Annika Zimmermann Interview über ihre Fahrrad Leidenschaft
Im Interview: Amazon Prime Moderatorin und passionierte Radfahrerin Annika Zimmermann
Annika Zimmermann Interview über ihre Fahrrad Leidenschaft
in Persönlichkeiten
in Persönlichkeiten
Als Sportmoderatorin im ZDF war Annika Zimmermann über viele Jahre ein prägendes Gesicht, besonders bekannt aus dem ZDF-Morgenmagazin.
Sport und Bewegung nehmen im Leben der Journalistin, die mittlerweile für Amazon Prime arbeitet, auch privat einen wesentlichen Platz ein. Im Interview erklärt sie, warum sie Radtouren in Griechenland bevorzugt und wie man einen Radmarathon „spielerisch“ bezwingt.
Annika Zimmermann im Interview
Interviewte Annika Zimmermann als Sportreporterin fürs ZDF namhafte Profisportler, etwa beim legendären Ironman auf Hawaii, der Leichtathletik-Weltmeisterschaft in Doha 2019 oder der Tour de France, wurde rasch deutlich: Die 34-jährige, gebürtige Darmstädterin ist selbst schwer sportbegeistert und vermag diese Freude an Bewegung, Wettkampf und „ans Limit gehen“ ihren Zuschauern zu vermitteln, für sie nachempfindbar zu machen.
Das verwundert nicht, schließlich war die Sportjournalistin bereits in Kindertagen ambitionierte Leichtathletin, nahm später an Triathlonwettkämpfen teil und entdeckte vor einigen Jahren das (Renn-)Radfahren neu für sich. Der erfrischenden Frohnatur nimmt man ab, dass regelmäßige Bewegung nicht allein die körperliche Fitness, sondern eben auch die gute Laune fördert.
Das Beste fürs Fest: Geschenke für Radfahrer
Insbesondere im Radfahren hat Zimmermann zu einem guten Teil ihre (sportliche) Erfüllung gefunden. Als echte Ausdauerkönnerin, die bei intensiver körperlicher Anstrengung aufblüht, hat die Sportmoderatorin bereits den gefürchteten Ötztaler Radmarathon sowie die Rennrad-Transalp – beide Veranstaltungen prägt ein überaus anspruchsvolles Höhenprofil – erfolgreich bewältigt. Anders, als es die Teilnahme an derlei Ausdauer-Radrennen vermuten ließe, wiegt für die studierte Sportjournalistin das erhebende Gemeinschaftserlebnis wesentlich schwerer als Zielankunftszeiten und die eigene Platzierung. Das persönliche, sportliche Erfolgsrezept von Zimmermann?
Es lässt sich mit mehr Genuss und purem Spaß an der Bewegung anstelle von überzogenem Leistungsdruck und Sportfrust zusammenfassen. Wie es trotz eines strapaziösen Arbeitsalltags dank körperlicher Fitness gelingt, in die eigene Balance zu finden, hat die TV-Sportmoderatorin schon 2018 in ihrem Ratgeberbuch „Fit und fröhlich“ besprochen.
Studien beweisen: Darum ist Radfahren der beste Sport
Selbst für Fitnessprofi Zimmermann ist das Erreichen eines gesunden Verhältnisses aus Arbeit und Leben bisweilen eine Herausforderung. Über mannigfaltige Möglichkeiten, ihre Radleidenschaft auszuleben, verfügt sie an ihrem neuen Lebensmittelpunkt Griechenland, wo sie im Frühjahr 2021 von ihr begleitete Radcamps ausrichtet. Griechische Lebens- und Radfahrfreude will sie den Teilnehmern dabei vermitteln. Ihre sportliche Expertise teilt Annika Zimmermann zudem in Form von Trainings- und Fitnesstipps mit den Mitgliedern des Radclubs.
Die besten Fahrrad-Deals der Black Week
Woher rührt deine Radbegeisterung – aus erlebnisreichen Kindertagen im Sattel oder war Radfahren für dich eine späte, aber leidenschaftliche Entdeckung?
Ein bisschen beides. Ich saß wohl schon immer gut auf dem Rad, sagen mir Wegbegleiter, aber verfolgt hab ich das lange nicht weiter. Die richtige Entwicklung zur Radfahrerin kam über den Job, als ich fürs ZDF bei einem Trainingslager vor Ort war. Da saß ich länger auf dem Rad und stellte fest, „aha, ist doch gar nicht so blöd“. Daraus hat sich die Rad-Leidenschaft entwickelt, ich war richtig verliebt. Manchmal braucht es länger, bis man merkt, „Mensch, das ist doch eigentlich meins“.
Du bist 2018/19 die L’Étape du Tour gefahren, eine echte Tour de France-Etappe eine Woche vor deren Start. Hohe Berge und zähe Anstiege sind offenbar dein Metier?
Ich würde schon sagen, dass ich in den Bergen in der mir ruhenden Natur bin. Ich denke, ich habe sport- und gewichtstechnisch Vorteile, wenn es bergauf geht, so dass mir Anstiege leichter fallen. Was für mich zählt, ist zwar schon die sportliche Herausforderung beim Radfahren – es muss keine Kaffeefahrt sein, ich will etwas leisten –, aber ich schiele nicht auf Platz eins oder eine bestimmte Zeit. Das hab ich auch beim Ötztaler 2018 (extremer österreichischer Rennrad-Radmarathon über die Alpen, auf 238 km Länge mit 5500 hm, die Redaktion) gemerkt.
Im Test: 20 Smartphone-Halter für Fahrräder und E-Bikes
Eine brachiale Herausforderung …
Ja, das ist es. Und ich musste ja meine Sendung machen, hatte oft wenig Schlaf und kaum Vorbereitung. Und dann saß ich im Sattel und dachte mir, „bist du bescheuert?“. Ich hab um die 11,5 Stunden gebraucht, wobei es durchweg regnete. In der Hinsicht war der Ötztaler 2018 katastrophal. Was es ausgemacht hat: Ich hatte viel Spaß mit anderen zu fahren, hab die Berge als Naturerlebnis genossen. Da waren Frauen am Start, die ein Jahr dafür trainiert hatten, die die 10-Stunden-Marke knacken wollten. Weil: Dann ist man ja gut. Die haben das schlechte Wetter gesehen und waren schon vorm Start in schlechter Stimmung, weil sie wussten, sie schaffen das nicht. Ich fahre Rennen, weil es mir Energie gibt und damit ist selbst ein Ötztaler nicht mehr so das Problem. Ich will Spaß beim Radfahren haben, ohne Limitierendes wie das Erreichen einer bestimmten Zeit im Blick zu haben. Ins Ziel kommen und bis dahin möglichst Spaß haben – das ist mein Anspruch. Natürlich hab ich gelitten, mir hat alles weh getan. Das kommt dazu, aber man bekommt das gar nicht so sehr mit, weil so viel Schönes passiert.
Dient dir der Sport auch dazu, dich und dein Leben – das sich häufig vermutlich stark nach außen orientiert und für das eine positive Außenwirkung essentiell ist – wieder in die innere Mitte zu bringen?
Eine schöne Frage! Ja, das viel „im Außen sein“ und funktionieren müssen, darum geht es bei mir schon häufig, völlig richtig. Und früh aufzustehen und so eine Sendungswoche lang keinen Tiefschlaf zu haben, ist schon echt viel für mich. Für mich ist Radfahren ein tolles Werkzeug, um dazu einen Gegenwert zu schaffen. Mit wenig Zeit in der Sendungswoche gehe ich eher eine Runde laufen, aber meine Zeit auf dem Rad ist mir absolut heilig. Ich würde das wie eine Art Meditation beschreiben, bei der ich im Kopf alles ein bisschen „aufräume“ und mich wieder frei mache. Einfach abschalten, ganz bei mir sein und nur mich wahrnehmen. Das merke ich immer, wenn ich Rennen fahre: Da spüre ich mich am intensivsten. Dann genieße ich die Gegend, freu mich über das Fremde und erlebe magische Momente. Das gibt mir neue Energie, nachdem ich selbst so viel gegeben habe.
Radfahrer pflegen mitunter eine innige Beziehung zu ihrem Rad. Wie ist das bei dir; legst du viel Wert auf dein Material?
Mein Hauptmerkmal einer intensiven Beziehung zu meinem Rad ist eher, tolle Touren zu fahren und viel zu erleben (lacht). Ich wäre jetzt nicht derjenige, der sagt, ich nehme mein Rad mit ins Bett. Aber klar, das Material ist sehr wichtig, wobei ich nicht die letzten zwei Gramm einsparen muss.
Worauf lässt du die Reifen bevorzugt rollen?
Auf Asphalt, im Gelände? An sich bin ich schon eine Asphalt-Annika (lacht). Es ist jetzt etwa zwei Jahre her, dass ich das Rennrad wirklich für mich entdeckt hab und wenn mir das irgendwann langweilig wird, weiß ich, dass mir fürs Mountainbiken mit Griechenland ein wahres Paradies zur Verfügung steht. Das hab ich auch schon mal gemacht, klar, aber in der Stadt oder auf dem Weg zur Arbeit bin ich eigentlich auf Asphalt unterwegs.
Hast du eine Lieblings-Radtour bei Berlin?
Nein, weil insbesondere meine Sendewochen speziell sind und in Berlin länger Rad zu fahren immer nicht so ganz passt. Dort bin ich immer nur zum Arbeiten und meine Radtouren finden in Griechenland statt. Dort gibt es schöne Runden, auf denen man bis zu 4000 Höhenmeter an einem Tag bewältigen kann. Es ist also sehr bergig, ich fahre oft
tolle Mittagsrunden. Einfach zwei Stunden aufs Rad und 1000 Höhenmeter auf einen schönen Berg fahren – und zurück. Da hat man hier oft schon Meer und Stadt gesehen und zurück am Arbeitsplatz fühlt man sich großartig. Wenn ich mit dem Rad in Berlin war, waren das größere Touren ins Umland. Da ich in Mitte wohne, war es aber immer nervig, erst mal aus der Stadt raus zu fahren. Das dauert ewig. Seit ich Rennrad fahre, bin ich gern in hügelig-bergigem Terrain unterwegs, weshalb Berlin für mich noch nie die top Rennrad-Destination war.
Nutzt du das Rad zusätzlich als Fortbewegungsmittel, etwa beim Einkaufen?
Immer, wenn möglich. Bin ich mit dem Rad beim Einkaufen unterwegs, dann mit drei Rucksäcken, um alles nach Hause zu bekommen. In Griechenland nennt man mich schon einen Packesel (grinst), aber es macht einfach viel mehr Spaß, das Rad anstelle des Autos zu nutzen.
Warum schaffen es viele Menschen nicht, sich regelmäßig (auf dem Rad) zu bewegen, trotz aller guten Vorsätze?
Natürlich wissen wir, dass wir weniger Fleisch essen und weniger Plastik nutzen sollten, tun uns aber oft schwer, von der Theorie in die Praxis zu kommen. Die Kunst ist es, den entscheidenden Schritt zu machen. Dazu muss man in den Spiegel schauen, ehrlich zu sich sein. Wenn du nicht mit dir zufrieden bist, musst du dir selbst sagen: „Hey stopp, das ändere ich jetzt!“ Das muss von innen heraus kommen, nicht von einem Lifestyle-Magazin oder der Ehefrau.
Neujahrs-Vorsätze erfolgreich umsetzen: 10 Tipps von der Expertin
Als Bewegungsmensch kennst du vermutlich kaum Phasen, in denen du der Anziehungskraft des Sofas nachgibst?
Nein, das erlebe ich dann, wenn ich geschäftlich Ruhe habe, und gestehe ich mir zu. Ich würde sogar so weit gehen zu sagen, das Phänomen „schwarzes Loch“ greift hier bei mir und ich werde in die Couch gesogen (lacht). Du kannst dauerhaft nur viel leisten, wenn du weißt, dass danach wieder eine Pause kommt. Wenn ich mich so umhöre, dann ist das ein Problem in der heutigen Zeit: Dass wir alle viel zu arg „am Rad drehen“, weil es immer mehr, immer schneller sein muss. Eigentlich müssten wir uns stärker bremsen.
Gelingt dir das denn, bremst du dich ab und an?
Da ich beim ZDF schon mit 25 Jahren angefangen hatte, so früh für die Sendung aufzustehen, musste ich mich mit der eigenen Balance schon früh auseinandersetzen. Und ja, ich mache das, habe da bei mir aber auch klar einen Lernprozess beobachtet. Natürlich geht immer noch mehr; aber man kann auch noch viel länger nichts machen. Mit meinem Umzug nach Griechenland hab ich schon einen wichtigen Schritt zu mehr Lebensbalance gemacht. Da ich jetzt meist hier wohne und einen gewissen Abstand zur stressigen Arbeitszeit entwickelt habe, bin ich in meiner Balance und auf dem richtigen Energielevel.
Wie gelang es dir trotz deines anspruchsvollen Berufsalltags, in dem du fürs ZDF-Morgenmagazin in der Sendungswoche nachts um 02:30 Uhr aufgestanden bist, fit zu bleiben?
Ich wusste auch nach sechs Jahren immer noch nicht genau, wie ich das bis hierhin geschafft hatte. Laut Schlafforschung führt eine so kurze Nacht dazu, dass Menschen wie ich sich tagsüber fühlen wie alkoholisiert, weil mir in der Sendungswoche die Tiefschlafphase fehlte. Wenn ich um 02:30 Uhr aufstand, hatte ich die noch gar nicht begonnen. Das schlauchte – kombiniert mit der Herausforderung einer Live-Sendung vor Millionen von Zuschauern – so sehr, dass man das mit einem Menschen vergleichen konnte, der zwei Promille hat, also etwas vernebelt durch die Welt läuft. Umso mehr fuhr ich nach extremen Arbeitseinsätzen wie auf Hawaii (langes Arbeiten mit 12 Stunden Zeitverschiebung) erst mal auf ein absolutes Minimum herunter und machte erst mal gar nichts. Das kommunizierte ich auch klar an meine Außenwelt. Auf sich zu achten, ist so wichtig. Ich kann es nur wiederholen. Wie meinen Lieblings-Leitsatz: Bremsen ist das neue Gasgeben.