Lenkerbänder für Gravelbike und Randonneur: Kaufberatung
Lenkerbänder: Handschmeichler für Tour & Gravel
Lenkerbänder für Gravelbike und Randonneur: Kaufberatung
in Test & Teile
Sieht man sich Serienräder genau an, stellt man fest, dass viele Hersteller beim Lenkerband sparen. Diese Bänder sind oft einfach im Aufbau und eher dünn. Gerade weil Lenkerbänder aber einer der Kontaktpunkte vom Menschen zur Maschine sind, lässt sich über diesen Punkt vortrefflich diskutieren. Sie entscheiden schließlich auch über Komfort und Sicherheit und bestimmen mit Blick auf das Design das Farbkonzept des Rades entscheidend mit. Ein Wechsel bringt also deutlich mehr Potential an den Lenker und ist meist kostengünstig und schnell umgesetzt.
Wir richten unseren Blick in diesem Artikel auf Produkte, die einen Mehrwert für Pendler, Randonneure, Gravelbiker und Cyclocrosser bieten. So sind gute Dämpfungswerte für einen hohen Komfort auch bei langen Ausfahrten und schlechten Bodenverhältnissen besonders wichtig, da so Hände, Handgelenke und Arme spürbar entlastet werden und auch später ermüden. Die Oberfläche sollte möglichst griffig ausfallen, um den Lenker unter allen Bedingungen jederzeit sicher in den Händen zu halten. Eine möglichst lange Ausführung trägt zudem dem aktuellen Trend zu immer breiteren Lenkern Rechnung, wie sie bei modernen Endurance-, Gravel- und Bikepacking-Rädern eingesetzt werden. Und auch Farbe darf gerne ins Spiel kommen, denn meist sind Standardlenker in langweilig, eintönigem Schwarz gehalten.
Lenkerbänder: Materialwissenschaften
Frühere Lenkerbänder bestanden überwiegend aus Leder, Stoff oder Schaumstoff mit hohem Korkanteil. Leder und Stoff zeigten sich haltbar, aber auch dünn, hart und unkomfortabel. Allerdings fühlen sich beide gut in der Hand an, sind auch bei Nässe sicher greifbar und bieten eine klassische Optik. Schaumstoff mit Kork hingegen dämpft deutlich besser, ist auch bei Nässe griffig. Allerdings steht die Haltbarkeit deutlich hinter Leder und Stoff zurück. Schrappt das Lenkerband über die Hausmauer oder küsst der Lenker bei einem Sturz die Straße, sind Lenkerbänder aus Schaumstoff deutlich schneller hinüber als die Kollegen aus Naturmaterial.
Heute bestehen Lenkerbänder überwiegend aus verschiedenen Arten von synthetischen Kunststoffen und sind in verschiedenen Ausführungen erhältlich. Begriffe wie EVA, PU, Silikon, Gel und Mikrofaser fallen. Oft werden auch unterschiedliche Arten aufwendig kombiniert, um bestimmte Produkteigenschaften gezielt einzusetzen. So bieten etwa BBB, Brooks, Cadex, Fizik, FSA, Odi, Pro, Prologo, Selle Italia, Spank oder Wittkop bis zu drei aufwendig miteinander verbundene Lagen. Ein möglicher Lagenaufbau kann wie folgt aussehen: Die Oberfläche besteht aus griffiger, haltbarer Mikrofaser, während eine Schaumstofflage in der Mitte die Dämpfung übernimmt. Eine Basislage aus Gel sorgt für gute Druckverteilung und eine mehrfache Wicklungsfähigkeit. Auffällig sind auch der textile Touch bei Grepp oder die recycelten Materialien bei Grepp und NG.
Die Oberflächen sind heute so gestaltet, dass sie sich auch ohne Handschuhe angenehm greifen lassen und auch keine Abdrücke in der Hand hinterlassen. Manche Hersteller setzen auf eine leichte Struktur, da diese gerade bei schlechtem Wetter mehr Griffigkeit bringt. Eine pauschale Aussage über die perfekte Oberfläche kann hingegen nicht getroffen werden, weil es im Einzelfall immer auch davon abhängt, wie Hand oder Handschuh zum Obermaterial passen.
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Komfort für Fahrfreude
Je nachdem, ob man mit oder ohne Handschuhe fährt, sollte man auch das Lenkerband darauf anpassen, denn viele Handschuhe haben schon Polster integriert. Dann bietet es sich an, auf eher dünnes bis mittelfestes Lenkerband zu setzen. Wer aber aus Komfort-, Style- oder Bräunungsgründen auf Handschuhe verzichtet, ist gut beraten eher dickeres Lenkerband zu nutzen. Und auch die Handgröße spielt eine Rolle, weil große Hände mehr Volumen umgreifen können. Die Auswahl auf dem Markt reicht in der Regel von 1 bis zu 5 Millimetern. Und während Stärken von 1 bis 2,5 Millimetern heutzutage eher von Rennfahrern und Leichtbaufans genutzt werden, spielen gerade Dicken ab 2,5 Millimetern für Hobby- und Tourenfahrer die wichtigste Rolle. Deshalb bieten einige Hersteller ihre Modelle sogar mit unterschiedlichen Stärken an, damit man sich je nach Bedarf die Passende heraussuchen kann.
Wer auf Komfort und beste Druckverteilung steht, sollte zu dickeren Modellen greifen. Hier werden Vibrationen und Schläge deutlich besser absorbiert. Etwas dichtere und straffere Materialien sind vorteilhaft, weil sie sich durch das aufliegende Körpergewicht nicht so schnell durchdrücken. Eher festes, druckstabiles Material findet sich bei Ergotec, Wolf Tooth und Acros. Wer rein auf die Dicke schielt, findet bei Cadex, Lizard Skins, Selle San Marco und Wolf Tooth über 4 Millimeter Aufbauhöhe. Sehr weich oder dünn fallen hingegen Bontrager, Cinelli, Voxom und XLC aus. Sehr hart und fast ohne Dämpfung sind Grepp und NG. Beide sind unserer Meinung nach auf die Hilfe von separaten Gelpolstern für mehr Komfort angewiesen.
Ein probates Mittel für gute Druckverteilung und Stoßabsorption sind Polster. Integrierte Gelpolster sind meist dünn verarbeitet, langlebig und drücken sich nicht so schnell durch wie Schaumstoffpolster (BBB, Fizik, FSA, Pro, Prologo, Wittkop). Externe Polster haben mehrere Vorteile: Sie bieten meist eine größere Auflagefläche und sind nur dort zu finden, wo man sie auch wirklich braucht: Auf der Lenkeroberseite. Allerdings ist ihre Montage aufwendiger, da sie vor dem Wickeln fixiert werden müssen, damit sie später nicht verrutschen. Und sie können wiederverwendet werden, sind somit nachhaltiger. Externe Polster gibt es einzeln als Set zu kaufen oder werden im Set mit einem Lenkerband angeboten (Selle Italia, Spank).
Knifflig: Die Fixierung
Damit Lenkerbänder auf lange Sicht perfekt am Lenker halten, müssen sie beim Wickeln auf dem Untergrund haften und an beiden Enden fixiert werden. Als Haftgrund setzen 17 Hersteller auf klassisches Klebeband. Dieses hält günstig, leicht und sicher, ist aber meist nur schwer zu entfernen. Eine Gellage bietet auch hohe Haftkraft, kann aber mehrfach ab- und aufgewickelt werden, was gerade bei der Montage ein echter Vorteil ist. Zudem können solche Modelle auch wiederverwendet werden, was nachhaltiger ist (BBB, Fizik, FSA, Pro, Prologo, Ritchey, Selle Italia, Spank, Syncros, Voxom, Wittkop, Wolf Tooth). Grepp setzt auf unempfindliche, eingewebte Gummifäden. Acros verzichtet komplett auf einen Haftgrund – hier haftet das Material selbst.
Am Lenkerende gibt es zwei Varianten. Der Klassiker ist günstig, leicht und wird einfach ins Ende eingedrückt. Allerdings kann sich dieser auf Dauer lockern und verloren gehen. Edler, schwerer und teurer sind geschraubte Endstopfen, wie sie bei Cadex, Ergotec, Jagwire, Lizard Skins, NG, Redshift, Silca, Spank, Supacaz, Wittkop zum Einsatz kommen. Sie fixieren das Bandende dauerhaft, gehen nicht verloren und sind wiederverwendbar.
Schief gewickelt?
Je flexibler ein Lenkerband ausfällt, umso besser lässt es sich in der Regel auch gerade im Bereich der Schalt-Bremshebel-Einheit verarbeiten. Die ideale Breite beträgt seit Jahrzehnten 30 Millimeter. Je nach Länge des Bandes kann mehr oder weniger überlappend gearbeitet werden, wodurch man die Dicke und Oberflächenstruktur anpassen kann. Während Acros, Cinelli, Selle San Marco oder Wolf Tooth weit unter 2000 Millimeter Länge bieten, stechen Cadex, Ergon, Fizik, Lizard Skins, NG, Pro mit über 2300 Millimetern sowie Grepp und Redshift mit über 3000 Millimeter hervor.
Über den Zug kann beim Wickeln auch die Länge sowie das Dämpfungsverhalten beeinflusst werden. Je stärker man zieht, desto strenger sitzt das Lenkerband, was mit einer dünneren Ausführung sowie strafferen Polsterung einhergeht. Und wer beim Wickeln stärker überlappt, bekommt mehr Volumen und damit bessere Komfortwerte. Einen Einsteiger-Workshop zum Wickeln finden Sie im Anschluss an die Produkte.
Pflege und Tausch
Schweiß oder Rückstände vom Straßendreck oder des Handschuhs lassen gerade helle Farben schnell alt aussehen. Daher sollten Lenkerbänder ab und an mit milder Seife gereinigt werden. Wer mit Radreiniger arbeitet, sollte diesen nicht zu lange einwirken lassen und gut mit Wasser abspülen. Manche Lenkerbänder saugen sich dabei stärker als andere mit Wasser voll. Dieses kann anschließend über Händedruck in einen Lappen eingearbeitet werden. Acros, Grepp, Odi, Prologo und Wolf Tooth geben zudem an, dass die Lenkerbänder in der Waschmaschine gewaschen werden dürfen.
Ein Lenkerband ist ein Verschleißteil. Der Druck durch den Oberkörper lässt die Materialien ermüden, wodurch die Stoßdämpfung nachlässt. Oder das Lenkerband längt sich und wickelt sich teils auf. Aber auch UV-Strahlung, Schweiß oder Stürze machen dem Lenkerband zu schaffen. Sobald sich das Band nicht mehr komfortabel anfühlt, die Oberfläche aufgerissen oder nicht mehr griffig ist, sollte es ausgetauscht werden.
Lenkerbänder: Details mit Mehrwert
Über die Farbe bekommt jedes Rad schnell und einfach ein neues Gesicht. Zudem ist diese Art von Farbtuning recht günstig, weil die Kosten für ein Lenkerband im Vergleich zu anderen Anbauteilen nicht hoch sind. Gedeckte Farbtöne sind dezent und zeitlos, während schrille Farben die rassigen Linien moderner Carbonflitzer nochmals unterstreichen können. Aber auch das Zusammenspiel der Farben bei Schriftzügen und Satteln kommt gut! Die größte Auswahl im Vergleich bieten Deda (11), Silca (12) sowie Grepp (14).
Reflektierende Elemente kommen bei Voxom (Lenkerband) und XLC (Lenkerendstopfen) zum Einsatz. Solch kleine Details können in der Praxis gerade bei schlechter Witterung, Dämmerung und Nacht aber einen großen Unterschied machen! Und wem das neu erstandene Lenkerband in der Praxis rein gar nicht zusagt, kann bei Bontrager eine großzügige 30-Tage-Zufriedenheitsgarantie in Anspruch nehmen, bei der man das Lenkerband einfach zurückgibt und sein Geld wiederbekommt.
Lenkerbänder im Überblick
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Legende:
*** Lenkerband/ Abschlussband/ Lenkerstopfen
** Länge/ Breite/ Dicke
* KS: Klebestreifen; LS: Lenkerstopfen, LSG: Lenkerstopfen geschraubt, GP: Gelpolster, AK: Aufkleber
Fazit
Vor dem Kauf sollte man sich im Klaren sein, auf welche Details man Wert legt und bei Möglichkeit bei Bekannten oder Musterstücken (Händler) vorgreifen. So kann man sich besser ein Bild davon machen, ob das jeweilige Produkt den eigenen Ansprüchen genügt. Mit Blick auf den Preis ist günstig auch nicht immer schlecht! Allerdings hat die Erfahrung der letzten Jahre auch gezeigt, dass viele teure Lenkerbänder oft hochwertigeres Material, einen kostenintensiveren und mehrlagigen Aufbau aufweisen. Der ein oder andere Vorteil rechtfertigt dann durchaus auch hohe Preise.