Kai Pflaume fährt Fahrrad: Der TV-Moderator im Interview

Kai Pflaume: Der Marathon-Mann

Kai Pflaume fährt Fahrrad: Der TV-Moderator im Interview

Als TV-Moderator ist Kai Pflaume im deutschen Fernsehen seit über 30 Jahren eines der bekanntesten Gesichter. Langen Atem zeigt er darüber hinaus bei seinen Rad- und E-Bike-Touren. Im Interview erzählt er, warum er von regelmäßigen Mountainbike-Ausflügen eher absieht und er trotz erfolgreichem Debüt beim New York City Marathon keinen zweiten laufen will.
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Schon 1991 betritt Kai Pflaume zum ersten Mal eine Fernsehstudio-Bühne: Als Kandidat in der, seinerzeit noch vom beliebten niederländischen Showmeister Rudi Carell moderierten, Flirtshow „Herzblatt“ in der ARD. Fernsehen wie Publikum finden rasch Gefallen an Pflaume – und umgekehrt. Zwei Jahre später wird sein Talent als Moderator entdeckt und noch im gleichen Jahr moderiert Kai Pflaume die RTL-Beziehungsshow „Nur die Liebe zählt“. Die später bei SAT 1 ausgestrahlte Sendung führte er als Moderator bis 2011; sie hat ihn prominent gemacht. Die Moderation vieler, unterschiedlicher Sendungen folgte, darunter die Co-Moderation mit Stefan Raab bei der Wok-WM oder, ganz seriös, bei Live-Übertragungen des UEFA-Pokals im Fußball.

Aktuell moderiert der 56-Jährige, der vor seiner Fernsehkarriere als Wertpapierhändler an der Börse arbeitete, unter anderem im Ersten die unterhaltsame Ratequiz-Sendung „Wer weiß denn sowas?“, die Familien-Spieleshow „Klein gegen Groß – das unglaubliche Duell“ und für den NDR das Rateformat „Kaum zu glauben!“. Parallel zu seiner starken, mittlerweile über 30-jährigen Fernsehpräsenz hat es Kai Pflaume erfolgreich geschafft, sich mit seinem YouTube-Videokanal „Ehrenpflaume“ binnen der letzten vier Jahre eine weitere, mediale Spielweise zu erschließen. Mit über 730.000 Abonnenten seines YouTube-Kanals und fast 800.000 Leuten, die ihm auf Instagram folgen, erzielt er auch in den sozialen Medien eine hohe Reichweite. Für seine YouTube-Videos trifft er je einen Tag lang ganz unterschiedliche Protagonisten: einen erfolgreichen Influencer, den Fußballprofi, den Makler für Luxusimmobilien, den Autotuner – oder auch den top Langstreckenläufer beim Höhentraining in Kenia.

Was hinter seinem enormen Fleiß eine weitere wichtige Zutat für seinen Erfolg ist? Es müssen der Spaß an seiner Arbeit und eine menschliche Nahbarkeit, die er sich über viele Berufsjahre bewahrt hat, sein. Um sein hohes Pensum dauerhaft erhalten zu können, nehmen Sport und Bewegung einen wichtigen Stellenwert in seinem Leben ein. So sitzt der vermutlich fitteste Fernsehmoderator Deutschlands zum Beispiel regelmäßig begeistert im Sattel seines Rennrads, das er von München aus für ausgedehnte Touren Richtung Ammersee oder Starnberger See lenkt.

Haben Sie zum Radfahren schon länger einen Bezug?
Ich glaube, Rad fahre ich schon, seitdem ich es als Kind gelernt hab, wahnsinnig viel. Das war eben immer das Fortbewegungsmittel Nummer 1, von daher hat mich damit immer viel verbunden.

In einer Ihrer Ehrenpflaume-YouTube-Episoden hat man Sie, unter professioneller Anleitung von MTB-Star Fabio Wibmer, auf dem Mountainbike gesehen. Ein Thema, das Sie im Nachgang intensiviert haben, denn Sie hatten sich dabei ja gut angestellt?
Naja, das schließt ja die Gefahr nicht aus. Tatsächlich ist es schon so, dass ich ein bisschen vorsichtiger bin. Solche Sachen, die ich mit Fabio gemacht habe, mache ich jetzt sicher nicht jede Woche. Zum einen gehts da um die Fahrtechnik und zweitens eventuell um Nässe. Da gibt es so viele Variablen; so viel kann passieren. Von daher bin ich da eher vorsichtig und muss jetzt nicht noch eine Mountainbike-Downhill-Karriere anstrengen.

Fahrrad-Traumziele – haben Sie die?
Ich kann mir schon gut vorstellen, die Alpen zu überqueren. Wobei ich auch immer sage, dass mein Leben nicht nur aus Projekten bestehen muss. Wenn man so etwas macht, braucht das in der Regel ja immer Vorbereitung. Und dann will man für so etwas fit sein, damit es Spaß macht. Ich fände eine Alpenüberquerung spannend, aber das lass ich mir mal offen. Ich habe auch nicht vor, Radrennen oder Ähnliches zu fahren. Da sind wir wieder gleich beim Thema Risiko. Da geht’s ja nicht nur darum, dass du selbst ablieferst, sondern auch darum, was die anderen machen.

Kai Pflaume nutzt die regelmäßige
Bewegung beim Laufen und auf dem Rad auch, um für seinen durchaus „sportlichen“ Job gerüstet zu sein.

Laufen und Radfahren – was motiviert Sie?

Jenseits vom Radfahren: Ihre Marathon- und Halbmarathonzeiten sind beachtlich. Was war oder ist für Sie Motivation für solche Laufprojekte?
Das war für mich ja letztes Jahr das Projekt „der erste Marathon meines Lebens“. Da hatte sich herauskristallisiert: Das wird der in New York, weil der am besten zu meinen Terminen passte. Natürlich hab ich irgendwann den Entschluss gefasst und mir gesagt, „also, wenn ich meinen ersten Marathon laufe, will ich den schaffen, Spaß dabei haben und ihn gesund absolvieren, ohne unterwegs unnötig zu leiden.“ Ich hab für den New York Marathon sieben Monate trainiert und ein ganz großer Teil meines Marathontrainings fand auf dem Rad statt. Ich bin gut mit einigen Athleten befreundet und auch mit Coach Philipp Seipp, der mich in der Marathonvorbereitung begleitet hat. Und der hat von Anfang an gesagt: „Du musst die nötigen Trainingsumfänge ja nicht alle laufen. Es geht ja auch um ein Stoffwechseltraining; das kannst du alternativ auf dem Fahrrad oder beim Schwimmen machen.“

Okay, hätte ich nicht gedacht …
Ich hab dann sehr viele Rennrad-Trainingseinheiten absolviert. Und der längste Lauf, den ich für den New York Marathon gelaufen bin, das waren 27,5 Kilometer. Und auch das hatte sich nur aus einer Tempointervalleinheit ergeben, an deren Ende ich gesehen hab, „oh, ich bin heute 27,5 Kilometer gelaufen“. Ich bin vorher also wirklich nie weiter als 30 Kilometer gelaufen.

In starken 3 Stunden, 33 Minuten sind Sie den New York Marathon schließlich gelaufen, gratuliere noch mal dazu.
Ja. Wobei es für mich nicht unbedingt Ziel war, den so schnell wie möglich zu laufen. Wenn sich das natürlich durch das Training ergibt, dann will ich die Gelegenheit nutzen. Und ich habe beim New York Marathon ein perfektes Erlebnis gehabt, so dass ich keinen weiteren Marathon laufen werde. Dann müsste ich mich aber wieder sechs Monate vorbereiten und trotzdem ist nicht garantiert, dass ich den perfekten Tag habe. Dann lauf ich vielleicht nur die 3 Stunden, 45 Minuten, würde mich ärgern und denken, „blöd, so kann ich das nicht stehen lassen, ich muss noch mal einen neuen Anlauf nehmen“. Aber vielleicht hab ich nie wieder den perfekten Tag.

Oh ja: Man weiß schlicht nicht, wie der Tag X verläuft …
… und ich neige zu starkem Gewichtsverlust, wenn ich ins krasse Ausdauertraining gehe. Während des Marathontrainings habe ich acht Kilo abgenommen – weil ich es gar nicht verhindern konnte. In New York hatte ich 77 Kilo. Erstens ist das nicht mein Wohlfühlgewicht und zweitens ist es für meinen eigentlichen Job viel zu wenig, weil man mir das auch ansieht. Extrem hager – so will ich ja gar nicht sein.

Wie groß ist denn die Lust auf einen weiteren Marathon danach noch? Haben Sie beim New York Marathon irgendwann angefangen zu leiden?
Nein, überhaupt nicht. Es ist nur so, dass es in New York keine einzige flache Gerade gibt. Es geht also leicht bergauf, leicht bergab, du hast Brücken zwischendrin, wo es immer ein bisschen stärker bergauf oder -ab geht. Und die letzten vier Kilometer, wenn du in den Central Park einsteigst, die verlangen dir noch mal alles ab. Dort wartet noch mal ein steiler Anstieg, bei dem man sich fragt, „wo kommt der denn plötzlich mitten in der Stadt her?“ Deswegen geht es hügelig bis ins Ziel. Auf solche Dinge musst du vorbereitet sein, damit du weißt, was dich erwartet. Und ich hab nicht gelitten in dem Sinne, dass ich körperliche Leiden hatte, aber natürlich musste ich am Ende trotzdem noch mal richtig kämpfen.

Hilft Ihnen Bewegung, mit dem Erwartungsdruck im Job und als öffentliche Person umzugehen?
Ich glaube, dass es da keine direkte Verbindung gibt, aber es ist auf jeden Fall so, dass die Fitness, die ich über den Sport habe und halte, mir enorm in meinem Job hilft. Weil etwa die Samstagabend-Shows ja auch deutlich länger geworden sind, etwa 3 Stunden, 15 Minuten. Das bedeutet, die Aufzeichnung der Sendung läuft immer 4 1/2 bis 5 Stunden – am Stück. Das ist jetzt nicht so, dass man sagt, danach gibt’s eine größere Pause und dann geht’s weiter. Deswegen musst du da wirklich fit sein; da gilt: Kondition gleich Konzentration. Da hilft mir Bewegung im Allgemeinen und Sport im Besonderen doch sehr. Ob es die Runde mit dem E-Bike durch die Stadt oder die Wochenend-Rennradtour ist, für die ich mehr Zeit habe, spielt dabei keine Rolle. Alleine draußen zu sein, Bewegung zu haben, da kommt es für mich schon ein bisschen drauf an.

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Kai Pflaume im Interview: Der Moderator über seinen Job

Fernsehen machen Sie schon sehr lange, seit 1993. Wie bleibt man über so lange Zeit an Menschen und Themen interessiert?
Ich glaube, es ist die Mischung aus Konstanz und Abwechslung. Also, ich hab ja mit „Klein gegen Groß“ eine Sendung schon im dreizehnten Jahr. „Wer weiß denn sowas“ gibt es zehn Jahre, „Kaum zu glauben!“, was ich im NDR-Fernsehen mache, gibt’s ebenfalls schon zehn Jahre. Und ich moderiere alle drei Sendungen noch immer mit großem Vergnügen. Den YouTube-Kanal „Ehrenpflaume“ mache ich dann on top. Da kann ich ständig neue Dinge probieren und spannende Themen umsetzen, die mich eben auch interessieren. Und das ist dann die Mischung, um die es geht. Ja, ich hoffe immer, dass das eine natürliche Neugier ist, die mir zu eigen ist und darüber hinaus eben der Spaß an den Sachen, die ich mache.

Das bedeutet, Sie entscheiden beruflich weitgehend frei, was Sie machen?
Ja, irgendwo schon. Ich hab zum Glück einen größeren Einfluss darauf, was ich im Fernsehen mache und was nicht. Das ist ja manchmal auch eine große Freiheit: Dinge nicht zu tun oder nicht tun zu müssen. Also, dass man auch mal sagen kann: Nein, das liegt mir nicht so, das möchte ich so nicht. Oder etwas abzusagen, obwohl ein gutes Honorar damit verbunden wäre. Das sind ja oft Dinge, die nicht ganz unwichtig sind. Und von daher bin ich sehr zufrieden und werde das noch lange machen, weil ich immer gesagt habe, Fernsehen mache ich solange ich Spaß daran habe und die Leute mich sehen wollen. Das sind die beiden Faktoren.

Ja, und die Menschen wollen Sie ja immer noch sehen; Sie sind sicherlich Zuschauern aus verschiedenen Generationen vertraut …
Das ist ja das Schöne und heute zugleich auch das Schwierige: Dass man niemanden ausschließt, alle Altersgruppen mitnimmt, dass man für die Älteren nicht zu ausgeflippt, für die Jüngeren nicht zu langweilig ist. So dass sich da jeder wiederfindet und das betrifft genauso die Themenbreite. Ich hab natürlich auf meinen Social-Media-Kanälen schon gesehen, dass das Thema Sport – egal, ob Laufen oder Radfahren – viele Leute mitnimmt. Ich missioniere ja niemanden und sage „du musst dich jetzt auch mehr bewegen“. Das bringt niemandem etwas, ganz im Gegenteil. Ich finde immer, jeder sollte das tun, was für ihn das Wichtigste ist, wonach er sich fühlt. Das betrifft so viele Aspekte, sei es Bewegung, sei es Ernährung. Ich sag niemandem, was er machen soll. Wenn ich unbewusst für jemanden ein gutes Vorbild bin, dann finde ich, gibt’s Schlimmeres.

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