Bikepacking-Touren auf dem Gravelbike: Tipps und Packliste
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Bikepacking-Touren auf dem Gravelbike: Tipps und Packliste
in Service
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Die Beschränkung aufs Wesentliche – sie darf beim Packen für eine Bikepacking-Tour mit dem Gravelbike als oberstes Gebot gelten. Denn: Wer aus übertriebener Umsicht alle – theoretisch – benötigten Utensilien mitnimmt, verleidet sich rasch selbst den (Fahr-) Spaß auf Tour.
Schließlich ist es wenig sinnvoll, Dinge mitzuführen, von denen man vor Tourbeginn bereits weiß, dass man sie sehr wahrscheinlich gar nicht brauchen wird, die das Rad aber unnötig schwer und das tägliche Ein- und Auspacken unnötig kompliziert sowie zeitintensiv machen. Ferner gilt zu bedenken, dass schweres Gepäck das Fahrverhalten des Gravelers etwas behäbiger werden lässt, so seinen sportiven Charakter beschneidet.
Bikepacking-Taschen-Trio
Ein echter Segen für das Bikepacking-Abenteuer mit Übernachtung im Freien sind die praktischen Packtaschen für Sattel/Sattelstütze, Lenker und Rahmen; sie nehmen die wichtigsten Gegenstände locker auf, machen einen Gepäckträger obsolet und sind, werkzeuglos, per Klettriemen fix montiert.
Ihre gewichtsoptimierte Konstruktion spart Gewicht. Obendrein wird der Rücken des Pedaleurs durch Verzicht auf einen Rucksack entlastet, was insbesondere auf langen Tagesfahrten mit anspruchsvollerem Höhenprofil unter sengender Sonne ein wunderbarer Vorteil ist.
Rahmentasche: Transportiert schwerere Sachen
Schwerere Tourenutensilien lassen sich prima in der im vorderen Rahmendreieck platzierten Rahmentasche verstauen. Dazu zählen ein Multitool mit den wichtigsten Werkzeugen (Bsp.: Kettennieter), Ersatzschläuche und die Minipumpe, ebenso wie – vorausgesetzt, man gönnt sich den Komfort eines Zelts – die Zeltstangen. Außerdem nimmt die zentrale Rahmentasche eine hochwertige Akku-Beleuchtung auf, die bei einbrechender Dämmerung rasch an Helm oder Lenker montiert ist und so sicher den Weg weist. Bonus: Die Beleuchtung fungiert abends als Leselicht.
Abhängig vom Fassungsvermögen der Rahmentasche, können darin zusätzlich Kosmetikartikel wie Sonnencreme, Deo oder ein kleines Handtuch gepackt werden. Auch Naturalien für unterwegs – Stichwort Müsliriegel und die Tütensuppe für abends – wandern in die Rahmentasche. Manche Modelle erleichtern die Ordnung durch Unterteilung des Packraumes in zwei Teile.
Hält die Rahmentasche ein geringeres Volumen bereit, lassen sich kleinere, öfter genutzte Dinge alternativ in einer handlichen Oberrohrtasche (Bsp.: Pro Discover, Klettbefestigung oder geschraubte Aufnahme) verstauen.
Dazu H. David Koßmann, Redakteur beim Pressedienst Fahrrad und Bikepacking-Experte: „Was ich in die Oberrohrtasche packe, entscheide ich nach Länge der Tour. Auf längeren Touren findet hier ein kleines Handtuch Platz, immer ein großes Multitool, Energieriegel, Portemonnaie und ein paar Not-Haribo.“ Durch Platzierung von viel Packgewicht in der Rahmentasche liegt der Schwerpunkt tief genug für ein agiles Handling.
Lenkertasche: Alles für guten Schlaf
Prädestiniert für leichteres Gepäck sind Lenkertaschen, in denen – flugs eingepackt mittels praktischem Rollverschluss – eine leichte Luftmatratze, der wärmende Schlafsack sowie, zur Komfortsteigerung, das bei Schlechtwetter schützende Leichtbauzelt Platz findet. Alternativ zum klassischen Set-up mit Schlafsack und Zelt, bietet sich die Hängematte an.
Ob man Fan des „beweglichen“ Schlafgefühls ist, erprobt man am besten vor einer Bikepacking-Tour. Was tun, wenn man unter freiem Himmel auf Naturboden kaum in den Schlaf findet? „Ich schlafe draußen nur mit Kopfkissen. Mein spezielles Mini-Kissen bietet eine Doppelfunktion: Es fungiert gleichzeitig als Luftpumpe, mit der ich meine Luftmatratze aufpumpe“, verrät Koßmann eine Lösung für mehr Schlafkomfort. Derartige Leichtkissen gibt’s zum Beispiel von Vaude (Modell „Pump Pillow“).
Vorteil einer leicht bepackten Lenkertasche: Die Lenkung gerät nicht zu träge. Über die praktische Bungiekordel an der Lenkertasche sind Regenjacke oder Armlinge rasch, und bei Bedarf gut erreichbar, festgezurrt.
Satteltasche: kompaktes Raumwunder
Mit der großzügig bemaßten Satteltasche, per robuster Klettstreifen an Sattelstütze und Sattelgestell angebracht, steht viel weiterer Stauraum zur Verfügung. Nutzen lässt sich dieser zum Transport eines Satzes Radbekleidung sowie „Zivilbekleidung“, also etwa einer leichten, per Primaloft-Füllung gut gefütterten Jacke, die nächtens im Schlafsack und früh morgens bei Sonnenaufgang angenehm wärmt. Je nach Temperatur übernimmt diesen Job ein warmes Merinowollshirt.
Zusätzlich ist in der Satteltasche Platz für etwas Unterwäsche und ein paar Wechselsocken. Erfahrene Bikepacker wissen: „Das richtige Packen der Satteltasche ist essentiell, damit diese – wenn schwerer beladen – in Kurven nicht regelmäßig nach links und rechts schwenkt. Mein Tipp: Habe ich in der Satteltasche nur weiche Sachen, wie Bekleidung, geladen, dann wickele ich daraus ein paar ‚Klamottenwürste‘, um die Tasche möglichst formstabil zu machen und so für ihren sicheren Sitz am Rad zu sorgen“, erörtert H. David Koßmann. Und ergänzt: „Zudem gilt insbesondere für die Satteltasche: Bei Regen ist Wasserdichtigkeit einfach König; so bleibt die Bekleidung im Inneren trocken.“ Darüberhinaus lässt sich in der Satteltasche das kompakte Campinggeschirr ebenso verstauen wie ein kleiner Camping-Gaskocher und das Erste-Hilfe-Set.
Zusatztaschen
Wird weiteres Packvolumen am Rad benötigt, empfiehlt sich der fixe Anbau der erwähnten Oberrohrtasche; sogenannte „Feedbag“-Taschen beidseitig des Vorbaus nehmen Essen und Trinken auf. Eine Hüfttasche (u. a. von Evoc) hält Platz für Trinkblase/-Schlauch bereit.
Tipps für die ideale Bikepacking-Tour
Satteltasche
Befestigt via Sattelstütze und -gestell, sitzt die Satteltasche hinter dem Fahrer und transportiert Ausrüstungsteile, die man während der Tour kaum braucht. Sprich: Einen zweiten Satz Rad- sowie „Zivil“-Bekleidung (Bsp.: warme Jacke für die Nacht), ebenso wie etwa Campinggeschirr und -gaskocher. Die Discover-Satteltasche von Pro (Bild; 69,95 Euro) besteht aus wasserdichtem, robustem Polyestermaterial, bietet satte 15 Liter Volumen und ist 500 g leicht.
Rahmentasche
Dank komfortabel zu bedienender Klettverschlussriemen „parkt“ man die Rahmentasche fix im Rahmen. Es empfiehlt sich, schwerere Teile der Ausrüstung – darunter Zeltstangen, Radersatzteile und Werkzeug (Bsp.: ein größeres Multitool) – in diese Tasche zu packen. Für flinken Zugriff können hier u.a. auch Müsliriegel deponiert werden. Die wasserdichte Discover-Rahmentasche von Pro kommt mit 5,5 Liter Stauraum, wiegt nur 220 g und kostet 59,95 Euro.
Lenkertasche
Um Lenkverhalten und Balance des Gravelbikes nicht negativ zu beeinflussen, wird die Lenkertasche mit leichten Dingen zum Nächtigen gepackt. Will heißen: leichter Schlafsack, dünne, gewichtsoptimierte Schlafmatratze und, optional, ein kompaktes Zelt finden hier gut Platz. Die montierte Pro-Discover-Lenkertasche wiegt nur 360 g, verfügt über 8 Liter Gepäckvolumen und kostet 69,95 Euro. Vibrationsdämpfer an der Lenkerhalterung garantieren den sicheren Halt der Tasche.
Bikepacking: Packliste
1 Schlafsack
2 Rettungsdecke
3 Schlüsselanhänger
4 Erste-Hilfe-Set
5 Camping-Gaskocher
6 Campingbesteck
7 Multifunktionswerkzeug
8 Leichte Luftmatratze
9 2 volle (!) Trinkflaschen
10 Kochausrüstung
11 Proviant (Müsliriegel, Teebeutel etc.)
12 Hängematte
13 Biwaksack (als Regen-/Windschutz über/ unter dem Schlafsack)
14 Kabelbinder
15 Kettenöl
16 Diverse Radersatzteile (Schrauben, Bremsbeläge, Schaltzug, Schaltauge etc.)
17 Tubeless-Reifen-Reparaturkit
18 Putztuch
19 Multitool
20 Minipumpe
21 Garmin-Gerät zum Navigieren
22 Smartphone zum Navigieren (alternativ)
23 Stoff-Einkaufstüte
24 Unterwäsche
25 Radsocken
26 Faltbare Flip-Flops
27 Handschuhe
28 Kosmetik/ Arznei (Zahnbürste, Anti-Mücken-Spray, Deo, Ibuprofen, Sonnencreme)
29 Stirn-/Bikelampe mit 2 Akkus
30 Schloss
31 Windjacke
32 Radmütze
33 Funktionsunterhemd
34 Kurze, leichte Outdoorhose
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