E-Bike fahren im Berchtesgadener Land: Touren um Königssee, Watzmann und Co.
E-Bike Berchtesgadener Land: Touren mit Spaßgarantie
E-Bike fahren im Berchtesgadener Land: Touren um Königssee, Watzmann und Co.
in Story
in Story
Das geht schon gut los: Die beim Fremdenverkehrsamt Berchtesgaden online ausgewählten E-Bike/Mountainbike-Karten sind drei Tage später im Briefkasten. Dazu Brochüren und auch eine Wanderkarte – hey das könnte man ja auch machen. Der Plan reift, am langen Wochenende Anfang Mai über den Vater-/Muttertag das Abenteuer E-Bike Berchtesgadener Land anzugehen. Und zwei Wandertage einzubauen.
Schnell ist mit dem Hotel Nutzkaser eine Unterkunft gefunden. Die schon beim Aufwachen ein Traumpanorama garantiert: ein grandioser Blick auf die Nordflanke des alles beherrschenden Watzmann. An dessen Ostseite der bekannte Königssee liegt – Idylle pur.
So schön die Höhenlage des Hotels in Sachen Ausblick ist. Sie bietet auch Nachteile. Die es abzuwägen gilt. Etwa, dass wir am Touren-Ende immer wieder hinauf zum Hotel müssen. Mit einem dann mit Sicherheit ziemlich leeren Akku ein Handicap. Auch für Nachtschwärmer ist eine abgesetztes Hotel-Lage nicht optimal. Um Berchtesgaden oder Gasthäuser tief unten in der Talsohle anzufahren, braucht es ein Fahrzeug. Ach ja, sichtbar ist vor Ort: Unterkünfte gibt´s zuhauf. Für jeden Geldbeutel.
Trekkingräder und E-MTBs: E-Bike-Akkus im Bergtest
E-Bike Berchtesgadener Land: steile Aufstiege für Traumpanoramen
Wir wählen aus der MTB/E-Bike Karte die Tour 9 aus: Hinauf zur Gotzenalm. Durch die 12 Kilometer Anfahrt bis zum Startpunkt am Berchtesgadener Bahnhof – und etliche falsche Schlenks aufgrund der Radwegeführung – verbrauchen wir bereits Energie, die uns später fehlen sollte.
Auffallend ist, dass die Tour zur Gotzenalm von Anfang an sich mit bissigen Steigungen präsentiert. Es gibt allerdings auf der E-Bike Berchtesgadener Land -Karte auch Touren im Tal (Ramsau – Hintersee – Litzlalm/oder den Radweg entlang von Flüssen). Die sich weniger sportlich fahren lassen und weniger Akku-Kapazität saugen, als unsere Tour zur Gotzenalm. Diese erschien uns besonders attraktiv, da sie einen vielgerühmten Traumblick auf den Königssee bieten soll.
Unser Motto beim Aufstieg: Energie sparen! Auch in ebenen Passagen, denn es könnten – selbst wenn es nach dem Gipfelsturm vermeindlich nach unten geht, immer wieder Gegenanstiege lauern.
Am höchsten Punkt der Asphaltsstraße bei Hinterbrand wechseln wir auf eine Forststraße. Die uns nicht mit einem Radfahren Verboten-Schild stoppt. Dass die Verantwortlichen für das Naturschutzgebiet die Wanderer und Biker trennt, finden wir gut. Fußgänger und Familien können sich auf ihren Wegen sicher fühlen. Radfahrer haben auf ihren Wegen meist freie Fahrt. Außerdem gehen in der Region viele Wege in Serpentinen auf kurzem Weg steil hinauf, die zudem verblockt sind, dass es für Biker wenig Sinn macht, diese Singletrails zu nutzen.
Bald ist die im Bau befindliche Jenner-Bahn unterquert. Flott geht es durch schattige Hänge leicht bergab. Bevor es in mehreren steileren Rampen auf weißem Schotter – mit ersten Traumblicken hinunter zum smaragdgrünen Königssee und dahin ziehenden Ausflugsschiffen – hinauf zur Königsbachalm steigt.
Keine zwei Kilometer dahinter – ab der Gotzentalalm – steigt der Weg in steilen Serpentinen so stark an, dass wir nach der vierten Kehre beim unserem Fischer-Mountainbike mit Bafang Heckmotor eine rapide Kapazitätsverminderung registrieren. Und deshalb umdrehen müssen.
Mit 4 Restkilometern im Tank landen wir wieder an der Asphaltstraße in Hinterbrand. Die uns in Windeseile zurück nach Berchtesgaden bringt. Not macht erfinderisch: Da auch mit dem 500 Wh-Akku am Radon ZR Team Hybid 7.0 500 (mit Bosch-Motor) die Rückfahrt zum auf 1000 Meter üNN liegenden Hotel nicht mehr drin ist, lässt sich der „Retter“ mit dem Taxi zum Hotel kutschieren (Kosten 30 Euro). Er kommt mit Auto und Heckträger zurück, um die Begleiterin und E-Bikes zurück zum Nutzkaser zu chauffieren.
Erfahrung aus Tour 1: Energie sparen & weitere Tipps
- Tourenplanng: In alpinen Revieren nur Touren heraussuchen, die im Bereich von 35 Kilometern liegen. Oder nur 1000-1200 Höhenmeter beinhalten.
- Bei darüber hinaus gehenden Touren entweder einen Zweitakku (+500 Wh) oder ein Ladegerät mitnehmen (1 h Nachladen = +15 km). Schlüssel zum Akku-Ausbau nicht vergessen. Akku/Ladekabel/Netzgerät sind in der Berghütte leichter den Akku an die Steckdose zu bringen … als das komplette E-Bike.
- Fleißig schalten. Dazu engagiert Muskelenergie einbringen. Beides spart Energie.
- An Steilstücken möglichst nicht anhalten. Häufiges Anfahren an Rampen zieht verhältnismäßig viel Kapaziät aus dem Akku.
- Bei Bosch in den Bergen generell mit „Tour“ fahren. Bei anderen Motoren „eine Stufe über Eco“ nutzen (= Unterstützungsstufe 2 von 5). So erarbeitet/spart man sich die nötige Reserve am Schluss der Tour für eventuell noch kommende Gegenanstiege. Mit denen man in unbekannten Revieren immer rechnen muss.
- Schloss mitnehmen. Lohnende Aussichtspunkte sind oft nur durch einen Fußmarsch zu erreichen. Ein verschlossenes E-Bike wird nicht „ausgeliehen“.
- Wasser nachtanken … immer wenn sich eine Gelegenheit ergibt. Es könnte dauern, bis der nächste Gebirgsbach in Sicht kommt.
Tour 2: die 12er mit Extra-Schlenk zum Kehlsteinhaus / Eagles Nest
Unsere zweite E-Bike Berchtesgaden Tour ist besser geplant: Wir fahren mit dem Auto hinunter ins Tal. Ab dem Hauptbahnhof verläuft unsere „12“ verläuft entlang der Berchtesgadener Ache (vorbei an der besuchenswerten Almbachklamm, an der Mündung kann man eine Marmormühle besichtigen) bis Markschellenberg.
Um dann am gegenüberlegenene Osthang über Nebenstraßen – teils ansteigend, teils flach – zurück Richtung Berchtesgaden zu führen. In mehreren Wellen kurbeln wir hinauf bis Oberau, wo wir eine sehenswerte Kirche („Zur heiligen Familie Oberau“) besichtigen und im örtlichen Lebensmittelladen Espressi brühen lassen.
Nun folgen wir der roten 12 . In leichtem Auf und Ab auf einem traumhafen Panoramaweg bis zur Region Obersalzberg. Weil wir aber immer ein Extra wollen, biegen wir für einen Zusatz-Schlenk links ab – auf die 8er Runde. Die uns 500 Höhenmeter hinauf zum Kehlsteinhaus auf 1834 Meter Höhe bringen soll. Später wollen wir zurück auf die 12er, um die Runde zu komplettieren.
Die Auffahrt auf der 8: anfänglich akzeptabel. Auch weil die Route ab der Mautstelle Süd auf der gebührenpflichtige Roßfeld-Panoramastraße verläuft. Später kommen wir an der Enzian-Brennhütte Eckerleiten der Brennerei Grassl vorbei. Wo der „Kellermeister“ gerade vergorenen Enzian-Sud eimerweise in den Destillier-Ofen eintrichtert. Stefan, Nachfahre der Bergbrenner-Familie in 8.Generation, hat die Enzian-Wurzeln vor Wochen mühevoll mit der Hacke ausgegraben.
E-Bike Berchtesgadener Land: durch sulzigen Schnee
Nun steigt die Forststraße fordernd an, an Abzweigern mit grünen „Kehlsteinhaus“-Pfeilen markiert. Wir ziehen an Wanderern langsam vorbei, bedanken uns für die Rücksichtnahme. Diese Route hinauf ist für Biker und Wanderer die einzige Möglichkeit, das Kehlsteinhaus zu erreichen. Alle Touristen oben sind mit dem Bus da. Die Fahrstraße ist ausschließlich für Busse im Pendelverkehr freigegeben, für Fußgänger und Radfahrer aber verboten.
Unser Waldweg wird steil, geschätzte 19 Grad, volle Schubkraft. Was uns aber jetzt in Sachen Kapazität nicht kümmert: Im Rucksack führen wir zwei Ladegeräte mit. Ebenso Kabel und Schlüssel für die Akkus. Wir wollen oben im Restaurant des Kehlsteinhaus die Akkus laden lassen. Eine Stunde warten, essen & trinken, Fernblicke genießen.
Doch ab 1500 Meter kommen wir in die Wolken. Überraschung: Vor uns rollt sich eine schmale Asphaltspur aus, die Pioniere einst in den Fels gelegt haben. Jetzt von nassen Nebel feucht glänzend. Wir schieben keuchend, fahren verboten. Wanderer schätzen 40 Minuten Gehzeit hinauf. „Macht euch auf sulzige Schneefelder in den Kehren und knöcheltiefen Matsch gefasst.“ Ok, Schluss mit der Schieberei: Wir verstecken unsere E-MTBs von Radon und Fischer hinter Bäumen (gut dass wir unser 80 cm Abus Bordo Faltschloss dabei haben), bauen die Akkus aus und stecken sie in die Rucksäcke.
2,5 Stunden später sind wir zurück am Bike-Versteck. Apfelkuchen, Kaffee und 20% mehr Energie im Tank = 60% für die Rest-Strecke. Am Wegrand: gestrandete Focus E-MTBs, ausgeliehen von Movelo. Offenbar alle mit leerem Akku. Kein Wunder, viele schießen mit Full Power den Berg hinauf. Schalten wenig, bleiben oft stehen, fahren oft an. All das kostet Energie.
E-Bike Berchtesgadener Land: 2.Teil der Tour mit Vollgas
Vollkommen entlastet der bangen Frage, ob unsere Akku-Kapazität bis zum Tourenende reichen wird, wollen wir rollen zügig bergab zur 12. Schießen mit riesigem Spass und Power weitere Anstiege hinauf. Können nun in deutlich spürbaren, höheren Unterstützungstufen fahren (Bosch: nun „e-MTB“ statt „Tour“/Bafang Heckmotor: Stufe 5 statt 3 o. 4).
Nach einem herrlichen Auf- und Ab erreichen wir den Kehrpunkt der 12, landen wieder am Parkplatz Hinterbrand, wo wir der uns schon bekannten Scharitzkehlstraße mehrere Kilometer hinunter nach Berchtesgaden schießen. Lohn des Nachtankens: Wir haben noch über 25 Restkilometer im Tank, die wir dazu nutzen, in die hochgelegenen Altstadt von Berchtesgaden hinaufzukurbeln und dort ein riesiges „Siegereis“ zu verspeisen.
1100 m über dem Königssee, gegenüber der Watzmann
Der mißlungene Versuch zur Gotzenalm und der versagte Blick auf den Königssee, geht uns nicht auf dem Sinn. Wir starten einen Neu-Beginn. Und nehmen – nach zwei E-Bike Tourentagen – am „Wandertag“ die Wegstrecke erneut in Angriff.
Wegstrecke 16 km, 1215 Höhenmeter. Ausgehend vom Großparkplatz Schönau am Königssee, am nordöstlichen Ende des Sees, marschieren wir steil hinauf. Folgen den Höhenlinien mit herrlichen Tiefblicken auf den 8 Kilometer langen und 192 Meter tiefen Königssee. Hören Trompetenklänge – von Ausflugsschiffen – vor der Echowand. Trinken Apfelschorle wieder an der Königsbachalm. Überflügeln unseren vorgestrigen Wende-Punkt. Steigen in weiten Serpentinen weitere 6 Kilometer bergauf. „Dafür hätte der Akku nie gereicht“, weiß die Begleiterin. Werden langsam von zwei Bikern mit motorlosen Mountainbikes (aber unglaublich sehnigen Beinen) überholt. Erreichen die Alm auf 1685 Meter Höhe. Biegen rechts ab auf den Trampfelpfad zum Feuerpalven auf 1741 Meter Höhe … und ergötzen uns am wohl besten Blick, den das Berchtesgadener Land bieten kann: 1100 Meter fast senkrecht hinunter auf die roten Dächer der Kapelle St. Bartholomä. Überragt von der schroffen Ostflanke des Watzmann.
Übrigens am Abzweiger zu Fußweg stehen zwei E-Bikes von Haibike, ein Cannondale, vier Focus Jam2 mit Zusatzakku … geht doch! Wenn man Bergtouren plant, sorgsam mit der Energie umgeht. Beim nächsten „E-Bike Berchtesgadener Land – Abenteuer“ kommen auch wir hier mit E-Bikes herauf.
Serpentinen bergab über Steine und Wurzeln
Wir steigen übrigens ab der Gotzentalalm (1110 m) in 1,5 Stunden am Steilufer des Königssees ab (605 m) hinunter zur Bedarfshaltestelle Kessel – über einen heftig verblockten Serpentinen-Pfad. Wo wir vom (dank Elektromotor geräuschlosen) Ausflugsboot aufgesammelt werden und zurück zum Startpunkt Schönau am Königssee-Großparkplatz schippern.
E-Biken und Wandern – im Berchtesgadener Land eine tolle Kombination. Wir kommen wieder … gerne, geht klar!