Feinstaub in der Stadt: Wie können sich Radfahrer schützen?
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Feinstaub in der Stadt: Wie können sich Radfahrer schützen?
in Gesundheit
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München, Frankfurter Ring, 18 Uhr: Feierabend-Verkehr. Ein Auto reiht sich ans andere, es staut sich in beide Richtungen. Die Kreuzungen sind voll, Ausfahrten komplett versperrt, die Stimmung ist gereizt. Mitten in den Abgasen ein Radfahrer, der vielleicht gut gelaunt ist, dessen Atemwege aber gereizt sind. Der Grund: Feinstaub liegt in der Luft.
Bei Luftverschmutzung denken wir oft an asiatische Megastädte, dabei ist sie auch in Deutschland ein großes Problem. Experten warnen sogar: Es werde unterschätzt, wie gesundheitsschädlich verschmutzte Außenluft bei uns ist. Studien des Max-Planck-Instituts für Chemie gemeinsam mit der Universitätsmedizin Mainz zeigen, dass mit Feinstaub verschmutzte Luft mehr Opfer als das Rauchen fordert. Die durchschnittliche Lebenserwartung der Europäer werde um rund zwei Jahre verringert, so die Wissenschaftler. In mindestens der Hälfte der Fälle seien Herz-Kreislauf-Erkrankungen die Todesursache. Feinstaub gilt außerdem als krebserregend und fördert Asthma, Allergien und Atemwegserkrankungen. Was genau ist Feinstaub und was macht er mit uns?
Feinstaub und Ultra-Feinstaub
Es sind winzig kleine Partikel, die nicht sofort zu Boden sinken, sondern in der Atmosphäre bleiben. Sie kommen beispielsweise aus dem Auspuff von Dieselfahrzeugen (Dieselruß). Aber nicht nur, denn der Abrieb von Bremsen, Reifen und Straßen wird mittlerweile auf etwa 60 Prozent der verkehrsbedingten Feinstaub-Emissionen beziffert. Das heißt: Alle Fahrzeuge, auch Benziner und sogar Elektroautos, produzieren Feinstaub. Und natürlich ebenfalls Industrie, Kraftwerke, Landwirtschaft und private Kamine. Man erkennt die Belastung manchmal an angegrauten Hauswänden und bei speziellen Wetterlagen in Form einer „Dunstglocke“.
Aber nicht jeder feine Staub ist offensichtlich. Es gibt auch sogenannten Ultra-Feinstaub, welcher noch viel kleiner ist, nämlich einen Durchmesser von weniger als 0,1 µm (Mikrometer) hat. Das Gefährliche: Diese Partikel sind nicht nur unsichtbar, sie können über die Lungenbläschen direkt in die Blutbahn eindringen und im Körper Entzündungen auslösen. Sie sind zu klein, um in den Atemwegen herausgefiltert zu werden.
Umstrittene Grenzwerte
Um die Luft vor allem in städtischen Ballungsräumen zu verbessern, gibt es für alle EU-Länder einen Feinstaub-Grenzwert für das Jahresmittel. Dieser liegt derzeit bei 40 µg/m³ (Mikrogramm pro Kubikmeter) für die Partikelgröße PM10, das heißt für Partikel mit einem aerodynamischen Durchmesser von 10 Mikrometer oder kleiner. Er wird seit dem Jahr 2000 in Deutschland flächendeckend ermittelt. Seit 2008 wird auch die Partikelgröße PM2,5 gemessen, hier liegt der Grenzwert bei 25 µg/m³.
In den meisten deutschen Städten werden die derzeit gültigen Grenzwerte beim Feinstaub auch eingehalten. Tagesabhängige Überschreitungen gibt es aber immer wieder, besonders in sehr trockenen Wintern und extrem heißen Sommern. Auch in der Silvesternacht sowie in den darauffolgenden Tagen ist die Feinstaub-Belastung stark erhöht. Die Weltgesundheitsorganisation WHO warnt aber, Stadtbewohner seien regelmäßig zu hohen Feinstaubwerten ausgesetzt. Sie rät zu strengeren Grenzwerten, die bisher von der Europäischen Kommission nicht umgesetzt werden.
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Radfahrer atmen besonders viel dreckige Luft ein
Dass Feinstaub besonders Radfahrer stark belastet, wurde vielfach untersucht. Bei körperlicher Anstrengung weiten sich die Lungen, man atmet tiefer ein und nimmt daher auch mehr Nanopartikel auf. Zudem sind Radfahrer der belasteten Luft sehr direkt ausgesetzt, während Autofahrer gefilterte Luft einatmen.
Laut einer Studie von belgischen Wissenschaftlern, die bereits 2010 in der Zeitschrift Atmospheric Environment veröffentlicht wurde, inhalieren Radfahrer mit jedem Atemzug Zigmillionen an gefährlichen Feinstaubpartikeln, durchschnittlich 4,3 Mal so viel wie Autofahrer. Je nach Stadtgröße sind es zwischen 1,1 Millionen und 5,5 Millionen aufgenommener Partikel. Zusätzlich atmen Radfahrer auch schädliche Stickoxide ein, beispielsweise Stickstoffdioxid.
Feinstaub-Problem: Trotzdem mit dem Rad besser unterwegs
Studien zeigen aber auch, dass Radfahrer insgesamt gesünder und länger leben – obwohl sie dem Feinstaub sowie Abgasen stärker ausgesetzt sind. Der Grund: Der positive Effekt durch die regelmäßige Bewegung im Alltag wiegt insgesamt mehr als das viele Sitzen im Auto. Die körperliche Bewegung kompensiert quasi die Aufnahme von Schadstoffen in der eingeatmeten Luft. Auch kann der Körper kurze Belastungen von Feinstaub ganz gut puffern, erst bei vielen Kilometern an Hauptstraßen wird es richtig gefährlich.
Längst belegt ist außerdem, dass Autofahrer ebenfalls dem Feinstaub ausgesetzt sind: Durch die Belüftung werden feinste Partikel in den Pkw-Innenraum geblasen, die dann nicht so schnell wieder verschwinden. Der Radfahrer hingegen kommt in der Regel von hohen Kurzzeitbelastungen immer wieder in weniger verschmutzte Gegenden. Aber: Natürlich ist Sport in sauberer Luft besser als in verschmutzter.
„Es ist sinnvoll, sich beim Radfahren vor Feinstaub zu schützen. Eine echte Lösung darf aber keine individuelle sein: Saubere Luft für alle erreichen wir nur mit einer Verkehrswende.“ Johanna Nimrich, Redaktionsleiterin der Radfahren
Was können Radfahrer gegen Feinstaub tun?
Radfahrer können sich vor allem dadurch selbst schützen, indem sie alternative Routen fahren. Am besten vermeidet man stark befahrene Hauptstraßen, auch an Kreuzungen und in mit dem Autoverkehr geteilten Tunnel ist die Feinstaubbelastung erhöht. Schon wenige Meter Abstand vom Feierabendstau verbessern die Luft erheblich, ideal sind beruhigte Seitenstraßen. Vor allem, wer Kinder im Fahrrad-Anhänger dabei hat, sollte dies beherzigen: In Bodennähe ist die Feinstaub-Belastung deutlich höher.
Wer hochfrequentierte Straßen nicht meiden kann, sollte bestenfalls langsamer fahren, weil dann die Atmung flacher ist. Übrigens gibt es auch in der Nähe von Baustellen, Kraftwerken und Flughäfen eine erhöhte Feinstaub-Konzentration in der Luft.
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