Federgabel am City- oder Trekkingrad
Federgabel am City- oder Trekkingrad– Ja oder nein?
Federgabel am City- oder Trekkingrad
in Service
Gestern beim Radhändler. Mein Freund Christian will sich ein Trekkingrad kaufen. Mit zehn grünen Scheinen in der Tasche. 1000 Euro Budget hatte ich ihm geraten, dafür bekommt man gute Qualität, das Rad ist leicht, die Federgabel arbeitet schön agil, Rahmen. Reifen, Laufräder passen. Ach ja, ein sportives Trekkingrad sollte es sein, leicht, mit Radschützern. Ständer und Gepäckträger. Der Jurist will nämlich künftig täglich in die Kanzlei fahren. Es solle aber auch für einen Feierabendausflug taugen. „Du weißt schon, schnell über die Landstraße nach Matting – zum Biergarten. Und zurück über den Schotterweg, am Golfplatz vorbei.“ Klasse Runde, Chris. Also los, wirst schon das richtige Rad für Dich finden.
Trekkingrad ohne Federgabel
Von wegen. Wehklagen am Telefon: „Hab das Rad nicht gekauft. Da war so ein junger Schnösel. Tolle Räder hat er mir gezeigt. Doch dann hat er gesagt, dass man heutzutage am sportlichen Rad keine Federgabel mehr fährt. Wäre total out. Und leichter obendrein. Ein schnelles Trekkingrad mit Federgabel sollte ich mir aus dem Kopf schlagen. Hat der Bursche Recht?“
Stimmt, immer mehr Räder kommen mit Starr- statt Federgabel in die Geschäfte. Der Hersteller spart sich Geld, der Käufer Gewicht. Nun die Federgabel aber gleich pauschal zu verdammen und zu verbannen, ist fehl am Platz. Federgabel ja oder nein? Diese Frage muss jeder für sich entscheiden. Und zwar abhängig davon, welches Rad zu Ihnen passt und welches Revier Sie bevorzugt befahren.
Cityrad
Beim Cityrad ist sie zum Beispiel dann unnötig, wenn die Straßen Ihrer Stadt plan und die Bürgersteige abgesenkt sind. Bei uns im mittelalterlich gepflasterten Regensburg ist die Federgabel ein Muss. Würde ich hier täglich mit einem Starr-Rad drüber müssen, hätte allein mein Zahnarzt Freude – da fliegen einem die Plomben raus!
Die Federgabel am Cityrad ist auch deshalb verzichtbar, weil man beim Stadtrad aufgrund der aufrechten Sitzposition den Lenker nur mit den Fingerspitzen führt. Den Vorteil einer komfortförderlichen Federgabel spürt man kaum. Den Nachteil schon: Sie bringt nämlich in Ihr Rad (das ja ohnehin viel Zubehör mitschleppt) nur zusätzliche Pfunde ein. Verzichten Sie generell auf eine Federgabel, wenn Ihr Budget unter 500 Euro liegt. Feder-Forken in Rädern dieser Preisklasse stammen aus dem LowTech-Regal, arbeiten nur träge und geben früh den Geist auf. Die bessere Alternative zu billigen Federgabeln und zudem eine Unbedingt-Ergänzung zur Starrgabel: breite Reifen! Ab 42 mm Breite (passt in die meisten Räder) kann der Reifen durch sein Volumen vieles glattbügeln und Vibrationen absorbieren. So schnell und zuverlässig, wie es eine Federgabel niemals könnte.
Trekkingrad
Ähnlich sieht es beim Trekkingrad aus: Hier macht die Federgabel durch die vorgelagerte Sitzposition mehr Sinn, da Sie mehr Druck auf den Lenker bringen und weil Sie mehr von einer Federgabel profitieren, die Ihnen durch ihr Einfedern alle Schläge erspart und zudem durch schnelles Ausfedern den Bodenkontakt hält. Nur wenn Sie überwiegend auf Straßen, asphaltierten Wirtschaftswegen oder festen Naturpisten unterwegs sind, können Sie sich ein Rad ohne Federgabel (aber mit breiten Reifen) zulegen – in den wenigen ruppigen Situationen können Sie ja ihre Körperfederung nutzen – und Arme wie Beine als Teleskop-Federn einsetzen.
Zwei Ausnahmen gibt es: 1. Wer sein Trekkingrad als Reiserad-Lastenesel einsetzt und auch vorne Gepäckträger braucht, greift besser zu Rädern mit Starrgabel. Die haben die entsprechenden Ösen intus. 2. Wer Wert auf geringes Gewicht legt und beim Tourenrad Fahrdynamik deutlich über Komfort stellt, ist ebenfalls mit einer starren Gabel gut beraten.
Gute Fahrt wünscht Ihnen die aktiv Radfahren-Redaktion!