Cyclocrosser im Test

Cyclocrosser im Test: Crossbike, Gravelbike, Preise, Tipps

Herbstfreuden dank Cyclocrossern: 6 Modelle im Test

Cyclocrosser im Test: Crossbike, Gravelbike, Preise, Tipps

Bügellenker, ganz schmale Reifen, dennoch voll geländetauglich – Cyclocrosser liegen absolut im Trend. Cyclocross-Kenner Yannick Mayer und Redakteur Sebastian Böhm sagen, worauf es bei den Alleskönnern unter den Rennrädern ankommt, wie man sie fährt, wie sich unsere sechs Testkandidaten im Gelände schlagen.
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Die Tage werden kürzer, die Temperaturen fallen in den einstelligen Bereich und das schmuddelige Herbstwetter hält Einzug. Für gewöhnlich die erste Zäsur nach einem langen Sommer mit vielen sonnigen Kilometern. Doch während Trekking-, Touren- oder Rennräder für den Winterschlaf eingemottet werden, schlägt die Stunde für eine andere Gattung. Das Cyclocross- oder auch Querfeldeinrad, der Cyclocrosser, wurde genau für diese Bedingungen konzipiert.

Worauf es bei diesen Rädern ankommt, wie man damit umgeht und wie sich die sechs Testkandidaten schlagen, lesen Sie in der aktuellen Ausgabe 11-12/2018 der aktivRadfahren.

https://shop.bva-bikemedia.de/index.php/aktiv-radfahren/hefte/aktiv-radfahren-11-12-2018.html

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Crosssport: Eine Disziplin emanzipiert sich

Seit den 1950er Jahren entdeckten immer mehr Rennradfahrer den Crosssport für sich. Querfeldein, in der Schweiz auch Radquer genannt, half ihnen dabei, die lange Winterpause ohne Rennen zu überbrücken und brachte etwas Abwechslung ins eintönige Grundlagentraining. Wer nahe einer Radrennbahn wohnte, ließ die Spielerei im Dreck freilich bleiben und zog sich ins überdachte Velodrom zurück. Im Laufe der Jahrzehnte sorgte die Professionalisierung von Cross und Straße dafür, dass immer weniger Sportler beides zu kombinieren versuchten. Es entstanden eigene Szenen mit gänzlich unterschiedlicher Saisonplanung.

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Diese Räder haben wir getestet:

Modell Preis Prädikat Bezug
Canyon Inflite AL SLX 6.0 1399 Euro Preis/Leistung Zum Hersteller
Ghost Fireroad Rage 6.9 LC 2599 Euro Empfehlung Zum Hersteller
Gunsha CXC 2.0 Disc 3490 Euro Zum Hersteller
Müsing Racy CX Ultegra 2922 Euro Zum Hersteller
Stevens Super Prestige 2999 Euro Empfehlung Zum Hersteller
Rennstahl 931 Gravel Tune 5994 Euro Zum Hersteller

Crossrad vs. Gravelbike

Geblieben ist vor allem eines: Die sportliche Auslegung von Crossrädern. Basis für Crossräder ist zumeist die leichte und sportliche Rennrad-Baureihe der jeweiligen Marke. Oberrohrlänge und Steuerrohrlänge sind größtenteils identisch mit den Rennrädern der Profi-Fahrer im Straßenradsport. Nur Hinterbau und Gabel haben mehr Durchlauffreiheit. Die maximale Reifenbreite für Rennen beträgt geringe 33 Millimeter. Daran orientieren sich auch die Hersteller und verbauen oft nur bis 35 Millimeter schmale Pneus. Für die typischen Crossrennen ideal, da während der einstündigen Hatz durch schlammige Wälder und Wiesen nur Vortrieb und Geschwindigkeit zählen.

Für Einsteiger oder Genuss-Crosser hat sich in letzter Zeit jedoch ein anderer Trend aufgetan: Das Gravelbike. Hinsichtlich Geometrie und Sitzposition wurde bei komfortablen Marathon-Rennrädern abgeschaut. Etwas weniger sportlich, erlauben diese Räder auch fahrtechnisch weniger Versierten den Eintritt in die Offroad-Welt. Bei dem Test zählen dazu das Modell von Rennstahl und der bullige Monster-Crosser von Ghost. Im Vergleich zum Gravelbike gilt der Crosser jedoch klar als das robustere Winterrad und die Anschaffung eines günstigen Modells als Zweitrad lohnt sich. Schließlich fährt man ja auch im Winter nicht Cabrio.

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Spezialteile für Cyclocrosser – oder doch nicht?

Die Anbauteile der Winter-Spezialisten unterscheiden sich erheblich vom Rennrad. Kleinere Kettenblätter vorne, größere Zahnkränze hinten, breitere Lenker und ausschließlich Scheibenbremsen. All das, um in heftigem Gelände das Rad besser kontrollieren zu können und auch im Schlamm noch Herr der Lage zu sein. Bei Schaltung und Laufrädern kommen die Anleihen vom Rennrad zum Tragen, spezielles Crossmaterial gibt es aufgrund der geringen Stückzahl kaum.

Gabel, Material, Rahmen und Co.: Diese Merkmale machen einen Cyclocrosser aus.

Die Qual der Wahl

Einfach-Schaltgruppen mit nur einem Kettenblatt vorne sind im Cross sehr beliebt. Ohne zweites Blatt kann sich kein Dreck zwischen den Kettenblättern oder im Umwerfer aufstauen. Zudem wird teilweise unter Last geschaltet, was in Verbindung mit Schlamm oft zum Abspringen oder Verklemmen der Kette führt – dem gefürchteten „Chain suck“. Dass die Kassetten mit 11 bis 36 oder gar 10 bis 42 Zähnen größere Sprünge zwischen den Gängen aufweisen, stört im Gelände kaum. Auf der Straße oder auf Schotter wegen haben jedoch die zweifach Ensembles von Shimano mit ihren feiner abgestuften Zahnkränzen die Nase vorn.

Geschaltet wird bei unseren sechs Testrädern durchweg mechanisch. Teurere Ausstattungen mit Elektroschaltung gibt es zum Beispiel bei Stevens. Der Vormarsch der Elektroschaltung schwappt von der Straße auch ins Gelände über und ist vor allem bei Rennfahrern nicht mehr aufzuhalten.

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Cyclocrosser: Reifenwahl & Luftdruck

Für Fahrspaß im Gelände ist bei einem ungefederten Rad die Wahl der Reifen und des Luftdrucks umso wichtiger. Breitere Reifen sorgen dank mehr Volumen für größeren Komfort, schmalere Reifen hingegen schneiden sich tiefer in den Untergrund und bieten in schlammigen Passagen mehr Grip und Traktion. Rundere Stollen wie die des Schwalbe X-One Allround rollen leichter, scharfkantige Stollen wie zum Beispiel am Continental CycloXKing bieten mehr Grip. Je nach Wetter, Strecke und Untergrund lohnt sich ein Reifenwechsel vor Fahrtantritt. Profis verfügen deswegen über bis zu 20 Satz Laufräder.

Mindestens genauso wichtig wie die Reifenwahl ist der richtige Luftdruck – wobei es den absolut richtigen Luftdruck nicht gibt. Je nach Fahrer gewicht bewegen sich die Tester zwischen 2,5 und 3,5 bar, bei Tubeless- und Schlauchreifen auch deutlich weniger. Hierbei ist zu erwähnen, dass weniger Luft zwar Grip und Komfort erhöhen, aber auch das Pannenrisiko überdurchschnittlich steigt. Auf den Rollwiderstand hat der Luftdruck im Gelände übrigens weniger Einfluss als angenommen. Auch hier ist weniger oft mehr.

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Bekleidung & Ausrüstung für Cyclocrosser

Da sich der Einsatz von Crossrädern auf die kalte und eher dunkle Jahreszeit erstreckt, empfiehlt sich – wie auch im Straßenverkehr – auffällige und reflektierende Bekleidung. Ein Helm in ebenso auffälliger Farbe ist beinahe ein Muss. Schon mancher Mountainbiker wurde nach einem schweren Sturz ins Unterholz nur dank bunter Kleidung gefunden und gerettet. Eine weitere Empfehlung sind Langfinger-Handschuhe, die vor peitschenden Ästen schützen und für höheren Grip am Lenker sorgen. Ebenfalls unabdingbar ist das Mitführen einer klug gepackten Satteltasche oder eines kleinen Rucksacks.

Im Winter ist ein Defekt umso ärgerlicher, die Wartezeit ohne Pannenset kann sich bei Minusgraden wie eine halbe Ewigkeit anfühlen. Ein Ersatzschlauch, Reifenheber, selbstklebende Flicken für den Fall eines zweiten Plattfußes, eine Minipumpe und ein Streusalz-resistentes Multitool aus Edelstahl mit Kettennieter müssen auf jede Crosstour mit.Fazit: Unabhängig, ob das Crossrad für harte Rennen oder entspannte Touren genutzt werden soll – ein Mehrwert ergibt sich daraus für jeden Radsportler. Es bleibt also nur der Schlusssatz des ehemaligen Masters-Weltmeisters Jens Schwedler: „Auf jedem Crossrad sitzt ein guter Typ.“ Und wer ist denn nicht gerne eine guter Typ?

Die Testbriefe zu jedem der sechs Modelle finden sie in der aktuellen Ausgabe 11-12/2018 der aktivRadfahren.

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