Zecken und Mücken: Stiche verhindern auf der Radtour

Wen juckts? Zecken- und Mückenstiche verhindern

Zecken und Mücken: Stiche verhindern auf der Radtour

Die meisten Radfahrer fürchten bei einer Tour durch die wilde Natur am ehesten die Begegnung mit einem Wildschwein. Gerüchte über Angriffe von Greifvögeln wirken ebenfalls furchteinflößend. Viel ­realistischer ist jedoch, unterwegs von Stechmücken oder Zecken gestochen zu werden. Und dies kann unangenehme bis gefährliche Folgen haben, weshalb ein guter Schutz sinnvoll ist.
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Herrlich, so eine Pause in der Wiese. Die erschöpften Glieder von sich strecken und einfach ausruhen. Die letzten Kilometer auf dem Rad ziehen noch mal in Gedanken vorbei – schöne Landschaften, pittoreske Dörfer – jetzt ein kleines Nickerchen! Doch Achtung, hier mitten im Grünen fühlen nicht nur wir uns wohl, sondern auch jede Menge kleiner Tierchen. Und die freuen sich teilweise sehr über einen leicht verschwitzten Körper.

2024 wurde bereits als das „Zeckenjahr“ beschrien, denn durch den sehr milden Winter könnte es in diesem Jahr eine besonders große Anzahl der kleinen Spinnentiere geben. Durch den Klimawandel wird es vermutlich künftig grundsätzlich mehr davon geben. Keine erfreuliche Entwicklung, da die blutsaugenden Parasiten jede Menge Infektionskrankheiten übertragen können. Zu den beiden häufigsten gehören Borreliose und Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME). Während man sich gegen die zweitere Krankheit impfen kann, ist das gegen die erstgenannte unmöglich. Und beide Krankheiten sind keineswegs harmlos, sondern sollten unbedingt verhindert werden.

Wo sich Zecken wohlfühlen

Zecken leben quasi überall dort, wo es grün ist: in hohem Gras, im Gebüsch und im Wald. Aber nicht nur in der Wildnis, auch im städtischen Umfeld kommen Zecken vor – sei es in Parkanlagen, Kleingärten oder im Biergarten. „Die in Deutschland häufigste Zecke ist der gemeine Holzbock und kommt praktisch überall vor, wo es Pflanzen gibt,“ erklärt Susanne Glasmacher, Pressesprecherin beim Robert-Koch-Institut (RKI). Und sie erklärt auch, wie das Tierchen auf seinen Wirt trifft: „Die Zecke klettert auf eine exponierte Stelle wie einen Grashalm oder ein Gebüsch oder herumliegendes Totholz und wird bei Kontakt abgestreift.“ Und zwar das ganze Jahr über. Zwar sind Zecken besonders viel im Frühjahr und Herbst anzutreffen, aber eigentlich kommen die robusten Tiere mit Temperaturen ab acht Grad gut aus und werden dann aktiv.

Die Zecke liebt den menschlichen Körper, besonders wenn er leicht nach Schweiß duftet. Und hat sie jemanden erwischt, krabbelt sie auf dem Körper hin und her, bis sie ein gemütliches Plätzchen zum Stechen findet. Dort bleibt sie dann, ernährt sich vom Blut ihres Wirtes und wird dabei immer ein bisschen dicker. Lieblingsorte von Zecken sind weiche und warme Stellen wie in den Achseln, Kniekehlen und Armbeugen, am Haaransatz, hinter den Ohren und am Hals, am Bauch und im Genitalbereich. Aber grundsätzlich können sie überall am Körper stechen.

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Schutz vor Zeckenstichen

Um die Übertragung von Infektionskrankheiten zu verhindern, ist es am besten, einer Zecke gar nicht erst die Chance zu einem Stich zu geben. Grundsätzlich hilft es, lange Kleidung und feste Schuhe zu tragen. Plus: „Werden die Hosenbeine in die Socken gesteckt, ist die Zecke gezwungen, auf der Kleidung nach oben zu laufen, was ihre Auffindung erleichtert,“ erläutert Glasmacher. Auf heller Kleidung sieht man die dunklen Spinnentiere außerdem leichter als auf dunkler. Zeckenabwehrsprays schützen ebenfalls, jedoch immer nur für eine bestimmte Zeit.

Nach einem Aufenthalt im Freien sollte der Körper gründlich nach Zecken abgesucht werden – insbesondere an den erwähnten Lieblingsstellen der Tiere. Idealerweise sucht man sich gegenseitig ab und duscht zusätzlich.

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Zecken entfernen leicht gemacht

Hat die Zecke es doch geschafft und sich bereits festgesaugt, muss sie schnell entfernt werden. Denn je länger sie am menschlichen Körper verbleibt, umso höher ist das Risiko von Krankheitsübertragungen. Zur Beseitigung eignen sich verschiedene Werkzeuge, es gibt diverse Zangen, Schlingen und sogar Karten im Geldkarten-Format in Apotheken und Drogeriegeschäften. Auch eine normale Pinzette ist – richtig eingesetzt – eine Option.

Welches Produkt es auch ist: Das Wichtigste ist, dass die Zecke komplett herausgezogen wird und man dabei ruhig und kontrolliert vorgeht. Kein Öl, Klebstoff oder Alkohol sollte aufgetragen werden, auch das Herausdrehen ist nicht empfohlen. Ist die Zecke erfolgreich entfernt, sollte die Einstichstelle desinfiziert und beobachtet werden. Ein leichter Juckreiz ist normal und kann durch kühlende Cremes beruhigt werden. Doch kommt es in den Tagen oder Wochen zu ungewöhnlichen Rötungen, sollte ein Arzt konsultiert werden. Eine ringförmige Rötung kann auf eine Borreliose-Infektion hinweisen. Auch wenn grippeähnliche Symptome auftreten (Fieber, Kopf- und Gliederschmerzen, Schwäche), ist ein Arztbesuch ratsam.

Wer länger unterwegs ist, beispielsweise auf einer mehrtägigen Radtour, sollte unbedingt ein Zecken-Entfernungswerkzeug bei sich tragen.

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Stechmücken – harmlos oder doch nicht?

Abgesehen von Zecken gibt es verschiedene Insekten in Deutschland, die einem beim Aufenthalt in der Natur begegnen können. In der Regel übertragen diese keine schweren Krankheiten, dann sind die Stiche allenfalls lästig. Doch Susanne Glasmacher vom RKI weist daraufhin, dass in bestimmten Gebieten in Deutschland Stechmücken West-NilFieber (WNV) übertragen können. Insbesondere in Ostdeutschland kam es in den vergangenen Jahren immer wieder zu Infektionen, einen Impfstoff gibt es gegen die bei uns noch seltene Krankheit bislang nicht. Sie empfiehlt daher „besonders Personen, die aufgrund hohen Alters oder Immunschwäche ein erhöhtes Risiko haben durch eine WNV-Infektion schwer zu erkranken“, sich gut vor Mückenstichen zu schützen.

Unangenehm sind zudem die Stiche der Asiatischen Tigermücke, die ebenfalls aus wärmeren Gegenden kommt und an ihrer besonderen schwarz-weißen Musterung erkennbar ist. Über Südeuropa kommend ist diese mittlerweile auch in einigen Teilen Deutschlands zuhause. Im Gegensatz zur heimischen Stechmücke ist die Tigermücke nicht nur zur Dämmerung aktiv, sondern auch in der Mittagshitze. Und sie kann potentiell gefährliche Tropenkrankheiten wie das Dengue-Fieber übertragen, das Risiko ist aber sehr, sehr gering. In den in Deutschland gefangenen Tigermücken wurden bislang keine Krankheitserreger nachgewiesen, in anderen europäischen Ländern wie Italien sind jedoch bereits Übertragungen von Dengue-Viren festgestellt worden.

Schutz vor Stechmücken auf Radtour

Wie können sich nun Radfahrer vor Stechmücken schützen? Ähnlich wie bei Zecken helfen langärmlige Oberteile mit hohem Kragen sowie lange Hosen und feste Schuhe. Helme mit eingebautem Mückengitter verhindern, dass sich Tiere durch den Fahrtwind am Kopf „verirren“. Mücken-Abwehrsprays auf der Haut sowie auf Bekleidung kann temporär Tiere abhalten. Clever sind auch Kleidungsstücke mit eingebautem Insektenschutz: Hier sind die Textilien mit einem für Menschen nicht wahrnehmbaren, aber für Insekten abschreckenden Duft ausgestattet.

Ganz besonders relevant wird das Thema beim Übernachten in der Natur. Wer in Gebieten mit einem hohen Stechmücken-Aufkommen zeltet oder gar biwakiert, packt am besten ein Moskitonetz ein. Übrigens: Mücken orientieren sich rein am Geruch, sie werden – auch weil sie nicht besonders gut sehen – von Lichtquellen nicht angelockt.

FSME-Impfung

Ein Teil Deutschlands ist bereits als FSME-Risikogebiet eingestuft. Es handelt sich vor allem um Bayern und Baden-Württemberg, aber auch in anderen Regionen ist die Gefahr der Übertragung von FSME erhöht. Wer in einem solchen Risikogebiet wohnt oder auch nur Urlaub machen möchte, sollte sich dagegen impfen lassen – diese Empfehlung gibt auch die Ständige Impfkommission STIKO. Die Kosten für die FSME-Impfung werden von vielen Krankenkassen übernommen, wenn man Bewohner eines Risikogebietes ist. Wer nur gelegentlich in Risikogebiete reist, muss rechtzeitig dran denken: Denn bis die Immunisierung vollständig ist, dauert es, die Impfung wird auf mehrere Dosen verteilt gegeben.

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