Babboe: Verkaufsstopp und Rückruf der Lastenräder
Babboe: Verkaufstopp und Rückruf - Wie gehts weiter?
Babboe: Verkaufsstopp und Rückruf der Lastenräder
in Allgemein
Babboe und die Behörde für Lebensmittel- und Warensicherheit (NVWA, Nederlandse Voedsel- en Warenautoriteit) machen unterschiedliche Angaben, wer den Verkaufsstopp veranlasst hat. So schreibt Babboe in einer Mitteilung, das Unternehmen habe vorsorglich „entschieden, den Verkauf sämtlicher Babboe Lastenfahrräder vorübergehend einzustellen“. Die NVWA hingegen gibt an, sie habe „den Lastenradhersteller Babboe verpflichtet, den Handel mit all seinen Lastenrädern sofort einzustellen.“ Die Behörde schließt auch strafrechtliche Untersuchungen nicht aus. In Zusammenarbeit mit der zuständigen Staatsanwaltschaft werde dies aktuell geprüft. Der Verkaufsstopp ist universell, gilt also auch in Deutschland.
Babboe: Meldungen über gebrochene Rahmen
Babboe soll „in den vergangenen Jahren eine große Anzahl von Meldungen über gebrochene Rahmen“ erhalten haben. Diese Berichte habe das Unternehmen nicht an die NVWA weitergeleitet. Dazu sei sie aber gesetzlich verpflichtet gewesen, schreibt die Behörde in ihrer Mitteilung zum Verkaufsstopp.
Ernste Sicherheitsrisiken
Die NVWA habe ernste Sicherheitsrisiken bezüglich der dokumentierten gebrochenen Rahmen. Rahmen könnten an verschiedenen Typen von Lastenrädern des niederländischen Herstellers brechen. Die Behörde befürchtet mögliche Verletzungen der Fahrer und ihrer Beifahrer. Insbesondere Kinder könnten stark gefährdet sein, wenn sie aufgrund eines gebrochenen Rahmens aus der Transportbox fielen. Besonders im dichten Verkehr sei dies gefährlich. Für die Räder, die von den der Behörde bekannten Rahmenbrüchen betroffen sind, verlangt die NVWA vom Hersteller einen Rückruf. Den hat Babboe für die Niederlande auch in Aussicht gestellt. Besitzer der Räder würden schnellstmöglich kontaktiert. Auch in Deutschland werden Rückrufe geplant.
Babboe: Verkauf erst nach umfangreicher Dokumentation wieder möglich
Die NVWA stellt eine Wiederaufnahme des Verkaufs in den Niederlanden erst dann wieder in Aussicht, wenn der Hersteller umfangreiche technische Dokumentationen vorlege. Aus diesen müsse die Sicherheit der Räder zweifelsfrei hervorgehen. In seiner Mitteilung verweist Babboe auf diesen Sachverhalt – und nur auf diesen. Das Unternehmen teilt mit, dass es „für bestimmte Lastenrad-Modelle unzureichende Informationen vorgelegt hat, um nachweisen zu können, dass die Nutzung dieser Modelle nicht mit einem Sicherheitsrisiko verbunden ist“. Deshalb sei es zum Verkaufsverbot gekommen. Auf die zahlreichen Rahmenbrüche, die die NVWA in seiner Mitteilung nennt, geht Babboe in der kurzen Stellungnahme nicht ein.
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Babboe: Situation in Deutschland
Das niederländische Unternehmen informiert seit Bekanntwerden des Verkaufsverbots auch auf seiner deutschsprachigen Internetseite über das Verkaufsverbot und die möglichen Rückrufe. Inzwischen ist übereinstimmenden Medienberichten zufolge klar, dass dieses auch den deutschen Markt mit seinen mehr als 500 Händlern betrifft.
Direkte Anfragen von radfahren.de an Babboe blieben im Vagen. Das Unternehmen erklärte lediglich, dass es derzeit noch keine klaren Aussagen zur Situation in Deutschland treffen könne. Man empfehle den Kunden jedoch, ihr Babboe-Lastenrad erstmal nicht zu nutzen, bis eine offizielle Entwarnung gegeben werden kann.
Update vom 5. April 2024: Rückruf bestimmter Modelle
Anfang März hatte Babboe darauf hingewiesen, dass die Sicherheit der Modelle City, City E, Mini und Mini E nicht garantiert werden könne – und diese Räder zurückgerufen werden. Einen Monat später folgte zusätzlich der Rückruf der Modelle City Mountain (Produktion vor 2020) sowie Pro Trike/Transporter inkl. der Unterkategorien Pro Trike-E, Pro Trike XL (Midmotor), Transporter-E.
Besitzer der genannten Lastenräder haben demnach Anspruch auf den Umtausch auf ein neues Babboe-Lastenrad oder normales E-Bike des Herstellers. Zusätzlich sollen sie eine Entschädigung in Form einer kostenlosen Wartung oder Zubehör erhalten. Der niederländische Anwalt Quirijn Bongaerts findet das nicht ausreichend und fordert eine finanzielle Entschädigung für alle Betroffenen. Ein ausführliches Interview lässt sich im manager magazin nachlesen.
Laut Babboe sind in Deutschland etwa 15 Prozent aller Räder des niederländischen Herstellers betroffen. Allen anderen steht eine kostenfreie Sicherheitsüberprüfung bei ihrem Babboe-Händler zu. Auf der Website www.kontrollieredeinenrahmen.de können Besitzer eines Babboe-Rades ihr Lastenrad registrieren und ihre Daten hinterlassen. So erfahren sie direkt, ob ihr Rad auch von einem Sicherheitsmangel betroffen ist und können direkt vom Hersteller kontaktiert werden, sobald neue Erkenntnisse vorliegen.
Alle nicht genannten Modelle seien nach strengen Sicherheitskriterien geprüft worden und sind wieder für den Straßenverkehr zugelassen, so das Unternehmen. Gerard Feenema, seit 19. Februar neuer Geschäftsführer bei Babboe sagt: „Babboe möchte, dass Kunden nicht der geringsten Gefahr ausgesetzt werden. Die im jeweiligen Land zuständigen Behörden stellen Anforderungen an die Sicherheit von Lastenfahrrädern, die wir einhalten werden. Über die Bedenken bezüglich des Sicherheitsrisikos und die Unannehmlichkeiten für unsere Kunden sind wir uns im Klaren. Eine Entschuldigung an all unsere Kunden ist darum angebracht.“
Sicherheit von Lastenrädern
Der deutsche Lastenrad-Markt ist vielfältig und bietet zahlreiche Modelle für private und gewerbliche Nutzung, schreibt der Interessenverband Zukunft Fahrrad in einer Stellungnahme zum Babboe-Verkaufsverbot. Produktsicherheit sei dabei von entscheidender Bedeutung für die Verkehrssicherheit. Rückrufe von Produkten seien in allen Branchen üblich. Vor Kurzem etwa musste VW weltweit mehr als 47.000 Modelle verschiedener Baureihen aufgrund von Brandgefahr zurückrufen, schreibt der Verband.
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Trotz Babboe: Kein Hinweis auf erhöhtes Unfallgeschehen in Deutschland
Bemerkenswert sei, dass es keine Hinweise auf ein erhöhtes Unfallgeschehen mit Lastenrädern in Deutschland gebe. Im Gegenteil: Lastenräder seien im Straßenverkehr besonders auffällig und sichtbar. Arne Behrensen, Lastenrad-Experte bei Zukunft Fahrrad, betont: „Außerdem fahren Eltern mit Kindern an Bord eher defensiv. Beides senkt die Unfallgefahr. Würden mehr Menschen und Unternehmen ihre Transporte mit dem Lastenrad statt dem Auto erledigen, wäre der Straßenverkehr für alle sicherer und ruhiger.“
Zukunft Fahrrad verweist auf DIN-Standard in Deutschland
Für Konsumenten sei es ratsam, auf Sicherheitsstandards der Branche zu achten und sich im Fachhandel beraten zu lassen. Seit 2019 existiert ein DIN-Standard für die Produktsicherheit von Lastenrädern. Dieser Standard gewährleiste, dass Lastenräder den erforderlichen Sicherheitsanforderungen entsprechen und somit eine sichere Nutzung ermöglichen.
Verkaufszahlen steigen weiter
Die steigende Beliebtheit von Lastenrädern zeigt sich auch in den Verkaufszahlen. Im Jahr 2021 wurden in Deutschland laut dem Internetportal cargobike.jetzt insgesamt rund 167.000 Cargobikes verkauft, darunter sowohl E-Lastenräder als auch Modelle ohne E-Antrieb. Dies entspreche einem Anstieg von 62 Prozent im Vergleich zu früheren Jahren. Die Nachfrage nach nachhaltigen Mobilitätslösungen wachse, und Lastenräder spielten dabei eine wichtige Rolle.