Hive: E-Scooter-Pilotprojekt in München
Hive startet E-Scooter-Pilotprojekt
Hive: E-Scooter-Pilotprojekt in München
in Test & Teile
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Hive-Chef: „Das Netz wird dicht sein. Niemand läuft 500 Meter zum Scooter“
Noch sind die Flitzer nicht erlaubt. Lediglich einige wenige Modelle haben eine Ausnahmegenehmigung. Die EU muss der vorliegenden Verordnung aus dem Bundeskabinett noch zustimmen, danach ist der Bundesrat gefragt. „Die Abstimmung ist für den 17. Mai angesetzt, die Verordnung könnte also schon eine Woche später in Kraft treten“, sagt Torres Velat. Dann wolle Hive bereit stehen. Wie flächendeckend dann deutschlandweit die Verleihstationen aus dem Boden schießen werden, lässt er offen. Nur so viel: „Niemand wird 500 Meter zu einem Scooter laufen. Entsprechend dicht muss das Netz sein.“
Pilotprojekt im autofreien Stadtquartier
Seit Donnerstag, 11. April, läuft im autofreien Münchener Quartier Schwabinger Tor ein Pilotprojekt von Hive. Anwohner und die Beschäftigten im Quartier können auf dem gesamten Gelände 30 Scooter nutzen so, wie es auch in Zukunft in der ganzen Stadt funktionieren soll: Die Scooter werden mit der Hive-App via QR-Code freigeschaltet. Das kostet einen Euro. Die Nutzung anschließend wird minutengenau abgerechnet. 15 Cent sind dann pro Takt fällig. Insgesamt sind die Scooter also etwas teurer als Leihfahrräder etwa von der Bahn. Dafür muss der Fahrer aber auch nicht selbst in die Pedale treten. Ein kurzer Kick zum Anschieben genügt, dann übernimmt der Motor. Ein weiterer Unterschied zum Leihfahrrad: Laut Tristán Torres Velat werden die Roller jeden Abend eingesammelt, morgens dann an zentralen Verleihstellen frisch aufgeladen bereit gestellt. Dazwischen können die Scooter überall abgestellt und von dort wieder entliehen werden. Auch in Hamburg wird es ein Pilotprojekt geben. Auf dem Campusgelände des Forschungszentrums DESY wird Hive 100 Scooter für Testzwecke zur Verfügung stellen.
Hive verspricht 100-prozentige Recyclingquote
Hiobsbotschaften aus den USA zweifeln an der Haltbarkeit der Leih-Scooter. Die Gefährte des Branchenprimus‘ Lime müssten bereits nach etwa zwei Monaten getauscht werden. Torres Velat beruhigt: „Wir haben in Lissabon, wo wir unseren Service gestartet haben, immer noch die ersten Roller auf der Straße. Es zeichnet sich nicht ab, dass sie bald alle reihenweise kaputt gehen.“ Lange ist das bisher allerdings noch nicht. Hive startete in Portugal vor etwa vier Monaten. Aber selbst wenn die Haltbarkeit eingeschränkt sei, wolle Hive möglichst ökologisch agieren. „Die Roller werden mit 100 Prozent Ökostrom geladen“, verspricht das Startup. Ausgemusterte Roller würden komplett zerlegt. Alles, was noch brauchbar ist, soll wiederverwertet werden. Alles andere bestmöglich recycelt. „Auch die Akkus“, hebt Torres Velat hervor. Das sei sowohl ein ökologischer, als auch ein öknomoischer Ansatz, „der letztlich natürlich auch die Kosten im Zaum halten soll. Wir sind schließlich ein gewinnorientiertes Unternehmen.“
Hive: Technik kommt von Segway
Die Roller sind derzeit „Mady by Segway“. Motor und Akkueinheit sowie die Softwaresteuerung ebenso. „Wir planen für den Sommer aber ein eigenes Modell, das noch mehr auf unsere Ansprüche ausgelegt ist“, so Torres Velat, ohne näheres zu verraten. Damit die Roller auch mobil bleiben, werde zusätzlich zu den Verleihstationen auch Servicepunkte aufgebaut. „Der Service erfolgt über Nacht. Dann werden die Roller auch geladen.“ Das schaffe zusätzlich Arbeitsplätze. So habe Hive in Warschau – dort sind die Roller seit weinigen Wochen präsent – 45 Stellen im Service geschaffen. „Auch unsere Steuern zahlen wir vor Ort.“
Miet-Roller von Hive gibt es nur in Absprache mit den Behörden
Um Schiffbruch, schlechte Publicity und somit ein Minusgeschäft zu vermeiden, arbeite Hive eng mit den Stadtverwaltungen zusammen. „Selbst dort, wo es keine Beschränkungen für die Roller gibt, bieten wir unseren Service nur an, wenn das Rathaus zustimmt. Gegen die Behörden wird es keine Hive-Roller geben.“ Im Gegenzug zur Zulassung biete Hive den Ämtern Mobilitäts-Daten an. Die Aufzeichnungen der zurückgelegten Wege helfe den Verwaltungen, die Mobilität der Stadtbevölkerung besser zu verstehen. „So können etwa Engpässe im ÖPNV-Netz erkannt werden“, sagt Torres Velat. Entsprechend sieht er sich auch als Player im Spiel der städtischen Verkehrsinfrastruktur der Zukunft. Nicht nur durch die angebotene „Software“ – die Roller -, sondern auch, in dem Experten auswerten können, wie in Zukunft die „Hardware“ – Straßen, Schienen und Wege – gestaltet werden sollte.
Wie die Stadt der Zukunft aussehen sollte, lesen Sie hier.
Hive-Chef: Helm tragen – umsichtig fahren
Die Angst von Fußgängern oder Radfahrern, die um den Platz auf ihren Wegen fürchten, könne Torres Velat nachvollziehen. Darum appelliere er daran, einen Helm zu tragen. Auch müssten Neu-Nutzer genau in die Technik der Scooter eingewiesen werden. „Nur wenn sie die Roller beherrschen, können sie sie auch umsichtig nutzen.“ Heißt: Mit gegenseitiger Rücksichtnahme sollte es nicht zu Problemen in den Städten kommen. Um genau das herauszufinden, dafür sollen die Pilotprojekte in München und Hamburg wichtige Einblicke liefern.
Hive: Joint Venture von BMW und Daimler
Hive gehört zu Free Now, einem frisch gegründeten Joint Venture von BMW und Daimler. Das Geschäftsmodell ist ähnlich aufgebaut wie bei den Carsharing-Anbietern wie DriveNow und Car2go. Im öffentlichen Betrieb zahlt der Nutzer je nach Dauer der Fahrt und kann die Roller überall – verkehrsgerecht, wie Hive betont – abstellen. Jeden Abend würden die leeren Roller eingesammelt, geladen und am nächsten Morgen an verschiedenen zentralen Plätzen der Stadt verteilt wieder bereit gestellt.