Budgeträder, Test, Discounter-E-Bikes, Kaufberatung

Budgeträder und Discounter-E-Bikes aller Klassen im Test

Gutes Rad muss nicht teuer sein

Budgeträder und Discounter-E-Bikes aller Klassen im Test

Im jüngsten Großen ElektroRad-Test (Ausgaben 1 und 2/2024) durchbrach der Durchschnittspreis der 89 Testräder die 5000-Euro-Schallmauer. Viel Geld, dessen Investition wohl überlegt sein sollte. Geht es nicht vielleicht auch gut und günstig(er)? Schon. Aber auch in der Klasse der ­Budgeträder sollten Sie Spontankäufe vermeiden.
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Wer ein neues E-Bike sucht und nicht gerade die Vorzüge des aktuell enorm beliebten Job­rad-Leasings genießt, dem kann auf der Suche nach dem passenden Rad schnell schwindelig werden. Die Preise sind in den vergangenen Jahren enorm angezogen. Dem E-Bike-Markt geht es da nicht anders als vielen anderen Feldern in Zeiten hoher Inflationsraten. Beim Pedelec kommt noch die rasante Entwicklungsvielfalt dazu. In dem Bereich hat sich einfach eine Menge getan in jüngster Zeit. Die Räder werden immer ausgefeilter, stecken voller moderner Technik und entsprechend zeigte die Preisentwicklung nur in eine Richtung: nach oben. Aktuell ist dieser Trend etwas abgeflaut, es gibt sogar wieder deutliche Rabatte in den Fahrradläden der Republik.

Markenräder bleiben trotzdem eine enorme Anschaffung, die wohl überlegt sein will. Wer rein aufs Schnäppchen setzt, stolpert schnell vor allem im Internet auf vermeintlich tolle Angebote: E-Bikes für teils deutlich unter 1000 Euro.

Wer nun glaubt, vor dem Deal seines Lebens zu stehen, sei gewarnt: Einige dieser günstigen, ja billigen Räder sind von schlechter Qualität. Ein paar sind sogar nicht einmal mit deutschem und europäischem Recht vereinbar. Denn ihre Antriebe lassen sich oft ganz ohne eigene Tretkraft aktivieren und beschleunigen mit Motorkraft bisweilen weit über die erlaubten 25 km/h. Wer damit kontrolliert wird, dem drohen empfindliche Strafen und gar Führerscheinentzug. Wer damit einen Unfall baut, für den könnte es ganz dicke kommen. Diese Räder haben keinerlei Versicherungsschutz, entsprechend teuer kann es werden, wenn ein Unfallbeteiligter schwer verletzt wird – von der moralischen Schuld ganz zu schweigen. Straf- und zivilrechtliche Verfahren drohen ebenfalls.

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Entspannte Freizeittouren – dafür sind die meisten Budgetbikes gemacht

Budgeträder: Der gesunde Mittelweg

Natürlich gibt es einen Mittelweg zwischen teuren Pedelecs und billigen, gefährlichen Internet-„Schnäppchen“. Budgeträder wie in unserem Test zum Beispiel. Diese Räder zeichnen sich in der Regel dadurch aus, dass ihre Hersteller durch den Einsatz von Großserienkomponenten, die sie in hoher Stückzahl einkaufen, und wenigen Modellen die Produktionskosten senken. Die Rahmen sind dabei heutzutage oft hochwertig und haltbar, die Komponenten von bekannten und etablierten Herstellern.

Die Macher der Bikes sind zudem – in unserem Testfeld – Unternehmen, die mindestens eine Niederlassung in Deutschland oder gar hier ihren Firmensitz haben. Prophete etwa ist ein echtes Traditionsunternehmen mit jahrzehntelanger Geschichte. Die beinhaltet zwar jüngst auch ein Insolvenzverfahren in Eigenregie. Prophete hat sich aber inzwischen wieder frei geschwommen. Unter dem Dach der Dutech-Gruppe aus Singapur läuft der Betrieb in Rheda-Wiedenbrück wieder in ruhigem Fahrwasser.

Trenoli ist ebenfalls ein deutscher Hersteller, der noch dazu in einem deutlich attraktiven Preissegment sehr hochwertige Komponenten bietet, etwa Boschs Full-Power-Motor Performance Line CX mit Smart System. Zu Trenoli gehören auch die E-Bikes von Bionicon, die sich wie die Räder der Brudermarke mit hochwertigen Komponenten und niedrigen Preisen im Mountainbike-Markt etablieren wollen.

HoheAcht stammt wie der Name schon andeutet aus der Eifel. Der Hersteller baut eine Vielzahl an E-Bikes, dabei durchaus auch höherpreisige Modelle. Vom City- über das Trekkingrad und SUV bis zu waschechten Fullsuspension-Mountainbikes reicht die Produktpalette. Unser Testmodell erfüllt unsere Testbedingungen – Preis um 3000 Euro bei Trekking- und Cityrädern, 4000 Euro bei den traditionell teureren E-MTBs. Es hat dabei wie die Bikes von Trenoli/Bionicon Komponenten an Bord, die auch bei deutlich teureren Modellen verbaut werden. So etwa den Mahle X35-Motor, die Shimano-Gravel-Schaltgruppe GRX und kräftige Vier-Kolben-Scheibenbremsen, ebenfalls von Shimano.

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Die zulässigen Testbike-Systemgewichte erstrecken sich von 130 bis 150 Kilogramm – und offerieren wie beim Crivit (140 kg) via Gepäckträger willkommenes Zuladepotential

E-Bikes von Lidl

Der Discounter Lidl hat schon länger immer mal wieder Pedelecs im Angebot. Mit dem Urban Y.2 der Eigenmarke Crivit bringt Lidl nun erstmals selbst ein E-Bike in den Verkehr, ist also nicht nur Verkäufer, sondern auch Hersteller. Markantes Detail des Crivit: Der Akku steckt in einem massiveren Sattelrohr, was das Unterrohr entsprechend schlank hält. Optisch fällt auch das Spiralkabel unterhalb des Sattels auf, das während der Fahrt den Strom zum Mivice-Hecknabenmotor sowie zur Lichtanlage verteilt. Zum Aufladen der Batterie wird dieses aus dem Port geschraubt und das Ladegerät „angedockt“. Für den Service ist Lidl gegenüber den Käufern selbst verantwortlich. Apropos: Ab Seite 32 zeigen wir genauer, wie der Service bei den Budgeträdern vonstattengeht.

Mit der Marke Grundig taucht ein aus der Unterhaltungselektronik bekanntes deutsches Traditionsunternehmen im Testfeld auf. Die E-Bikes selbst werden von einer  Gruppe aus Ingenieuren der in Hessen ansässigen teknihall GmbH konzipiert – das geistige Eigentums- und Betriebsrecht hat Grundig selbst wiederum an Modern Creation Luxembourg S.à r.l übertragen. Die Flotte von fünf E-Bikes richtet sich mit durchweg solider Ausstattung primär an Einsteiger. Das von uns getestete GCB-1 kommt mit Bafangs M410-Mittelmotor recht antriebsstark daher und wird auch mit einer Akkukapazität von 540 Wh seiner ausgerufenen Tourentauglichkeit gerecht. Darüber hinaus kommen weitere Markenkomponenten von Shimano, Tektro oder Suntour zum Einsatz.

Budgeträder im Test: Große Bandbreite

Die Bandbreite unserer Testräder ist bewusst groß. Vom leichten bis schwereren Trekkingrad (Grundig, HoheAcht, Trenoli), über ein vollgefedertes SUV-Bike und ein schnittiges Urbanbike bis hin zum MTB-Hardtail reicht die Palette. Eins verbindet alle sechs Räder: Sie sprechen Gelegenheitsfahrer an, die gerne regelmäßig, aber nicht unbedingt täglich mit ihrem E-Bike unterwegs sein wollen.

Vor allem bei Pedelecs mit Einheitsgröße (Grundig, Prophete, Crivit) sind die Einstellmöglichkeiten beschränkt. Sitzposition, Lenker und Pedale lassen sich so womöglich nicht ideal an den Körper des Fahrers anpassen. Das ist bei Kurzstrecken und kleinen Ausflugstouren zu verkraften. Vielfahrer hingegen sollten so ergonomisch korrekt wie möglich auf ihrem Rad sitzen. Nur so sind auf Dauer Schmerzen ausgeschlossen. Einige dieser Punkte lassen sich über Zubehör – neue Sattelstütze, neuer Sattel, verstellbare Vorbauten etc. verbessern. Dafür sind dann aber wiederum weitere Investitionen nötig.

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Die meisten Testbikes sind, wie das Trenoli-Trekkingrad, auf einen vielseitigen Einsatzzweck hin ausgestattet

Die Suchtwirkung des E-Bike-Fahrens

Dazu kommt: Wer noch nie oder bisher noch nicht auf dem eigenen E-Bike gefahren ist, sollte die „Suchtwirkung“ nicht unterschätzen. Auch auf den günstigeren E-Bikes heißt die Faustregel erfahrungsgemäß: Dreimal so oft, dreimal so weit. Heißt: Die meisten Pedelec-Novizen unterschätzen, wie regelmäßig sie plötzlich Rad fahren. Wer denkt, nur hin und wieder mal aufsatteln zu wollen, der entdeckt sich schnell dabei, bewusst Umwege zu fahren, immer mehr Alltagswege auch mit dem Fahrrad zurückzulegen und seine Freizeittouren immer weitere Kreise ziehen zu lassen. Auch dann könnten Räder mit dem Preis geschuldeten Kompromissen schnell an ihre Grenzen stoßen.

Dabei meinen wir nicht unbedingt die Qualität der Räder. Unserem Eindruck nach können wir sie allesamt Ihnen, unseren Lesern, empfehlen, wenn Sie sich selbst auf einem der Räder wiederentdecken.

Werden Sie allerdings mit der Zeit zum „Immer-mehr-Fahrer“, gewinnen zusätzliche Punkte an Bedeutung: Wie gut sind die Spritzschützer, sollte ich in einen Regenschauer kommen? Ist das Licht hell und gut genug ausgeleuchtet für Alltagsfahrten in der Dämmerung oder nachts? Wie wartungsintensiv ist das Rad? Denn zwar sind etwa die Kettenschaltungen im Test gut eingestellt für die allermeisten Radfahrer eine gute, solide Wahl. Doch könnte das Nachjustieren zum Knackpunkt werden, der den Fahrspaß stört. Entweder, weil dies regelmäßig erfolgen muss, was arbeitsintensiv ist, oder da eine nicht ideal laufende Kette nervige Geräusche und unsaubere Gangwechsel verursacht.

Wer schließlich ein SUV wie das Prophete kauft und bald seine Freude im schweren Gelände entdeckt – Vollfederung und Stollenreifen verleiten geradezu zu wilden Abfahrten –, der bringt das Fahrwerk schnell an seine Grenzen. Teurere Komponenten sind schluckfreudiger und feinfühliger.

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Budgeträder im Test: Fazit

Hören Sie also tief in sich hinein. Wenn Sie sicher sind, die Testräder in ihrem angedachten Einsatzzweck zu nutzen oder wenn Sie bereit sind, die vorhandenen Kompromisse einzugehen, dann finden Sie in unserem Testfeld Budgeträder, die Ihnen eine Menge Freude bereiten werden. Sichere und zuverlässige Begleiter für Alltag und Freizeit, die bezahlbar und durchaus hochwertig, also im klassischen Sinne preiswert sind.

Diese Budgeträder haben wir getestet

Marke Modell Preis Prädikat Bewertung
Grundig GCB-1Testbrief 2299 Euro 1,9 – Gut
HoheAcht Lumo Tereno 2799 Euro 1,6 – Sehr gut
Trenoli Livenza Sportivo T 3099 Euro 1,5 – Sehr gut
Prophete Stack 5.0 3200 Euro 1,7 – Gut
Crivit Urban Y.2Testbrief 1599 Euro Preis/Leistung 1,7 – Gut
Bionicon Earp 1 625 3999 Euro Empfehlung 1,6 – Sehr gut

Die getesteten Budgeträder in der Bildergalerie

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Grundig GCB 1

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HoheAcht Lumo Tereno

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Trenoli Livenza Sportivo T

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Prophete Stack 5.0

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Crivit Urban Y.2

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Bionicon Earp 1 625

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