Camping mit dem Rad: Bikepacking, Packtaschen, Anhänger
Camping mit dem Rad: Die Natur ruft!
Camping mit dem Rad: Bikepacking, Packtaschen, Anhänger
in Reise
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Allgemein gilt: Beim Packen ist weniger mehr, auch wenn es ums Camping geht. Wer zu viele Sachen mit sich schleppt, reduziert den Fahrspaß und ist früher erschöpft, ganz besonders am Berg. Aber auch die Versicherung interessiert (im Fall eines Unglücks), wie schwer das Rad beladen ist. Das Kriterium ist das zulässige Gesamtgewicht, also Fahrrad plus Gepäck und Fahrer. Falls Sie dieses zulässige Gewicht nicht kennen, sprechen Sie mit Ihrem Fahrradhändler. Wieviel Ihr Gepäckträger verkraftet, ist am Träger selbst abzulesen, in der Regel sind das zwischen 20 und 40 kg. Lowrider – also Gepäckträger vorne an der Gabel – sind weniger robust, man sollte sie nur mit etwa 5 kg auf jeder Seite belasten.
Sinnvoll ist es, vor dem Trip das Packen und auch die Fahrweise zu testen. Denn natürlich fährt sich ein Fahrrad schwerfälliger, wenn es beladen ist. Wenn das Rad sehr schwer ist: Pumpen Sie etwa ein halbes Bar mehr Druck in die Reifen, kontrollieren Sie Ihre Bremsen und fahren Sie etwas langsamer als sonst.
Packliste: Was muss alles mit auf Tour?
Camping per Rad: Zelt, Schlafsack, Isomatte
Wer keine Unterkunft bucht, sondern in der Natur übernachten will, braucht die richtige Ausstattung. Und die sollte natürlich leicht sein! Aber weil Outdoor-Produkte immer besser werden, kann man mittlerweile sogar mit nur 2–3 kg zusätzlichem Gewicht (Zelt, Isomatte und Schlafsack!) recht komfortabel nächtigen. Besonders Einwandzelte – also solche ohne separates Innenzelt – sind sehr leicht und liegen bei etwa 1 kg.
Bei der Wahl der Isomatte ist die Dicke entscheidend, da sie die Schlafqualität stark beeinflusst. Manche Camper kommen mit einer 3 cm dicken Matte gut klar, andere benötigen mehr Polsterung. Besser sind normale Isomatten, die sich nicht selbst aufblasen. Das liegt daran, dass sich die Matten sowieso nie komplett selbst aufblasen, man immer manuell nachhelfen muss und noch dazu sind sie durch die Füllung größer im Packmaß und schwerer. Bei Schlafsäcken empfehlen sich die Varianten mit Daunen, da diese leichter und kleiner verpackt sind sowie eine sehr gute Isolierwirkung haben. Gute Daunenschlafsäcke gibt es ab 500 Gramm Gewicht.
Tipps zum Kochen
Um ab und zu eine warme Mahlzeit zu haben, ist ein Camping-Kocher ideal. Um Brennstoff wie Spiritus, Gas oder Benzin zu sparen, sollten Speisen zubereitet werden, die nicht lange gekocht werden und vielleicht nur aufgewärmt werden müssen. Weiterer Tipp: Möglichst windgeschützt kochen! Spirituskocher haben sich besonders bewährt, da der Brennstoff fast überall zu bekommen und recht günstig ist.
Wildes Camping
Ein Zelt einfach in freier Natur aufzuschlagen ist in Deutschland nicht erlaubt. Stattdessen muss man einen Campingplatz aufsuchen, will man den offiziellen Weg gehen. Andererseits gibt es immer wieder Landwirte, die einem das Übernachten auf einer Wiese gestatten und wer sowieso ohne Zelt ganz unter freiem Himmel schläft, bekommt selten Probleme. Vor einer Tour im Ausland sollten Sie sich mit den Gegebenheiten vor Ort auseinandersetzen. So ist Camping beispielsweise in Schweden überall erlaubt, es gilt das sogenannte Jedermannsrecht.
Übrigens: Fahrradfreundliche Campingplätze erkennt man auch am ADFC-Siegel „Bett+Bike“. Einfach mal im Netz nachschauen unter www.bettundbike.de
Variante 1: Bikepacking
Bikepacking ist ein Trend aus den USA, der sich in den letzten Jahren auch in Europa durchgesetzt hat. Diese Art des Rad-Abenteuers hat seine Wurzeln in Langstrecken-Rennen in Nordamerika, die im sogenannten Selfsupport-Mode gefahren werden. Das heißt: Man hat bereits alles dabei, was man für die Fahrt und die Übernachtung braucht. Das gesamte Gepäck wird am Rad selbst montiert, auf Gepäckträger wird verzichtet. Es gibt dafür spezielle Taschen, die am Rahmen, Lenker und Sattel befestigt werden.
Bikepacking: Wie wird gepackt?
Natürlich muss auch hier noch minimalistisch gepackt werden. Aber es ist durchaus möglich, Schlafsack, Kocher und Co. dabei zu haben. Die typischen Bikepacking-Taschen: Eine Lenkertasche quer unterm Lenker, eine Rahmentasche für schwere Gegenstände wie Kocher oder Werkzeug sowie eine Satteltasche, die direkt an Sattelgestell und -stütze befestigt wird. Hier können eine Isomatte oder ein Schlafsack transportiert werden – natürlich nur besonders leichte Modelle. Noch etwas mehr Gepäck lassen sich in kleinen Taschen auf dem Oberrohr, am Lenker und/oder am Unterrohr unterbringen. Manche Bikepacker haben auch einen Biwaksack dabei, um nicht auf ein schützendes Dach angewiesen zu sein. Die anderen suchen sich in der Regel eine kleine Schutzhütte, einen Unterstand oder Ähnliches, um dort für die Nacht unterzukommen.
Mit wenig Gepäck und diesem direkt am Rad befestigt kommt man mit dem Bike richtig gut voran. Besonders in ruppigerem Gelände macht sich dass bemerkbar. Eine Nacht mitten in der Wildnis, ein Lagerfeuer am Abend … das ist echte Naturromantik.
Feuer machen, Toilettengang und Co.: Was darf man wie im Wald?
Für wen ist diese Variante perfekt?
Bikepacking ist ideal für Menschen, die den kurzen Urlaub am Wochenende suchen und den Alltag hinter sich lassen wollen. Outdoor-Freunde, die das Abenteuer und die echte Natur suchen. Und die mit wenig auskommen – auch mit wenig Komfort.
Was sind die Herausforderungen?
Diese Variante des Camping verlangt Reduktion auf das Wesentliche. Bikepacker müssen minimalistisch packen und auf Bequemlichkeiten verzichten. Vor allem wenn es um die Übernachtung geht, denn für ein Zelt ist oft kein Platz mehr in der Tasche. Auch Extra-Bekleidung inkl. Schuhe für Stadt-Ausflüge oder einen Restaurantbesuch passt in der Regel nicht mehr rein. Ein leichter Schlafsack und eine Isomatte – beide mit geringem Packmaß – kann man aber dabei haben.
Beweglich und geländetauglich
Gunnar Fehlau hat viele Erfahrungen mit Bikepacking. Seit 2008 fährt er jedes Jahr mit anderen Radfahrern die Grenzsteintrophy: 1250 km entlang der ehemaligen innerdeutschen Grenze. „Ich will im Wald beweglich und geländetauglich bleiben, deshalb ist mein Motto ‚weniger ist mehr‘ und alles wird im klassischen Bike-Packing-Setup, bestehend aus Lenkerrolle, Rahmentaschen und Satteltasche, verstaut. Dennoch darf es auch etwas Luxus im Lagerleben geben: „Dafür habe ich immer alles dabei, um gemütlich zu grillen, auch fehlt selten ein Flachmann oder eine kleine Zigarre … schließlich mache ich das ganze aus Spaß. Gentlemen-Sport eben!“
Variante 2: Reisen mit Packtaschen
Wer ein bisschen mehr Komfort sucht, der packt alles in große Packtaschen. Der Klassiker sind fünf Taschen: zwei am Gepäckträger hinten, zwei kleinere am Lowrider vorn plus eine Lenkertasche. Viele Radurlauber haben dann noch einen Packsack auf dem Gepäckträger hinten oder man schnürt beispielsweise das Zelt oben drauf. Eine gute Gewichtsverteilung von etwa einem Drittel Gewicht an den Lowridern und zwei Dritteln hinten sorgen für mehr Sicherheit. Ebenso sollten Sie darauf achten, rechts und links ähnlich viel Gewicht zu haben und schwere Sachen nach unten und möglichst zur Radmitte hin zu packen.
Sinnvoll ist es selbstverständlich, Gegenstände, die häufiger benötigt werden, oben in den Taschen unterzubringen. „Packen nach Themen“ hilft, die Sachen leicht wieder zu finden. Die Lenkertasche eignet sich ideal für Kleinigkeiten wie Fotoapparat, Dokumente und kleine Snacks. An einigen gibt es ein transparentes Fach auf dem Deckel, sodass man super eine Radkarte einlegen kann.
Für wen ist diese Variante perfekt?
Mit Packtaschen reisen ist für alle, die das Naturerlebnis suchen und trotzdem vor Wind und Wetter geschützt sein wollen. Ein kleines Zelt, Schlafsack und Co. lassen sich gut unterbringen, sodass die Nächte trotz Camping einigermaßen komfortabel werden. Auch bieten die Packtaschen Platz für zusätzliche Bekleidung, die nicht speziell fürs Radfahren ist, falls man auf seiner Tour auch mal abends fein essen gehen mag oder sonstige Unternehmungen machen will.
Was sind die Herausforderungen?
Sinnvoll packen ist hier das A und O. Viele unerfahrene Radurlauber wühlen frustriert in allen Taschen, um beispielsweise an ihre Badehose zu kommen. Abhilfe schaffen nur das systematische Packen und eine Strategie, die über den kompletten Radtrip beibehalten wird. Bei fünf Taschen laufen manche Leute Gefahr, sich zu überladen! Lieber etwas Platz lassen, als alles vollpacken. Die meisten Radcamper reduzieren bei jedem Trip erneut das Gepäck, weil ihnen nach und nach auffällt, worauf man noch verzichten kann.
Beim Camping auf gewissen Komfort nicht verzichten
Anna-Luise Becke ist schon durch viele Länder geradelt. Die junge Frau war zum Beispiel für 1 ½ Jahre mit dem Rad in der ganzen Welt unterwegs, dabei hatte sie die klassische Packvariante gewählt, um auf einen gewissen Komfort nicht verzichten zu müssen. „Neben meinem Laptop und Kamera-Ausrüstung hatte ich ein Kleid, Nagellack, einen Espressokocher und ein Zweimann-Zelt und noch anderen Kleinkram im Gepäck. Da ich keinen Zeitdruck hatte, spielte das Gewicht und die Reisegeschwindigkeit keine große Rolle für mich. Bei einer kleinen Reise nehme ich natürlich weniger Kleidung mit, da ich dann besser auf Abwechslung (und Stadtkleidung sowie -schuhe) verzichten kann. Außerdem muss ich dann nicht mehr verschiedene Klimazonen abdecken.“
Variante 3: Reisen mit Anhänger
Wer eine weite Reise plant oder aus anderem Grund viel Equipment braucht, wird irgendwann über einen Anhänger nachdenken. Insbesondere im flachen Terrain und auf Asphalt kann ein Fahrradanhänger viel Entlastung bieten. Es gibt flache Anhänger, auf denen alles mit Spanngurten befestigt wird, „Kisten-Anhänger“ und Trolleys. Auf einigen können Kinder oder Tiere wie Hunde mittransportiert werden, andere kommen nur für Gegenstände in Frage. Denken Sie vor dem Kauf eines Anhängers gut über Ihre Bedürfnisse nach! Auf langen Touren haben sich beispielsweise einspurige Anhänger bewährt, die den zweirädrigen klar überlegen sind. Sie bleiben besser in der Spur und folgen dem Rad agil in alle Kurven.
Für wen ist diese Variante perfekt?
Die Anhänger-Option empfiehlt sich vor allem für Radreisende, die eine sehr große Tour wie beispielsweise eine Weltreise planen. Aber auch für Familien, die ein Mehr an Gepäck, aber nur einen oder zwei „Lastenträger“ haben. Und auch für Radfahrer, die ihren Hund oder kleine Kinder mitnehmen wollen, die noch nicht selbst radeln können. Für übergewichtige Menschen ist der Anhänger ebenfalls eine Option. Denn wer viel wiegt, hat je nach Fahrrad und dessen zulässigem Gesamtgewicht einfach nicht mehr viel Spielraum für Gepäck. Auch praktisch: Räder, die sich für die Gepäckträgermontage nicht eignen (z.B. vollgefederte Mountainbikes, Rennräder), können mit Fahrradanhänger reisetauglich gemacht werden.
Was sind die Herausforderungen?
Alle Sachen müssen rutschsicher auf dem Hänger verstaut werden und das Gewicht sollte die 25 kg nicht überschreiten. Prüfen Sie vor der ersten Ausfahrt Belege und Einstellung der Bremsen, da diese stark belastet werden. Was außerdem ein echtes Problem darstellen kann: Anhänger bringen schon einige Kilo Eigengewicht mit. Das wird in bergigem Gelände schnell anspruchsvoll.
Der Fahrspaß wird auch dann schnell getrübt, wenn auf der Strecke viele enge Kurven, auch Drängelgitter und unbefestigte Wege warten. Und auch wer einen Teil seiner Tour mit der Bahn zurücklegen will, ist mit einem Anhänger eher schlecht bedient. Rad plus Anhänger passen nicht in Aufzüge und sind allgemein schwer „transportierbar“.
Gepäck am Tandem
Brigitte Stammschröer und Fritz Horsthemke verreisen viel und oft mit dem Tandem. Um dort genügend Gepäck verstauen zu können, hängen sie noch einen Anhänger, den Bob Ubex an. Und sind mit ihrem langen Gefährt höchst zufrieden: „Wir sind komplette Selbstversorger, d.h. wir kochen auch selbst. Außerdem haben wir immer eine umfangreiche Foto-Ausrüstung dabei, das ist insgesamt wirklich viel Gepäck. Aber mit dem Anhänger ist das kein Problem. Auf den Bob Ubex kommt eine wasserdichte Tasche, darauf legen wir manchmal noch unser Solarladegerät. Wer im Sommer unterwegs ist, wird die zwei zusätzlichen Flaschenhalter am Hänger schätzen lernen. Ganz wichtig wegen der niedrigen Bauweise ist eine Wimpelstange am Heck. Diese nutzen wir immer, um die jeweilige Flagge des gastgebenden Landes zu hissen. Kommt gut an.“