ElektroRad testete als erstes Magazin das neue Shimano Steps MTB Antriebssystem

Test Shimano STEPS MTB (E8000) Mittelmotor

Test E-Bike Motor Shimano "STEPS"MTB E8000: Der Souverän!

Test Shimano STEPS MTB (E8000) Mittelmotor

Speziell für "ElektroRad" präsentierte Shimano den neuen E8000-Antrieb, speziell für Mountainbikes konzipiert. Test-Ergebnis? Wir sind begeistert.
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Schauplatz Focus Bikepark Oberammergau: Michael Wild und Marco Kienle von Shimano-Importeur Paul Lange (Stuttgart) stehen neben uns am Parkplatz der Sommerrodelbahn im Nordosten des Passionsspielorts. In ihrem silbergrauen T5-Bus, verpackt unter Decken: zwei vollgefederte Mountainbikes mit dem neuen, speziel für E-MTBs konzipierten Shimano Steps MTB / E8000-Antrieb. Daneben zum Vergleich: ein frontgefedertes Hardtail mit dem bisherigen E6000 „Steps“-Motor in „Light Offroad“-Version.

Der Shimano StepsMTB (intern E8000 genannt) ist keine Weiterentwicklung, sondern „komplett neu konzipiert“, sagt Marco Kienle, der vor unserem Test (über einige Stunden) vorsorglich auf den Vorserien-Stand des Antriebssystem verweist.

Die Eckdaten des Motors: kleiner und kompakter in den Baumaßen als der für Touren konzipierte Shimano Steps Tour/Light Offroad (intern: E6000). Geringeres Gewicht: „unter 3 Kilo“. In der Serie könnten 2,8 Kilo auf der Waage stehen, vermuten wir. 1 Kilo weniger als Bosch. Das ist mal eine Ansage.

Neu auch & clever obendrein: Die Kurbelachse wurde im Motorgehäuse nach hinten versetzt. Was bei der Rahmenkonstruktion nun verkürzte Kettenstreben möglich macht – die Rezeptur für wendig-agile Fahrleistungen, die man beim Mountainbike ja anstrebt. Außerdem entspricht der „Q-Faktor“ (Maß Kurbelaußenseite – Kurbelaußenseite) dem eines Mountainbikes – ideal für ein natürliches Fahrgefühl. Diese beiden Maßnahmen sorgen dafür, dass sich „Umsteiger vom sportlichen Mountainbike auf ein E-MTB mit Shimano Steps E8000 sofort wohlfühlen“, erklärt Michael Wild. Wir sind gespannt.

Weitere Eckdaten: Die serienmäßigen Motorblock-Abdeckungen sind (Ausnahme: Kühlrippen) austauschbar – ideal für die Hersteller, die mit eigenen Motorgehäusen ihren E-MTB Modellen so ein individuelles „Gesichter“ verleihen können. Verschraubungen für einen Ramm-/Unterfahrschutz (bleibt den Herstellern überlassen) sind vorgesehen.

Die Leistung des E-8000 (250 Wh Klasse) gibt Marco Kienle mit 500 W an. Das maximale Drehmoment mit 70 Nm. 20 Nm mehr als die Steps Touring/E6000-Variante in „Light Offroad“-Motorabstimmung. Wobei wir einschränken müssen, dass sich die spürbare Kraft des Motors nicht an Zahlen festmachen lässt. Wir kennen 80 Nm Motoren, die auf dem Papier überragend stark erscheinen, sich in der Praxis aber undynamisch anfühlen.

Die Akkuleistung ist ebenfalls gestiegen: von 418 Wh beim E6000 … auf nun 500 Wh beim E8000. Da auch Bosch diese Kapazität anbietet, kann dieses Maß als der neue Standart bei E-MTBs gelten. Ach ja, das Akku-Gehäuse ist bei unseren Vorserien-Testrädern noch mit einer glänzenden Oberfläche versehen. In Serie wird diese Schwarzmatt sein. Mit einigen Herstellern wird es auf Wunsch – in enger Abstimmung mit Shimano – auch integrierbare Akkus geben. Egal welche Akku-Form: Eine Außenladebuchse fehlt nicht – für einfaches Aufladen ohne Ausbau.

Darüber wird sich der Service-Techniker freuen: Die Kabelverlegung innerhalb des Motor-Gehäuse verläuft gebündelt links. Also gegenüber der Kurbelblatt-Seite. Sie sind somit leichter zugänglich – ohne dass der Kurbelsatz abgenommen werden muss.

StepsMTB / E-8000: Schalten der Unterstützungstufen … wie beim MTB

Ganz anders als bei der Steps E6000 ist das sehr kleine Display nicht in Lenkermitte platziert. Sondern rechts im unteren Dreieck von Lenker & Vorbau. Obwohl nur 4 cm groß, bietet es große Zahlen, ein Untermenue mit Daten, sowie – wichtig für den Fahrer – drei Unterstützungsmodis (Eco, Trail, Boost), die – zur besseren Erkennbarkeit auch auf Rüttelpisten – farblich unterschieden sind. Interessant: Sie werden nicht wie bisher mit Tasten am Display oder eine angeschraubte „Remote-Tastatur“ angesteuert.

Dafür sind griffige Firebold-Schalthebel am inneren Griff-Ende zuständig, entnommen aus der Shimano XT-Programm Serie. Anstatt im steilen Anstieg über diese Hebel aufs kleine Kettenblatt zu wechseln, wird mit derselben Fingerbewegung in dieser Situation künftig intuitiv einfach …. die Unterstützungsleistung erhöht. Von Eco auf Trail, oder von Trail auf Boost.

Auffallend bei Test später: die „knackige“ Schaltweise der Unterstützungstufen. Michael Wild erklärt: „Die Schaltung der Unterstützungstufen über die XT-Hebel vermittelt dem E-Biker haptisch und unmittelbar die Nähe zum Mountainbike. Außerdem vermeidet diese „robuste“ Schaltweise Fehlbedienungen, vor allem wenn man über ruppigen Untergrund fährt. Der Daumen liegt ja immer in der Nähe“. Ein absolut nachvollziehbares Argument.

Shimano Steps MTB – Alleskönner Fahrstufe „Trail“!

Wir düsen in Eco los – hinauf zum Waldrand. Das hintere XT Schaltwerk ist elektronisch gesteuert („XT Di2″“) und lässt die Kette – auch unter Vollast – überraschend soft aufs nächstgrößere Ritzel gleiten. Über 11 Stufen hinauf aufs große 46 Zähne Ritzel – das sich in Steilstücken als ideale Tretunterstützung zur Motorkraft erweist.

Shimano ist nicht beratungsresistent, sondern reagiert auf Wünsche der Industrie. Anstelle eines Primar-Antriebritzels sind beim Shimano Antrieb optional zwei Antriebsritzelgrößen (34 oder 38 Zähne) erhältlich. Die Marke Bulls, die den Steps-MTB Antrieb sogar in ein sportliches Trekkingrad-Modell implementiert, setzt sogar exklusiv ein Shimano Antriebsritzel mit 44 Zähnen ein. Das Argument auch bei diesem Touren-Konzept: Größere Antriebsritzel mindern den Verschleiß.

Auffallend: In der „Eco“-Stufe ist bereits so viel Kraft vorhanden, dass Guttrainierte diese auf MTB-Touren als „reichweitenorientierte Fahrstufe“ ausreichen könnte. Gleiches dürfte für leicht coupiertes Gelände gelten. Wir vermuten, dass sich auf üblichen MTB-Runden durch die sich immer wieder anbietende weil durchaus kräftige „Eco“-Stufe mehr Reichweiten-Kilometer so aus dem 500 Wh Akku herausholen lassen als bei vergleichbaren Motor-Systemen mit gleicher Akku-Kapazität.

Test Shimano E8000: Übliche Unterstützungsstufe: „Trail“

Unser Pfad zieht sich berauf, ruppige Querwurzeln gilt es zu queren, Stufen hinauf zu Holzbrücken, die über schäumendes Wasser führen. Konzentriert kurven wir enge Serpentinen hinauf. Ideal um jetzt mit dem unteren „Schalt-Hebel“ (relativ tiefe Bewegung) in den „Trail“-Modus zu wechseln. Sofort zieht der Shimano Steps MTB (E8000) mit deutlichem, aber weich einsetzende Schub an. Dank überragender Sensorik bleibt die Traktion nahezu perfekt erhalten – bei anderen Motoren mit bulliger Leistung beginnt an solchen Steigungen & bei losem Untergrund mit hoher Wahrscheinlichkeit der Hinterreifen durchzudrehen.

Auffallend ist die sehr gut getimte Abmischung des Vorlaufs: Schleichfahrt schiebt der Motor bei kurzem Kubelstillstand minimal weiter – was hilft schlüpfrige Passagen sicherer zu queren und sich auf die Ballance zu konzentrieren. Bei schnellerem Tempo oder im Abwärts-rollenden Betrieb (Serpentinen-Kehrung) ist der Vorlauf komplett verschwunden. Ebenfalls genial gemacht: Dank einer erstklassigen Kurbel-Sensorik lässt sich bei Anstiegen via Pedeldruck die Motorkraft temperiert steuern: Gas geben = stärkerer Druck aufs Pedal, das E-Bike beschleunigt deutlich. Gas wegnehmen = weniger Fußdruck aufs Pedal = die Motorkraft senkt sich ab/der Schub lässt weich nach.

Diese Motor-Steuerung per Fußdruck ist äußerst praxisnah und ideal im Gelände, etwa beim Queren einer dicken Wurzel oder Kantholzes: Mit Schub ins Pedal das Bike beschleunigen und das Vorderrad anliften, dann mit weichem Pedaldruck das Hinterrad weich darüberrollen lassen. Bei bulligen Motoren mit weniger ausgeklügelter Sensorik würde mit hoher Wahrscheinlichkeit das Hinterrad vor oder auf der Kante durchdrehen, was den Flow abreißen ließe und zum Stopp führen würde.

Sind >25 km/h erreicht, setzt der Motor relativ weich aus. Und kommt relativ weich wieder zurück, sobald man auf unter das 25 km/h Tempo fällt.

Test Shimano Steps / E8000: Schiebehilfe – echt kräftig

Absteigen, keine Chance aufzusteigen? Hier hilft der Power Walk-Schiebehilfe-Modus über den Berg. Einfach den unteren Hebel tief drucken – und halten. Schon startet der kräftige Schiebehilfe-Modus ein. Der das E-MTB solange kräftig den Berg hinaufschiebt, bis eine Stelle erreicht ist, die ein Wiederaufsteigen erlaubt.

„Boost“ – absolut überzeugend

Für steilste Stellen (aber auch wenn die Kondition nachlässt): der „Boost“-Modus mit +300% Unterstützung. Bei diesem geht es um Drehmoment pur. Unsere Testräder marschieren unsere Testpassage dermaßen perfekt & kraftvoll hinauf. Dauergrinsen eingebaut.

Allerdings ist die im „Trail“-Modus so auffallend perfekte „Motorsteuerung via Pedaldruck“-Sensorik hier nicht mehr so gut erspürbar.
Mit ein Grund, warum wir bald wieder zurück in den Trail-Modus wechseln – dieser erscheint uns als die ideale Allround-Fahrstufe für Mountainbike-Touren!

Fazit: Souveräne Fahrleistungen – der Shimano Steps MTB / E-8000 ist nahe dran an perfekt

Mit dem Shimano E8000 Motor bringt Shimano den perfekten MTB-Antrieb. Seine Sensorik vor allem im „Trail“-Modus ist überragend. Zieht man den schon kräftigen Eco-Modus zur Erzielung höherer Reichweiten, die Schaltweise, die überlegene Stärke des Boost-Modus, die gelungene Schiebehilfe sowie die intuitive Schaltweise der Unterstützungstufen, die technischen Vorteile (kürzere Kettensteben, geringes Motorengewicht) und das zurückhaltend kleine aber gut ablesbare Display mit ein, zählt Shimano Steps E8000 Motor zu den besten Antrieben auf dem Markt. Für machen im Testteam ist es sogar das beste System auf dem Markt („Souveränität in Bestform“) und überflügelt nach einem Mehrstundentest in der internen Allover-Wertung bei allen Disziplinen die arrivierte Konkurrenz.

Aber halt …. wir fuhren bisher nur die Vorserien-Version. Laut Marco Kienle (bei Paul Lange Spezialist für die Shimano Steps-Antriebssysteme) arbeitet Shimano bereits an weiteren Optimierungen … Wir fragen uns: Geht das überhaupt?

Shimano StepsMTB – letzte Info:

Über die Shimano e-Tube Projekt wird der E8000 Steps Antrieb niemals alt. Neue Software-Updates lassen sich – wie beim Smartphone – online aufspielen (vom Händler).

Die Auslieferung der ersten Motoren ab Japan wird im September´16 starten. Im Oktober werden die Serienmotoren dann in Deutschland ankommen (5-6 Wochen Schiffstransport), dann kann die Entmontage der E-MTBs starten. Wir vermuten, dass erste E-Bikes mit  Shimano Steps MTB E8000 Motor ab Frühjahr 2017 verfügbar sein werden.

Erste Testräder werden in ElektroRad Ausgabe 2/17 im Test sein. Mehr als zwei Dutzend Modelle mit Steps E8000 sind zu erwarten. ElektroRad bemüht sich momentan um ein Dauertest-MTB mit Shimano Steps / E8000, das uns wohl ab Oktober zur Verfügung steht. Den entsprechenden Shimano Steps MTB/E8000-Dauertest finden Sie dann in ElektroRad 1/2017.

Mehr zu Shimano Steps gibt´s hier bei Shimano

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