Akku am E-Bike: Größe, Sicherheit, Handhabung – das ist wirklich wichtig

Akku-Sorgen – gänzlich unbegründet?

Akku am E-Bike: Größe, Sicherheit, Handhabung – das ist wirklich wichtig

E-Bike-Akkus brennen schnell und halten nie lange genug. Das sind die gängigen Klischees über die Stromspeicher. Doch Sorgen um den Akku sind gänzlich unbegründet – oder?
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Eine kurze Google-Recherche reicht, schon stößt man auf zahlreiche Horrormeldungen zum E-Bike-Akku: „Schnell, lautlos, brandgefährlich“ heißt es da. Oder „In Unterhose von Explosion überrascht!“ Steckt da berechtigte Sorge oder Panikmache dahinter? Unter den Schlagzeilen wird schnell klar: Falscher Umgang mit den Akkus, ganz selten aber die Akkus selbst, sind Schuld an der Feuergefahr. Wer seinen Akku pfleglich behandelt, der hat kaum etwas zu befürchten. Andere Fragen zum Akku sind da für „Otto-Normalfahrer“ deutlich relevanter.

E-Bike-Akkus gelten als sicher

Der TÜV Süd geht davon aus, dass bei Autos mit Verbrennermotor eine fünf- bis zehnmal höhere Brandgefahr besteht als bei Elektroautos. Moderne Lithium-Ionen-Akkus gelten als extrem sicher. Die Technik in E-Autos unterscheidet sich dabei kaum von der in Handy-Akkus und in den Stromspeichern von Pedelecs. Wir alle tragen unsere Handys ohne Sorgen nah am Körper. Warum also sollten wir vor E-Bike-Akkus Panik bekommen?

Ganz unbegründet ist die Gefahr aber nicht. Daher empfehlen wir, den E-Bike-Akku möglichst pfleglich zu behandeln. So haben Lithium-Ionen-Akkus eine Wohlfühltemperatur. Bei den meisten Stromspeichern für E-Bikes liegt die etwa bei Zimmertemperatur. Im Betrieb heizen sich die Zellen in etwa auf diese Temperatur auf, auch im Kalten. Da das Elektrolyt im Akku mit abnehmender Temperatur zähflüssiger wird, die Leitfähigkeit leidet, verringert sich bei strenger Kälte die Reichweite. Frost sorgt normalerweise nicht für dauerhafte Schäden. Sobald das Elektrolyt seine „Wohlfühltemperatur“ erreicht hat, sollte die Reichweite auch wieder passen. Extreme Kälte hingegen kann schon Schäden verursachen. Da sprechen wir aber von Temperaturen im deutlich zweistelligen Minusbereich.

Neoprenhüllen als Akkuwärmer

Im Handel sind Neoprenhüllen als Akkuwärmer im Angebot. Diese Überzieher können Akkus tatsächlich schützen – nämlich vor äußeren Einflüssen wie Schneematsch und Streusalzduschen. Auf die unmittelbare Funktionsweise haben diese „Akkusocken“ aber kaum Einfluss. Deutlich gefährlicher als Kälte ist Hitze. Direkte Sonneneinstrahlung oder das lange Lagern im Auto, das in der prallen Sonne steht, kann zu irreparablen Schäden im Innern des Akkus führen.

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Akku sicher laden

Die aktuelle E-Bike-Akku-Generation der Markenhersteller ist gut geschützt. Dazu gehören Überspannungssicherungen und Schutz vor Kurzschluss. Falsches, die Akkuhardware schädigendes Laden ist dank der modernen Batterie-Management-Systeme nahezu ausgeschlossen. Einige Tipps zum richtigen Laden gibt es trotzdem. So empfehlen wir, den Akku im Trockenen und wenn möglich bei deutlichen Plus-Graden zu laden. Zimmertemperatur ist hier ideal, aber auch der Keller oder eine frostfreie Garage eignen sich. Wenn Sie den Akku nicht direkt am Rad laden, legen sie ihn am besten während des Ladevorgangs auf einen festen Untergrund, etwa einen Stein- oder Fliesenboden. So erkennen Sie auch, ob womöglich Flüssigkeiten austreten. Geben Sie dem Akku vor dem Laden etwas Zeit, wenn Sie ihn aus der Kälte ins Haus holen. So vermeiden Sie Kondenswasser während des Ladevorgangs im Akku. Fahren Sie eine längere Zeit – etwa über den Winter – nicht mit ihrem Rad, lagern Sie den Akku zwischen 30 und 70 Prozent seiner Ladekapazität. Überprüfen Sie zudem regelmäßig die Kontakte und Steckverbindungen auf Korrosion. So haben Sie lange Freude am Akku. Absolut tabu ist das Herumschrauben am Akku. Finger weg! Denn die größte Gefahr für die Speicher geht von Beschädigungen von außen aus. Nach einem Unfall – etwa einem Sturz – oder eben durch unsachgemäße „Reparaturversuche“. Zwar sind modernen Speicher durchaus stoßgeschützt, schließlich sind sie am Fahrrad ständigen Vibrationen ausgesetzt und fallen mitsamt dem Rad auch mal um. Ordentliche Stürze aber können trotzdem Beschädigungen wie etwa Quetschungen der Akkuzellen verursachen. Meistens sind solche Schäden auch optisch sichtbar.

Haben Sie nach einem Unfall oder einem Sturz trotz intakter Akkuhülle Zweifel, ob die Batterie tatsächlich noch intakt ist, können Sie sie beim Fachhändler auslesen lassen. Dank Diagnosesoftware erfahren Sie dann auch die Restkapazität, die interne Temperatur während der Fahrt und die Anzahl der bereits durchgeführten Vollladezyklen. In der Regel schaffen moderne Akkus 500 bis 1000 dieser Ladezyklen ohne nennenswerte Leistungseinbuße. Und auch danach ist noch lange nicht Schluss: Dann erst sinkt die allgemeine Performance des Speichers langsam ab, er kann also weiterhin noch viele Monate oder gar Jahre treue Dienste leisten. Erst, wenn Sie selbst mit der Kapazität nicht mehr zufrieden sind, die bereitgestellte Energiemenge nicht mehr für Ihre gewohnten Touren ausreicht, sollten Sie den Akku wechseln. Übrigens: Ihr Händler muss ihn dann kostenlos zurücknehmen und dem Recycling zuführen. So will es das Gesetz.

Auf eigene Faust einen Akku zu öffnen ist absolut tabu. Das sollte Fachleuten vorbehalten sein. Hier: Akku kurz vorm Recycling.

Akkugröße nach Bedarf berechnen

Apropos Kapazität: Darüber sollten Sie sich schon vor dem Kauf Gedanken machen. Denn nicht immer bedeutet ein möglichst großer Akku die richtige Wahl. Denn je größer die Batterie, desto schwerer das E-Bike. Wie bei den Motoren muss nicht das leistungsstärkste Set für Sie auch passen. Wer etwa das Fahrgefühl eines klassischen Fahrrads liebt, viel eigene Leistung erbringen will und den E-Antrieb eher als kleine Hilfe sieht, für den sind kompakte Systeme passend, etwa von Fazua oder mit den leichten Heckmotoren von Mahle und Mivice. Auch alle, die ihr Rad viel tragen müssen, freuen sich über ein paar eingesparte Kilo. Insgesamt sind leichte E-Bikes aktuell ein großer Trend. Ihre Fahreigenschaften liegen nah am klassischen Fahrrad, sie verbrauchen wenig Energie und helfen dank der moderaten Unterstützung doch enorm im Kampf gegen den inneren Schweinehund.

Ein weiterer Trend seit inzwischen mehreren Jahren sind SUV-E-Bikes. Sie kommen nach ihren großen Automobil-Geschwistern: Sie sind oft geländegängig, manchmal sogar vollgefedert, haben eine umfangreiche Alltagsausstattung und kraftvolle Motoren sowie große Akkus. Diese Räder sind für fast alle Eventualitäten gewappnet, sind somit echte Vielseitigkeits-Champions. Das erkaufen sie sich allerdings mit hohem Gewicht und einem Fahrverhalten, das nicht selten sogar an Mofas oder Motorräder erinnert. Wer sein Rad also regelmäßig tragen muss, zum Beispiel in den Keller oder die eigene Wohnung, sollte testen, ob das mit einem SUV klappt.

Einsteiger fahren immer mehr

Was für Sie in Frage kommt, entscheiden Sie selbst. Eines aber sollten Sie immer bedenken. Fast jede Studie zum Pedelec-Fahren bestätigt: Die allermeisten Neu-E-Biker fahren deutlich öfter und deutlich weiter, als sie es sich vor dem Kauf eines Pedelecs erträumt haben.

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