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Reichweitentest 2023: Wie lange hält mein E-Bike-Akku?

Bis an die Leistungsgrenze

Reichweitentest 2023: Wie lange hält mein E-Bike-Akku?

Der Hochschwarzwald mit seinen Anstiegen und Abfahrten ist ideal für anspruchsvolle Rennrad-Fahrer. Und gerade recht für unseren Reichweitentest 2023. So viel vorneweg: Er brachte die Bikes an ihre ­Limits!
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Was war es vergangenes Jahr doch so beschaulich: Müritz, endlose Weiten, traumhafter See, eine (fast) topfebene Tour, die unseren Testrädern nur ein müdes Lächeln entlockte. Ganz anders diesmal. Im Münstertal im Hochschwarzwald haben wir zum Härtetest geblasen. In der Traumkulisse am Fuß des Belchen bringen wir die zwölf Räder an ihre Limits: Bis zu 1350 Höhenmeter müssen die Bikes wegstecken, die längste Tour, die der Trekkingbikes, ist zudem fast 50 Kilometer lang. Wenig im Vergleich zu den 90 Kilometern an der Müritz. Aber eben auch enorm höhenmeterlastig.

Start mit Hindernissen

Vorderstes Ziel unseres Reichweitentests: Wir wollen Ihnen die Angst vor leeren Akkus nehmen. Um das zu schaffen, gehen wir nicht auf den Prüfstand. Ließen wir in einem Labor ein genormtes Testprotokoll abspulen, spuckte uns der Computer einen mit jedem Bike vergleichbaren Wert aus. Nur: Damit wären Sie auch nicht schlauer. Darum bevorzugen wir, selbst in die Pedale zu treten. So Sie sehen anhand unserer Daten, ob eine solche Testrunde auch für Sie realistisch ist. War Ihre bisher längste Tour kürzer und flacher als unsere Testfahrt, können Sie sich sicher sein: Die Testbikes hätten auf Ihrer Tour sicher nicht schlapp gemacht. Fahren Sie noch länger, höher, weiter als wir, sollten Sie besser ein Ladegerät mit einpacken.

Natürlich hat unser Testverfahren auch Nachteile: Wir normieren unsere Fahrt zwar so gut es geht, viele äußere Einflüsse wie etwa das Wetter können wir nicht beeinflussen, unsere Ergebnisse sind daher nur bedingt reproduzierbar. Die Effizienzwerte, die wir errechnet haben, sind Momentaufnahmen. Inzwischen haben wir Reichweitentests am Stilfserjoch in den Alpen, am Arber im Bayerischen Wald, zwischen Schliersee und Tegernsee, an der Müritz und nun im Hochschwarzwald hinter uns. Überraschungen bei der Effizienz entdecken wir immer wieder. Auch die Charakteristika der verschiedenen Motoren lassen sich dank der sehr abwechslungsreichen Teststrecken gut beschreiben. Denn ein Motor, der im Flachland ein Laufruhe-Traum war, kann im Gelände auf bockig, laut und unkultiviert umschalten. Auch darauf achten wir. Und so sind wir jedes Jahr aufs Neue gespannt auf unsere Ergebnisse.

Nun aber zum konkreten Test. Oder besser gesagt: Zu den vier verschiedenen Tests, die wir diesmal durchgezogen haben. Denn unser Testfeld gliedert sich in vier Gruppen: Klassische Trekkingräder, vollgefederte SUV-Bikes, Gravelbikes und zwei Räder, die aus jeder dieser Kategorien herausfallen, die wir als Referenzmodelle trotzdem mitgenommen haben.

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Wasser hilft doppelt - Der leicht graue Himmel trügt: Es war ordentlich heiß während des Reichweitentests im Schwarzwald. Darum war Wasser doppelt hilfreich: Einmal als Ballast, um auf unser genormtes Systemgewicht zu kommen. Außerdem als eiserne Reserve, sollte den Testfahrer der Durst packen.

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Federung - Hat ein Testbike eine einstellbare Luft-Federgabel, stellen wir die Dämpfung auf das Systemgewicht ein. Denn falsch eingestellte Federelemente haben einen Einfluss auf die Reichweite – vom geringeren Komfort ganz zu schweigen.

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Richtig greifen - Komfort wünschen sich natürlich auch die Testfahrer. Darum schauen wir, dass wir die Kontaktpunkte Lenker, Bremsgriffe und Sattel so exakt wie möglich auf den jeweiligen Testfahrer anpassen. Denn immerhin verbringen wir den Großteil eines Testtags im Sattel.

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In der Waage - Genau 120 Kilogramm schwer (mit Helm und Pedalen) sind die Gespanne aus Fahrer, Gepäck und Fahrrad. Klar, eine kleine Toleranz ist immer drin. Doch mehr als ein Kilo drüber oder drunter gilt nicht!

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Druck auf dem Pedal - Die Eigenleistung ermitteln wir mittels Wattmesspedale und Garmin-Fahrradcomputer.

Reichweitentest 2023: Die Testrunden

Eigentlich war das Ziel im Münstertal, zumindest mit den Trekking- und den SUV-Bikes eine sehr angenehme, wenngleich lange und Höhenmeter-reiche, darum Wattstunden-fressende Tour über den mehr als 1000 Meter hoch gelegenen Sirnitzpass, dann hinunter nach Badenweiler und über Müllheim nach Neuenburg am Rhein zu machen, dabei sogar bis an die französische Grenze heranzufahren, um dann durch das Rheintal nach Staufen und zurück nach Münstertal zu fahren.

Leider machte uns das Straßenbauamt einen Strich durch die Rechnung. Denn die Straße vom Sirnitzpass nach Badenweiler ist während unseres Aufenthalts voll gesperrt.

Also planen wir um und geben es den Bikes damit knüppelhart. Jede Kategorie bekommt ihre eigene Tour. Los geht es mit den Trekkingrädern. Zuerst geht es von Münstertal hinauf bis zum Wiedener Eck auf 1035 Metern. Dort sind wir aber noch lange nicht oben: Denn zuerst geht es zum Belchener Langlaufzentrum auf 1180 Metern, dann einige Tiefenmeter hinunter in eine kurze Abfahrt, um dann bis hinauf zum Belchenhaus auf 1360 Metern zu kurbeln. Damit haben wir den zweithöchsten mit dem Rennrad erreichbaren Punkt des Schwarzwalds erreicht. Zurück an der Talstation der Belchenbahn geht es mitunter recht herausfordernd durch den Wald übers Böllener Eck bis zu den Belchenhöfen. Dort dann weiter über den Haldenhof hinunter zurück ins Münstertal. Fast 50 Kilometer und weit über 1300 Höhenmeter haben wir am Ende absolviert. Nicht nur für die Bikes eine echte Herausforderung.

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Wir gehen nicht auf den Prüfstand. Wir prüfen auf einer realistischen Runde, die jeder von uns schafft und trotzdem anspruchsvoll ist.

SUV-Tour

Auch mit den SUVs wollen wir mindestens bis zum Wiedener Eck. Mit vollgefederten Bikes mit Stollenreifen aber ist die Passstraße wenig spektakulär – vom traumhaften Panorama mal abgesehen. Also wählen wir eine Tour über Feld- und Waldwege, die zwar deutlich kürzer, aber dafür umso steiler ist; mit einem Schlussanstieg über rund 700 Meter auf einer mehr als 20 Prozent steilen Anliegerstraße. Da dort oben der kleinste SUV-Akku bereits nahezu leer ist, entschließen wir uns zur Abfahrt über die Passstraße. So kommen wir nach einer herausfordernden Runde auf 30 Kilometer und 750 Höhenmeter – bei allerdings deutlich herausfordernderem Profil. Die Gravelbikes nehmen ebenfalls den welligen Wald, aber in entgegengesetzter Richtung. Hinauf zum Wiedener Eck fahren wir mit den leichten Bikes über die Passstraße, denn da es von diesen Rädern auch E-Rennrad-Geschwister gibt, interessiert uns die Tourentauglichkeit auf Asphalt.

Die nackten Zahlen sind also fast gleich zur SUV-Tour: Rund 30 Kilometer bei etwa 750 Höhenmetern. Die Charakteristik aber unterscheidet sich deutlich: Die Anfahrt ist fast linear mit kaum nennenswerten Spitzen bei der Steigung. Die Abfahrt aber ist viel welliger, unterbrochen von einigen ganz kurzen, aber sehr knackigen Anstiegen. So ergeben sich bei den Gravelern ganz andere Werte als bei den SUVs. Die beiden urbanen Räder haben wir stellvertretend für ihre jeweilige Kategorie – City-Tiefeinsteiger und leichte Urban-Bikes – die Passstraße bis knapp unterhalb des Belchen-Langlaufzentrums hinaufgejagt.

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Die Trekkingräder fahren bis zum Belchenhaus.

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Mit den Gravelbikes geht es ab ins Gelände.

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Auch die SUVs sind zum Teil offroad unterwegs.

Reichweitentest 2023: Die Ergebnisse

Um vergleichbare Daten zu bekommen, sind einige Parameter immer gleich. Wir satteln die Testbikes auf ein nivelliertes Gesamtgewicht. Bei den Trekking- und den SUV-Bikes sind das 120 Kilogramm, die Gravelbikes fahren wir mit jeweils 105 Kilogramm. Wir nutzen die gesamte Testrunde die mittleren Unterstützungsstufen. Der Luftdruck in den Reifen entspricht der Mitte des vom Reifenherstellers empfohlenen Druckbereichs. Gibt der also 2,5 bis 4,5 bar vor, pumpen wir den Pneu auf 3,5 bar auf. Hier ist aber auch klar: Groberes Profil bedeutet mehr Rollwiderstand. Wir normieren die Reifen nicht, sondern fahren mit denen, die der Hersteller bei Auslieferung aufgezogen hat.

Auch deshalb gilt: Unser ermittelter Verbrauch ist nicht für den jeweiligen Motor allgemeingültig. Sondern er gehört zu dem getesteten Rad auf dieser bestimmten Teststrecke. Rückschlüsse auf die Effizienz der Motoren in ähnlichen Rädern und auf ähnlichem Terrain sind aber natürlich trotzdem möglich!

Bleibt die Eigenleistung, der kniffligste Part des ganzen Tests. Denn wir fahren in einer Gruppe, gleiches Tempo, gleiche Unterstützungsstufe. Dazu messen wir die Eigenleistung eines jeden Fahrers. Was wir nicht schaffen: Auf jeder Runde die gleiche Eigenleistung zu treten. Was wir aber sehr wohl schaffen: Während einer Testrunde die Leistung eines jeden Fahrers ziemlich genau auf ein Level zu bringen. Da wir in diesem Jahr für jede Kategorie zugeschnittene Runden gefahren sind, lassen sich die Testergebnisse über die Kategoriegrenzen hinaus nicht vergleichen. Die Entfernungen sind unterschiedlich, die Höhenmeter ebenfalls. Darum gibt es diesmal, anders als vergangenes Jahr, keine so genannte virtuelle Effizienz, die den Stromverbrauch umgerechnet auf 100 Watt Eigenleistung darstellt. Denn das würde zu verzerrten Ergebnissen führen.

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Dreh- und Angelpunkt jeder Tour: das Wiedener Eck

Bosch überrascht

Eins vorneweg: Das Ergebnis des Performance Line-Motors von Bosch hat uns überrascht. Denn im Flachland vergangenes Jahr gehörte er zu den schluckfreudigsten Motoren. Diesmal ist er der sparsamste Motor in einem klassischen, schweren E-Bike. Ebenfalls sehr erstaunt hat uns bei den Gravelbikes, dass Boschs Performance Line CX – mit 85 Nm kraftvoller als Mahles X35+ (40 Nm, dafür direkt am Hinterrad anliegend) und Fazuas Evation 1.0 (60-Nm-Tretlagermotor) – bei der Effizienz mit den „kleinen“ Antrieben mithält, den Fazua gar übertrifft.

Auch sonst ist der kraftvolle Bosch erfreulich effizient unterwegs. Im SUV-Fully von Scott läuft er sogar noch effizienter als in Riese & Müllers Charger 4-Trekkingrad. Möglicherweise spielt hier das intelligente Unterstützungsmanagement des neuen Modus „Tour+“ eine Rolle. Laut Bosch ließe sich damit die Reichweite optimieren. Erfreulich einmal mehr: Extreme Ausreißer gibt es nicht.

Trotzdem ist auffällig, dass Shimanos bärenstarker und insgesamt sehr kultivierter Top-Motor EP8 gegenüber seinem Hauptkonkurrenten aus Schwaben nicht mithalten kann. Eine Effizienz bei den SUVs von 15,84 Wattstunden pro Kilometer ist merklich schlechter als 10,56 Wh/km des Bosch-CX. Das ist ein etwa um die Hälfte höherer Stromverbrauch beim Shimano! Wir sind gespannt, ob die jüngst auf der Eurobike präsentierte überarbeitete Version des EP8 in Sachen Effizienz zu Boschs Flaggschiff aufschließen kann. Zwischen den beiden 85-Nm-Aggregaten reiht sich der altbekannte und mit 65 Nm schwächere Bosch Performance Line mit einer Effizienz von 11,55 Wh/km ein.

Zum Vergleich: Wäre die 30,3 Kilometer lange Testrunde vom Profil her einfach so weiter verlaufen, das Scott mit CX-Motor wäre 45,5 Kilometer weit gekommen, das Moustache mit dem Performance Line-Motor immerhin 41,6 Kilometer.

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Der Einfluss von Eigenleistung und Gewicht

Ebenfalls bemerkenswert: CX und EP8 lagen im vergangenen Jahr auf der damaligen sehr langen, nahezu flachen Testrunde fast gleichauf mit einem minimalen Vorteil für den Shimano-Motor.

Immer wieder erstaunlich ist, wie stark die Eigenleistung und das Gewicht Einfluss auf die Effizienz des Antriebs haben. Dass sie wichtige Einflussfaktoren sind, ist klar. Das lehrt uns die Physik. Dass aber 20 Watt zusätzliche Eigenleistung und etwas mehr als zwölf Prozent geringeres Gewicht solch gravierende Unterschiede bewirken, ist bemerkenswert. Insbesondere, wenn man bedenkt, dass die leichten Gravelbikes im Vergleich zu den Trekkingbikes eine ähnlich gleichmäßige Steigung absolvierten. Gemittelt verbrauchten die Graveler nur etwas mehr als halb so viel Strom wie die Trekkingräder.

Die beiden Referenzräder bestätigen diesen Eindruck. Das Totem Delta City ist mit einem Mittelmotor ausgestattet. Wir fahren es mit 120 Kilogramm Gesamtgewicht und 116 Watt durchschnittlicher Eigenleistung. Das Nokoforza, mit nur einem Gang, geht eher in Richtung der Gravelbikes. Wir fahren es mit 105 Kilogramm und 129 Watt. Die ermittelten Effizienzen fallen entsprechend aus: Das Totem reiht sich in etwa bei den Trekkingrädern ein, das Noko bei den Gravelbikes.

 

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Reichweitentest 2023: Die einzelnen Touren im Überblick

Die Trekking-Tour: Auf Asphalt bis zum Belchenhaus

Der eigentliche Plan war, vom Hochschwarzwald bis zum Rhein und zur französischen Grenze zu fahren. Eine Runde mit Höhenmetern, aber auch vielen flachen Passagen. Leider machten uns Straßenbauarbeiten einen Strich durch die Rechnung. Und so kamen die vier Trekkingräder im Test zu der Ehre, an der härtesten Tour seit der Reichweitentest-Premiere am Stilfserjoch teilzunehmen.

Echter Härtetest

Sage und schreibe 1350 Höhenmeter auf fast 50 Kilometern Tour haben die Bikes überwunden. Drei Stunden waren wir ohne Rast unterwegs. Mit ausgiebigen Pausen, etwa im Bienenkundemuseum in Münstertal, Mittagsrast am Wiedener Eck und einer kleinen Wandertour zum Belchengipfel vom Belchenhaus aus (Rundwanderung etwa zwei Kilometer, 60 Höhenmeter), wurde aus der Rundtour eine landschaftlich traumhafte, aber auch sehr fordernde Tagestour. Die GPS-Daten zu dieser Tour gibt es bei Komoot unter „ElektroRad Reichweitentest 2022 Trekking-Runde“.

Spreu vom Weizen

Drei von vier Trekkingrädern haben mehr als 600 Wattstunden im Akku. Nur das Kreidler Vitality Eco 6 hat „nur“ 500 Wh an Bord. Anfangs machen wir uns um das sehr tourentaugliche Cityrad etwas Sorgen. Denn im Flachland schnitt der Performance Line (65 Nm) 2021 nur im Mittelfeld ab. Wir zweifeln etwas, ob es das Bike tatsächlich zum Belchenhaus schafft. Die Sorge ist aber unbegründet. Es ist zwar haarscharf, aber das Kreidler schafft die komplette Runde. Viel weiter aber hätte die Strecke nicht sein dürfen. 490 Wattstunden laden wir nach der Tour in den Akku. 60 Wh mehr sind es beim großen Bosch-Bruder, dem Performance Line CX (85 Nm) im Riese & Müller Charger 4.

Überzeugt hat der Neodrives Z20 (40 Nm, die direkt am Hinterrad anliegen). Er widerlegt einmal mehr eindrucksvoll die Mär, dass Hecknabenmotoren am Berg unterlegen sind. Weder macht er Mucken, noch muss er sich in puncto Effizienz verstecken. Das gilt auch für den 80 Nm starken Giant SyncDrive Pro von Yamaha. Trotzdem ist er das Schlusslicht im Test. Diese wirklich hammerharte Runde übersteht aber auch er schadlos.

Reichenweitentest 2023: Trekking-Tour – zur Strecke

Trekking-Tour, Reichweitentest 2023

Die Trekking-Tour

Bis unter den Gipfel des Belchen, mit 1414 Metern der vierthöchste Berg des Schwarzwalds, geht unsere Trekking-Radtour. Wir starten am Landhaus Langeck und rollen zuerst leicht bergab in die Ortsmitte von Münstertal. Vorbei am Bienenkundemuseum folgen wir der L123 lange bergauf bis zum Wiedener Eck, von dort zum Langlaufzentrum Belchen. Nach einer kurzen Abfahrt beginnt an der Talstation der Belchenbahn der Anstieg zum Belchenhaus, dem höchsten Punkt der Tour. Zurück an der Talstation geht es auf Waldwegen bergab, unterbrochen von einigen kurzen, steilen Anstiegen. Ab dem Wiesental geht es wieder hoch bis zum Haldenhof, ehe wir auf der L130 zurück zum Hotel rollen.

  • Gesamtlänge: 49,1 Kilometer
  • Gesamtanstieg: 1350 Meter
Trekking-Tour, Reichweitentest 2023

Das Höhenprofil der Trekking-Tour


Die Gravel-Tour: Zwei Gesichter auf einer Runde

Oh ja, im Hochgebirge schwindet schnell der Akku. Das haben wir während der Trekking-Tour erfahren. Deshalb planen wir am ersten Abend des Reichweitentests für die Gravelbikes eine neue Route. Denn 50 Kilometer und 1350 Höhenmeter mit 250 Wattstunden – wie im Bergamont und im Merida – scheinen uns dann doch recht unrealistisch. Dazu kommt: Die Trekking-Runde verläuft bis auf etwa vier Kilometer fast komplett auf Asphalt. Das passt nicht zu den sportlichen Gravelbikes, die durchaus Lust auf Offroad-Abenteuer wecken.

Als Aufstieg wählen wir wieder die Passstraße hoch zum Wiedener Eck. Der lange, aber gleichmäßige Anstieg soll ein erstes Gefühl für die Gravelbikes vermitteln. Der zweite Teil der Route ist herausfordernder – an die Bikes wie an die Fahrtechnik. So dient der erste Teil der Abfahrt hervorragend zum Bremsentesten, denn die Stichstraße hat mehr als 20 Prozent Gefälle. Dann geht es auf unbefestigten Wegen hinein in den Wald an der Brandenspitze. Weißer Schotter mit zwischenzeitlich sehr groben Steinen wechselt sich ab mit federndem Waldboden. Erst geht es wellig dahin, am Ende rasant bergab. Die GPS-Daten zu dieser Tour gibt es bei Komoot unter „ElektroRad Reichweitentest 2022 Gravel-Runde“.

Überraschende Ergebnisse

Der Mahle-Motor erteilt allen Kritikern eine gehörige Lektion. Von wegen, Heckmotoren sind steilen Anstiegen nicht gewachsen, überhitzten gar. Blödsinn! Das Ansprechverhalten des Merida-Bikes ist schlicht großartig. Ein natürlicheres Fahrgefühl können wir uns kaum vorstellen. Dabei lässt der Motor bei aller Power schnell vergessen, dass er überhaupt da ist. Dazu kommt der geringe Verbrauch. Wir sind begeistert.

Begeisterung kommt auch bei den zwei anderen Bikes auf. Beim Niner aufgrund seines wilden, rauen Charakters, beim Bergamont ob seiner Vielfältigkeit und Variabilität. Dass die beiden Mittelmotoren in ihrem ureigenen Revier, nämlich den Bergen, vom Heckmotor in Sachen Verbrauch geschlagen werden, verwundert uns zwar, ändert aber nichts daran, dass auch die beiden äußert effizient unterwegs sind.

Reichenweitentest 2023: Gravel-Tour – zur Strecke

Gravel-Tour, Reichweitentest 2023

Die Gravel-Tour

Eine Tour – zwei Gesichter. So stellt sich unsere Gravel-Runde dar. Denn zuerst geht es wie auf der Trekking-Runde über Münstertal auf der Passstraße L123 bis zum Wiedener Eck. Zurück geht es dann aber zuerst am Stampfebächle entlang zu den Flanken der Brandenspitze. Feld-, Wald- und Schotterwege wechseln sich ab. Immer wieder sind kleine, bis zu 20 Prozent steile Rampen dazwischen, insgesamt zieht sich unser Weg aber mal steiler, mal weniger steil bergab. Oberhalb des imposanten Klosters St. Trudpert fahren wir aus dem Wald ­hinaus. Inzwischen wieder auf Asphalt, geht es am Kloster vorbei, ehe  wir kurz darauf wieder das Münstertal erreichen.

  • Gesamtlänge: 30,1 Kilometer
  • Gesamtanstieg: 740 Höhenmeter
Gravel-Tour, Reichweitentest 2023

Das Höhenprofil der Gravel-Tour


Die SUV-Tour: Höhenmeter im Wald

Dass wir mit den SUV zwar die gleiche Runde wie mit den Gravel-­Bikes, aber in entgegengesetzter Richtung fahren, hat gleich mehrere Gründe: Zum einen sind wir zwei der drei Motoren schon auf der Passstraße zum Wiederner Eck während der Trekking-Runde gefahren. Dazu kommt: Vollgefederte SUV verstehen wir als „Alltags-Mountainbikes“, die zwar nicht durch Bikeparks, wohl aber gerne offroad und durchaus auch mal auf Trails bewegt werden wollen. Das machen wir nur allzu gerne.

Zwar geht es von Münstertal aus stetig hoch, ab dem Kloster St. Trudpert abseits der Autostraße. Die Steigungswerte wechseln aber ständig. Zwischen drei und 21 Prozent ist alles dabei. Auch der Untergrund wechselt. Alter Asphalt, schneeweißer Schotter, ein tief ausgewaschener Waldweg und staubige Feldwege sind dabei. Kurz vor der Kapelle Neuhof im Tal des Stampflebächles ist auch ein Stück mit wirklich groben Steinen auf dem alten Hohlweg dabei. Somit haben wir auch für die vollgefederten Fahrwerke der drei Bikes einiges in petto, um zu schauen, wie sehr sie uns im Uphill-Flow in puncto Komfort unterstützen. Die GPS-Daten zu dieser Tour gibt es bei Komoot unter „ElektroRad Reichweitentest 2022 SUV-Runde“.

Bosch: Neu schlägt alt

Boschs klassischer CX tritt bei den SUV im direkten Duell gegen seinen smarten Bruder an. Im immer wieder wechselnden Gelände auf der SUV-Runde erweist sich das smarte CX-System als der effizientere. Die Hardware ist dabei wohl nicht ausschlaggebend, haben beide Antriebe doch den identischen, 85 Nm starken Motor an Bord. Die Antwort liegt wohl im neuen Tour+-Modus. Er passt sich individuell an den Pedaldruck des Fahrers an. Anders als der klassische Tour-Modus, der permanent mit 140 Prozent der Eigenleistung unterstützt.

Etwas enttäuschend schlägt sich der EP8 von Shimano. Zwar macht der starke Mittelmotor sehr viel Laune, spricht butterweich an und reagiert auf Pedaldruck des Fahrers sehr sensibel. Unser Eindruck, den wir so aber nicht zweifelsfrei verifizieren können: Der EP8 reagiert vor allem auf das hohe Systemgewicht mit deutlichem Mehrverbrauch. Denn in leichteren Bikes haben wir das so nicht beobachtet.

Reichenweitentest 2023: SUV-Tour – zur Strecke

SUV-Tour, Reichweitentest 2023

Die SUV-Tour

Entgegengesetzt der Gravel-Runde sind wir mit den SUV-Bikes unterwegs. Wir verlassen also kurz vor dem Kloster St. Trudpert die Hauptstraße und fahren zuerst auf Asphalt, dann auf einem Feldweg steil an den Flanken der Brandenspitze bergan. Im Wald wird es noch einmal steiler, bevor es am Nordhang der Brandenspitze wieder aus dem Wald hinaus geht. Hier wird es nun wieder etwas flacher. Bald fahren wir bergab ins Tal des Stampfebächle. Am Gewässer angekommen, geht es wieder bergan bis zur Kapelle Neuhof. Von dort fahren wir die direkte Stichstraße mit mehr als 20 Prozent hinauf zum Wiedener Eck. Zurück geht es rasant bergab auf der Passstraße und zurück zum Hotel.

  • Gesamtlänge: 30,3 Kilometer
  • Gesamtanstieg: 750 Höhenmeter
SUV-Tour, Reichweitentest 2023

Das Höhenprofil der SUV-Tour


Die Extra-Tour: Räder, die aus dem Rahmen fallen

Der Reichweitentest für die zwei urbaneren Räder fällt etwas aus dem Rahmen – wie die beiden Bikes selbst. Denn das Nokoforza ist ein Singlespeed-Bike, das Totem City Delta ein komfortables Stadtrad. Mit Kettenschaltung, Mittelmotor und komfortablen Ballonreifen hätte es auch bei den Tourenrädern mitfahren – und mithalten – können. Doch sind wir nur vier Testfahrer gewesen. Daher läuft es gemeinsam mit dem Noko „außer Konkurrenz“ in seiner eigenen Testgruppe, den urbanen Rädern.

Einfache Runde

Da beide Räder von den Herstellern im städtischen oder vorstädtischen Umfeld positioniert sind, gibt es für sie nur einen Untergrund: Asphalt. Höhenmeter aber sollen die Bikes trotzdem bewältigen, zumal wir ja auch die Charakteristik der Motoren erleben wollen. Außerdem gilt: Auch in bergigen Städten wie Stuttgart, Tübingen, Wiesbaden oder Marburg sind Menschen im Alltag mit dem Rad unterwegs.

Einmal zum Langlaufzentrum, bitte

Wir starten am Landhaus Langeck, fahren zuerst in die Ortsmitte von Münstertal bergab. Dort startet der 16 Kilometer lange Anstieg über das Wiedener Eck bis zum Langlaufzentrum Belchen. Dort angekommen, geht es in rasanter Abfahrt wieder zurück nach Münstertal. Die letzten zwei Kilometer gehen wieder leicht bergan. Komoot-Download: „ElektroRad Reichweitentest 2022 Urban-Runde“.

Da sich beide Räder grundsätzlich stark unterscheiden, sollten Sie die beiden nicht als eine Testgruppe sehen, auch wenn sie gemeinsam gefahren sind. Vielmehr sind es zwei Einzeltests.

Darum haben wir sie auch unterschiedlich ausgestattet: Das Noko mit FSA-Hecknabenmotor fuhren wir mit dem gleichen Systemgewicht wie die Gravel-Räder, außerdem mit vergleichsweise viel Eigenleistung (im Schnitt 139 Watt). Das ging auch kaum anders, denn das Singlespeed hat eine recht große Riemenscheibe vorn, die viel Kraft im Uphill benötigt. Das Totem mit seinem Vinka E20-Mittelmotor fuhren wir im Setup ähnlich wie die Trekking-Räder: 120 Kilogramm Systemgewicht, eine Eigenleistung von etwa 119 Watt. Beide Räder bewegten wir in der mittleren Unterstützungsstufe.

Reichenweitentest 2023: Extra-Tour – zur Strecke

Extra-Tour, Reichweitentest 2023

Die Extra-Tour

Hoch – und wieder runter sind wir mit den urbanen Rädern gefahren, die wir mit an Bord hatten. Heißt: Einmal vom Hotel aus runter nach Münstertal, rechts ab auf die Passstraße hoch zum Wiedener Eck, weiter bergan Richtung Belchen-Langlaufzentrum. Dort angekommen – und erkannt, dass die Akkukapazität des Noko langsam zur Neige geht – fahren wir die Passstraße wieder hinunter bis Münstertal, dann einen kurzen Anstieg hinauf zum Ausgangspunkt.

  • Gesamtlänge: 36,6 Kilometer
  • Gesamtanstieg: 835 Höhenmeter
Extra-Tour, Reichweitentest 2023

Das Höhenprofil der Extra-Tour

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