Die vielseitigen Big.Trail Hardtails sind noch recht neu im Portfolio von Merida. Das Herzstück ist dabei der Rahmen, welcher für eine bestmögliche Vielseitigkeit einige Schmankerl bereitstellt: Zahlreiche Ösen für zwei Flaschenhalter, Ersatzschlauch und Tool im Rahmendreieck machen kürzere Touren auch ohne Rucksack möglich. Unauffällig angebrachte Ösen im Hinterbau nehmen bei Bedarf Schutzbleche, Gepäckträger und Seitenständer auf, machen das Rad auch im Alltag, auf einem Alpencross oder beim Bikepacking-Abenteuer gut nutzbar. Die Zugverlegung ist extrem durchdacht und optisch schön durch das Unterrohr geführt. Am Hinterbau verlaufen die Züge dann in weichen Radien sinnvoll um die Rohre. Da dürfen sich selbst deutlich teurere Räder gerne eine Scheibe abschneiden!

Ansonsten setzt Merida auf Standardmaße bei Steuerrohr und Steckachsen, Vielfahrern gefällt das geschraubte BSA-Tretlagergehäuse oder das Sram UDH-Schaltauge. Tolles Detail: Unter dem Sattel ist ein Staufach mit integriertem Minitool integriert. Somit können einfache Schraubertätigkeiten gleich durchgeführt werden. Das Big.Trail ist in vier Größen von S bis XL erhältlich. Wem das hier getestete Topmodell für 1649 Euro zu teuer ist, der findet in den vier Modellvarianten ab 899 Euro bestimmt auch etwas fürs eigene Budget.

Durchdacht ausgestattet

Solide, durchdacht, auf Funktion ausgestattet: Die hauseigenen Merida Anbauteile hauen den Bikefreak nicht vom Hocker, machen aber eine gute Figur und verrichten anstandslos ihren Dienst. Die breiten Felgen sind auch tubeless fahrbar, was wir jedem durch den Performancegewinn samt gesteigerter Pannensicherheit ans Herz legen. Highlights sind der solide Deore 1×12- Antrieb mit 510 Prozent Übersetzungsbandbreite und die hervorragende Marzocchi Z2 Federgabel, die einfach und effektiv auf den Fahrer eingestellt werden kann.

© Sebastian Böhm

Die Verarbeitung des Rahmens ist top. Lack und Zugverlegung gefallen auf Anhieb.

© Sebastian Böhm

Zahlreiche, gut versteckte Ösen machen das Bike auch für den Alltag fit.

Macht viel Spaß und ist variabel!

Die Sitzposition ist zentral und mit dem tiefen Oberrohr wie Tretlager eher kompakt im Rad. Dadurch lädt das Merida schnell zum Spielen mit dem Gelände ein. Trotzdem bietet es bergab dank flachem Lenkwinkel und komfortabler Gabel viel Sicherheit, einen stabilen Geradeauslauf und ein geringes Überschlagsgefühl. Bergauf ist das Rad durch knapp 14 Kilogramm nicht das schnellste, lässt sich aber über dem steilen Sitzwinkel effizient treten. Wer es auf Langstrecken gestreckter oder bergab laufruhiger möchte, kann das Bike dank kurzem Sitzrohr und geringer Überstandshöhe gerne eine Nummer größer wählen.

Die Reifen bieten starke Traktion, rollen zudem recht gut. Nur weiche und tiefe Böden setzen schnell ein Limit. Anders die Reifenfreiheit von Rahmen und Gabel, denn die ist generös, macht auch bei Matsch keine Probleme. Die ab Werk verbaute Variostütze mit 150 mm Hub ist ein Segen, denn sie verbessert das Sicherheitsgefühl vor allem bergab enorm. Als Kritik finden sich zwei Punkte: Der Bremsanlage fehlt es gerade bei schweren Fahrern an Biss. Ein Vierkolbenbremssattel sowie eine 200er-Scheibe am Vorderrad wären ideal. Gerade letztere ist auch kostengünstig umzusetzen. Und Fahrer mit großen Schuhen oder nach innen stehenden Fersen streifen schnell an den weit ausladenden Kettenstreben.

Fazit: Merida Big.Trail 600

Merida verkauft das Big.Trail als Trailhardtail. Dabei ist es ein genialer Allrounder, der auch in anderen Sparten wildert. Die Ausstattung ist durchdacht, die Fahreigenschaften unaufgeregt und sicher. Falsch machen kann man mit diesem Rad nichts, zumal das Preis-Leistungs-Verhältnis sehr attraktiv ausfällt.