Sminno: Start-up stellt Fahrrad-Cockpitsystem auf großer TV-Bühne vor
Start-up Sminno GmbH: „Damals waren wir unserer Zeit voraus“
Sminno: Start-up stellt Fahrrad-Cockpitsystem auf großer TV-Bühne vor
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Die Geschichte von Sminno, abgeleitet vom englischen Begriff „smart innovation“, beginnt im Jahr 2015.
Zumindest taucht das Start-up vor sechs Jahren erstmals als GmbH im Handelsregister auf. Was seither bis heute in den Büroräumlichkeiten im Kasseler Science Park passiert ist, kann als einer von zwei Teilen der Erfolgsgeschichte gesehen werden.
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Sminno: die Gründergeschichte des Start-ups
Der andere, und vielleicht deutlich größere, wurde über viele Jahre vorher geschrieben. Und findet seinen Anfang 1992. Flucht aus der Heimat Afghanistan In Afghanistan herrscht Krieg und damit einhergehende Perspektivlosigkeit, vor allem für junge Menschen.
Khesrau und Sohrab sind zehn bzw. neun Jahre alt, als sie gemeinsam mit ihren Eltern und ihrer Schwester aus ihrem Heimatland flüchten – und über Umwege in Kassel landen. Dort angekommen, der Sprache nicht mächtig und umgeben von zahlreichen Herausforderungen gibt ihnen ihr Vater einen Satz mit auf den weiteren Lebensweg, der lange nachhallen wird.
Landesweite Bekanntheit durch TV-Sendung
Und für die beiden Brüder heute noch deutlich einprägsam hörbar ist: „Ihr habt hier jede Möglichkeit. Nutzt das!“ In den Folgejahren absolvieren Khesrau und Sohrab erfolgreich ihr Abitur.
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Und sind über die Jahre „Kasseler Jungs“ geworden, wie die beiden ihre Verbundenheit zur Stadt und Region in unserem Gespräch im Juni 2021 unterstreichen. Kurz nachdem ihnen die TV-Gründershow auf dem Fernsehsender Vox landesweite Bekanntheit beschert hat.
Ausgeprägter Unternehmergeist
Nach der Schule studiert Khesrau Maschinenbau an der Kasseler Universität. Sohrab entscheidet sich für das Studium zum Wirtschaftsingenieur.
Den Unternehmergeist haben beide früh bei sich wahrgenommen und entwickeln so während ihrer Studienzeit einen kleinen Trichter für Smartphones, um die integrierten Lautsprecher zu verstärken.
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„Im Grunde eine analoge Boombox, die keinen Strom verbraucht“, beschreibt Khesrau das Premieren-Produkt. Den Anstoß zur Entwicklung eines Cockpitsystems für Fahrräder gab schließlich ein Missgeschick der Schwester.
Sminno: die Idee der Freisprecheinrichtung
„Ihr ist beim Telefonieren auf dem Fahrrad ihr nagelneues iPhone aus der Hand gerutscht. So kam uns die Idee, eine Halterung zu entwickeln, welche den Smartphonesound verstärkt und das sichere Telefonieren während der Fahrt ermöglicht“, erinnert sich Khesrau an die Zeit zurück, als er mit seinem Bruder Sminno aus der Taufe hob.
Mit seinem erlernten Know-how aus dem Maschinenbaustudium begaben sich sein Bruder und er auf eine lange Experimentierungsphase. Mittels 3D-Druck seien „an die 100 Prototypen“ hergestellt worden.
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Erstmals einem breiteren Publikum vorgestellt wurde die Handyhalterung auf der Eurobike 2015. Die Reaktionen darauf fielen bescheiden und durchweg skeptisch aus. „Wir bekamen oft zu hören, dass Fahrräder und Smartphones nicht zusammenpassen“, erinnert sich Sohrab zurück.
„Wir waren unserer Zeit damals voraus“
Heute seien sie froh, nicht auf diese Stimmen gehört zu haben, ergänzt sein älterer Bruder. „Wenn man so will, waren wir unserer Zeit damals noch voraus. In den zurückliegenden Jahren ist die Nachfrage nach Lenkerhalterungen für Smartphones rapide gestiegen. Auch das Telefonieren während der Fahrt wurde immer mehr ein Thema“, führt Khesrau weiter aus.
Schlussendlich ginge es vereinfacht gesprochen darum, den vom Auto gewohnten Komfort auf das Fahrrad zu bringen. Mit der entscheidenden Herausforderung, die Verkehrssicherheit nicht zu beeinträchtigen.
Hessischer Innovationspreis 2016
Nachdem Mitte 2015 das erste Modell auf den Markt gebracht wurde, folgte drei Jahre später die Weiterentwicklung von CESAcruise für größere Smartphones und verschiedene Fahrzeuglenker.
In der Zwischenzeit wurden die Brüder im Oktober 2016 für die Erfindung der „weltweit ersten analogen Fahrrad-Freisprecheinrichtung“ mit dem Hessen-Champion des Wirtschaftsministeriums sowie der Vereinigung der Unternehmerverbände in der Kategorie „Innovation“ ausgezeichnet.
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„Den Preis haben wir unseren Eltern gewidmet, die uns stets zum Studieren angehalten haben“, sagt Sohrab. Aufbauend auf die Freisprecheinrichtung, die ohne Kabel und folglich ohne Energie auskommt, folgte 2017 die Entwicklung der passenden, sprachgesteuerten App namens CruiseUp.
Sminno-App CruiseUp für Freisprecheinrichtung
Diese schaltet auf Zuruf zwischen den unterschiedlichen Funktionen Telefon, Navigation und Musik hin und her. Dabei dient diese auch als Geschwindigkeitsmesser, Tachometer, Kilometerzähler, Uhr und Entfernungsanzeige.
Die robuste Schale selbst lassen die beiden Jungunternehmer bei einem spezialisierten Spritzgusshersteller im westfälischen Herford produzieren. In Kassel werden die Schalen endmontiert, verpackt und versendet.
Neben Privatkunden und Fahrradgeschäften zählen auch Radhersteller und Großhändler zu den Abnehmern. Dabei legen Sohrab und Khesrau großen Wert auf eine Produktion in Deutschland sowie Aspekte der Nachhaltigkeit.
Sminno Philosophie: Nachhaltigkeit im Fokus
„Wir wollen Arbeitsplätze vor Ort mit einem recycelbaren Produkt schaffen, das viele Jahre verwendbar ist und nicht mit jedem neuen Smartphone ausgetauscht werden muss“, skizziert Khesrau die Unternehmensphilosophie von Sminno.
Dementsprechend genau werde auch auf das Profil potentieller Investoren geschaut. „Wir nehmen nicht jeden und haben auch schon viele Anfragen abgelehnt“, sagt Sohrab und spannt zum Abschluss unseres Gesprächs den Bogen zurück auf den Auftritt in Die Höhle der Löwen.
Klare Anforderungen an Investoren
Auch dort seien bereits frühere Einladungen ausgeschlagen worden, weil die Zusammenstellung der potentiellen Investoren nicht zu Sminno gepasst hätte. Dass es nun zum TV-Auftritt gekommen sei, habe maßgeblich mit Ex-Rennfahrer Nico Rosberg zu tun gehabt.
„Ein Investor mit Fokus auf Mobilität und einem großen Netzwerk in diesem Bereich“, beschreibt Sohrab das Profil des Formel-1-Weltmeisters von 2016. Aufgrund der Corona-Pandemie habe Rosberg zum Zeitpunkt der Sendungsaufzeichnung allerdings nicht aus Spanien anreisen können.
Nach Vox-Sendung: Bekanntheit massiv angestiegen
Dennoch habe Investor Georg Kofler lange überlegt, ob er sich für 500.000 Euro mit 15 Prozent an dem Start-up der beiden Brüder beteiligt. Für Sohrab und Khesrau Noorzaie dennoch alles andere als eine Enttäuschung.
Die gestiegene Bekanntheit und die damit einhergehende Nachfrage habe das Unternehmen mit seinen zehn Mitarbeitern regelrecht überrannt. „Dafür sind wir sehr dankbar und freuen uns über das große Interesse an unserem Produkt“, blickt Khesrau verheißungsvoll in die Zukunft.
Und ist sich sicher, die zu dem mit seinem Bruder gegründeten Start-up passenden Investoren in den kommenden Jahren für Sminno und seine Fahrrad-Freisprecheinrichtung begeistern zu können.