Cargobikes und Lastenräder: Definition, Kaufberatung, Förderungen
Alles über Cargobikes: Kaufberatung, Kosten und staatliche Förderungen
Cargobikes und Lastenräder: Definition, Kaufberatung, Förderungen
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Lastenräder sind genial: Sie packen einiges an Zuladung, eignen sich für Kinder und Gegenstände und können problemlos viele Autofahrten ersetzen. Kein Wunder, liegen sie aktuell voll im Trend: Im Jahr 2021 wurden 167.000 Cargobikes in Deutschland verkauft, das sind fast doppelt so viele wie im Vorjahr.
Cargobikes mit Frontladung
Die Basis aller Lastenräder in der Einsteigerklasse bildet zunächst ein normales Fahrrad, das durch Ladeflächen oder -kästen zum Cargobike wird.
Mehr Zuladekapazität bieten einspurige Lastenräder mit Frontladung. Hier sitzt der Fahrer hinten quasi auf einem halben Rad. Vor ihm zu sehen: eine mehr oder weniger schmale und lange Ladefläche. Weit entfernt sitzt ein kleines Frontrad. Die Lenkbewegung des Fahrers wird über ein Gestänge zum Vorderrad übertragen. Die Ladefläche kann flach sein oder seitliche Brüstungen besitzen. Für den Transport von Kindern gibt es spezielles Zubehör wie beispielsweise eine Wanne, Gurte oder Sitze.
Die meisten Modelle sind inzwischen sogenannte Long Johns. Zweiräder, bei denen eine Ladefläche oder eine Transportbox zwischen Fahrer und Vorderrad sitzt.
Die nächste Stufe stellen mehrspurige Lastenräder mit Frontladung dar. Vorteil dieser meist dreirädrigen Fahrzeuge: Beim Beladen sowie beim Stopp an der Ampel stehen sie von selbst. Kapazität: zwei Kinder (spezielle Aufbauten, auch mit Dach) oder hohe Zuladung.
Erwachsene mitnehmen auf dem Lastenrad? So gehts!
Die Lastenrad-Krönung sind Cargobikes für Kuriere, Lieferanten und Handwerker, die dem gewerblichen Einsatz entsprechend spezielle Boxen oder aufwändige Aufbauten besitzen. Da die hohe Zuladung die Fahreigenschaften träge macht, kommt bei Cargobikes mittlerweile mehrheitlich ein Elektromotor zum Einsatz.
Elektromotor beschert den Durchbruch
Und genau dieser Elektromotor hat den Cargobikes und Lastenräder zum großen Durchbruch in der breiten Masse verholfen. Wer vorher noch Angst hatte, statt gut gekühlt per Air-Condition, völlig verschwitzt im Büro anzukommen oder befürchtete, kurzatmig und mit hochrotem Kopf die Kinder in der Kita zu deponieren, freut sich nun über die freundliche Unterstützung elektronischer Schaltkreise und elektrochemischer Energiespeicher.
Das Longtail Cargobike
Als weitere Bauart breitet sich immer mehr das sogenannte Longtail-Bike aus. Auch ein Zweirad, aber mit recht normaler Front, dafür mit verlängertem Heck. Darauf können mit zusätzlichen Polstern und Fußablagen sowie Kindersitzen Passagiere und in optionalen großen Taschen Einkäufe transportiert werden.
Im Grunde ist diese Art der Räder sogar Klassiker der Transporträder, wurden sie doch schon vor dem Zeitalter der E-Motoren unter anderem zum Reisen oder für den Surfbrett-Transport benutzt.
Cargobike Klassiker Christiana Bike
Die Klassiker schlechthin sind Cargobikes vom Typ Christiania Bike, benannt nach den ersten echten Transporträdern, die in der Kommune Christiania in Kopenhagen gebaut und genutzt wurden. Das sind Dreiräder in Tadpole-Form mit einer Box über der zweirädrigen Vorderachse.
Ein Gelenk hinter der Box ermöglicht es Kurven zu fahren. Wobei sich manchmal der Hinterbau samt Sattel in die Kurve neigt, während der Lenker starr an der Box sitzt. Die großen Vorteile sind der stabile Stand auf drei Rädern und die Möglichkeit, große Transportboxen für Güter und Kinder zu bauen.
Großer Stauraum
In die Ladeboxen der gewerblichen Lastenräder passen wenigstens 100 Liter Volumen oder 100 und mehr Kilogramm Masse. Bei Familien-Modellen sind dort Sitzbänke montiert, die ein bis zwei Kindern Platz bieten, manchmal kommt noch ein dritter Platz hinzu.
Verdecke schützen Passagiere und Frachtgut vor Wetter und Fahrtwind. Gurte, im besten Fall als 5-Punkt-System, sichern die Kinder während der Fahrt. Man sollte sie auch wirklich benutzen.
Sichere Box auf Cargobikes und Lastenräder
In der Box, je tiefer desto besser sind die Kinder auch bei Unfällen gut und besser geschützt. Es ist zwar nett, wenn die Kleinen und Größeren besser über den Rand rausschauen können. Aber eine hohe, nicht kantige, nicht harte Ladekante fängt auch seitliche Stöße auf der Cargobikes und Lastenräder auf.
Als Material der Wahl für die schützende Box setzen viele Hersteller auf EPP, expandiertes Polypropylen, sozusagen die robustere Schwester von Styropor (EPS). Es ist leicht, wasserundurchlässig, isolierend, besitzt eine hohe Rückstellkraft (Eindrücke verschwinden wieder), ist trotzdem fest, stoßabsorbierend sowie ansprechend und funktional formbar. Manchmal kommt auch Holz (Bambus) oder schlichter Kunststoff zum Einsatz.
Tern GSD S00: Genialer Multi-Transporter
Die Boxen für Cargobikes und Lastenräder sind zum Beispiel aus Holz, Kunststoff oder Glasfaser-Verbünden (GFK). Ein großer Vorteil dieser Long-John-Räder ist der tiefe und damit stabile Schwerpunkt. Allerdings benötigen sie auch viel Platz im Fahrradkeller.
Preise der Cargobikes und Lastenräder
Die Preise für Cargobikes und Lastenräder variieren stark. Die günstigsten Modelle sind bereits ab 1000 Euro zu haben. Wer hingegen ein hochwertiges Rad mit leistungsstarkem E-Antrieb bevorzugt, startet bei etwa 4000 Euro.
Eine umfangreiche Marktübersicht bieten beispielsweise unser E-Bike Kaufberater 2022 sowie Lastenrad-Test 2022 aus der Radfahren Ausgabe 4/2022. Wir haben uns in diesem Jahr auf Cargobikes für Familien spezialisiert, aber zahlreiche der Testberichte aus dem vergangenen Jahr (hier gehts zum Cargobike-Test 2021) sind noch gültig, die Räder fast baugleich noch im Handel erhältlich. Es lohnt sich also, auch unsere „alten“ Testberichte durchzulesen!
Lastenrad ohne Motor? Warum nicht?
Die unmotorisierten Cargobikes und Lastenräder setzen als Beschleuniger auf sportliches Leichtgewicht und Leichtlauf. Auch sehr attraktive Attribute.
Nicht unerwähnt bleiben soll, dass sich einige der E-Bikes auch ohne Motor immer noch einigermaßen gut fahren lassen. Das zählt, wenn man über die Unterstützungsgrenze kommt oder der Akku doch früher leer sein sollte. Dem beugen einige Hersteller übrigens mit einem Doppelakku-System, das die Reichweite verdoppelt, vor.
Förderung für Unternehmen: Eine Übersicht
Seit März 2021 ist ein Förderprogramm in Kraft getreten, das Unternehmen beim Einführen des klimafreundlichen Transportes mit E-Lastenrädern weiter unterstützt. Gewerbe, Handel, Dienstleistungen und der kommunale Bereich können von der Prämie im Rahmen der Nationalen Klimaschutzinitiative des BMU profitieren. Diese Prämie betrifft speziell kleineren Lieferbikes und Mikro-Depots, die in der zukünftigen Logistik sowie im Alltagsverkehr ihren Beitrag leisten sollen.
In Frage kommen für die Förderung: E-Cargobikes, E-Lastenfahrradanhänger und Mikro-Depots. Die zu erfüllenden Anforderungen sind jeweils eine Nutzlast von mindestens 120 Kilogramm, die Transportmöglichkeit muss unlösbar verbunden sein und das Gefährt muss serienmäßig und fabrikneu sein.
Die Förderhöhe beträgt bis zu 25 Prozent der Anschaffungskosten oder maximal 2500 Euro für Lastenfahrräder bzw. – anhänger. Oder: Bis zu 40 Prozent der zuwendungsfähigen Ausgaben oder maximal 20000 Euro für das Mikro-Depot.
Übersicht über die Antragssteller
Den Antrag stellen können folgende Personen und Gruppierungen: Private Unternehmen unabhängig von ihrer Rechtsform (einschließlich Genossenschaften) und der Art ihrer Tätigkeit (einschließlich freiberuflich Tätigen), Unternehmen mit kommunaler Beteiligung, Kommunen (Städte, Gemeinden, Landkreise), Körperschaften / Anstalten des öffentlichen Rechts (z.B. Hochschulen), Rechtsfähige Vereine und Verbände.
Der Antrag für die Förderung von E-Lastenfahrrädern für den fahrradgebundenen Lastenverkehr in der Wirtschaft und in Kommunen kann über ein elektronisches Antragsformular bei der Bewilligungsbehörde (BAFA) gestellt werden.
Lastenrad Förderung für Privatpersonen: Eine Übersicht
Mittlerweile gibt es in fast jeder deutschen Großstadt eine Lastenrad-Förderung. Das Gute: Immer mehr Städte schließen sich dieser Entwicklung an. Geregelt werden die Förderungen auf Landes- sowie Kommunalebene. Eine Übersicht hierzu finden Sie hier.
Wer einen Antrag stellt, kann mit einer Fördersumme zwischen 500 Euro und 1000 Euro rechnen. Neben Deutschland existiert auch eine Vielzahl an Förderprogrammen in Österreich und der Schweiz.
Cargobike Förderung: Blick auf Baden-Württemberg und München
In Baden-Württemberg steht seit Juni 2020 beispielsweise ein Fördervolumen von insgesamt 500000 Euro zur Verfügung. Unterstützt werden private Cargobikes und Lastenräder mit Pedelec E-Antrieb (auch S-Pedelec) mit maximal 500 Euro. Förderberechtigt sind alle E-Zweiräder und Pedelecs. Das Besondere an diesem Programm ist der Förderkreis: 15 bis 21-jährige junge Erwachsene mit Hauptwohnsitz im ländlichen Raum.
Auf kommunaler Ebene können seit Januar 2020 in München Privatpersonen, Unternehmen, gemeinnützige Organisationen und Wohnungseigentümergemeinschaften eine Lastenrad-Förderung mit 25m Prozent der Nettokosten bis maximal 1000 Euro erhalten. Inkludiert sind zwei- als auch dreirädrige Elektroleichtfahrzeuge und Lastenpedelecs. Beratungsleistungen für Elektromobilität werden mit 80 Prozent bis höchstens 6000 Euro durch die Stadt München gefördert.
Lastenrad-Förderprogramm der Aktion Mensch
Die Aktion Mensch unterstützt seit Mai 2021 mit dem „Förderprogramm Barrierefreiheit für alle“ die Mobilität von Menschen mit Behinderung, Menschen in besonderen sozialen Schwierigkeiten sowie Kindern und Jugendlichen.
Eines der Förder-Modelle ist die Mikroförderung, welche sich für vielfältige, lokale Projektideen, die klein und niederschwellig sind eignet. Die Eckdaten lauten: Maximaler Zuschuss von 5000 Euro, keine Eigenmittel notwendig, Laufzeit bis zu einem Jahr.
Weiter gibt es eine Projektförderung für Barrierefreiheit. Zeitlich befristete, größere Vorhaben mit dem Ziel, die Lebensbedingungen von Menschen mit Behinderung, Kinder und Jugendliche oder Menschen in besonderen sozialen Schwierigkeiten langfristig zu verbessern sollen. Hier beläuft sich der maximale Zuschuss auf 350000 Euro. Eigenmittel von mindestens zehn der förderfähigen Kosten. Laufzeit bis zu fünf Jahre.
Rechtliche Rahmenbedingungen der Cargobikes und Lastenräder
Rechtlich gelten Cargobikes und Lastenräder ohne oder mit Tretunterstützung bis maximal 25 km/h als Fahrräder. Wer mit dem Lastenrad unterwegs ist, hat also die gleichen Rechte und Pflichten wie ein Radfahrer.
Lastenradler müssen bei entsprechender Ausschilderung den Radweg benutzen. Sie dürfen nur dann auf die Fahrbahn ausweichen, wenn es unzumutbar ist, auf dem Radweg zu fahren – zum Beispiel, wenn dieser für das jeweilige Lastenrad nicht breit genug ist. Ansonsten droht ein Bußgeld ab 20 Euro.
E-Lastenräder: So lief das Pilotprojekt auf Spiekeroog
Anders als Fahrräder dürfen Cargobikes und Lastenräder auch auf der Fahrbahn geparkt werden. Wer das Lastenrad auf dem Gehweg parkt oder dort hält, darf damit keine Fußgänger behindern. Das heißt, der Gehweg muss genauso genutzt werden können wie ohne abgestellte Räder. Ladezonen zum Be- und Entladen dürfen Lastenradler ebenso wie Kraftfahrzeugführer nutzen, um zügig schwere Gegenstände auf- und abzuladen.
Übrigens können Kommunen spezielle Lastenrad-Parkplätze ausweisen, hierfür wurde bei der letzten StVO-Refom ein neue Piktogramm entwickelt. Besonders oft kommen solche Park- und Ladeflächen für Cargobikes jedoch bisher nicht vor.
Eine Helmpflicht gibt es weder für Fahrer noch Insassen, das Tragen eines Helmes ist jedoch für alle dringend empfohlen.