären E-Bikes stellen wir in ElektroRad 8/2022 vor
Manta5 Hydrofoiler XE-1: Wasser marsch!
Auf festem Untergrund kann jeder fahren. Auf Wasser sieht das schon anders aus! Mit dem Manta5 auf Erprobungsfahrt.
Zeltini BeTriton: Zu Lande, zu Wasser
In Sachen Transport glaubt man ja gerne, alles schon gesehen zu haben – bis der lettische Designer Aigars Lauzis im Mai 2020 das ZTriton vorstellte: eine gewagte Kombination aus EBike, Camper und Hausboot.
Trefecta Bespoke: Auf die harte Tour
Seine martialische Optik verdankt das Trefecta der Tatsache, dass es einst fürs Militär entwickelt wurde. Der wuchtige Rumpf ähnelt eher einem Motorrad – was es ja mit seiner Leistung auch eher ist. Dieses Kraftpaket gilt als eines der extravagantesten E-Bikes.
ICE Full Fat: Fette Spaßmaschine
Vor fast zehn Jahren hat ICE das erste vollgefederte Fat-Trike der Welt entwickelt – als Prototyp für eine Antarktis-Expedition. Inzwischen setzen Forscher auf dem Süd-Kontinent das fette Liegerad ebenfalls ein. Und für uns Hosentaschen-Abenteurer gibt es das ICE Full Fat als E-Trike-Version.
Maxx Jagamoasta ELS: Fetter Geländespaß
Seit jeher konzipiert Maxx seinen Jagamoasta für besondere Abenteuer jenseits der Komfortzone. Das neueste E-Modell ist dabei weit mehr als ein spaßgarantierendes Fat-Hardtail – sondern überzeugt mit genialem Komponentenmix auf (fast) jeder Extremtour.
Ruff Cycles Lil’Missy: Stylisher Ladykracher
Mit dem Lil‘Missy hat Ruff Cycles einen Cruiser für Ladys ins Programm genommen. Der kompakte Flitzer hat jede Menge Style und zieht beim Flanieren durch die City garantiert alle Blicke auf sich.
Ateliers HeritageBike Origine
Die Modelle von Ateliers HeritageBike bestechen durch eine kongenialen Verschmelzung von Retrolook und neuster Technik, aber auch einem sonst nicht mehr gesehenen Grad an „Made in France“: Die Marke aus Annecy ist ein eigentliches Schaufenster verbliebener französischer Handwerkskunst.
Rayvolt Cruzer: Rakete für Rocker
Seit 2017 baut Rayvolt mit seinem Cruzer ein E-Bike im Chopper-Style. Neben der maximalen Aufmerksamkeit anderer Verkehrsteilnehmer ist dem Piloten vor allem eines sicher: spaßiges Feuerstuhl-Feeling dank kräftiger Motorentfaltung.
Utopia Velo Pedersen: Schwingend aufrecht
Das Pedersen ist ein Fahrrad aus einer anderen Zeit. Um genau zu sein: aus dem Jahr 1893. Seither ist der nur aus Dreiecken bestehende Rahmen mit frei schwingendem Sattel aber weiterentwickelt worden – und auch als motorisierte Variante erhältlich.
Hopper Kabinen-E-Bike: City-Hopping
Der Hopper bietet den Komfort eines Autos, die Freiheit eines Fahrrades und die Unbeschwertheit eines E-Bikes.
Die ausführlichen Artikel über die extravaganten E-Bike-Konzepte lesen Sie in der ElektroRad 8/2022. Hier können Sie die Ausgabe als E-Paper oder Printmagazin herunterladen.