Lastenrad-Test, Transporträder, Cargobikes, Test, Kaufberatung

Lastenrad-Test 2023: Cargobikes ohne Motor von 1849 bis 5600 Euro

Spritzige Frachter ohne E

Lastenrad-Test 2023: Cargobikes ohne Motor von 1849 bis 5600 Euro

Transporträder sind fast so alt wie das Fahrrad. Vor allem Bäckerräder waren früher weit verbreitet. Bevor das Auto sie als Transporter ablöste. Heutige Cargobikes erobern sich die Straße zurück. Wenigstens in Teilen. Mit neuen Ideen und frischen Designs überzeugen sie als Kraftfahrzeug. Und zwar mit und ohne Motor. Neun Lastenrad-Modelle ohne E im Test.
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Summ, summ, summ. Schon vor Sonnenaufgang schwirren sie aus und suchen gelb gewandet und surrend ihren Weg, das Ziel eindeutig kommuniziert. Bienen und Postboten haben einige Gemeinsamkeiten, dabei aber einen wesentlichen Unterschied: Die einen sammeln, die anderen verteilen. Ob die emsigen Bienchen sich manchmal elektrische Unterstützung wünschen, können wir nicht erahnen. Vielen, vielen Postbotinnen und Postboten jedenfalls machen ausdauernde, robuste E-Bikes seit einigen Jahren die Arbeit leichter, wenn sich Briefe und Broschüren vorne und hinten stapeln. Das Postrad ist sehr sicher das häufigste Lastenrad in Deutschland. Mit seinem Frontkorb ähnelt es dem früheren Bäckerrad.

Auch sonst sind Transporträder aktuell total angesagt. Es gibt sie in zahlreichen Formen und Modellen. Dank Motor werden meist Kinder, aber auch Kisten locker von A nach B verfrachtet. Motorisierte Transporter haben klare Vorteile, wie auch Postboten sicher bestätigen werden. Ohne zu schwitzen, kann man mit ihnen auch Steigungen gut erklimmen. Oder eben große Besorgungen machen. So sind sie ein tauglicher Auto-Ersatz vor allem für die Nahmobilität.

Mobil ohne Motor

Doch so ein E-Bike hat auch Nachteile. Der Preis liegt schnell um 2000 Euro über dem eines motorlosen Fahrrades. Dazu kommen laufende Kosten für den Strom, wenn er nicht von der eigenen Solaranlage kommt. Außerdem wiegt so ein Rad gerne 10 kg und, je nach Ausführung, auch weit mehr zusätzlich. Motor, Elektronik-Akku, größere, aufwendigere, kräftigere Rahmen, können sich im Extrem zu schwer zu handhabenden Boliden aufsummieren.

Ohne Frage ist jedes E-Bike, das ein Auto ersetzt, ein Gewinn für Umwelt und Gesundheit. Durch Rohstoff- und Ressourcenverbrauch ist es dennoch nicht in allerletzter Konsequenz nachhaltig, zumindest etwas weniger als ein durchschnittliches Fahrrad.

Verzichtet man bei einem Transportrad auf den Motor, kommen nicht nur Puristen und Früher-war-alles-besser-Menschen auf ihre Kosten. Nicht jeder will oder kann das viele Geld ausgeben. Nicht jeder will oder kann einen schweren „Bock“ in Keller, Flur oder sogar Wohnung schleppen. Nicht jeder mag es, wenn der Motor bei gut 25 km/h abriegelt und man dann mit dem Gewicht alleingelassen wird. Es gibt genug Menschen, die gerne leichte, spritzige Transporthelfer wollen. Denen ein sportlicher Auftritt auch beim Cargobike lieber ist und die notfalls Motoren durch Muskeln ersetzen und eben darum ganz bewusst oder auch ganz konsequent auf den Motor verzichten.

Lastenrad-Test: Moderne, kreative Vielfalt

Damit liegen sie durchaus im Trend. Auch wenn der Markt und das Angebot noch relativ klein sind. Aber unsere neun Testräder zeigen, dass es eine lebendige Nische ist.

Frische Designs, kreative, clevere Details und leicht sportliche Konzepte, mit denen man auch einfach mal das normale Fahrrad ersetzt, schaffen es zu begeistern.

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Drei Lastenrad-Konzepte

Im Wesentlichen umfasst der Test drei Transportrad-Konzepte. Typische Long Johns – langer Einspurer mit tiefer Ladefläche oder Box vorne – sind das Radlader von Cargo Bike Monkeys (CBM), das Mini Cargobike von Hagen Bikes aus Estland und das Iumentum 1890. Alle drei sind leicht gebaut und grundsätzlich mit offener Plattform konstruiert. Bei CBM und Hagen Bikes entsteht mit optionalen Elementen ein geschlossener Frachtraum. Um dem Rad einen sicheren, engen Wendekreis zu verschaffen, setzen die beiden deutschen Marken auf eine hochwertige Seilzuglenkung. Ebenfalls ein Long John ist das Babboe Mini. Wie das Hagen Bike steuert der Familientransporter mit der Holzbox per Stangenlenkung, die prinzipiell eine natürliche Einschlagsbegrenzung besitzt und die Räder etwas in der Manövrierfähigkeit einschränkt.

Ebenfalls per Lenkstange agieren der Filibus von Kemper, das Muli Muskel, das Omnium Mini-Max und das Yoonit Mini Cargo Bike. Durch ihre kompakte oder leichte Bauweise und teils sehr kleinen Räder (vor allem Yoonit) bleiben die Modelle aber sehr umgänglich. Das Kemper, das Omnium und das Yoonit sind Neuinterpretationen des klassischen Bäckerrades: normaler Fahrradhauptrahmen, kleines Vorderrad und darüber eine größere Ladeplattform. Der Kemper Filibus ist bereits vor 30 Jahren angetreten, seine klobigen Ahnen mit Frische zu ersetzen. Heute wirkt das konzeptionell sehr ähnliche Omnium frischer und moderner, was dem Filibus als Vorreiter aber zur Ehre gereicht. Yoonit bietet mit seinem umzudrehenden oder schnell austauschbaren Plattform-Korb ein innovatives Element. Sein an die Fracht anpassbarer Lenkungsdämpfer ist ein weiteres Highlight.

Mulis Modell ist wiederum ein Long John. Aufgrund der kompakten Bauweise aber nicht auf den ersten Blick als solches zu erkennen. Noch dazu, weil sich die Front-Ladebox aus robustem Stahl-Lochblech bei Nicht-Bedarf ganz schlank zusammenklappen lässt. Ein sehr cleveres, ingeniöses Feature, mit dem das Rad sehr raumsparsam ist. Wie bei einigen anderen Modellen lässt sich zudem der Lenker quer stellen. So passt insbesondere das Muli sogar in sehr schmale Nischen.

Als einziges Longtail – normale Fahrradfront, verlängertes Heck, meist mit stabiler Sitzbank – ist das Yuba Kombi im Test. Es ist ein kompakterer Vertreter seiner Art und hier mit einer rundum geschützten Sitzbank ausgestattet. Weiteres oder anderes Zubehör kann es deutlicher zum Lastentransporter machen.

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Große, sperrige Lasten? Kein Problem für die kleinen robusten Transporter

Leichte Athleten und kräftige Träger

Das elegant schlanke Omnium aus Dänemark hat seine Wurzeln im Kuriergewerbe. Da steht sportliches Tempo klar im Lastenheft. Kein Wunder, dass es mit etwas über 21 kg das leichteste Rad im Test ist. Gewichtsmäßig am anderen Ende steht das Babboe mit immerhin fast 50 kg. Seine geräumigere, auf Kindertransport ausgelegte und hier mit Wetterverdeck ergänzte Holzbox addieren sich da. Wenig überraschend, dass es nicht das spritzigste Modell ist.

Insgesamt lässt sich aber feststellen, dass alle Räder gut und sehr stabil zu fahren sind, trotz der allgemein eher kleinen Räder an der Front. Das gilt sogar für die kompakten, doppelt klein bereiften Transporter von Muli und Yoonit. Bei Leerfahrten sind bis auf das Hagen Bike mit sehr nervösem Frontrad alle Testräder souverän unterwegs. Störend sind höchstens vereinzelt klappernde Ständer oder andere Teile.

Auffälligere Unterschiede ergeben sich mit Beladung. Auch wenn rechnerisch bis zu 80 kg zusätzlich zu Rad und Fahrer verfrachtet werden können. In den meisten Fällen ist real das fahrbare Limit niedriger. Sei es auch nur wegen der eigenen Muskelkraft. Ausgetestet haben wir das zunächst mit 30 kg und dann weiteren 25 kg Beladung.

Manchen macht die Last nichts aus

Als sehr stabil und beinahe Last-neutral erweisen sich das Iumentum, das CBM, das Muli und das Yoonit. Alle vier profitieren von sehr hochwertiger, stabiler Bauweise. Dazu kommt bei Muli, Iumentum und CBM ein tiefer, günstiger Schwerpunkt. Das Yoonit bleibt auch wegen des einzigartigen Lenkungsdämpfers immer fahrstabil. Tief kann die Last auch im Babboe liegen. Der offene Hauptrahmen und das deutlich niedrigere Preisniveau resultieren aber in einer höheren, spürbaren Lastsensibilität. Dann hilft es, den Transportschwerpunkt näher an den Lenker zu bringen, sogar auf dem Kindersitz. Der beladen tiefe Schwerpunkt hilft auch dem Hagen Bike. Es fährt sich dann auffällig entspannt sogar mit sportlicher Note, auch wenn das Frontrad immer noch etwas lebendig bleibt.

Genauer packen sollte man seine Güter auch bei Omnium und Kemper. Je näher die Last am Lenker auf der Plattform liegt, desto besser und sicherer lassen sich die Räder fahren. Andernfalls kann sich selbst bei geringerer Zuladung ein unruhiger Schwerpunkt ergeben.

Mit nervöser Front reagiert auch das Yuba, wenn eine größere Masse (auch liegend schon) auf der Sitzbank transportiert wird. Zumal man wegen des kürzeren Hecks leicht die limitierenden 20 kg hinter der Achse erreichen kann. Viel Druck auf den Lenker oder zusätzliches Gewicht im Korb (8 kg im Test) wirken beruhigend. Platziert man Einkäufe bis zum Maximum von 2 mal 25 kg auf den tiefen Fußbrettern, bleibt das Rad souverän zu fahren.

Es gibt Grenzen

So lebendig und locker die leeren Transporter teils auch im hügeligen Gelände und teils auch beladen fahren. Kommen aber reichlich Kilos und Steigung zusammen, ist doch schnell Schluss. Dadurch eignen sich die unmotorisierten Cargobikes ideal für flaches Terrain. Sei das die Stadt, das Dorf oder auch die fröhliche Ausfahrt ins Umland. Je leichter und spritziger, desto lieber.

Wer Gefallen an den vorgestellten Rädern hat, sich wegen persönlicher Voraussetzungen oder Vorlieben aber schwertut mit der Motorlosigkeit, kann aufatmen. Alle Modelle im Test gibt es auch oder sehr ähnlich mit Motor. Modern und schön anzusehen sind sie dann immer noch.

Es gibt ganz bestimmt noch Postboten, die mit einem Fahrrad unterwegs sind. Die meisten werden die Briefe aber wohl sehr erleichtert mit dem E-Bike austeilen.

Und den Honig transportieren vielleicht doch die Imker per Rad. Am Berg vermutlich mit dem E-Cargobike. Im Flachland möglicherweise mit einem Transporter ohne Motor.

Lastenrad-Test: Diese Cargobikes ohne Motor haben wir getestet

Marke Modell Preis Note Prädikat
Babboe Mini 1849 Euro 1,8 – Gut  
Yuba KombiTestbrief 2039 Euro 1,9 – Gut  
Kemper Filibus 2075 Euro 1,6 – Sehr gut  
Iumentum 1890 ab 2300 Euro 1,4 – Sehr gut Preis/Leistung
Hagen Mini Cargo Bike 2829 Euro 2,0 – Gut  
Omnium Mini-Max 2890 Euro 1,6 – Sehr gut  
Muli MuskelTestbrief 3300 Euro 1,3 – Sehr gut Empfehlung
Yoonit Mini Cargobike Classic 3430 Euro 1,3 – Sehr gut Empfehlung
Cargo Bike Monkeys Radlader 5600 Euro 1,4 – Sehr gut Empfehlung

Die ausführlichen Testberichte der Cargobikes aus diesem Lastenrad-Test lesen Sie in der Radfahren 2/2023. Hier können Sie die Ausgabe als Printmagazin oder E-Paper bestellen.

Die getesteten Lastenräder in der Bildergalerie

Babboe Mini, Lastenrad-Test, Kaufberatung

Babboe Mini

Yuba Kombi, Lastenrad, Test, Kaufberatung

Yuba Kombi

Kemper Filibus, Test, Kaufberatung

Kemper Filibus

Iumentum 1890, Test, Kaufberatung, Lastenrad

Iumentum 1890

Hagen Mini Cargo Bikes, Test, Kaufberatung

Hagen Mini Cargo Bikes

Omnium Mini-Max, Lastenrad, Test, Kaufberatung

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Muli Muskel

Yoonit Mini Cargobike Classic, Test, Kaufberatung

Yoonit Mini Cargobike Classic

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