59 E-Bikes im Test 2012
59 E-Räder kämpfen um den Sieg beim Test 2012
59 E-Bikes im Test 2012
in Test & Teile
Ursprünglich waren 70 Räder zum Test 2012 angemeldet, gekommen sind 65, veröffentlicht werden nun noch 59, da wir einige Ausfälle hatten und sich einige wenige Hersteller gegen eine Veröffentlichung entschieden haben. Hinter so einem Mega-Test stecken monatelange Planung und Organisation, sowie ein riesiger Logistikaufwand. Die Testräder wählt nicht die Redaktion aus. Die Radhersteller entscheiden selbst, welche Räder sie ins Rennen schicken. Wenn die Testkandidaten bei uns ankommen, müssen sie zunächst ausgepackt und auf Funktionsfähigkeit überprüft werden. Da manche Räder noch Prototypen sind, gab es hier bereits die ersten Ausfälle. Anschließend werden die Räder fotografiert. In einem dreistufigen Test werden die Räder dann von Laientestern und erfahrenen Testredakteuren gefahren und bewertet. Im November 2011 haben wir an drei sonnigen Wochenenden den Feldtest bei Lenggries mit Laientestern durchgeführt. Ebenso hat unser ElektroRad-Techniker die Reichweiten der verschiedenen Antriebssysteme auf vier verschiedenen Teststrecken (Ebene, Tour, Stadt, Berg) gemessen. Dieser Teil des Tests fällt voraussichtlich ab dem nächsten Test im März weg, da wir von da an einen Antriebsprüfstand im Hause haben werden, auf dem wir die exakten Reichweiten der Akkus unter verschiedenen Bedingungen messen können.
Bewertung der E-Bikes
Von Dezember bis Anfang Februar nahm die Redaktion unter Testleitung von Frau Schmidt-Amelung die einzelnen Testkandidaten noch genauer unter die Lupe. Dabei haben die Testredakteure das Fahrverhalten der Elektroräder auf verschiedenen Untergründen und in unterschiedlichen Geschwindigkeiten untersucht. Bewertet wurden Rahmensteifigkeit, Auststattung und Gesamtkomposition des Rades. Sämtliche Daten wurden hat eine umfangreiche Excel-Tabelle zusammengefasst, die am Ende Schulnoten für Antrieb und Fahrrad sowie die Gesamtnote des jeweiligen Rads berechnet. Zusammensetzung der Note: Die Endnote setzt sich zu 60% aus den Wertungen für das Antriebssystem (Reichweite, Motorstärke, Akku-Handhabung, Bedienbarkeit des Displays) und zu 40% aus den Beurteilungen des Fahrrads (Ausstattung, Fahreigenschaften und Gewichte) zusammen. Weiterhin fließen die Eindrücke der Laientester aus dem Feldtest ein.
Testerfahrungen
Im Vergleich zum letzten Test hat sich Einiges getan. Besonders hinsichtlich Design und Gesamtkompositionen der Testräder. Auch eine Hand voll neuer, Antriebssysteme sind an den Start gegangen und machen den bisherigen Marktführern Konkurrenz. Zu den Neueinsteigern gehören z.B. der Green Mover Antrieb von Bulls und der ION-Antrieb von Sparta. Sie haben im Test exzellente bis gute Ergebnisse erzielt. Größter Kritikpunkt der Redaktion bleibt das hohe Gewicht. Ein Großteil der Testräder wiegt über 25 kg! Hier gab es Punktabzug. Ebenso für fummeligen Akku Ein- und Ausbau; nicht vom Griff aus bedienbare Displays; instabile Rahmen und ruckelige Schaltungen.
Testergebnisse
Testsieger in der Kategorie „Urban“ ist das Scott E-Venture 10! Auf Rang 2 schafft es das Wheeler EVO 1.0 man, dicht gefolgt vom Panther TE-10SR.
Gewinner in der Kategorie „City Tiefeinsteiger“ ist das Kreidler Vitality Elite Nexus 8-Gang. Gleich dahinter das Cannondale E-Series women´s. Auf Platz 3 schafft es das KTM Severo 8 RT.
Bei den Kompakt- und Falträdern siegt das Kompaktrad Winora town:exp evo 2 vor den beiden nachfolgenden Falträdern Hercules E-Versa Comfort und Gepida Bleda 100.
Bei den Touren E-Bikes erringt das Stevens E-Triton den ersten Platz. Platz zwei geht an das Wheeler E-Operator man und Platz drei an das Bulls Green Mover Sports Lite.
Sieger in der Kategorie „Mountainbikes“ ist das Corratec E-Cross 29. Die Silbermedaille teilen sich die drei Wheeler E-Mountainbikes das E-Cross Damen, E-Pro und E-Falcon.
Die besten Antriebssysteme im Test
Die Antriebssysteme Bosch, Green Mover, Panasonic und BionX sind die besten Systeme im Test. Die Motoren funktionieren stark und zuverlässig, die Akkus lassen sich spielend leicht ein- und ausbauen und die Displays sind einerseits gut bedienbar und andererseits direkt neben dem Griff am Lenker positioniert. Die besten Displays im Test gehören zum Impulse-System (Kalkhoff, Raleigh), zu BionX (Wheeler, EH LINE), zum Ion-System (Sparta, Koga) und zu JD TranzX (Winora, AVE). Das Bosch-Display ist nur auf Platz 5 gelandet. Die Displays dienen mittlerweile nicht mehr nur der reinen Motoransteuerung. Sie sind zu kleinen Fahrradcomputern aufgestiegen und bieten vielerlei Funktionen. Besonders gut gefällt uns, wenn das Display die Restreichweite in Kilometern anzeigt, die tägliche CO2-Einsparung errechnet, die Uhrzeit angibt, gefahrene Kilometer Tag und Gesamt verraten kann oder die zurückgewonnene Energie durch Rekuperation in Kilometern darstellt.
Hydraulische Scheibenbremsen für E-Räder am besten geeignet
Das wichtigste Anbauteil im Hinblick auf Sicherheit ist die Bremse am Elektrorad. Für den Einsatz in der Stadt reichen zumeist Felgenbremsen und Rücktrittbremse aus. Bei sportlicheren Elektroflitzern wie sie in den Kategorien „Urban“, „Tour“ und „Mountainbike“ zu finden sind, eignen sich hydraulische Scheibenbremsen am Besten. Sie verzögern präzise und ermöglichen beste Fahrkontrolle, während Felgenbremsen das Rad erst leicht verzögert zum Stehen kommen lassen.
Beste Schaltung für Pedelecs: nuVinci
Die stufenlose, wartungsarme Nabenschaltung von NuVinci überzeugte die Redaktion am meisten. Sie eignet sich besonders gut als Schaltung für E-Bikes, da sie trotz starken Motorzugs weder verzögert schaltet noch zu hohem Verschleiss neigt. Ebenfalls interessant: die AGT Automatikgangschaltung von TranzX, die automatisch schaltet und das Rad zum Sorglosfahrzeug werden lässt. Für Stadt- und Urbanräder sind 7- und 8-Gang-Nabenschaltungen eine gute Wahl. Sie verschleißen unter Motordruck nicht so schnell wie Kettenschaltungen. Am Berg funktionieren Nabenschaltungen allerdings weniger gut. Wer viele Steigungen fährt, sollte daher eher ein Rad mit Kettenschaltung wählen. Diese sind jedoch wartungsintensiver und gehen schneller kaputt. Grund: Während des Schaltvorgangs liegt die Kette in Schräglage. Der starke Motor bringt hier zusätzlich einen deutlichen Zug auf die Kette. Beim Fahrrad gibt es leider keine Kupplung wie beim Auto, die man treten kann, bevor man schaltet. Der E-Radler schaltet also bei enormem Zug, den der Motor auf die Kette bringt und verschleißt diese dadurch.
Mängel bei Testrädern – Bosch: Vibrationen, Display
Beeindruckend wie die Marke Bosch in so kurzer Zeit im Elektrorad-Segment Fuß fassen konnte. Klar: hohes Verbrauchervertrauen als deutsche Marke, bekanntermaßen jede Menge Motor-KnowHow und Erfahrungen mit Akkutechnik aus dem Heimwerkerbereich („Powertools“). Deshalb hat auch fast jeder Hersteller Bosch-Räder im Programm. Dennoch: der Motor ist kräftig, läuft kernig, aber nicht seidenweich. Deshalb sind Vibrationen auf den Pedalen spürbar. Andererseits ist die Software hervorragend (mehrere Sensoren fühlen, was der Fahrer will). Ausdruck dessen: Berganfahren verläuft perfekt! Schwachpunkt des Systems ist das schnöde Plastik-Display. Sowohl dessen Tastatur als auch die Anzahl der Unterstützungsmodi (12 ist zu viel) verdienen eine Überarbeitung. Unser Wunsch: ein größerer Akku als Alternativangebot. Statt 288 Wh vielleicht 400 Wh. Dann wären Bosch-Räder noch tourentauglicher als sie es heute schon sind.
Rahmenflattern
Räder mit Einrohr-Rahmen („Tiefeinsteiger“) bei denen der Akku oben auf dem Gepäckträger thront, neigen bei höherem Tempo zum Rahmenflattern. Dieses kann sich auf den Lenker übertragen, was zu gefährlichen Situationen führt, wenn der Fahrer eine Hand abnimmt, etwa um Handzeichen zu geben (beim Abbiegen, auch beim Bedienen des Display-Schalters wenn keine Fernbedienung vorhanden ist). Festzustellen ist, dass das Flattern vor allem eher bei Rädern mit Serienrahmen auftritt, also solchen, die nicht explizit für den E-Bike Einsatz konstruiert wurden. Keine Probleme gab´s bei Neukonstruktionen wie etwa dem ZEMO, Kettler-Rädern oder dem KTM Severo RT. Gravierender Mangel, wenn Rahmenflattern bei Diamantrahmen auftritt (Instabilität des Rahmens bei Geschwindigkeiten ab 18 km/h und Wegnahme einer Hand vom Lenker während der Fahrt). Festgestellt bei den Testrädern der Kategorie „Tour“: Koga E-Runner, Winora F2, Bulls Green Mover Sportslite, Sparta RXS Light Plus, Feldmeier FE05 Stepples, Wheeler E-Allterra und Corratec E-29 Power. Ein Tour-Tiefeinsteiger war dagegen Top-Stabil: das Flyer T9 DeLuxe! Vor Rahmenflattern sind auch Nobelräder nicht gefeit. Je ein Modell von Storck, riese und müller sowie ein vollgefedertes Flyer wurden deshalb aus dem Test genommen.
Rohloff mit E-Motor funktioniert nicht gut
Wer viel Geld für ein Elektrorad ausgibt, wünscht sich oft das Beste. Gern genommen: die legendären Rohloff 14-Gang Nabenschaltung. Auch weil das Getriebe aus Kassel als langlebig und standfest bekannt ist (für Tandems zugelassen!). Rohloff-Fahrer nehmen dafür die erhöhten Schaltkräfte des Drehgriffs am Berg unter Last in Kauf, die Könner durch schnelles Entlasten des Kettenzugs sehr gut minimieren. Da aber bei E-Bikes die meisten Motoren einen Nachlauf besitzen (laufen also einen Wimpernschlag länger, was eine durchgängige Motorunterstützung garantiert, selbst wenn man etwas unrund tritt) findet das für die Rohloff so wichtige Komplettentlasten des Ketttenzugs nicht statt. Obwohl der Fahrer selbst längst den Druck rausgenommen hat. Entsprechend lange dauert dann der Schaltvorgang, was zu massivem Geschwindigkeitsverlust führt. Fatal am Berg. Gute Marken wie Flyer empfehlen jedem Rohloff-Fan eine Probefahrt, bevor er den Kaufvertrag unterschreibt. Auch riese und müller kennt das Problem. „Jeder Fünfte moniert die Schaltperformance.“ Ebenfalls eine Erkenntnis: Die als hervorragend bekannte 11-Gang Alfine bietet durch den Motor-Nachlauf nicht die exakte Schaltweise, die uns am Trekkingrad so begeistert. Unser Tipp: E-Räder mit 8 oder nur 7-Gängen sind die bessere Alternative. Oder die stufenlose NuVinci-Schaltung – für uns die beste Wahl an E-Bikes!
Probleme mit Rücktritt
Mittelmotor mit Rücktritt-Bremse – für viele Verbraucher wird endlich die Traumkombination Realität. Der Impulse-Antrieb (Kalkhoff, Raleigh) löst das Problem des weiterlaufenden Motors durch einen weiten Weg der rückgetretenen Kurbel, eine mechanische Schaltwippe stellt den Motor ab, bevor die Rücktrittbremse greift. Panasonic löst bei den für Rücktritt modifizierten Motorvarianten das Problem des Nachlaufs, indem es hier keinen gibt. Der Bremsvorgang durch Rücktreten erfolgt mit kurzem Weg und weich (keine Schaltwippe). Dafür muss man bei Panasonic mit RT-Version stets gleichmäßig kurbeln, um einen gleichbleibenden Motorschub zu erhalten. Wer das nicht kann, muss mit leichtem Motor-Ruckeln rechnen. Etwas mehr Nachlauf wäre besser.
Hohes Gewicht bei E-Bikes
Einer unserer größten Kritikpunkt im Test: das immer noch sehr hohe Gesamtgewicht der Elektroräder! in den Kategorien „City Tiefeinsteiger“ und „Tour“ schafft es kaum ein Rad unter die 25 kg-Marke! Das muss nicht sein, wie der vollausgesattete Urban-Testsieger Scott E-Venture zeigt. Dieses Leichtgewicht bringt nur 20,6 kg auf die Waage! Chapeau – das ist eine Meisterleistung! Daran sollten sich andere Hersteller ein Beispiel nehmen.
Akku Ein- und Ausbau, fummelige Schlösser
Negativ haben wir neben hohem Gewicht auch fummelige Schlösser und komplizierten Akku Ein- und Ausbau beurteilt. Besonders leicht lassen sich zum Beispiel Akkus von Bosch, Panasonic, BionX, Impulse und Green Mover ausbauen. Hier muss man sich nicht über scharfkantige Akkus, unendliche Schlüsseldrehungen oder fisseligen Akkueinbau ärgern! Großer Pluspunkt! Besonders gut ist es, wenn Akku und Fahrrad dasselbe Schloss haben und Sie nur einen Schlüssel zum Abschliessen benutzen müssen.
Ein wichtiger Teil unseres dreistufigen Tests ist der Feldtest. Hier testen Laientester die Elektrofahrräder im Alltagsgebrauch. Unser Fragebogen will z.B. wissen: Wie gut lässt sich der Akku ein-und ausbauen?
E-Bike Feldtest
Wie finden Sie die Bedienbarkeit des Displays? Alle Testräder werden von fünf bis zehn Pilotfahrern unterschiedlichen Alters, Geschlechts, Lebensraumes und Radaffinität Test gefahren und bewertet.
Ausgangspunkt unseres Feldtests ist der Moralthof am Ortsrand von Lenggries mit Blick auf die bayerischen Alpen. Dr. Christoph Ebert, Geschäftsführer des Kompetenzzentrums Garmisch-Partenkirchen, leitetet als erfahrener Testleiter unseren ElektroRad-Feldtest. Gemeinsam mit ihm haben wir einen Fragebogen zur Handhabung des Rades, zu Fahreigenschaften und zur Ergonomie entwickelt. Außerdem müssen die Testfahrer eine Teststrecke mit vier zuvor definierten Streckenprofilen abfahren und das Fahrverhalten ihres Rades in vorgegebenen Unterstützungsstufen bewerten. Pro Testfahrt muss ein Fragebogen ausgefüllt werden.
Und so sieht ein Feldtesttag aus: 8 Uhr: Aufbau der Teststation am Moralthof: Nummerierung und Funktionscheck der Pedelecs, Aufbau der Elektroinstallation zum Laden der E-Räder über den Tag, Aufbau der Verpflegungstation mit belegten Leberkässemmeln, Käsebrötchen, selbstgebackenem Kuchen, viel Obst und Getränken. 9 Uhr: Der Feldtestleiter beschildert die Teststrecke. 10 Uhr: Teststart. Nach einem intensiven Briefing und Erklärung des Testfragebogens, begleitet der Testleiter die Feldtester zu einer Probefahrt auf die Teststrecke. Hier gibt er weitere Instruktionen zu den vier Fahrsituationen, die abgetestet werden und zum entsprechenden Fahrverhalten der Testfahrer. Die Testpiloten suchen sich ihr erstes Testrad aus, vernehmen noch die ein oder andere Erklärung zu Funktion von Display und Geschwindigkeitssteuerung. Dann gehts los! Die Fahrt beginnt auf ebener Asphaltstraße, führt weiter, leicht ansteigend, über holprige Feldwege (Tourstrecke) bis hin zu einem kleinen Berg mit einer Steigung von ca. 8-10% (Bergstrecke). Zurück Richtung Moralthof geht es über eine ebene Asphaltstraße, auf der die Testpiloten alle 300 m anhalten müssen, um die „Stop and Go“-Situation in der Stadt zu imitieren. Zum Schluss folgt noch eine emotionale Bewertung des gefahrenen Testrades. Nach jeder der beschriebenen Situationen halten die Tester an und füllen den dazugehörigen Teil des Fragebogens aus. Die E-Radler fahren die Teststrecke alleine oder in kleinen Gruppen. Zum Schutz gegen den zeitweise frischen Wind, hat die Marke „Endura“ die Testfahrer mit Jacken ausgestattet. Helme für die Tester haben Alpina, Bell, Casco und Giro dankenswerter Weise zur Verfügung gestellt. Jeder Testpilot fährt am Tag mindestens vier bis fünf verschiedene Pedelecs. Ab 16:30 Uhr ist Testende: Abbau der Beschilderung auf der Teststrecke, sichere Unterbringung der Fahrräder mit Zugang zur Steckdose zwecks Vollladung über Nacht.