Schuhe zum Radfahren: Der richtige Radschuh für Klick- und Flatpedal

Guter Kontakt: Der richtige Schuh zum Radfahren

Schuhe zum Radfahren: Der richtige Radschuh für Klick- und Flatpedal

Die Füße sind der wichtigste Kontaktpunkt des Fahrers zum Rad – sie übertragen seine Kraft aufs Pedal. Die Schuhe, in denen sie stecken, spielen dabei eine zentrale Rolle: Die müssen passen, sonst kann Radfahren zur Quälerei werden. Hier lesen Sie, worauf es ankommt.
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Wenn der Schuh nicht passt, macht Radfahren einfach keinen Spaß“, sagt Manuel Bär – und er muss es wissen: Er ist nicht nur orthopädischer Schuhmacher, sondern auch passionierter Radfahrer. „Außerdem bleibt die Performance auf der Strecke“, so Bär weiter: „Die Kraftübertragung beim Treten geht durch den ganzen Körper und mündet in den Füßen. Die müssen das dann auch lange durchhalten.“

Aber braucht man überhaupt einen speziellen Radschuh? „Natürlich“, ist Luigi Bergamo überzeugt, Chef und Gründer des Radbekleidungs-Schneiders Q36.5 aus Bozen, der im April seine ersten Radschuhe auf den Markt gebracht hat: „Wer zum Laufen geht, fragt sich ja auch nicht, ob er Laufschuhe braucht.“ Auch Radfahren stelle spezielle Ansprüche an die Schuhe, sagt Luigi: „Die Sohle sollte einigermaßen steif sein, um die Kraft gut zu übertragen. Und sie sollte rutschfest sein, um auch bei Regen und Matsch sicher auf den Pedalen zu stehen. Und das Obermaterial sollte witterungsbeständig, aber trotzdem atmungsaktiv sein.“

Effizienter radeln mit guten Schuhen

Fahrradschuhe dienen in erster Linie der optimalen Kraftübertragung vom Fuß aufs Pedal. Luigi Bergamo: „Der Energieverlust beim Pedalieren wird verringert, die Muskulatur effizienter eingesetzt. Besonders auf langen Strecken und in Anstiegen kann man mit Radschuhen effektiver und ermüdungsfreier in die Pedale treten.“

Dies funktioniert im Wesentlichen durch zwei Faktoren: Die Steifigkeit der Sohle und – für fortgeschrittene Radler – die mechanische Verbindung zwischen Sohle und Pedal, über ein System mit sogenannten Klick-Pedalen auf der einen und Radschuhen mit integrierten Schuhplatten („Cleats“) auf der anderen Seite. Die Steifigkeit der Schuhsohle erleichtert das Treten umso mehr, je höher sie ausfällt, denn dann geht beim Pedalieren weniger Energie durch die Verformung der Sohle verloren, die Kraftübertragung ist dann direkter. Ein Klick-System hilft in erster Linie bei der Aufwärtsbewegung: Es macht ein Ziehen des Pedals und damit einen zusätzlichen Krafteinsatz möglich.

Kleiner Exkurs: Das Klickpedal

Erfunden (und zum Patent angemeldet) wurde das Klick-Pedal bereits 1885, von Charles Hanson aus Rhode Island (USA), mit den dazu passenden Schuhen, die per Drehung in das Pedal einrasteten. Fast 100 Jahre später, 1984, brachte der französische Skibindungs-Hersteller Look mit dem PP65 das erste moderne „Klickie“ auf den Markt, mit einem Hansons-Patent ähnlichen System. Beim M-71-Pedal von Cinelli, 1970 präsentiert, musste der Schuh noch mit der Hand in das Pedal ein- und ausgerastet werden. Entscheidend verkleinert hat das Klick-System 1988 der japanische Hersteller Shimano mit dem „Shimano Pedalling Device“ (SPD), bei dem die Cleats in der Schuhsohle versenkt sind, was „normales“ Gehen ermöglicht.

Aber was bringen „Klickies“? Nochmal Schuhmacher Manuel Bär: „Wer ein wenig ambitionierter mit dem Rad unterwegs ist, egal ob auf einem Renner, einem Gravel-, Mountain- oder Trekkingbike, der wird immer zu Radschuhen mit Klick-System greifen. Man kann einfach wesentlich mehr Power auf die Pedale bringen – eine echte Leistungssteigerung.“ „Klickies“ sind Manuel Bärs Spezialität. In seiner Leipziger Werkstatt fertigt er nicht nur „normale“ Maßschuhe, sondern auch Radschuhe nach Maß – bevorzugt in ungewöhnlichen Versionen, denen man erstmal nicht ansieht, dass sie überhaupt Radschuhe sind: Halbschuhe im Cowboy-Style mit Flammen-Applikationen und Look-­Cleats, Anzug-taugliche englische Brogues mit Klick-System …

Radl-Spezialist Gerhard Polt würde hier fragen: „Braucht’s des?“ Und Manuel Bär antwortet: „Tja, warum eine Maßanfertigung? Die Antwort ist wie beim Rahmenbau: Die Menschen sind unterschiedlich. Die meisten passen in die konfektionierten Raster. Wer da allerdings durchfällt, für den wird’s schwierig: schmale Ferse, breiter Vorfuß, hoher Spann – nur ein paar Beispiele. Wenn dann gesundheitliche Probleme dazukommen wie Nervenschäden, Verletzungen, Beinlängen-Differenzen, gar Amputationen, da bleibt nur der Maßschuh. Manchmal ist es aber auch eine Frage des Geschmacks, wie etwa der Cowboy-Rennrad-Schuh.“

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Welcher Radschuh für wen?

Ein maßgeschneiderter Radschuh wird aber wohl nur für echte Rad-Freaks in Frage kommen – für ihren Preis bekommt man schon ein durchaus hochwertiges komplettes Rad. Aber auch normale Fahrradschuhe können eine Vielzahl von Ansprüchen zufriedenstellen, da sie je nach Einsatzbereich verschiedene Ausstattungsmerkmale haben – von Rennrad- über Mountainbike- und Trekkingrad-Schuhen bis zu unauffälligen Modellen für Alltags-Radfahrer; sogar spezielle Bike-Sandalen für den Sommer oder Reisen in heißen Regionen sind auf dem Markt.

Was sind die Unterschiede?

Rennradschuhe haben eine hohe Sohlensteifigkeit für eine optimale Kraftübertragung. Zudem sind sie besonders leicht, weil sich ihr Gewicht als rotierende Masse stärker bemerkbar macht. Ein Sohlen-Profil fehlt, denn zu Fuß geht der Rennradler eher selten. Mountainbike-Schuhe haben bei einem eher raceorientierten Fahrstil ebenfalls eine steife Sohle; wer dagegen immer wieder auch Schiebe- und Trage-Passagen bewältigen muss, der sollte eine etwas weichere Sohle und ein entsprechendes Profil wählen, um auf unbefestigtem Untergrund besser zu laufen.

Eine Mischform zwischen Rennrad- und Mountainbike-Schuhen sind Gravel-Schuhe, die im Zuge des Gravelbike-Trends von immer mehr Herstellern angeboten werden. Sie sind meist relativ steif, um eine gute Kraftübertragung zu gewährleisten, haben aber auch ein stärkeres Profil, um schwierige Gehpassagen zu erleichtern. Radschuhe für Trekking-Touren sind dagegen meist deutlich weniger steif und haben ein natürlicheres Abrollverhalten, besser für Ausflüge etwa in die Stadt.
Viele sportliche Radschuhe sind übrigens auch in Damen- und Herren-spezifischen Varianten erhältlich, mit unterschiedlicher Passform und meist auch anderer Optik.

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Schuhe für Alltagsradfahrer

Es gibt aber durchaus auch Radschuhe, die noch stärker an den Bedürfnissen von Alltagsradfahrern orientiert sind. Der neue „Velosamba“ von Adidas ist hier ein im Wortsinn schönes Beispiel: Die Rad-Variante des legendären „Samba“ aus den 1960er Jahren hat nicht nur eine steifere Sohle (mit der man jedoch immer noch sehr gut gehen kann), sondern er kann sogar mit einem Klick-System ausgestattet werden – für stilbewusste Stadtradfahrer mit sportlicheren Ambitionen. Noch mehr am Alltag orientiert sind Rad-Sneaker wie der „Natural Commuter“ von Doghammer aus Rosenheim. Die Oberbayern produzieren nachhaltig und fair hergestellte Outdoor-Schuhe; der sehr bequeme „Commuter“ unterscheidet sich von seiner „normalen“ Version lediglich durch eine steifere Sohle (in beiden Fällen komplett aus recyceltem Kork und Gummi).

Auf was legt der Alltagsradfahrer sonst noch Wert? Wer wirklich viel fährt, und das auch bei (fast) jedem Wetter, der wird auf die Nässebeständigkeit des Obermaterials der Schuhe achten – gleichzeitig sollte aber die Atmungsaktivität nicht unter dem Nässeschutz leiden. Die Ausrüstung mit einer GoreTex-Membran ist hier bei vielen Herstellern verbreitet; es gibt aber auch andere zuverlässige Mem­branen wie Sympatex oder TexaPore. Wer auf umweltschädliche Fluorcarbone, sogenannte PFC verzichten will, greift beispielsweise zu Schuhen mit „Ceplex Green“ von Vaude; hier wird die Membran zudem mit bis zu 25 Prozent recycelten Bio-Materialien hergestellt. Ebenfalls wichtig für Alltagsradfahrer: eine gute Belüftung. Vor allem wer überwiegend bei schönem Wetter und wärmeren Temperaturen unterwegs ist, sollte ein eher luftiges Modell wählen – und dann eben im Herbst und Frühjahr bei kälterer Witterung mit Überschuhen fahren, als den ganzen Sommer lang mit Schwitzfüßen. Die Überschuhe können ganz nebenbei auch noch für einen Top-Nässeschutz sorgen.

Spezialfall: Plattformpedale

Viele Mountainbiker sind mittlerweile auf sogenannten Plattform-Pedalen, englisch Flat Pedals, unterwegs. Die großflächigen Pedale verbreiteten sich vor rund 20 Jahren aus der Dirtbike- und Downhill-Szene, wo hohe Standsicherheit wichtig ist. Dazu haben diese Spezialpedale viele sogenannte Pins, eine Art Mini-Stollen, die sich in die Sohle krallen. Die wird dadurch allerdings stark beansprucht, so dass man Flat Pedals nicht mit normalen Schuhen fahren sollte: Die kantigen Pins ruinieren die Schuhsohle ziemlich schnell – und können übrigens bei Stürzen auch unangenehme Verletzungen zur Folge haben. Für Plattform-Pedale gibt es daher spezielle Schuhe mit einer besonders stabilen, gut auf den Pins haftenden (und natürlich auch steiferen) Sohle.

Unangefochtener Marktführer in Sachen Flat-Pedal-Schuhe ist FiveTen, 1985 vom kalifornischen Kletterer Charlie Cole gegründet, der eine besonders gut haftende Sohle an seinen Kletterschuhen wollte. Vor 20 Jahren begann FiveTen mit dieser schon legendären „Stealth Rubber“-Sohle auch Bike-Schuhe herzustellen; mittlerweile gehört das Unternehmen zu Adidas. Aber auch im Allgäu werden feine Schuhe für Plattform-Pedale hergestellt: Der Outdoor-Ausrüster Vaude hat fast ein Dutzend im Programm, darunter etliche mit einem hohen Anteil an recycelten Materialien – die Naturburschen und -mädels aus Tettnang haben sich seit einigen Jahren der Nachhaltigkeit verschrieben.

Flat- versus Klickpedal

Nicht unter den Tisch fallen darf hier der beliebte Streit unter Mountainbikern: Plattform- oder Klick-Pedale? Beide Systeme haben Vor- und Nachteile, daher hat das Ganze auch etwas von einem Glaubenskrieg. Der aktuelle Stand: Eher raceorientierte Cross-Country-Fahrer sind meist mit Klickies unterwegs, die cooleren Trail-Biker eher mit Flat Pedals, die ultra-coolen Downhiller sowieso ausschließlich auf letzteren. Auf einen Nenner gebracht: Wer eine feste Bindung zu seinem Bike sucht, vor allem beim Bergauf-fahren, und wer stets einen fixen Halt auf dem Pedal will, in allen Situationen, der fährt Klick – gewissermaßen die organische Verbindung von Fahrer und Rad. Nachteil: Eine schnelle Reaktion ist nötig, um in brenzligen Situationen mit einer Drehung aus dem Pedal zu kommen (nach zwei, drei Umfallern an der Ampel hat man das aber drauf …).

Wer sich nicht so gerne festlegt (jedenfalls auf dem Pedal), wer es lieber ungebunden hat, wer schneller absteigen will, wer in schwierigen Trail-Passagen auch mal ein wenig mehr balanciert, oder wer sein Bike öfters und länger trägt oder schiebt, gar zum „Bike + Hike“ auch mal stehen lässt, wer nicht zuletzt seine Passion gerne auch mit Kratzern am Schienbein zeigt, der greift meistens zum Plattform-Pedal. In beiden Fällen ist aber das richtige Schuhwerk gefragt – damit zur nächsten wichtigen Frage:

Wie finde ich den richtigen Radschuh?

Wer Fahrradschuhe kauft, sollte in erster Linie auf einen festen, aber gleichzeitig individuellen, seinem Fuß angepassten Sitz achten. Die Größe des Radschuhs wird so gewählt, dass die Ferse gut sitzt; gleichzeitig brauchen die Zehen genug Platz, um Druckstellen zu vermeiden. Der Vorderfuß ist besonders sensibel, und hier wird zudem die meiste Kraft übertragen. Achten Sie also darauf, dass Sie auf Höhe der Mittelfußknochen nicht zu viel Druck spüren. Der Schuh sollte hier fest sitzen, aber auf keinen Fall drücken.

Wer einen gut passenden Radschuh finden will, der sollte Schuhe verschiedener Hersteller anprobieren und zwar am besten jeweils in mindestens zwei Größen. Ob der Schuh vom Volumen her passt, merkt man daran, dass er gut zu schließen ist und dann noch sowohl weiter als auch enger nachjustiert werden kann. Nochmal Schuhmacher Manuel Bär: „Der Fersenbereich darf nicht zu hoch geschnitten sein, damit der Schuh beim Treten nicht an Achillessehne oder Ferse reibt. Aber die Ferse darf auch nicht herausrutschen, wenn man mit geschlossenem Schuh die Ferse gegen den fixierten Schuh hochzuziehen versucht. Ebenfalls wichtig: Reibt die Polsterkante am Knöchel? Pikst die Lasche in die Beuge?“ Schuhe sollte man übrigens idealerweise am Spätnachmittag oder Abend probieren, so Bär. Denn im Laufe des Tages sackt das Blut in die Füße und macht sie dicker als am Morgen – nicht anders als nach langen Tagen im Sattel. Ein weiterer Tipp zum Anprobieren: Die Innensohle herausnehmen, draufstellen und Fußlänge und -breite sowie die Leistenform mit dem eigenen Fuß abgleichen: Fuß und Sohle sollten im Idealfall deckungsgleich sein.

Sportliche Rafahrer wollen leichte Schuhe mit Klick-System und harten Sohlen, welche die Kraft gut aufs Pedal bringen – wie hier mit Carbon-Sohle, von Q36.5.

Alltagsradler bevorzugen oft bequeme Sneaker mit etwas weicheren Sohlen – hier in nachhaltiger Ausführung von Doghammer.

In den vergangenen Jahren wurden auch Rennradschuhe immer bequemer – hier der neue Specialized „Ares“, der auf einer Strick-Kon­struktion aufbaut.

Der Verschluss: Einstellungssache …

Ein guter Verschluss gehört zu den wichtigsten Teilen eines Radschuhs. Er muss in der Lage sein, den Mittelfuß ohne Druckstellen zu fixieren, denn dort wird die Kraft hauptsächlich aufs Pedal übertragen. In Sachen Verschluss hat der ambitionierte Radler die sprichwörtliche Qual der Wahl: Klett, Ratsche, Drehverschluss und Schnürung sind verbreitet. Ratschen- und Drehverschlüsse legen den Schwerpunkt auf gute Fixierung und damit hohe Treteffizienz, während Schuhe mit Klettverschlüssen oder Schnürung in Sachen Tragekomfort punkten können. Welche Verschluss-Systeme in welchem Fall sinnvoll sind, hängt nicht nur vom Verwendungszweck des Schuhs, sondern auch von der Form des Fußspanns ab.

Klettverschlüsse können auf einfache, aber effektive Weise für eine sehr gute Druckverteilung am Fuß sorgen. Wichtige Voraussetzung: Sie müssen gut und dauerhaft verarbeitet sein. Maximal drei Klettverschlüsse gibt es an Schuhen; die Kombi aus zweimal Klett- und Ratschenverschluss oben ist recht verbreitet. Die Klett-Riegel sollten weder dick noch steif sein und sich leicht mit Spannung schließen lassen. Der Nachteil bei Klett ist, dass man den Verschluss komplett lösen und wieder schließen muss, wenn man ihn unterwegs anpassen möchte.

Eine Ratsche findet sich oft als oberster Verschluss über zwei Klett-Riegeln. Sie kann meist über einen Hebel-Mechanismus recht einfach geschlossen werden. Mit hochwertigen Ratschenverschlüssen kann man auch unterwegs den Druck auf den Fuß stufenweise erhöhen oder verringern. Seit einigen Jahren ist vor allem bei Rennradschuhen die „normale“ Schnürung wieder beliebt: Diese Lösung ist preiswert, leicht und gut anzupassen. Die Druckverteilung auf dem gesamten Spann kann mit der Schnürung problemlos individuell abgestimmt werden; Druckstellen sind so nahezu ausgeschlossen. Der große Nachteil: Es ist nicht möglich, die Schnürung während der Fahrt anzupassen, dazu ist stets ein Stopp erforderlich.

Drehverschlüsse sind bei Radschuhen vor allem im höherpreisigen Segment zu finden, sowohl bei Straßen- als auch Mountainbike-schuhen; zwei Drehverschlüsse gibt’s nur im Top-Bereich. Erfinder des Dreh-Knopfs war in den 90er Jahren der amerikanische Snowboardschuh-Hersteller Boa. Das Familien-unternehmen aus Colorado ist heute unangefochtener Marktführer; es gibt aber auch durchaus gut funktionierende Nachbauten. Ein Drehverschluss kann sehr fein und recht schnell abgestimmt werden, geschlossen wie geöffnet. Achtung: Die älteren Boa-Modelle und manche Nachbauten können dosiert nur geschlossen, aber nicht passgenau geöffnet werden.

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Die Innensohle: Ein Herzstück des Radschuhs

Nächster wichtiger Bestandteil eines Fahrradschuhs: die Innensohle. „Sie ist das Herzstück eines Radschuhs“, sagt Luigi Bergamo von Q36.5: „Die Innensohle stabilisiert den Fuß und reduziert die Querkräfte, was dem Vortrieb zugutekommt. Die natürliche Verdrehung des Fußes lässt sich mit Hilfe der Innensohle korrigieren.“ Warum ist eine gute Sohle so wichtig? Stichwort Pronation und Supination, der natürliche Knick des Fußes nach innen oder außen. Luigi: „Damit die Beinkraft auf dem Rad optimal und beschwerdefrei in Vortrieb umgewandelt werden kann, sollten die Füße in ihrer natürlichen Neutralstellung stabilisiert werden, auch um ungewollte Bewegungen der Fußgelenke zu vermeiden.“

Allerdings sind auch teure Schuhe nicht selten mit eher einfachen, teilweise sogar ungenügenden Innensohlen ausgestattet. Dabei können Schuheinlagen eine effektive Möglichkeit sein, das „Interface“ zwischen Fuß und Pedal zu optimieren – das haben Studien gezeigt. Und bei individueller Anpassung an die Fußform ist ein spürbarer Komfort-Gewinn möglich, besonders beanspruchte Fußregionen können entlastet werden. Verschieden ausgerüstete, auch individuell anpassbare Einlegesohlen zum Wechseln gibt es beispielsweise von Ergon, Solestar, SQlab, Bontrager, Specialized oder Giro; die Preise reichen von rund 30 Euro für einfache Modelle bis weit über 100 Euro.

Was kann die Innensohle leisten?

Der menschliche Fuß hat drei verschiedene Bögen: medial, lateral und transversal/ quer – ein System von 26 Knochen, mehr als 30 Gelenken und einem Netzwerk von Muskeln, Sehnen und Bändern. Beim Gehen signalisiert der Bodenkontakt den Hüft-, Knie- und Knöchelmuskeln, das Bein zu stabilisieren. Beim Radfahren gibt es jedoch keinen Bodenkontakt, so dass das Fußgewölbe nicht ausreichend muskulös gestützt wird. Das führt zu Belastungen, die Beschwerden, sogar Verletzungen an Fuß, Knöchel, Knie oder Hüfte zur Folge haben können.

Die Aufgabe, ein Signal zur Stabilisierung an die Fußmuskeln zu senden, können spezielle Fußgewölbe-Innensohlen übernehmen, wie etwa die „IP3“ von Ergon, zusammen mit dem Einlegesohlen-Spezialisten Solestar entwickelt. Sie leiten die Kraft aus den Beinen biomechanisch optimal, gelenk- und sehnenschonend über die Füße direkt in die Pedale. Ein weiteres Beispiel: Specialized hat seit mehr als 20 Jahren sein „Body Geometry“-Konzept, das bei vielen Produkten der Kalifornier eine Anpassung an individuelle Bedürfnisse erlaubt. Bei den BG-Innensohlen gibt es ein dreistufiges Stützsystem, das alle drei Fußbögen adressiert. Besonders effektiv ist hier laut Ergonometrie-Experten die Platzierung der Mittelfußstütze, die bei anderen Sohlen nicht selten zu weit vorne angebracht ist.

Spezialschuhe für heiße und eisige Tage

Wenn es um extremere Witterungsverhältnisse geht, kommt die legendäre Rad-Sandale ins Spiel, in den 1980er Jahren von Shimano entwickelt. Nicht wenige Welt-Radfahrer schätzen den luftigen Schuh in den wärmeren Regionen ihrer Expeditionen, lässt er doch viel Luft an den Fuß, gewährleistet mit seinem Klick-System und der recht steifen Sohle aber auch effektives Pedalieren. Andere Hersteller haben diese Nische mittlerweile erkannt und bieten entsprechende Modelle an, so etwa Keen.

Deutlich größer ist die Auswahl allerdings bei Winter-Radschuhen, die jeder Radschuh-Hersteller im Programm hat, für Rennradler, Mountain­biker, aber auch Touren- und Alltagsradfahrer, mit Klickie-Option und Drehverschluss, auch geklettet oder geschnürt. Gemeinsames Merkmal sind der hohe Schaft, die gute Isolierung – auch der Sohle – und die Beständigkeit gegen Nässe, meist durch eine atmungsaktive Membran wie GoreTex und andere. Damit kann Radfahren dann wirklich zu allen Jahreszeiten Spaß machen …

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