Aldi E-Bike: Discounter verkauft Prophete-Pedelecs

Gleich vorneweg: Test gefahren sind wir kein neues Aldi-E-Bike nicht. Wenngleich wir schon öfter Prophete-E-Bikes getestet haben. Die Ergebnisse fallen unterschiedlich aus, sind aber unterm Strich alle recht ordentlich. Haben die Aldi-E-Bikes also das Zeug zum echten Schnäppchen?

Aldi-E-Bikes: Zwei Mal Schnäppchen?

Für beide gilt: Die Prophete-Pedelecs mit einer Unterstützung bis 25 Stundenkilometer sind voll StVO-Zugelassen. Die verbauten mechanischen Komponenten der Aldi-E-Bikes sind am Markt etabliert und sehr nutzerfreundlich. Da ist etwa die 7-Gang Nabenschaltung von Shimano, die auch in deutlich teureren E-Bikes zum Einsatz kommt. Im Online-Rad sorgen hydraulischen Felgenbremsen von Magura für Verzögerung. Sie sind unserer Ansicht nach die einzig legitime Alternative zu hydraulischen Scheibenbremsen. Die Felgenbremsen sind einfach zu warten und verzögern sehr gut. Bei Nässe hingegen verlieren sie etwas an Standfestigkeit. Der aktuelle Große ElektroRad-Test bestätigt unsere Einschätzung: Scheibenbremsen sind aktuell der Stand der Dinge. Und die hat das Aldi-Nord-Rad. Leider wissen wir nicht, welche Scheibenbremsen Prophete im Angebots-Bike genau verbaut.

Das Aldi-E-Bike aus dem Online-Shop

Trittfrequenz- statt Drehmoment-Sensor

Beim Motor müssen wir etwas spekulieren: Laut Prophete steckt in beiden Aldi-E-Bikes ein TRIO e-Novation-Mittelmotor. Wir vermuten hier ein Modell von Bafang, einem der größten Hersteller von E-Bike-Motoren mit Sitz in China. Der Motor soll 50 Nm Drehmoment liefern. Der Antrieb hat einen Trittfrequenzmesser. Standard in höherpreisigen Pedelecs etwa mit Bosch- oder Shimano-Antrieben sind Drehmomentsensoren, die die Unterstützung prozentual an die eigene Tretleistung anpassen. So ergibt sich ein natürliches Fahrgefühl. Ein Trittfrequenzsensor registriert lediglich, ob sich die Kurbel dreht, und setzt dann eine definierte Kraft als Unterstützung frei. Dies bringt ein weniger natürliches Fahrgefühl und wirkt eher wie „Mofa-Fahren“.

Solide Ausstattung im Aldi-E-Bike

Die übrige Ausstattung – in beiden Rädern helle 70 Lux-Lichtanlage, Sattel, winkelverstellbarer Vorbau, Continental-Reifen – ist auf dem Papier dem Preis der Räder angemessen und durchaus wertig. Die Preisunterschiede ergeben sich unserer Einschätzung nach durch die höhere Belastbarkeit des Rahmens beim Online-Shop-Prophete (150 zu 140 Kilogramm zulässiges Gesamtgewicht) sowie durch die gefederte Sattelstütze beim höherpreisigen Online-Modell. Gelegenheitsfahrer und E-Biker, die versiert in der Fahrradwartung sind, können entsprechend tatsächlich mit den Aldi-E-Bikes Schnäppchen machen. Wir sehen aber einige andere Probleme auf den Käufer zukommen.

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Aldi-E-Bike: Eigenverantwortung bei Sicherheitsausstattung

So kommen die Aldi-E-Bikes vormontiert, den Käufer braucht nur den Lenker gerade stellen und die Pedale anschrauben. Das ist selbst für absolute Laien ein Kinderspiel. Beim Kauf eines Rads beim Händler vor Ort aber kann der Käufer sicher sein, dass alle Teile des Fahrrads vor dem Verkauf gecheckt, gegebenenfalls neu eingestellt und nachjustiert sind. Insbesondere die sicherheitsrelevanten Teile der jeweils hydraulischen Bremsen. Das muss der Kunde beim Supermarkt-Rad selbst übernehmen. Mehr noch: Nur mit sehr viel Glück werden Sie eine Fahrradwerkstatt finden, die für Sie diesen Service übernimmt. Denn hat der Mechaniker Hand ans Rad gelegt, ist er auch haftbar. Als Alternative bietet Aldi-Nord den Prophete-Home-Service, bei dem ein Mechaniker zu Ihnen nach Hause kommt, als kostenlose Leistung mit dazu.

Wichtige Fragen vorab klären

Die Leistung des Fachhandels setzt aber schon vorher ein: Ein guter Fahrradhändler klärt mit Ihnen vorab, welches Rad zu Ihnen passt. Brauchen Sie für Ihre Ansprüche eher ein Trekking- oder ein City-Rad? Eher breitere oder schmale Reifen? Welcher Motor passt am Besten zu Ihren Anforderungen? Fragen, die schon vor dem Kauf beantwortet sein sollten. Dazu kommt die Möglichkeit zur Probefahrt sowie der passenden Einstellung. Denn nur ein passgenaues Fahrrad – richtige Sattelhöhe, Sitzposition, Lenkerhöhe – bringt uneingeschränkte Freude. All das entfällt beim Supermarktrad.

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Aldi-E-Bike: Die Zielgruppe

Die Zielgruppe der Schnäppchen-Angebote sind E-Bike-Einsteiger – und das ist ein weiterer Punkt, der unserer Ansicht nach gegen den Kauf spricht. Ist das Bike nicht passend, landet es schnell kaum gebraucht in der Ecke – herausgeschmissenes Geld. Avanciert der Käufer aber zum Vielfahrer, sind die Komponenten des Bikes schneller verschlissen und insgesamt weniger hochwertig als bei E-Bikes vom stationären Fachhandel oder den bekannten Online-Fachhändlern, die nicht selten mit Fahrrad-Werkstätten vor Ort kooperieren. Dann heißt es entweder teu(r)er nachrüsten oder gleich ein neues, hochwertigeres Bike kaufen. Auch dann ist die Investition in das vermeintliche Schnäppchen unserer Ansicht nach vergeudet.

Fazit

Die Aldi-Bikes sind auf dem Papier mit solider Technik ausgestattet. Für den einen oder anderen Nutzer kann das passen. Insgesamt aber empfehlen wir immer, ein Fahrrad oder E-Bike nur dann zu kaufen, wenn eine ausgiebige Probefahrt möglich ist. Das ist bei den gegebenen 90 Tagen Rückgaberecht, die Aldi einräumt, also eigentlich auch drin, dann aber mit gewissem Aufwand verbunden. Auch der fehlende Service beim Händler vor Ort spricht unserer Ansicht nach gegen ein Pedelec vom Discounter. Wer aber jetzt und schnell ein verfügbares Rad sucht, für den lohnt sich der Blick auf die Aldi-Angebote von Aldi durchaus. Dann aber sollten Sie sich im Klaren sein, ob das angebotene Modell auch tatsächlich zu Ihren Bedürfnissen passt. Alternativ kann der Gebrauchtkauf lohnen. Hier erfahren Sie, worauf Sie dabei achten müssen.

Erstveröffentlichung: 29. März 2022