Pedelecs für die City im Test: Stadträder im E-Bike-Test
Die Zukunft des Stadtverkehrs
Pedelecs für die City im Test: Stadträder im E-Bike-Test
in Test & Teile
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Das Fahrrad ist das vielleicht demokratischste Verkehrsmittel: Jeder kann es fahren, es gibt keinen Führerschein, keine Altersgrenzen. Und es ist das erste Verkehrsmittel überhaupt, das zur Massenmobilität führte. In den 1920er und den 1950er Jahren, nach den Verwüstungen der beiden Weltkriege, war es das Fahrrad, das Deutschland wieder mobil machte. Die Anfänge des Wirtschaftswunders sind ohne das Fahrrad nicht vorstellbar. Mit steigendem Wohlstand verdrängten aber erst Motorräder, dann Autos das Fahrrad als individuelles Massentransportmittel. Es sind Prozesse, wie sie auch heute in Schwellen- und Entwicklungsländern beobachtet werden. In Peking fahren inzwischen mehr SUV als Fahrräder durch die Innenstadt, in Delhi und Hanoi haben Motorroller die Hoheit der Straße an sich gerissen. Bei uns hingegen kehrt sich die Entwicklung gerade um.
Pedelecs geben der Branche Schub
Denn der Klimawandel kommt in den Köpfen der Menschen an. Und die Prioritäten verschieben sich. Denn klar ist: Viele wollen etwas für die Umwelt tun. Beim ersten Ausritt auf dem E-Bike zeigt sich dann aber auch, wie viel Spaß diese umweltbewusstere Art der Fortbewegung macht. Gleichzeitig merken die Neu-Radfahrer, dass der Zeitbedarf gar nicht größer wird. Zumindest auf den typischen Pendelstrecken in Städten. Rund 20 Kilometer legt ein Städter pro Tag im Auto zurück. Gleichzeitig sinkt die Durchschnittsgeschwindigkeit Jahr für Jahr – auf inzwischen deutlich unter 20 Stundenkilometer zur Rushhour. Das sind Entfernungen und Geschwindigkeiten, die Pedelecs locker schaffen. Dazu kommt: Frische Luft und leichte Bewegung machen glücklich.
Keine Sorge: Niemand will eingefleischten Autofahrern ihr vermeintliches Stück Freiheit stehlen. Ganz im Gegenteil: Je mehr Menschen die Freude auf dem Rad entdecken, desto mehr Platz auf den Straßen bleibt für die „Freie Fahrt für freie Bürger“-Fraktion. Jedenfalls auf den Autobahnen und Fernstraßen. Denn natürlich werden wir den Verkehrsraum in den Städten neu aufteilen müssen.
Das ist bereits in vollem Gang: Zurzeit installieren viele Städte so genannte „Pop-up-Bikelanes“, also temporäre Fahrradstreifen. Viele Verkehrsplaner bemerken schnell: Diese Umwidmungen funktionieren! In Reutlingen und Berlin etwa soll das „temporär“ gestrichen, die Radstreifen dauerhaft etabliert werden. Natürlich sind Verkehrswege nicht nur für Pendler da. Die Menschen gehen einkaufen, besuchen Freunde, Theater, Kinos, Diskotheken – jedenfalls in Zeiten, in denen nicht gerade eine lebensbedrohliche Pandemie grassiert.
Kann der gesamte städtische Verkehr auf das Fahrrad reduziert werden?
Gleichzeitig kann nicht der gesamte städtische Verkehr auf das Fahrrad und den öffentlichen Nahverkehr reduziert werden. Ladengeschäfte, Supermärkte, Restaurants und andere Unternehmen mit Warenverkehr sind auf große Transporter angewiesen, die Müllabfuhr ist mit schweren Lastwagen unterwegs und auch der Rettungsdienst, die Feuerwehr und die Polizei können nicht auf motorisierte Fahrzeuge verzichten. Fahrdienste werden benötigt für Menschen, die nicht ohne Hilfe mobil sein können. Wenn aber der Großteil der übrigen Stadtbewohner von der großen, schweren, vierrädrigen Blechkiste auf das schlanke, umweltfreundlichere Zweirad umsteigt, läuft der Verkehr für jeden schneller und effizienter.
Dann braucht es nur noch das passende Pedelec. Und da sind der Fantasie keine Grenzen gesetzt. Das zeigt unser Überblick über aktuelle Stadtfahrräder. Der wiederum kann gar keinen Anspruch auf Vollständigkeit erheben. Denn viel zu breit stellt sich das E-Bike inzwischen auf.
Pendlerglück bis Lastenesel
Unsere Reise zu den Rädern für den urbanen Raum beginnt mit dem klassischen Stadtrad – nur neu interpretiert. Ein tiefer Einstieg, ein dezenter und trotzdem ausreichend kräftiger Motor, passend eingesetzte Komfortelemente und Platz für Taschen und Körbe. So rollen die beiden City-Bikes im Testfeld an den Start – und doch gehen beide völlig unterschiedliche Wege. Ganz anders sind die beiden Urbanbikes im Test. Eines ist ein Flaneur mit bulliger Motorrad-Optik für den Boulevard, das andere ein sehr schlankes, minimalistisches Singlespeed für den entspannten Ride zur Arbeit mit anschließender Fitnessrunde nach Feierabend.
Ebenfalls extreme Gegensätze stellen wir in der Cargo-Sektion vor. Auf der einen Seite ein Lastenrad „light“, das ohne Aufbauten auch prima als Tourenrad taugt. Dem gegenüber steht ein echtes Schwerlastrad mit bis zu 250 Kilogramm Gesamtgewicht, sehr flexibler Ladeplattform und XXL-Bereifung.
Das vierte Duo schließlich bildet sich aus zwei Falträdern. Ein einfaches mit reduzierter Technik und geringem Gewicht. Das zweite hat etwas mehr auf den Rippen, kommt dafür aber mit tourentauglichen Komponenten wie Motor, Griffen, Sattel und Schaltung daher. Den Abschluss bildet ein Tandem. Denn manchmal sind auch Städter gemeinsam unterwegs.
Diese Pedelecs haben wir im E-Bike-Test
Marke | Modell | Preis |
Cannondale | Mavaro Neo 1Testbrief | 5999 Euro |
Storck | Urban CTSTestbrief | 3999 Euro |
Rayvolt | Cruzer | 3099 Euro |
Urwahn | PlatzhirschTestbrief | 4499 Euro |
Bergamont | E-Cargoville bakery | 3799 Euro |
XCYC | Pickup Allround | 5994 Euro |
BBF | Stail RF 5 | 1999 Euro |
Hercules | Rob Fold | 2999 Euro |
BBF | E-Tandem | 3899 Euro |
Die ausführlichen Testberichte der Pedelecs für die City finden Sie in der ElektroRad 5/2020. Hier können Sie die Ausgabe als Printmagazin oder E-Paper bestellen!
Pedelecs im E-Bike-Test: Unsere Kriterien
Sie finden die neun gänzlich verschiedenen Stadträder nachfolgend einzeln vorgestellt. Es ist kein Vergleichstest, denn dazu sind die Konzepte zu eigenständig. Deshalb verzichten wir auch auf Benotungen.
Der Aufbau unserer Testbriefe ist vergleichbar zu denen des „Großen ElektroRad-Tests“, in dem wir Anfang des Jahres 112 E-Bikes des aktuellen Jahrgangs getestet und benotet haben. Wir geben einen ungefähren Wert der mit dem Rad möglichen Reichweite an, nennen die unverbindliche Preisempfehlung des Herstellers, nennen Rad-Gewicht und die mögliche Zuladung – also Fahrer plus Gepäck. Unter der Rubrik „Ausstattung“ finden Sie die wichtigsten Komponenten wie Schaltung und Bremse, Unter „Antrieb“ den Motor und die Akkugröße. Der „Charakter“ verrät viel über die Agilität, die Sitzposition und den Einsatzbereich. Das Fazit sowie Plus und Minus fassen kompakt die Stärken und Schwächen des Rads zusammen.