ADFC wird 40 Jahre alt – Jubiläum des Fahrradclubs
Fahrradclub ADFC wird 40
ADFC wird 40 Jahre alt – Jubiläum des Fahrradclubs
in Hintergrund
40 Jahre Allgemeiner Deutscher Fahrrad-Club, kurz ADFC. Der heute größte Fahrradclub der Welt schmeißt jedoch keine große Party, sondern startet seine bundesweite Aktion #MehrPlatzFürsRad. Es sei noch so viel zu tun. Ein Rückblick.
Gründung und Wachstum
Zurück geht der ADFC auf den Verkehrsberater Jan Tebbe, der am 18. April 1979 gemeinsam mit 17 weiteren Mitstreitern in Bremen den ADFC gründete. Ein halbes Jahr später wird der ADFC-Bundesverband bereits ins Vereinsregister Bremen eingetragen. Kurz darauf folgen Ortsgruppen, beispielsweise in Dortmund und Erlangen – innerhalb eines Jahres kommt der ADFC so auf über 3000 Mitglieder. Heute, im Jahr 2019, sind es mehr als 175.000 ADFC-Mitglieder, das macht den Club zur größten Interessensvertretung für den Radverkehr. Und er wächst und wächst und wächst…
Fahrradkonferenzen
1980 veranstaltet der ADFC die erste internationale Fahrradkonferenz Velo-city. 400 Teilnehmer tauschen sich in Bremen über Radverkehrsförderung aus. Die Velo-city-Konferenz gibt es weiterhin, regelmäßig nehmen mehr als 1500 Menschen aus über 60 Ländern daran teilt. 2019 findet sie in Irland statt. Organisator ist mittlerweile der Europäische Fahrrad-Verband (ECF), der vom ADFC mitgegründet wurde.
Arbeit statt Feier: ADFC begeht sein Jubiläum mit großem Verkehrspolitik-Symposium in Berlin
Der Fahrradklima-Test des ADFC
Welche sind die fahrradfreundlichsten Städte in Deutschland? Das ermittelt der ADFC seit 1988 in einer bundesweiten Befragung. Der Fahrradklima-Test wird alle zwei Jahre durchgeführt und wird vom Verkehrsministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur unterstützt. Im Jahr 2018 nehmen an der Befragung mehr als 170.000 Menschen teil, das ist Rekordbeteiligung.
Hier die Ergebnisse des Fahrradklima-Tests 2018 nachlesen!
Förderung des Radtourismus
Ein weiterer großer Schritt im Werdegang des Fahrradclubs ist das Qualitätssiegel Bett+Bike, das 1995 an den Start geht. Denn: Urlaub mit Radfahren zu verbinden wird immer beliebter und Radtouristen wünschen sich Unterkünfte, in denen sie mit dem Fahrrad willkommen sind. Am Siegel Bett+Bike erkannt man bis heute fahrradfreundliche Unterkünfte, egal ob Campingplatz oder Luxushotel. Über 5800 Betriebe in Deutschland und den Nachbarländern sind bereits ausgezeichnet worden.
Magazin „Radwelt“ erscheint
ADFC-Mitglieder erhalten seit 1997 ein eigenständiges Magazin. Die „Radwelt“ erscheint alle zwei Monate und überschritt 2018 erstmals die Marke von 100.000 Exemplaren.
StVO-Novelle zugunsten von Radfahrern
Der ADFC kämpft seit seiner Gründung für eine bessere Radinfrastruktur sowie sinnvolle Änderungen in der Straßenverkehrsordnung. 1997 kam es endlich zu einer StVO-Novelle zugunsten der Radfahrer. Städte und Gemeinden haben seitdem die Möglichkeit, Einbahnstraßen für Radler in Gegenrichtung zu öffnen, Fahrradstraßen zu errichten und den Radverkehr auf Busspuren ermöglichen. Außerdem ist die Radwegebenutzungspflicht an Qualitätskriterien gebunden und gilt nicht mehr allgemein.
ADFC-Radreiseanalyse
Jedes Jahr auf der Internationalen Tourismusbörse ITB in Berlin präsentiert der ADFC aktuelle Daten und Trends zum Radtourismus in Deutschland. Die große Radreiseanalyse wird 1998 zum ersten Mal durchgeführt und ist bis heute ein wichtiges Trendbarometer.
Erster Nationaler Radverkehrsplan
2002 verabschiedet die deutsche Bundesregierung erstmals ein radverkehrspolitisches Programm, den Nationalen Radverkehrsplan 2002-2012. Auch dies ist nicht zuletzt auf den erfolgreichen Druck des Fahrradclubs zurückzuführen. Ziele im Nationalen Radverkehrsplan sind „ein gutes und alltagstaugliches Radverkehrsnetz, die Steigerung des Radverkehrsanteils und mehr Verkehrssicherheit für Radfahrende“.
Aktion „Mit dem Rad zur Arbeit“
Seit 2004 läuft die bundesweite Kampagne „Mit dem Rad zur Arbeit“. Jedes Jahr ruft der ADFC in Kooperation mit der AOK dazu auf, an mindestens 20 Tagen zwischen Mai und September mit dem Rad zur Arbeit zu fahren – und das Auto stehen zu lassen. Teilnehmer können sich in Teams oder einzeln anmelden und bei Erreichen des Ziels von 20 Tagen nimmt man an Gewinnspielen teil. Die Aktion hat nachhaltige Folgen: Viele Teilnehmer nutzen im Anschluss viel öfter oder sogar nur noch das Rad zum Pendeln.
Qualitätsmanagement für Radtourismus
Der ADFC prüft jedes Jahr Radfernwege bezüglich Qualität, Beschilderung sowie das Angebot an fahrradfreundlichen Unterkünfte und gibt Radreisenden eine gute Orientierung. Seit 2006 sind es einheitliche und transparente Kriterien zur Beurteilung von radtouristischer Infrastruktur, seitdem wurden 36 Qualitätsradrouten mit bis zu fünf Sternen sowie fünf RadReiseRegionen ausgezeichnet. Das Klassifizierungssystem gibt es mittlerweile auch in Österreich.
Pannenhilfe für Mitglieder
Eine mobile Pannenhilfe für Fahrräder und E-Bikes: Das gibt es seit 2016 für die Mitglieder des ADFC. Die ADFC-Pannenhilfe löste beispielsweise im Jahr 2018 rund 750 Fälle, was einige Radurlaube sowie Pendelfahrten retten konnte.
Radschnellwege im Bundesverkehrswegeplan
2016 gab es einen weiteren Meilensprung: In den Bundesverkehrswegeplan werden Radschnellwege mitaufgenommen, was eine stärkere Beteiligung des Bundes am Bau von Radschnellwegen bedeutet. Zuvor hatte sich die Bundesregierung als nicht zuständig erklärt, solche Premium-Radwege fürs zügige Pendeln zu bauen. Seit 2018 stehen im Etat des Bundesverkehrsministeriums auch finanzielle Mittel dafür bereit.
Kein Grund zu Feiern
Das 40-jährige Jubiläum ist für den ADFC kein Grund zum Feiern. Man beobachtet nur geringe Verbesserungen der Radinfrastruktur und die Probleme im Straßenverkehr steigen sogar an: Staurekorde, Feinstaub, Fahrverbote und gefährliche Unfälle bereiten Sorgen. Der Radverkehrsanteil (Modal Split) stagniert, mit Sicherheit auch aus genannten Gründen. Der ADFC will daher das Geburtstagsjahr für eine große politische Kampagne 2019 nutzen: Unter dem Motto #MehrPlatzFürsRad! regt der Fahrradclub eine Debatte zum Flächenverbrauch in deutschen Städten an.