Bügelschlösser im Test: Welches ist das beste Fahrradschloss?

Bügelschlösser: Welches ist das beste Schloss?

Bügelschlösser im Test: Welches ist das beste Fahrradschloss?

Das Fahrrad ist beliebt wie selten zuvor. Leider auch für Langfinger. Umso wichtiger also, beim Kauf von Schlössern ganz genau hinzuschauen – und nicht am falschen Ende Geld zu sparen. Doch wie diebstahlsicher sind Bügelschlösser? Wir haben elf aktuelle Modelle einem Härtetest unterzogen.
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Immer mehr Menschen greifen im innerstädtischen Alltag auf das Fahrrad zurück. Ein Trend, den wir natürlich sehr begrüßen – und ganz genau wissen, warum es nicht erst seit der Corona-Pandemie ein solcher geworden ist. Schnell, flexibel, kostengünstig: So klingen nur drei von vielen weiteren Vorteilen des Radfahrens in urbanen Gefilden. Laut dem Online-Portal Statista ist auch die Bereitschaft, etwas tiefer für das neue Lieblingsgefährt in die Tasche zu greifen, im Jahr 2020 stark angestiegen. Waren es 2019 im Schnitt noch 929 Euro, so wurden im vergangenen Jahr für ein neues Rad durchschnittlich 1279 Euro von Endkunden bezahlt. Damit dieses seinem neuen Besitzer auch lange erhalten bleibt, sollten die Schlösser maximal hohen Diebstahlschutz gewährleisten.

Professionelle Diebe nehmen sich in der Regel nicht mehr als drei Minuten Zeit, um ein Schloss zu knacken. Danach wird das Risiko, entdeckt zu werden, immer größer, so die Erfahrungen von ADFC und Polizei. Im Umkehrschluss heißt das: Je sicherer das Schloss, umso höher die Chance, dass das Rad nicht geklaut wird. Gelegenheitsdiebe schrecken vor hochwertigen Schlössern meist sofort zurück – und suchen sich leichtere Beute. Bügelschlösser aus gehärtetem Stahl genießen den Ruf, am schwersten knackbar zu sein. Grundsätzlich sollte man sich an der Faustregel orientieren, etwa 10 Prozent des Fahrrad-Kaufpreises in ein hochwertiges Schloss zu investieren.

Dringend empfohlen: Anschließen

Weiter empfehlen wir, dass das Rad nicht nur ab-, sondern vor allem auch angesperrt wird: an einen Radständer, einen Lichtmasten, ein Verkehrsschild oder ähnlichem. Der Hintergrund ist klar und macht es potentiellen Langfingern deutlich schwerer: Das Fahrrad kann so angebracht nicht einfach weggetragen werden. Zudem empfehlen sich als Abstellplatz gut einsehbare, helle Plätze. Nachts sollte das Rad immer in einem abgesperrten Raum stehen. Denn unser Härtetest ergab unter dem Strich, dass das Knacken eines Schlosses schlussendlich eine Zeitfrage ist. Nachts im Dunkeln können Diebe genau diese haben. Natürlich abgesehen vom Lärm, der bei den verschiedenen Knack-Methoden entsteht. Dazu aber im weiteren Verlauf mehr.

Laufräder können beispielsweise mit einem Schlaufenkabel zusätzlich am Rad fixiert werden. Neben zusätzlicher Sicherheit erscheinen Fahrrad und Anbauteile auch insgesamt optisch gesicherter. Gelegenheitsdieben kann das schon viel zu aufwändig erscheinen, ihr Werkzeug zum Knacken der Schlösser anzusetzen. Wer will, kann sein Rad zudem codieren lassen – etwa bei Polizei, ADFC oder Code-No.com. Im Falle eines Diebstahls lässt sich das Fahrrad damit erwiesenermaßen deutlich erfolgsversprechender aufspüren.

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Positive Details der Bügelschlösser

In der Bildergalerie

Ein integriertes Licht am Schlüssel vereinfacht das Absperren bei Nacht (Kryptonite).

Der Schieberegler für den Schließzylinder schützt vor Schmutz, wenn er geschlossen wird (Sekura).

Praktisches Feature: Bei Hiplok lässt sich das Schloss mit einer Vorrichtung bequem am Gürtel tragen – und nach dem Absteigen stets in Griffnähe behalten.

Schlüsselloses Schließen per Smartphone­-App: Bei Abus kann über die SmartX Keycard das neuste Software-Update aufgespielt werden. Im Falle eines Smartphone-Verlustes dient diese außerdem als Eigentumsnachweis.

Verstärkte Sicherheit: TexLock ergänzt das Bügelschloss mit einem zusätzlichen Kabelschloss um einen weiteren, flexibel einsetzbaren Sicherheitsfaktor.

Ersatzschlüssel en masse: Zwei Schlüssel sind Standard, manche Hersteller (XLC) packen sogar nochmal drauf und legen dem Schloss insgesamt fünf Schlüssel bei.

Was macht ein gutes Schloss aus?

Kabel- oder Rahmenschlösser gelten eher als „Wegfahrsperren“ und stellen daher nicht mehr als eine Ergänzung zu einem wirkungsvollen Schloss dar. Von sämtlichen Fachleuten und Experten empfohlen werden vor allem Bügel- und Faltschlösser. Durch einen hohen Materialeinsatz, geringe bis keine Flexibilität und viel Knowhow bieten sie Schutz auch vor spezialisierten Dieben. Um herauszufinden, ob teurer stets auch besser bedeutet, erstreckt sich unser Testfeld von 17,95 Euro (Sekura) bis 199,95 Euro (Abus).

In Sachen Gewährleistung überzeugen Kryptonite und Hiplock mit ganzen zehn Jahren Garantie. Alle anderen Schlösser begnügen sich mit den gesetzlich vorgeschriebenen zwei Jahren. Angenehm ist eine (teilweise) Kostenerstattung, falls das Rad doch geklaut wird: Kryptonite bietet maximal 1000 Euro. Ein echter Mehrwert bei TexLock ist das beigelegte, sehr hochwertige Schlaufenkabel: Damit lassen sich etwa die Laufräder mit am Rad absichern.

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Bügelschlösser im Test: Diese Modell sind dabei

Die meisten Hersteller verkaufen ihre Schlösser mit zwei Schlüsseln. In unserem Härtetest legen Hiplok, Kohlburg und Kryptonite je drei, Masterlock vier und XLC sogar fünf Schlüssel bei. Ein Licht am Schlüssel, das in der Dunkelheit das Aufsperren erleichtert, gibt es bei Kryptonite und XLC. Praktisch ist eine Codekarte mit der Schlüsselnummer: So kann der Schlüssel bei Verlust einfach nachbestellt werden. Dies bieten Kohlburg und XLC, bei Kryptonite ist dies online eintragbar. Komplett ohne Schlüssel kommt das Abus 770A SmartX aus, welches per Smartphone-App (QR-Code) auf- und zugesperrt wird. Außerdem wird der letzte Abstellort gespeichert, eine Alarmfunktion via Bewegungsmelder ist ebenfalls integriert.

Auf eine Halterung, um das Bügelschloss am Fahrradrahmen zu befestigen, muss lediglich bei M-Wave und TexLock verzichtet werden. Das Schlüsselloch nicht mit einer Abdeckung vor beispielsweise Regen geschützt haben Lite­lok und M-Wave. Beim Gang auf die Waage erweist sich Kryptonite mit seinem New York Lock als das Schwergewicht (1842 Gramm). Unter der 1-Kilogramm-Marke finden sich Litelok (748 Gramm) Trelock (884 Gramm) sowie TexLock (620 Gramm ohne Schlaufenkabel) wieder.

Bei den Schließzylindern gibt es fünf Varianten, die unterschiedlich sicher sind: Höchste Sicherheit bieten Drehscheibenzylinder, es folgen Zylinder mit Plättchen und Innenbahnschlüssel, dann Zylinder mit Plättchen und konventionellem Schlüssel. Am wenigsten Sicherheit bieten Tubularzylinder. Einzigartig in unserem Testfeld und schlüssellos lässt sich das Abus via Smartphone-App öffnen.

Bevor sich die elf Schloss-Kandidaten dem Radfahren Härtetest unterziehen, blicken wir ein letztes Mal auf ihren unversehrten Zustand und stellen wenig überrascht fest: Die Farbe Schwarz dominiert. Kryptonite bringt am Bügel etwas Gelb ins Spiel, Abus bietet zusätzlich die Farbe Silber-Blau an. Allein TexLock ragt mit großer Farbenvielfalt heraus und hat sein eyelet+x-Lock in Schwarz, Hanf/Schwarz, Grau/Schwarz sowie Orange auf den Markt gebracht.

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Der Testablauf

Schritt 1: Korrosionstest bei Velotech

Die Korrosionsfestigkeit wurde in der Salzsprühnebelkammer bei Velotech.de geprüft. Dabei wird der Alltagseinsatz im Zeitraffer simuliert. Alle Schlösser werden dabei 96 Stunden lang korrosivem Salzsprühnebel ausgesetzt. Danach wird die Funktion überprüft. Im Test überzeugen alle bis auf Hiplock und Sekura, deren Schließzylinder spürbar hakten.

Schritt 2: Einschläge mit Hammer

Auf unserer Werkbank wurden die Bügelschlösser nach der Reihe eingespannt. Es folgten fünf kräftige Schläge auf den Überstand des Schlosses an der Bügelseite sowie weitere fünf auf die Schlossmitte. Ersterem Prozedere hielt das Testfeld im Kollektiv stand. Auch nach dem zweiten nicht aufgebrochen und nahezu unversehrt waren Hiplok, Kryptonite, Masterlock, Trelock und XLC. M-Wave wies starke Deformationen auf, Sekura starke Schäden und TexLock schloss den ersten Härtetest stark verbogen ab. Das Schloss von Kohlburg brach nach dem dritten Schlag auf, Litelok nach dem vierten. Abus konnte bereits nach dem zweiten Schlag nicht mehr Stand halten.

Schritt 3: Aufsägen

Im nächsten Schritt bediente sich der Tester einer Metallsäge. Als bestanden galt, wenn das Material des Schlosses dem Sägevorgang mindestens drei Minuten standhielt. Die gute Nachricht: Acht von elf waren binnen 180 Sekunden nicht zu knacken. Nach zwei Minuten aufgesägt war Litelok, nach 26 Sekunden Sekura und nach besorgniserregenden 17 Sekunden das B205 von M-Wave.

Schritt 4: Einsatz eines Bolzenschneiders

Zweifellos eines der am häufigsten verwendeten Werkzeuge beim Knacken von Fahrradschlössern ist ein Bolzenschneider. In unserem Härtetest verwendeten wir einen des Herstellers Knipex für harte Materialien bis 48 HRC (Maßeinheit für die Härte technischer Werkstoffe). Auch hier erwies sich das Gros des Testfeldes (7 von 11) als widerstandsfähig und diebstahlsicher. Leichte Oberflächenschäden wiesen Abus, Hiplok, Kohlburg, Masterlock und Trelock auf. Sichtbar verbogen war das Litelok. Dem Bolzenschneider-Härtetest nicht stand hielten M-Wave, Sekura, TexLock (das Bügelschloss selbst) und XLC.

Schritt 4: Elektrischer Winkelschleifer

Im finalen Testprozedere kam ein elektrischer Winkelschleifer (Flex) zum Einsatz, der mit Verlaub als ungleiche „Waffe“ angesehen werden kann. Diesem standzuhalten kann nicht der Anspruch der Bügelschlösser aus gehärtetem Stahl sein. Folglich war mit diesem Werkzeug auch jedes Testschloss aufzuflexen. Umherfliegende Funken, starker Lärm, die Stromabhängigkeit beziehungsweise die geringere Leistung von Akku-Flexgeräten dürften den Einsatz in der Praxis ohnehin sehr erschweren. Um genau diesen als sehr unwahrscheinlich zu machen, sei an dieser Stelle nochmal an unsere Handlungsempfehlungen zu Beginn des Textes verwiesen.

Die Bewertungskriterien

Um unsere zahlreichen und aufwendig ermittelten Testeindrücke sowie -ergebnisse vergleichbar zu machen, orientieren wir uns an einer kleinteiligen Bewertungs-Matrix. Um den Schlosshalter, den Radschutz und das Zubehör zu bewerten, fließen die Meinungen von mehreren Testern ein, um einen allzu subjektiven Eindruck zu vermeiden. Die Bewertung erfolgt folgendermaßen: Das Gewicht und das Zubehör geht mit fünf, die Korrosion mit zehn und der elektrische Winkelschleifer mit zehn Prozent in die Wertung ein. Je 25 Prozent machen Bolzenschneider und Säge aus, 20 Prozent der Aufbrechversuch des Hammers.

Test Bügelschlösser: Die Ergebnisse

Bitte einmal durch die Bildergalerie klicken, um sämtliche Testergebnisse zu sehen!

 

 

 

Fazit

Die erfreulichste Erkenntnis unseres Tests: Auch preisgünstige Bügelschlösser können das Rad hervorragend schützen. Das kostengünstigste Schloss (Sekura KB 306) für 17,95 Euro markiert allerdings das Schlusslicht. Die besten Bügelschlösser im Test kommen von Kryptonite (130 Euro), Trelock (54,99) und Masterlock (55,95). Gute Bügelschlösser bieten vor allem Hiplok, Kohlburg und Abus.

Unter dem Strich ist Kryp­tonite mit seinem New York Lock Testsieger, da es Hammer, Säge und Bolzenschneider keine Chance ließ. Das Masterlock 8285 LW verdient sich genauso eine Empfehlung wie das Trelock U4 Plus.

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