Gewicht sparen: Gewichtstuning am Trekkingrad

Nimms leicht(er)! -- Gewichtstuning am Tourenrad

Gewicht sparen: Gewichtstuning am Trekkingrad

Wir alle wissen: Je leichter mein Fahrrad, desto weniger Kraft brauche ich, um damit zu fahren. Unglaubliche 4,4 Kilogramm wiegt das wohl leichteste funktionstüchtige Fahrrad der Welt, das man kaufen kann. Würden wir aber alle mit einem solchen Rad umherfahren, schnell entdeckten wir einige – sagen wir es diplomatisch – unpraktische Dinge an dem Rad. Es ist höchst empfindlich, denn es besteht fast komplett aus Carbon. Pedale und Lenker sind auf das Minimalste reduziert.
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Federelemente gibt es nicht. Das Rad ist wahrscheinlich recht unkomfortabel. Und natürlich hat es weder Spritzschützer noch einen Gepäckträger. Kurz: Im Alltag ist das Rad ziemlich untauglich. Noch dazu kostet es rund 15.000 Euro.

Geringes Gewicht gepaart mit Alltagstauglichkeit lassen sich einfacher – und vor allem günstiger – erreichen. Wir helfen Ihnen, das Gewicht Ihres Rads zu drücken. Dabei gehen wir in drei Stufen vor und geben Tipps für Anfänger im Gewichtstuning, für Fortgeschrittene und für Profis, die wirklich jedes Gramm zählen.

Anfänger: So wenig Gepäck wie nötig

Wer sich ein neues Rad gekauft hat kann bereits mit einigen wenigen Modifikationen das Gewicht etwas reduzieren. Die einfachste Möglichkeit: genaue Vorbereitung vor einer Tour. Denn oft haben wir auf Alltagswegen oder Freizeittouren zu viel dabei. An einem warmen Sonnentag können Regenhose und -jacke getrost zuhause bleiben. Fahre ich nur zwei Stunden, muss ich nicht gleich zwei große Trinkflaschen ans Rad stecken und bei einer kurzen Alltagsfahrt mit geringer Strecke brauche ich nicht das gesamte Werkzeugset und Ersatzteile wie auf einer Radreise. Kurzum: Lassen Sie alles zuhause, was Sie nicht brauchen.

In den Reifen stecken oft ganz klassische Butylkautschuk-Schläuche. Die wiegen gut und gerne 200 Gramm pro Stück, manchmal sogar mehr. Moderne Schläuche aus TPU stehen dem Klassiker in puncto Zuverlässigkeit in nichts nach (siehe unser Schlauchtest in der Radfahren 4/2023) – bei weit weniger als der Hälfte des Gewichts. Im Doppelpack für Vorder- und Hinterreifen lassen sich so bereits mitunter mehr als 300 Gramm einsparen.

Ähnlich sieht es beim Reifen selbst aus: Im Vergleich zum schwersten Reifen bringt der leichteste in unserem jüngsten Test (Radfahren 11-12/2022) fast 550 Gramm weniger auf die Waage – pro Reifen wohlgemerkt. Mehr als ein ganzes Kilo lässt sich somit sparen.

Auch bei kleineren Anbauteilen sind ein paar Gramm Gewichtsersparnis drin: Brauche ich wirklich einen Flaschenhalter an meinem Fahrrad? Welche Griffe und Pedale möchte ich aufziehen? Bei allen drei Komponenten sind Gewichtsunterschiede signifikant, wenn auch einzeln betrachtet im Verhältnis zum Radgewicht eher gering. In Summe aber kann da schon ganz schön was zusammen kommen.

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Fortgeschrittene: Laufräder, Schutzbleche, Sattelstütze

Wer noch tiefer ins Gewichtstuning einsteigen will und auch vor etwas komplexeren Werkstatt-Aufgaben nicht zurückschreckt, der kann noch deutlich mehr Masse einsparen. Laufräder etwa haben nicht nur rein durch ihr Gewicht im Stand einen großen Einfluss aufs Fahrverhalten – ähnlich wie Schläuche und Reifen übrigens. Denn als rotierende Masse vervielfacht sich die Gewichtswirkung bei der Fahrt. Das Gewicht der Räder spielt somit eine große Rolle bei der Trägheit des Fahrrads, vor allem beim Beschleunigen. Wer oft im Stop-and-go unterwegs ist, für den lohnt sich entsprechend ein leichterer Satz Laufräder. Dabei sollten Sie gleich für sich checken, ob nicht der Umstieg von Schlauch- auf Tubelessreifen lohnt, also auf schlauchlose Reifen. Auch hier lässt sich Gewicht sparen und das Beschleunigungsverhalten des Rads verbessern.

Viele weitere Anbauteile bieten Möglichkeiten zur Gewichtsoptimierung: Wer selten im Regen fährt und Spritzschützer nur für den Notfall braucht, kann über schmalere, leichtere Schutzbleche nachdenken. Wer lieber einen Rucksack statt Packtaschen nutzt, verzichtet auf den Gepäckträger oder verbaut statt eines vollwertigen Trägers minimalistische Gepäckstreben ohne Federklappe. Wer seine ideale Sitzposition gefunden hat, kann den Vorbau und den Lenker ebenfalls gewichtsoptimieren: Starre Versionen ohne viele Verstellmöglichkeiten sind leichter als Vario-Vorbauten. Wer nur selten hohes Gewicht am Rad transportiert und damit auch abstellt, für den reicht womöglich ein einfacher, leichter Ständer. Wer weiß, vielleicht können Sie zugunsten des Gesamtgewichts sogar komplett auf den Ständer verzichten? Das sollten Sie aber beobachten, bevor sie ihn leichtfertig abmontieren. Denn oft merken wir gar nicht, wie oft wir ihn tatsächlich nutzen!

Die Sattelstütze kann sowohl aus leichterem Material bestehen als auch auf die maximal nötige Länge gekürzt werden. Beim Sattel selbst gibt es enorme Gewichtsunterschiede. Der Clou: Leichtere Modelle sind dabei nicht zwingend weniger komfortabel. Denn hier gilt – wie bei allen Kontaktpunkten am Rad –, vor allem passen müssen sie. Sie selbst entscheiden letztlich, wie viel Komfort Sie bereit sind, dem geringeren Gewicht zu opfern.

Feder- oder Starrgabel kann eine Frage von mehreren Hundert Gramm sein.

Es macht durchaus einen Unterschied, ob Sie mit einem, zwei oder drei Kettenblättern vorn fahren.

Bei Hochleistungsbikes wie diesem Rennrad kommt es auf jedes Gramm an. Aber auch Tourenräder müssen keine Wuchtbrummen sein.

Profis: Liebe zum Detail

Die nächsten Schritte zur Gewichtsoptimierung bringen einzeln genommen wenig bis nichts. Konsequent umgesetzt, lassen sich aber auch mit diesen vermeintlichen Kleinigkeiten in Summe einige ordentliche Gramm einsparen. So können Bowdenzüge und Leitungen auf die maximal nötige Länge gekürzt werden. Eine feste Sattelklemme statt eines Schnellspanners gehören ebenso zu diesen „kleinen“ Eingriffen wie Schrauben aus leichteren Materialien. Größere, technisch herausforderndere Eingriffe sind der Wechsel der Schaltung einerseits zu gewichtsoptimierteren Komponenten, aber auch im Charakter des Antriebs. Die Kombination aus einem Kettenblatt vorn und 11- oder 12-fach Kassette hinten ist leichter als ein Antrieb mit Zweifach- oder Dreifachkettenblatt vorn – nicht nur, weil wir uns dabei den Umwerfer vorn sparen. Auch Bremsen lassen sich gewichtsoptimieren. Es gibt dünnere Bremsscheiben und welche mit geringerem Durchmesser, auch die Bremsanlage selbst gibt es von nahezu allen Herstellern in gewichtsoptimierten Versionen. Gerade hier aber ist wichtig, die Sicherheit nicht aus den Augen zu verlieren: Eine gewichtsoptimierte Bremse sollte weiterhin auch optimal verzögern!

Ein schwerwiegender Eingriff ins Fahrverhalten Ihres Rads ist der Tausch der Gabel. Grundsätzlich sind starre Gabeln deutlich leichter als Federgabeln. Hier lässt sich deutlich mehr als ein Kilo sparen. Der Mittelweg ist der Einbau einer hochwertigen, gewichtsoptimierten Federgabel. Bedenken Sie aber: Tauschen Sie eine Feder- gegen eine Starrgabel, verändern Sie den Charakter Ihres Rads enorm!

Je nach Ausgangsgewicht lassen sich mit wenigen Eingriffen schon einige Prozent an Gewicht einsparen. Je tiefer Sie eintauchen, desto schneller purzeln die Pfunde. Das ist allerdings sowohl zeit- als auch oftmals geldintensiv. Das Ergebnis kann sich aber durchaus lohnen. Denn Sie verbessern damit nicht nur die Performance der Rads. Mit jedem Schritt machen Sie es immer mehr zu Ihrem eigenen, individuellen, genau auf Sie zugeschnittenen Einzelstück.

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