Welttorhüter Manuel Neuer: Das begeistert mich am Radfahren
FC Bayern Profi Manuel Neuer im Interview
Welttorhüter Manuel Neuer: Das begeistert mich am Radfahren
in Persönlichkeiten
Gut möglich, dass Fußballprofi Manuel Neuer derzeit in der Form seines Lebens agiert.
Manuel Neuer und das Radfahren
Schließlich stellte der 35-jährige Kapitän des FC Bayern München und der Nationalelf zuletzt einen bedeutenden Rekord auf: In der Fußball-Bundesliga blieb Neuer in 197 Partien über die vollen 90 Spielminuten „zu Null“, sprich ohne Gegentor, und stellte damit einen Rekord von Oliver Kahn ein.
Beeindruckend sind dabei immer wieder Agilität und Schnelligkeit, mit der der 1,93 Meter große Weltmeister von 2014 und fünfmalige Welttorhüter gegnerische Angriffe auf sein Tor erfolgreich abwehrt. Eine der Erfolgszutaten des gebürtigen Gelsenkircheners, der bereits seit 2011 für den deutschen Rekordmeister aufläuft, stellt das Radfahren dar.
Stress abbauen auf dem Fahrrad
Als wichtiger Ausgleichssport einerseits, andererseits als kostbare Möglichkeit, während aufregender Radtouren den immensen Leistungs- und Erwartungsdruck, mit dem sich ein Sportstar wie Manuel Neuer konfrontiert sieht, besser schultern und obendrein Stress abbauen zu können.
Tempo 30 in der Stadt: Mehr Sicherheit für alle
Ganz Profi, rollt er nicht einfach drauf los, sondern ist vielmehr für bekannt, seine Radtouren im Vorfeld umsichtig zu planen und die Strecke vorab exakt zu definieren.
Radfahren nach Verletzung
Seinem Verletzungspech im Jahr 2017 verdankt er gewissermaßen sein heutiges Radfahrglück: Auf Anraten seiner behandelnden Ärzte schwang sich der 98-fache Nationalspieler nach seiner Genesung regelmäßig aufs Rad und bricht heute von seinem Wohnsitz am bayerischen Tegernsee regelmäßig zu, hinsichtlich Länge und Höhenmeterprofil gern ambitionierten, Rennradtouren in die umliegenden Berge auf.
Gern schnell unterwegs ist der Bayernprofi Manuel Neuer hierbei, nicht umsonst bilden Intervalle auf dem Straßenrenner einen Teil seines umfang- und abwechslungsreichen Trainings. Und mit Blick auf die kraftvolle Eleganz, mit der Manuel Neuer sein Rad in Vortrieb versetzt, möchte man meinen, dass ihm alternativ eine andere Karriere als die des Fußballers möglich gewesen wäre.
Mit dem Fahrrad zum Fußballtraining
Herr Neuer, für manchen Sportstar gehört die Fahrt zum Trainingsgelände im Nobelauto zum guten Ton. Sie kommen gern per Rad. Warum?
Ich komme nicht ausschließlich mit dem Fahrrad zum Training, aber wenn es zeitlich, vom Wetter und der Trainingsbelastung her möglich ist, dann gerne. Ich mag es, in der Natur zu sein, also liegt es nahe, dass ich mit dem Fahrrad zum Trainingsgelände komme. Es ist einfach eine schöne Art der Fortbewegung und ich sitze gerne auf dem Rad.
Was macht Radtouren für Sie so reizvoll?
Ich genieße es, dabei Sport zu treiben und meine gesetzten Ziele in Verbindung mit dem Naturerlebnis zu erreichen. Sowohl bei größeren Touren in der Sommerpause als auch zwischendrin, am freien Tag. Ich fühle mich auf dem Rad einfach gut und kann herrlich abschalten.
Der Weg zum Radfahren
Wie sind Sie Radfahrer geworden – eine späte sportliche Leidenschaft?
Ich bin als Kind gerne mit dem Rad in die Schule gefahren. Zum Rennrad kam ich nach meiner Verletzung, einem Mittelfußbruch, als ich die erste Zeit nur mit 50 Prozent des Körpergewichtes belasten konnte. Mit dem Wegfall der Krücken konnte ich Belastungstests auf dem Rad machen und bin häufig zum Trainingsgelände gefahren. Daraus hat sich meine Liebe zum Fahrradfahren entwickelt.
Als Münchner steht Ihnen eine Radfahr-Bilderbuchlandschaft zur Verfügung. Nutzen Sie diese trotz anspruchsvollem Trainings-/Spielplan regelmäßig für Touren?
In München selbst fahre ich nicht so gerne – die Millionenstadt hat ein hohes Verkehrsaufkommen; auch auf Fahrradwegen ist viel los. Ich radle lieber in den Bayerischen Voralpen, rund um den Tegernsee oder im Münchner Umland. Da bin ich fast alleine unterwegs, kann mir Schleichwege suchen und die Zeit genießen.
Auf dem Fahrrad abschalten
Betrachtet man Sie auf dem Rennrad, sieht Ihre Haltung sportlich-routiniert aus. Auf wie viele Jahreskilometer kommen Sie?
Ich habe nicht genau im Kopf, wie viele Kilometer es im Jahr sind, das hängt natürlich von der Freizeit ab. Bei Tagestouren stehen etwa 70 bis 100 Kilometer auf dem Tacho. Wenn ich eine richtige Tour über mehrere Tage plane, sind schon 650 bis 700 Kilometer möglich, je nachdem, wie viel Zeit dafür ist.
Bedeutet Radfahren für Sie auch, sich in stressigen Zeiten besser auf sich selbst fokussieren zu können?
Für mich bedeutet es abzuschalten, für sich zu sein, über Dinge nachzudenken und beruflichen Stress abzubauen. Denn durch die Nationalmannschaft und den FC Bayern stehen wir ja auch unter Druck. Das Radfahren ist ein guter Ausgleichssport dafür – in der Gruppe oder auch alleine. Ohne Telefon und Ablenkung, einfach nur die Natur und das Radfahren genießen …
Um den Tegernsee mit dem Mountainbike
Selbst auf dem Mountainbike hat man Sie schon gesehen. Was schätzen Sie daran?
Ich fahr sehr gerne Mountainbike, gerade rund um den Tegernsee kenne ich viele schöne, kaum frequentierte Strecken, in die mich Einheimische eingeweiht haben. Ich bin auch sehr gerne im Gelände unterwegs und mag die Natur. Allerdings immer auf den offiziellen Routen, damit der Naturschutz gewahrt bleibt.
Ist Radfahren eigentlich fester Bestandteil Ihres Trainingsplans als Fußballprofi?
Wir nutzen seit Jahren das sogenannte „Ausradeln“ nach Spielen zur schnelleren Regeneration, genauso wie das „Einradeln“ vor dem Training, um für eine Fitnesseinheit aufgewärmt zu sein.
Sportliche Herausforderung
Eine Alpenüberquerung sind Sie auch gefahren. Wie war’s?
Wir hatten sie uns unter Freunden vorgenommen – als erste Alpenüberquerung für uns alle. Ein richtig schönes Abenteuer durch Deutschland, Österreich, die Schweiz und Italien. Mit dem Timmelsjoch und später dem Stelvio-Pass waren nicht gerade die leichtesten Berge in der Auswahl: Am Ende sind wir so bis auf 10.000 Höhenmeter gekommen. Es war eine tolle Herausforderung mit Höhen und Tiefen, wie das halt so ist in einer Gruppe. Aber mit viel Spaß, weshalb wir so etwas Ähnliches wieder planen.
Alpencross mit dem Rennrad
Ihr bisher bestes Erlebnis im Sattel?
Das beste Fahrraderlebnis war natürlich die Alpenüberquerung. Wir Freunde haben uns untereinander – gerade, als es an die Belastungsgrenze ging – nochmal besser kennengelernt. Es war wirklich ein tolles Erlebnis, an das ich immer gerne zurückdenke.
Gibt’s eine bestimmte Rennrad-Runde oder MTB-Tour, von der Sie träumen?
Es gibt schon das ein oder andere Ziel, gerade mit dem Rennrad. Zum Beispiel diverse Alpenüberquerungen und auch in der Schweiz oder Frankreich reizt mich die ein oder andere Tour. Wir planen im Freundeskreis schon gemeinsame Touren und freuen uns bereits jetzt, darüber reden zu können.
Vorzugsweise auf Radtouren
Abgesehen von Ihren Fahrten zum Training: Nutzen Sie ein Rad als Fortbewegungsmittel im Alltag – Stichwort Lastenrad?
Ich habe zwar ein Gravelbike mit Gepäckhalterungen, um verschiedene Dinge mitzunehmen, aber grundsätzlich ist das eher für ein Abenteuer gedacht, etwa für eine mehrtägige Ausfahrt mit Übernachtung. Es ist weniger dazu geeignet, Sachen von A nach B zu transportieren. Vielmehr will ich damit meine nächsten Touren planen und mich dabei vielleicht mal auf anderem Terrain bewegen. Das werde ich mit dem Gravelbike auf jeden Fall machen!
Radfahren ist in vielen Städten mangels gut ausgebauter Radinfrastruktur nicht so einfach. Wie erleben Sie München, fühlen Sie sich sicher?
Grundsätzlich fühle ich mich auf meinem Fahrrad immer wohl und glaube auch, dass in München viel dafür getan wird, um Radfahrer künftig besser zu schützen und dass eigene Fahrradstraßen für uns gebaut werden und genügend Platz dafür vorhanden ist. München als Fahrradstadt braucht das und dennoch ist das Fahren in der Stadt aufgrund der vorhandenen Gefahren immer mit Vorsicht zu genießen.