Stadträder 2021 im Test: Definition und Kaufberatung
Moderne Verkehrsmittel
Stadträder 2021 im Test: Definition und Kaufberatung
in Fahrrad
Die Stadt brummt vor Leben – manchmal brummt auch der Autoverkehr, Autos werden immer mehr, Stadträder aber auch und so manche(r) entdeckt die Stadt als Fahrradzone und das Fahrrad als persönliches Verkehrsmittel der Wahl. Corona und Klimawandel sei Dank. Radfahrinitiativen, Pop-up-Radwege, Elektrobikes befeuern den Trend zum Zweirad zusätzlich.
Aber die Stadt ist schon länger Radfahrrevier Nummer eins. Zwar spielen die Autos im städtischen Straßenverkehr leider immer noch die zentrale Rolle und es geht manchmal eng zu – aber die wachsende Zahl an Radfahrern ist nicht zu übersehen. Selbst da, wo Radwege nur mit viel gutem Willen als solche zu erkennen und zu bezeichnen sind, steigen mehr und mehr Menschen aufs Rad.
Dabei sind Stadträder sehr vielfältig – gefahren wird, was gefällt. Vom schweren alten Omarad, der quietschenden Rostlaube, die am Bahnhof stehen bleiben kann, über elegante, blumengeschmückte Cityräder mit schwungvollem Schwanenhalsrahmen. Dazu gesellen sich die schlankeren, sportlich schnellen, leichten Urbanbikes, die auf Design setzen oder schlichte Fortbewegung.
Stadträder mit und ohne Licht
Die allermeisten Stadträder sind praktisch mit Schutzblechen, Gepäckträger und Dynamo-Lichtanlage ausgerüstet. Seit die StVO auch Akku-Lichter zugelassen hat, rollen vermehrt und befreit vom geduldeten Schattendasein „nackte“ Bikes im Stadtverkehr. Auch Trekkingräder sind ganz typische Stadtvehikel. Warum auch nicht, wenn man so vielseitig einsetzbar ist? Unser Test gibt einen guten Querschnitt des typischen Stadtrad-Spektrums wieder. E-Bikes, Transporträder, Falträder und andere klammern wir allerdings bewusst aus.
Welches Rad aus dem Test eignet sich jetzt am besten für die Stadt? Kurz gesagt, wohl alle. Besser ist die Frage: Welches Rad eignet sich wofür in der Stadt und warum?
Diese Stadträder haben wir getestet
Marke | Modell | Preis | Prädikat |
Rabeneick | TS3 | 739 Euro | |
Bicycles | Lissabon+Testbrief | 799 Euro | |
Canyon | Commuter 5 WMN | 999 Euro | |
KTM | Life Force | 1249 Euro | Empfehlung |
Liv | Lissom SLR 1 | 1699 Euro | |
Schindelhauer | Friedrich VIIITestbrief | 2595 Euro | Empfehlung |
Die ausführlichen Testberichte der Stadträder lesen Sie in der Radfahren 7-8/2021. Hier können Sie die Ausgabe als Printmagazin oder E-Paper bestellen.
Die getesteten Stadträder in der Bildergalerie
Schwer verlässlich
Das optisch klassischste Modell ist das Lissabon+ von Bicycles mit seinem tiefen Rahmen und dem hohen Steuer, was einen aufrechten Oberkörper fördert. Es bringt Rundumsicht, Entspanntheit, Gelassenheit. Und zwar gezielt – und das ist das besondere hier – für höhergewichtige Menschen.
Bis zu 170 kg darf das Gesamtgewicht betragen. Das ist im Preissegment von 800 Euro nicht selbstverständlich. Dafür sind die Komponenten extra belastbar (Vorbau, Lenker, Sattelstütze) und zuverlässig (Magura HS11). Andere fallen gleichzeitig zwar etwas ab. Aber voll ausgestattet ist es voll alltagstauglich.
Volle Ästhetik und pure Reduktion
Mit Schindelhauer Friedrich VIII und Canyon sind zwei Urbanbikes im Rennen. Das Schindelhauer trifft das Herz von Designliebhabern mit total eleganter Ästhetik – die unbedingt auch auf hoher technischer Qualität beruht.
Als voll ausgestattetes Rad besteht es in jeder Alltagssituation, benötigt aber einen sicheren Anlehn- und Aufbewahrungsplatz – vermutlich die Wohnung –, da es leider keinen Ständer besitzt. Mit Nabenschaltung und Riemen ist es genauso wartungsarm wie das Canyon Commuter 5 WMN, das sich einerseits mit kleineren Größen an Frauen richtet. Andererseits ist es komplett ohne Alltagsausstattung wie Beleuchtung, Gepäckträger und Schutzbleche. Wie oben geschrieben, darf die Beleuchtung ja batteriebetrieben und lose am Rad sein. Den Alltagswert schränkt das aber wie bei allen ähnlichen Rädern ein, auch wenn alles nachrüstbar ist.
Wer sich für das Rad entscheidet, nimmt das gerne in Kauf und stürzt sich auf die rassige Optik und das sportliche Leichtgewicht bei attraktivem Preis und hoher Verarbeitungs- und Teile-Güte. Mit kompakteren Laufrädern ist es schön agil – nicht unbedeutend im Stadtdschungel.
Stadträder: Breit aufgestellt
In einer Art Transitionszone befinden sich das LIV Lissom SLR1 und das Rabeneick TS3. Sie sind damit recht breit aufgestellt. Beiden sieht man einen Teil Trekkingrad und einen Teil Urbanbike an. Das LIV ist nicht nur ein Frauenmodell – Geometrie, Optik, Größe sollen sich an Kundinnen richten –, sondern auch sportlich ausgelegt mit einer 2×11-Rennradschaltung und flachem Lenker. Hörnchengriffe, wenn auch etwas kantig, Alltagsausstattung und ein hohes Gesamtgewicht (161 Kilogramm) stehen für den tourigen Charakter.
Das Rabeneick ist das günstigste Rad im Test. Während der Rahmen trekkingartig wirkt, geht die gerade Gabel in Richtung straffes Urbanbike. Trotz niedrigem Preis ist der Rahmen hochwertiger. Er kommt auch in höherpreisigen Modellen zum Einsatz. Bei voller Ausstattung fällt allerdings die recht einfache 8-fach-Schaltung am Hinterrad auf. Ihr Spektrum ist voll stadtkompatibel, aber recht grob gegliedert.
Tourig, sportlich, vielseitig
Als Vertreter der Trekkingräder rollt das KTM durchs Bild. Rahmengeometrie und hochwertige Federgabel stehen voll dafür ein. Noch ungewöhnlich, aber modern ist die 1×11-Kettenschaltung. Sie rückt das Life Force schon in eine sportliche Ecke und ist dabei alltagsfreundlich leichter und wartungsärmer als eine Schaltung mit drei Kettenblättern. Herauszuheben ist der Gepäckträger, der alle modernen Alltags-Anforderungen erfüllt: Tragfähigkeit (25 kg), Flexibilität (zwei Ebenen, Federklappe), Kompatibilität (Snapit 2.0-Adapter) und Sicherheit (geschütztes Rücklicht).
Als Ergänzung zum Test stellen wir ab Seite 34 weitere Räder für die Stadt vor.
Stadträder 2021 im Test: Fazit
Im modernen Stadtdschungel ist es wie in der Natur: Jeder Bewohner findet seine Nische und bewegt sich auf seine Art in seinem Revier. Leider gilt auch oft das Gesetz des Stärkeren, wenn Autos Radfahrern und anderen begegnen. Zum Glück ist der Mensch in der Lage, oder sollte es wenigstens sein, die Schwächeren und Schwächsten zu schützen. Schließlich wird Radfahren in der Stadt nicht nur immer beliebter, sondern auch immer wichtiger.