Wir haben Reiseräder für große und kleine Abenteuer getestet.

Reiseräder im Test: Sieben Fahrräder für die große Tour

Gute Reise!

Reiseräder im Test: Sieben Fahrräder für die große Tour

Anstrengung und Freude liegen bei Radreisen oft ganz nah beieinander. Die Strecke selbst kann Erholung, Entspannung, purer Genuss sein – oder die totale Anstrengung. Umso schöner, wenn man danach wieder genießen kann. Wir zeigen sieben verschiedene Reiseräder für kleine und große Abenteuer.
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Es ist schon einige Jahre her, aber dieses Bild kommt mir gerade in den Sinn, als ich über den Text nachdenke: Beinahe am Ende der Welt, im Süden Chiles, stößt ein US-Reiseradler mit feuerrotem Cannondale-MTB zu uns. Alle seine Reiseutensilien stapeln sich auf dem Träger über dem Hinterrad. Als er absteigt, kippt das Rad kurzerhand nach hinten. Ohne ihn auf dem Sattel ist das Gewicht ganz schlecht verteilt. Etwas mitleidig schaue ich ihn an. So möchte ich nicht reisen. Das muss doch echt anstrengend sein. Und freue mich über mein Reiserad mit Multipositionslenker und Lowrider. Aber, was soll ich sagen? Ihn hat es überhaupt nicht gestört. Er hat es einfach hingenommen und mit Freude sein Abenteuer genossen.

Reiseräder? Hauptsache ein Fahrrad!

Ehrlicherweise sind die Radfahrer doch schon immer mit dem gereist, was sie hatten, oder was ihnen Spaß gemacht hat: Einrad, Liegerad, alte Stahlräder, Mountainbike, Rennrad, Tandem oder spezielles Reiserad. Entweder aus Pragmatismus oder reiner Abenteuerlust, Hauptsache es hatte Pedale. Daran hat sich auch bis heute nichts geändert. Nur, dass sich das Feld der Reiseräder noch deutlich erweitert hat. Mountainbikes wurden dann doch gepäck- und reisetauglicher, Rennräder auch. Sie heißen jetzt Bikepacking- und Gravelbikes. Irgendwas hat den Globetretern dann wohl doch gefehlt. Natürlich haben auch die Hersteller einen Markt erkannt. Denn Abenteuer mit dem Rad, ob kurz oder lang, passen auch gut zum modernen Bild des kernigen Outdoor-Hipsters. Zur Ehrenrettung sei gesagt, die meisten Menschen erleben Radabenteuer einfach aus Spaß an der Freude.

Anstrengung und Freude liegen bei Radreisen oft ganz nah beieinander.

Katalog der Möglichkeiten

Weil Reisen eben eine ganz individuelle Angelegenheit ist, haben wir uns sieben ziemlich verschiedene Reisemobile einbestellt und dem üblichen Praxischeck unterworfen. Unser Testfeld ist daher kein Vergleich, vielmehr ein Katalog der Möglichkeiten. Wir haben ein Trekkingrad, das sich wunderbar für Wochenendtrips als kleine Abenteuer eignet (Raleigh Rushhour). Das Trek 920 ist ein moderner Randonneur, der schon auf der Schwelle zum Bikepacking steht. Das Velotraum Finder geht Bikepacking mit einer rustikalen Mischung aus Trekkingrad und Mountainbike an. Mit dem vollgefederten Tout Terrain Trail verwischt die Grenze zwischen Mountainbike und Trekking-Reiserad noch weiter. Alle drei verschieben die Freuden des Reisens mehr und mehr in Richtung Gelände und auf Wege, die man vorher eher vermieden oder wenig jugendfrei verflucht hat. Das TX-1200 der vsf Fahrradmanufaktur ist das im herkömmlichen Sinn typischste aller Reiseräder. Mit robustem, großem Diamant-Stahlrahmen, 28- Zöllern und zwei Gepäckträgern. Mit Pinion-Getriebe und Gates-Riemen tritt es in topmodernem Gewand auf. Etwas exotischer sind das superkomfortable Liegedreirad ICE Adventure und das kompakte Birdy von Riese & Müller. Beide lassen sich auch falten. Man kann so auch mal fremde Transportmittel nutzen. Mit dem Birdy natürlich um einiges besser.

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Vier Herzensangelegenheiten

Vier Dinge will ich nennen, die mir, nicht nur für Reisen, ausgesprochen gut gefallen. Das ist einmal die wirklich wartungsarme und zuverlässige Rohloff. Mit ihrer Laufleistung ist sie bisher ungeschlagen. Mit Pinion hat der Getriebemarkt hochwertige Konkurrenz bekommen. Zu Recht, denn die Sorgenfreiheit, die auch in diesem gekapselten Antrieb steckt, ist ebenfalls wunderbar. Noch dazu die sehr zentrale Kraftentfaltung. Für beide Getriebe ist der Gates-Riemen eine ideale Ergänzung, weil er die Kraft effektiv überträgt und die Wartungsfreundlichkeit weiter verbessert. Zudem gefällt mir die Stromversorgung am Tout Terrain richtig gut: Mit Nabendynamo und USB-Adapter lassen sich neben Smartphone und Navi auch Akku-Lichter betreiben oder laden, die z. B. auch noch als Taschenlampe fungieren können.

Was zum Trend taugt

Heute würde sich der US-Amerikaner vermutlich Bikepacker nennen, hätte seine sieben Sachen überall am Rad verteilt und fühlte sich vielleicht als Trendsetter. Denn Bikepacking ist nichts anderes, als sein Rad auf amerikanische Art zu beladen. Für einen Trend reicht das schon aus.

Auf jeden Fall hab ich ihn damals doch noch beneidet. Denn direkt hinter dem Ende der Welt ging es nur zu Fuß weiter, durch einen engen, tiefen Graben im struppigsten Gebüsch. Mit unseren Taschen kamen wir nicht durch. Sein Vorderrad dagegen war frei, sein Hinterrad auch. Unser sperriges Gepäck haben wir dann auch nach hinten oben verfrachtet. Schieben konnten wir das Rad nur mit Mühe, es kippte ständig nach hinten. Wir haben gelacht und geflucht, kamen aber wenigstens vorwärts. – Nein, so möchte ich trotzdem nicht reisen. Und Sie? Anstrengung und Freude liegen bei Radreisen oft ganz nah beieinander.

Diese Reiseräder waren bei uns im Test

Raleigh Rushhour Edition Zum Hersteller
Trek 920 Zum Hersteller
Riese & Müller Birdy Rohloff Zum Hersteller
VSF Fahrradmanufaktur TX-1200 Zum Hersteller
Velotraum Finder FD3+ Zum Hersteller
ICE Adventure Zum Hersteller
Tout Terrain Trail Zum Hersteller

 

Die vollständigen Reiseräder-Testbriefe stehen in der aktiv Radfahren 6-2018.

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