Firmenbesuch bei Roland: Laufräder, Anhänger, Spezialfahrräder
Besuch bei Roland: Rad und Tat
Firmenbesuch bei Roland: Laufräder, Anhänger, Spezialfahrräder
in Story
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Disclaimer: Dieser Artikel erschien in der aktiv Radfahren 3/2015.
Made in Germany!? Bei dem Stichwort hat Thomas Kalkhoff, Geschäftsführer des Roland-Werkes in Garrel, gleich eine Geschichte parat. „Nach dem Abitur ist meine Tochter nach Neuseeland gegangen, ‚Work and Travel‘ für ein Jahr. Das waren keine besonders hochqualifizierten Jobs, was man eben so macht, wenn man als junger Mensch am anderen Ende der Welt reisen will und selbst Geld verdienen muss. Aber sie hatte keine Probleme, Stellen zu finden. Einmal hat ein Milchfarmer ihr einen kräftigen Aufschlag gezahlt, damit sie noch eine Weile für ihn in der Bakterienkontrolle arbeitet, so hoch war ihr Qualitätsbewusstsein. Wir Deutschen empfinden das als normal, aber im internationalen Vergleich stehen wir in diesem Punkt ziemlich gut da. Und bei meiner Tochter war das Qualitätsbewusstsein schon immer sehr deutlich ausgeprägt.“
Roland-Werk in Garrel: Anhänger, Laufräder und Invididualität
Das scheint in der Familie zu liegen, wie ein Besuch bei dem auf Anhänger, Laufräder und individuelle Rahmenkonstruktionen spezialisierten Werk eindrucksvoll zeigt. „Beinahe jeden Monat,“ erzählt Thomas Kalkhoff, „stehen Personalfirmen vor der Werkstür, die mir Leiharbeiter für ein paar Euro pro Stunde anbieten und immer ganz erstaunt sind, wenn ich ablehne. Dabei ist die Begründung doch so einfach: Ein Leiharbeiter, der ständig die Arbeitsstelle wechselt, kann niemals die Qualität erzielen, die ein Facharbeiter erreicht, der seit Jahren ausschließlich Laufräder montiert. Von Verständigungsschwierigkeiten und der sozialen Verantwortung ganz zu schweigen.“
„Ich sage nie ‚Ich muss‘. Ich sage ‚Ich darf‘.“ Thomas Kalkhoff, Geschäftsführer Roland Werk GmbH
Diese passionierte Einstellung schlägt sich nicht nur in den besonders akribisch montierten Laufrädern aus dem Hause Roland nieder. Auch in den Anhängern aus dem Norden steckt ebenso viel Leidenschaft wie Qualitätsbewusstsein, wie Thomas Kalkhoff erläutert: „Wir bauen den Kofferraum hinter dem Fahrrad, vom einfachen Mini-Boy bis hin zu den hochwertigen Reiseradanhängern, wie der Carry S oder der Carry M. Arbeit muss ja auch Hobby sein.“
Anhänger als zentraler Bestandteil: Das „Add + Bike“ von Roland
Was eher als Freizeitbeschäftigung gedacht war, entwickelte sich zur Erfolgsgeschichte. Heute ist die Anhängerproduktion ein wichtiges Standbein der Firma. Was hauptsächlich daran liegt, dass auch hier bei der Qualität keine Kompromisse gemacht werden: Ursprünglich wurde das „Add + Bike“ von Herrn Hoening für gehandicapte Personen gebaut. Während bei mit einer Stange versehenen Nachläufern das Folgefahrzeug in Kurven oft ganz erheblich kippt, ist bei einem Roland „Add + Bike“ ein extra gefertigter Gepäckträger im Paket enthalten, dessen Konstruktion für maximale Stabilität sorgt.
Dies bestätigte kein Geringerer als Ernst Brust, der als einer der renommiertesten unabhängigen Prüfer der Fahrradbranche gilt. Vor zehn Jahren hat er das „Add + Bike“ getestet und war so begeistert, dass er empfahl, deutlich mehr ins Marketing zu investieren, um das Produkt bekannter zu machen. Auch die Stiftung Warentest wurde aufmerksam und schrieb dem Roland Werk einen freundlichen Brief – man sei ein großer Fan der Roland Produkte und wolle das „Add + Bike“ gerne testen.
Qualität steht an erster Stelle
In Garrel ließ man sich nicht lange bitten – was sollte schon schief gehen, wenn Ernst Brust ein Produkt nach einem gründlichen Test mit „eins minus“ bewertet? Das Ergebnis glich, wie Thomas Kalkhoff es formuliert, einem „Faustschlag ins Gesicht“. Da das „Add + Bike“ kein Vorderrad hat, wurde nach der Babynorm getestet, nicht nach der Kinderradnorm. Selle Royal-Sättel und Westphal-Griffe galten somit als schwer schadstoffbelastet, da sie die selben Standards erfüllen mussten wie Babyschnuller.
Das niederschmetternde Ergebnis: mangelhaft. „In einem fremdgesteuerten Unternehmen wäre das Produkt mit Sicherheit eingestellt worden“, erzählt Thomas Kalkhoff. „Nicht jedoch im Roland-Werk. Wir glauben an unsere Produkte und den Standort Deutschland, Qualität wird immer gefragt sein.“
Laufräder, Speichen und Felgen: Hohe Individualität bei Roland
Schon in den 1980er Jahren wurden Anhänger aus Holz entwickelt und gefertigt; und das Know-how rund um das Zusammensetzen von Felgen, Naben und Speichen ist sogar noch älter: Schon seit 1976 fertigen die Kalkhoffs Laufräder, anfangs auch für die Fahrradmarke, die den Namen der Familie trägt, heute ausschließlich für Fremdhersteller. Das aber hoch spezialisiert: Fast jede am Markt erhältliche Speichenlänge hat das Roland Werk auf Lager, bis heute wurden 10.000 verschiedene Möglichkeiten an Laufrädern gebaut.
Gerade auf Spezialfälle ist man eingestellt: Wenn neue Produkte auf den Markt kommen, wie beispielsweise ein spezieller Vorderradmotor im Reha-Bereich, kann es durchaus vorkommen, dass es hierfür keine passenden Speichen gibt. Diese konstruiert das Roland Werk gemeinsam mit dem Hersteller Sapim. Das gleiche gilt auch für Felgen, so wurde gemeinsam mit Ryde/Rigida eine Felge mit einer 27 Gradbohrung für ein mit Motor betriebenes Projekt entwickelt, um hier eine optimale Nippel-Speichenlinie zu erhalten.
Natürlich gibt es auch Kunden, die es gar nicht individuell genug haben können, zum Beispiel Designfanatiker, die ihre helle Freude an farbigen Felgen haben, oder an Highend-Laufrädern mit farbigen Nippeln, die von unten, durch die Löcher im Felgenbett, maschinell oder von Hand aufgespeicht und zentriert werden. Da soll noch einer sagen, man kann das Rad nicht neu erfinden.
Mehr Informationen zu Roland finden Sie auf www.roland-werk.de