Bergamont Vitess N8 Belt Gent im Test: Ausstattung, Preis und Verarbeitung
2700 Kilometer auf dem Bergamont Vitess N8 Belt Gent: Immer noch lässiger
Bergamont Vitess N8 Belt Gent im Test: Ausstattung, Preis und Verarbeitung
in Test & Teile
Der erste Eindruck ist der wichtigste, wie man sagt. Beim Bergamont Vitess N8 Belt Gent ist der spitze: Wie aus einem Guss, geht es mir durch den Kopf, als ich das erste Mal vor dem Urbangleiter aus der Kultschmiede in St. Pauli stehe.
Alles passt unglaublich gut zusammen: Der coole, in mattem Anthrazit lackierte Rahmen. Die schlanke, elegant sportliche Gabel. Der leicht gekröpfte Lenker. Der schlanke, chic geformte Scheinwerfer. Die breiten, ebenfalls mattschwarzen Schutzbleche. Natürlich mit Spoiler versehen. Was nicht nur nobel aussieht, sondern mir auf späteren Regenfahrten viel Spritzwasser auf den Schuhen ersparen wird.
Die erste Probefahrt macht Freude. Die Vorurteile, die ich als leicht snobistischer Dauertester gegen die Alfine Achtgang-Nabenschaltung gehegt habe, erweisen sich als haltlos: Dass der Dauerläufer aus dem Hause Shimano präzise und flott schaltet, war zu erwarten, aber auch das Fahrgefühl ist durchaus spritzig. Passend zur eher aufrechten, aber keineswegs un sportlichen Sitzposition. Keine Frage, das mattschwarz gelackte Kultobjekt macht Lust auf mehr.
Bergamont Vitess N8 Belt Gent bei Alltag und Allwetter
Wie passend, dass mir ein beruflicher Wechsel gerade eine längere Pendelstrecke beschert. Von Düsseldorf nach Köln. Täglich 38 km pro Weg. Ein Terrain, wie gemacht für das Vitess: Keine Steigungen, kaum Ampeln, viel ruhiger Geradeauslauf, am Rhein und über Felder. Mit unglaublicher Lässigkeit rollt das Vitess voran, flott, aber immer souverän.
In den ersten Tagen fahre ich – sonst eher an deutlich sportlicher ausgelegte Trekkingräder gewöhnt und seit Jahren von solchen begeistert – so entspannt, dass ich mich ständig dabei ertappe, mit zwei Fingern am Lenker und der anderen Hand lässig herunterbaumelnd dahin zu rollen.Die Sitzposition scheint sportliches Fahren auszuschließen oder stark zu erschweren, aber der Eindruck trügt.
Die Schnittgeschwindigkeiten sind gar nicht so viel niedriger, als sie es mit einem deutlich leichteren Rad mit wesentlich sportlicherer Geometrie wären, aber das Fahrgefühl ist deutlich entspannter. Und zwar bei jedem Wetter: Mit dem Gates Riemen und dem kompletten Riemenschutz ist das Bergamont Vitess N8 Belt Gent für Allwetterfahrten geradezu prädestiniert; und auch hier hält das Rad, was es verspricht.
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Ständer, Reifen und Gepäck: Das Bergamont weiß zu überzeugen
Auch bei Schmuddelwetter und Regengüssen rollt das Bergamont unbeirrt voran; Regen wird zur puren Begleiterscheinung. Fast ist er schon willkommen, dann ist der Radweg so schön frei! Der auf den ersten Blick etwas kurz scheinende Hinterbauständer erweist sich keineswegs als Manko, auch mit mittelschwerem Gepäck steht das Rad sicher. Es dürfte sich von selbst verstehen, dass er sich ebenso harmonisch in das Gesamtbild einfügt wie jedes andere Detail.
Dass es auf mehreren Tausend Kilometern keinen Platten gibt, ist heute bei einem aktiv Radfahren Dauertest schon fast Standard, und da ist auch das Bergamont keine Ausnahme. Die 42 mm breiten Schwalbe Marathon Supreme Reifen machen nicht nur die Federgabel überflüssig, indem sie sehr komfortabel dämpfen, sie surren auch widerstandsarm und vollkommen pannenfrei.
Sprint und Langstrecke auf dem Bergamont Vitess N8 Belt Gent
Es gibt Dinge, die schließen sich gegenseitig aus. Zum Beispiel gut 75 Kilometer am Tag Fahrrad fahren, zusätzlich mehrmals pro Woche zum Sport gehen und gleichzeitig ein guter Papa sein. Zumindest, wenn die Tochter drei ist und die Arbeitsstelle Vollzeit. Also: Prioritäten setzen.
Heißt im Klartext, dass die Tour in die Domstadt eher ein bis zwei Mal pro Woche im Sattel des Vitess drin ist und ich an den anderen Tagen im Auto Richtung Süden rolle. Rolle ist das richtige Wort, die Autobahnen zwischen Düsseldorf und Köln sind nicht gerade für ihr niedriges Verkehrsaufkommen bekannt – und so wurde es regelmäßig ein wenig später, als mir lieb sein konnte, der Weg zum Training begann regelmäßig auf den allerletzten Drücker. Natürlich mit dem Bergamont, die Parkplatzsituation in Düsseldorfs Innenstadt ist eine Katastrophe – außerdem freut man sich ja schließlich über jeden Kilometer im Sattel, nicht wahr?
Ganz besonders, wenn es der sportlich knackige Sattel des Bergamont Vitess N8 Belt ist – und das lief auf den paar Kilometern zwischen Heimathafen und Sporthalle zu ungeahnten Stärken auf: Im Falle der Erforderlichkeit schießt der gerade noch so lässige St. Pauli-Gleiter mit einer Vehemenz voran, dass ich beim ersten Mal ziemlich ungläubig gestaunt habe, wie hartnäckig der Tacho sich jenseits der 30 km/h-Marke festgesetzt hat, und wie nachdrücklich ich an den Bremshebeln ziehen musste, um wieder zum Stehen zu kommen.
Gute Bremsen, hoher Grad an Lässigkeit
Auch hier macht das Vitess eine wirklich gute Figur, die hydraulischen Scheibenbremsen sind wunderbar fein dosierbar und packen gleichzeitig so kräftig zu, dass es auch kein Problem darstellt, wenn plötzlich etwas weniger regelkonform reisende Verkehrsteilnehmer vollkommen unerwartet in die Bahn schießen und ein beherztes Eingreifen erforderlich ist – die Fuhre kam stets souverän zum Stillstand. Auf der Rückfahrt ist dann regelmäßig wieder Lässigkeit pur angesagt: Ausgelaugt und vollkommen fertig im Sattel sitzend, rolle ich nach Hause, kaum schneller als die Fußgänger. Und nicht mit dem leisesten Wunsch, auch nur das kleinste bisschen schneller voranzukommen.
Von derart spritzigen Fahreigenschaften ermuntert, habe ich mich mit dem Vitess auch auf die lange Meile getraut. Das Ergebnis: spitze! Auf ausgedehnten, fast kontemplativen Touren am Rhein und im Münsterland rollt das Vitess mit unglaublicher Souveränität dahin, ich merke kaum, wie der Kilometerzähler den zweistelligen Bereich durchschlendert und irgendwann am späten Nachmittag oder frühen Abend sehr deutlich hinter der 100-Kilometer-Marke zum Stehen kommt. Das Schönste: auch hier kommt die berühmte Lässigkeit des Vitess zum Tragen. Bestens sogar.
Eigentlich an deutlich sportlichere Gefährte gewöhnt, fühle ich mich gerade auf längeren Touren regelmäßig der Schnittgeschwindigkeit verpflichtet, der totale Geschwindigkeitsrausch ist keine Seltenheit, oft kommt das Landschaftserlebnis, das Gefühl des Reisens, Unterwegsseins, deutlich zu kurz. Nicht so mit dem Vitess. Das kleine Schwarze aus St. Pauli bekommt es geradezu virtuos hin, mich zum zügigen Fahren zu animieren und gleichzeitig davon abzuhalten, mich völlig zu verausgaben. Eine sehr sportliche Variante des Genuss radelns könnte man sagen. Oder eine sehr entspannte Art des sportlichen Fahrens.
Bergamont Vitess N8 Belt Gent
Technische Daten
Preis | Testrad 1099 Euro |
Größen | 52, 56 (Testrad), 60 |
Gewicht (m.P.) | 14,9 kg |
Rahmen | AL-6061 Ultra Lite Rohrsatz |
Gabel | BGM Trekking Aluminium Starrgabel |
Schaltung | Shimano Nexus, SG-C6001-8 |
Schalthebel | Shimano Alfine, SL-S503, 8-fach, Rapidfire Plus Schalthebel |
Kurbel | Gates FC-S150, 46t |
Bremsen | Shimano BR-MT200, hydraulische Scheibenbremse, SM-RT10 Rotor: 160 / 160 mm |
Nabe VR | Shimano Nabendynamo, DH-3D37, Centerlock, Disc, Schnellspanner |
Nabe HR | Shimano Nexus, SG-C6001-8, Freilauf, Centerlock, Disc |
Reifen | Schwalbe Marathon Supreme, Raceguard, Reflex-Streifen, 42 – 622 |
Felgen | BGM Pro X15, Disc, 32h |
Lenker | BGM Pro, Trekking Riser Lenker, Kröpfung: 15° |
Vorbau | BGM Pro, Multiposition 10°/25°, Klemmdurchmesser: 31,8 mm |
Sattel | Ergon ST10 Gel |
Ständer | Atran |
Schutzblech | SKS, mit Edelstahlstreben |
Kettenschutz | SKS Chainblade |
Gepäckträger | Racktime Stand-It, ICM – integrierte Gepäckträgeraufnahme |
Das Bergamont Vitess N8 Belt Gent in verschiedenen Ausführungen finden Sie hier.