Tourenschuhe im Test: 11 Modelle ohne Membran von 40 bis 200 Euro
Starker Auftritt
Tourenschuhe im Test: 11 Modelle ohne Membran von 40 bis 200 Euro
in Test & Teile
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Es ist Frühling, die Sonne lockt mit ersten warmen Strahlen ins Freie. Also Radschuhe geschnürt, rauf aufs Rad und los geht die Tour. Frische Luft, frischer Duft, Fahrtwind um die Nase, was will man mehr? Nur, während dieser Artikel entsteht, deutet sich der sehnlichst erwartete Frühling zwar viel zu oft an, trotzdem haben wir ein Wetter, das doch noch irgendwie als Winter durchgehen kann. Wir nehmen es wie es kommt und machen das Beste daraus. Warm eingepackt, damit die Füße sich nicht bald wie auf einer Everest-Expedition anfühlen, testen wir elf Paar membranlose Tourenschuhe zwischen Sneaker und hartgesottenem MTB-Schuh von 40 bis 200 Euro. Sie eignen sich wunderbar ab den ersten warmen Frühlingstagen, um mit dem Rad den Alltag zu bewältigen oder genussvoll Stadt und Land zu erkunden. Wir tun also alles, damit Sie sich rechtzeitig auf den echten Anflug des Frühlings vorbereiten können. Wunderbar, nicht?
Kein Wetterschutz
Aber warum sind die Schuhe erst bei frühlingshaftem Wetter sinnvoll? Das liegt zum einen daran, dass sie nicht gefüttert sind und zum anderen haben sie keinen Wetterschutz in Form einer Membran. Schuhe mit Membran stehen zwar allgemein hoch im Kurs. Aber nicht jede Kundin und jeder Kunde mag diese Modelle tragen und ihre Funktion hat deutliche, technische Grenzen. Von einem höheren Preis noch nicht gesprochen. Die Schuhe im Test spielen ihre Stärken also in den wärmeren Phasen des Jahres aus. Mit unterschiedlichsten Arten von Netzgewebe sind sie mehr oder weniger offen und können den Füßen eine erfrischende Luftkur angedeihen lassen. Aber sie sind eben auch mehr oder weniger wasserdurchlässig, dessen muss man sich auch bei einem warmen Sommerregen bewusst sein. Andersherum stünde man in Membran-Schuhen bei feuchtwarmem Sommerwetter dann im eigenen Saft.
Bontrager | SSR Multisport | 89,99 Euro | Zum Hersteller |
B‘Twin | MTB 100 | 39,99 Euro | Zum Hersteller |
Giro | Terraduro | 169,99 Euro | Zum Hersteller |
Mavic | Crossride | 99 Euro | Zum Hersteller |
Rose | RTS 07 | 89,95 Euro | Zum Hersteller |
Scott | Trail Boa | 119,95 Euro | Zum Hersteller |
Shimano | MT-7 | 139,95 Euro | Zum Hersteller |
Sidi | SD15 | 159 Euro | Zum Hersteller |
Multifunktionales Schuhwerk
Ein zentraler Aspekt ist für uns die Tourentauglichkeit der Schuhe. Damit geht eine gewisse Multifunktionalität einher. Sie müssen ein Spektrum abdecken, das vom bequemen, kraftsparenden Kurbeln über kurze Gehpassagen bis hin zum möglichen Stadtausflug mitsamt Café- und sogar Museumsbesuch reicht. Die Schwierigkeit besteht also darin, gleichzeitig steif auf dem Pedal zu sein und beim Laufen gut abrollen zu können, dämpfender Gehkomfort eingeschlossen. In jeder Situation muss sich der Schuh gut dem Fuß anpassen, wenn eine optimale Fixierung auf dem Rad auch noch wichtiger ist. Idealerweise lassen sich die Schuhe für jede Situation schnell nachjustieren.
Mit Klick-Option
Um effektives Pedalieren zu ermöglichen, bieten alle Testpaare die Option Shimano SPD–Pedaladapter (Cleats) zu montieren. Sie sind die am weitesten verbreiteten und sorgen, wie andere Systeme auch, für direkten Kraftschluss und ermöglichen dadurch einen runden Tritt mit Druck- und Zugphasen. Anatomisch und ergonomisch richtig montiert bieten sie, anders als zum Beispiel auf einem Flatpedal mit Pins, durch die Bewegungsfreiheiten einen optimalen Kraftfluss im rotierenden Bein. Nicht jeder mag es eingeklickt zu fahren. Einer der Hauptgründe ist die Angst bei einem Unfall oder beim Anhalten nicht rechtzeitig oder sicher aus dem Pedal zu kommen. Mit modernen Systemen wäre das nicht nötig, weil man zum Beispiel die Auslösehärte am Pedal einstellen kann.
Trotzdem ist es hilfreich zu wissen, dass unsere Testschuhe grundsätzlich eben auch ohne Pedaladapter oder Klickpedal fahrbar sind. Allerdings sind durch die nötigen Öffnungen in der Sohle die meisten der Testschuhe untenrum nicht geschlossen und dicht oder die notwendige Gewindeplatte klackert lose unter dem Fuß. Die optimale Lösung sind passend eingeschraubte Sohleneinsätze, wie sie hier Scott, Rose und Sidi bieten. Erst mit der geschlossenen Sohle sind die Schuhe wirklich unabhängig vom Pedaltyp einsetzbar und bieten sehr gute Voraussetzungen zum Radfahren und Laufen. Bei den anderen Modellen sollte man dann eher davon sprechen, dass sie auch ausgeklickt sehr gut zu fahren sind.
Unterschiedlich anpassen
Damit man auch gern lange Touren unternimmt, muss der Schuh super sitzen. Abgesehen vom passenden Leisten ist individuelle Anpassbarkeit unabdingbar. Um den Schuh richtig an den Fuß anzupassen, gibt es in unserem Testfeld verschiedene Lösungen: Klassische Schuhbänder, Klettverschlüsse, Ratschen und Drehverschlüsse. Schuhbänder haben den Vorteil, dass man, wenn die Schnürung gut umgesetzt ist, den Schuh sehr fein anpassen kann. Es kommt darauf an, dass die Bänder einerseits gut durchlaufen, um nicht ewig fummeln zu müssen, bis der Sitz passt. Andererseits dürfen sie auch nicht gleich wieder zurückrutschen. Am besten gelöst ist das hier bei Mavic und Vaude. Sind die Senkel zu dünn, schneiden sie beim Schnüren ein. Damit die Schleife nicht in die Kette gerät, wird sie fixiert. Per Klettlasche ist es effektiver. Die kann beim Schnüren aber stören. Eine Gummischlaufe kann zu kurz sein oder ausleiern.
Mit Klettverschlüssen öffnet und schließt man die Schuhe ritsch-ratsch-schnell. Wichtig ist, dass sie anatomisch sinnvoll platziert sind, um druckfreie Anpassung zu ermöglichen. Specialized macht das hier vorbildlich. Ihr Nachteil ist die Schmutzanfälligkeit und je nach Qualität die Abnutzung. Kletts werden auch gerne mit Ratschen kombiniert wie hier bei Giro. Sie sind unempfindlich, erzeugen starken Halt und sind superschnell zu verschließen, beim Öffnen aber manchmal etwas sperrig. Alternativ bietet sich ein Drehverschluss an, mit dem ein sehr dünnes, aber kräftiges Stahlseil gestrafft wird – ein sogenannter Boa-Verschluss, benannt nach dem Marktführer. Es kommt im Test in verschiedenen Ausführungen und Entwicklungsstufen vor. Meistens funktioniert der Mechanismus perfekt und der Schuh lässt sich superschnell sehr fein justieren. In den meisten Fällen lässt sich ein Schuh damit auch in beide Richtungen sehr gut nachjustieren.
Bewertung
Entsprechend dem weiter vorne genannten Anforderungsprofil bewerten wir die Eigenschaften beim Radfahren und beim Laufen. Dazu kommen Gewicht, Ausstattung und Bedienung. Das Bewertungsschema umfasst fünf Punkte, die von fünf bis null für die Noten 1 bis 6 stehen. Aus den sechs veschiedenen Wertungen errechnen wir eine Gesamtnote. Da Radfahren den größten Teil in der Nutzung ausmacht, geht die Kraftübertragung über die Sohle zu 30 Prozent in die Endnote ein und die Fußfixierung im Schuh zu 20 Prozent. Beide zusammen stehen für effektive Kraftübertragung. Die Eignung zum Laufen ergibt sich aus den dämpfenden Eigenschaften des Schuhs, dem Abrollverhalten, aber auch daraus, ob man das Cleat spürt oder hört beim Auftreten. Der Gehkomfort zählt zu 20 Prozent. Außerdem bewerten wir die Bedienung. Hierzu gehört, wie gut sich ein Schuh jederzeit an den Fuß anpassen lässt, inklusive Nachjustierung, wie problemlos sich die Cleats anbringen lassen und ob das Einklicken im Pedal sauber funktioniert. In der Note schlägt sich das zu 10 Prozent nieder. Als rotierende Masse ist das Schuhgewicht von Bedeutung. Der Wert macht am Ende 10 Prozent aus. Für die Ausstattung zahlen sich robuste Materialien oder Reflektoren aus. Wichtiger aber ist die Multifunktionalität. Eine fehlende Sohlenplatte führt daher zu einer einfachen Abwertung. Die Teilnote macht im Ergebnis wiederum zehn Prozent aus.
Fazit
Jeder unserer ganz unterschiedlichen Testschuhe ist tatsächlich ein echter Tourenschuh – nur teils mit einem eigenen Schwerpunkt. Aber weder Preis noch Aussehen sind am Ende eindeutige Kriterien und halten Überraschungen parat. Jetzt sind wir also gut vorbereitet und der Frühling kann endlich kommen – BITTE!