Ausstellung in München zu 200 Jahre Fahrrad
Ausstellung in München: „Balance-Akte. 200 Jahre Radfahren“
Ausstellung in München zu 200 Jahre Fahrrad
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200 Jahre ist es her, dass Karl Freiherr von Drais in Mannheim zum ersten Mal sein berühmtes Laufrad erprobte. Im Sommer 1817 erreichte er mit seinem fast 50 Pfund schweren Gerät eine für damalige Verhältnisse sensationelle Geschwindigkeit von geschätzt knapp 15 Stundenkilometern. Seitdem ist viel passiert: Vollverkleidete Liegeräder schaffen es heute auf gut 140 km/h, und das Radfahren ist von einem skurrilen Vergnügen zu einer Massenbewegung geworden. Das Verkehrszentrum des Deutschen Museums erzählt seit Ende Juli 2017 bildreich die Geschichte des Radfahrens von Drais bis heute mit einer großen Sonderausstellung.
Gesellschaftlicher Wandel wird sichtbar
Die Ausstellung hat drei Schwerpunkte: Technik und Wirtschaft, Kultur und Sport, Mobilität und Verkehr. „Laufmaschine und Fahrrad sind ja ursprünglich nicht als Verkehrsmittel genutzt worden, sondern waren Abenteuermaschinen“, sagt Bettina Gundler, Leiterin des Verkehrszentrums und eine der Kuratorinnen der Ausstellung. Sie fasziniert besonders an den „Balanceakten“, welchen gesellschaftlichen Wandel man an der Geschichte des Fahrrads zeigen kann: Von einem Vergnügen für Reiche wurde es in der Zeit nach dem Ersten Weltkrieg zum Hauptverkehrsmittel für die Bevölkerung. Dann drängte die Motorisierung das Zweirad ins Abseits. Heute ist es wieder auf der Überholspur – vor allem als Alltagsverkehrsmittel. Davon zeugen auch die Exponate: Das von Drais entwickelte Laufrad war noch eine Kuriosität – heute werden Lastenräder als stadttaugliche Alternative zum Auto eingesetzt, und wer es sich denn leisten kann und mag, fährt teure Luxusräder. Die Sonderausstellung „Balanceakte“ bietet aber auch einiges zum Ausprobieren: So können die Besucher beispielsweise selbst testen, wie so ein Laufrad funktioniert oder wie man auf einem winzigen Clownsrad vorankommt.
Viele kuriose Exponate
Einmalige Exponate gibt es in der Ausstellung zuhauf: Ein von Drais selbst lizensiertes Laufrad ist zu sehen, die erste bekannte bayerische Laufmaschine, aber auch Fahrräder, die für den Alltag wichtig wurden, wie ein in den USA produziertes Großserienrad in schöner Jugendstil-Optik. Ein Hochrad mit einem Raddurchmesser von 1,60 Metern gehört ebenso zu den Exponaten wie ein Militärklapprad. Oder ein elegantes Holzrahmenrad, das nicht nur für die hohe Kunst der Technik, sondern mit einem fünfstelligen Preis auch für ein Statussymbol unter den heutigen Fahrrädern steht. Der jüngste Zugang zur Sammlung ist ein Wasserstofffahrrad, das mit Brennstoffzellen funktioniert.
100 Räder stehen und hängen in der Sonderausstellung, weitere 50 werden in der Dauerausstellung des Verkehrszentrums präsentiert: Hippe Designer-Bikes mit Gold-Muffen aus dem 3D-Drucker, Räder, die aus Bambus sind oder komplett vernickelt, Kinderträume wie das Bonanza-Rad aus den 1970er-Jahren, ein BMX-Rad aus den 1980ern und und und.
Geschichten über Fahrrad-Leidenschaft
Die Ausstellung zeigt außerdem viele Bilder und erzählt Geschichten über die Fahrrad-Leidenschaft. In der Abteilung „Kultur und Sport“ ist beispielsweise die komplette Trophäensammlung eines historischen Radvereins zu sehen. Erinnert wird auch an den bayerischen Radsport-Helden Thaddäus Robl, der zwei Mal Weltmeister wurde und später bei einem Flugzeugabsturz starb. Und auch für die ganz alltäglichen Radl-Geschichten ist in der Abteilung Platz: Bettina Gundler und ihre Kollegen haben persönliche Erzählungen gesammelt, die samt Fotos in der Ausstellung präsentiert werden. „Am meisten berührt mich das Fahrrad einer Dame, die schon weit über 80 Jahre alt war, als sie uns ihr Rad gestiftet hat“, sagt Kuratorin Gundler. „Sie hatte es 1936 zur Konfirmation geschenkt bekommen – und dann sage und schreibe 70 Jahre lang gefahren.“
Die Ausstellung ist noch bis 22. Juli 2018 täglich von 9 bis 17 Uhr geöffnet.
Mehr Infos unter www.deutsches-museum.de/verkehrszentrum