Stadträder und Urbanbikes 2020 im Test: Sechs Räder bis 1550 Euro
Schöne Städter
Stadträder und Urbanbikes 2020 im Test: Sechs Räder bis 1550 Euro
in Test & Teile
in Test & Teile
Pop-up-Radwege! Schon mal gehört? Nein? Das ist das aktuell große Ding in der lokalen Verkehrspolitik. Zwar steckt darin auch eine gewisse Flüchtigkeit – was aufpoppt, kann auch schnell platzen –, eine Stadt nach der anderen aber diskutiert derzeit, den Radfahrern kurzfristig mehr Raum zu geben. Ist das nicht super? Gut, die Umstände, die dazu geführt haben, sind eher nicht so toll. Aber im Zuge des Verzichtes auf Nähe entscheiden sich zum Glück sehr viele Menschen für das Rad – und verzichten auch aufs Auto! Man kann das als sehr positives Signal deuten im Sinne einer nachhaltigen Entwicklung in der Verkehrspolitik. Denn auch die Gemeinden, klein wie groß, hören die Signale und setzen sie eben kurzfristig und kurzerhand mit spontan errichteten Radwegen um – neudeutsch Pop-up-Radwege genannt. Was fehlt zum Glück? Das richtige Rad! Wir hätten da ein paar Stadträder im Angebot, zu Preisen von 1199 bis 1550 Euro.
Mit denen lässt es sich wunderbar in der Stadt fahren. Der Stadträder-Test hält einen Mix aus Cityrädern und Urbanbikes bereit. Was genau was ist, darüber sind wir uns – und die Hersteller auch – nicht immer im Klaren. Selbst der Übergang zu Trekkingrädern kann fließend sein. Wichtig hier im Test und für den Alltag in der Stadt ist, dass alle Räder eine verkehrssichere und alltagspraktische Ausstattung besitzen.
Stadträder und Urbanbikes: Klein und breit
Sechs Räder sind es genau. Weil natürlich auch hier Corona die Finger im Spiel hatte – personell oder lieferkettenbedingt –, ist das verfügbare Angebot immer noch begrenzt und überschaubar. Trotzdem ist das Testfeld nicht unspannend. Weil es „von bis“ reicht und ein breites Spektrum verkehrstüchtiger Stadträder auflistet.
Diese Stadträder und Urbanbikes haben wir getestet
Marke | Modell | Preis | Prädikat |
Checker Pig | Speed Pig Alfine | 1199 Euro | |
Kalkhoff | Endeavour 8 | 1199 Euro | Kauftipp |
Batavus | Comodo | 1299 Euro | Kauftipp |
Canyon | Commuter 5.0 | 1399 Euro | |
Böttcher | Jive Kal | 1494 Euro | |
Schindelhauer | Gustav 8 | 1550 Euro |
Die ausführlichen Testberichte der Stadträder und Urbanbikes lesen Sie in der aktiv Radfahren 7-8/2020. Hier können Sie die Ausgabe als Printmagazin oder E-Paper bestellen.
Die getesteten Stadträder und Urbanbikes in der Bildergalerie
Mit dem Böttcher Jive haben wir einen eher klassischen Vertreter, wenn auch moderner und schlanker, zudem in frischer, wählbarer Farbe. Batavus bringt etwas mehr Design ins Spiel. Canyon und Checker Pig stehen für einen sportlich urban reduzierten Stil. Mehr unter praktischen Aspekten, ohne Design und Qualität zu vernachlässigen, steht das Schindelhauer Gustav mit seinem fest montierten Frontträger. An der Schwelle zum Trekkingrad rollt das Kalkhoff Endeavour.
Acht Gänge im Gehäuse
Allen gemein ist die Nabenschaltung. Das kennzeichnet sie durchaus als Stadträder. Denn dort ist das gekapselte Hinterrad-Getriebe, meist wie hier mit acht Gängen, am weitesten verbreitet. Wartungsarmut, Unkompliziertheit, Unanfälligkeit im täglichen Umgang und Wetterunempfindlichkeit spielen dabei die zentralen Rollen.
Dazu passt der ebenfalls weite, aber nicht durchgängig verbreitete Riemen als Antriebsstrang. Auch er steht für weitgehende Wartungsarmut, sollte aber ab und an auch gesäubert werden. Am Böttcher dreht sich klassisch eine Kette um die Zahnräder. Das passt ganz gut zu dem Rad.
Nochmal die Schaltung: Stark verbreitet scheint, auch in diesem gehobenen Segment, die Shimano Nexus-Nabe zu sein, das legt unser Testfeld dar und hat uns doch etwas überrascht. Gerade direkt über der 1000-Euro-Schwelle schlägt wohl der Riemen stark aufs Budget. Aber auch bei Rädern, die teurer sind und wie das Canyon ohne Händlermarge kalkuliert sind, ist die Nabe verbaut. Das hat uns auch angesichts des sportlichen Grundcharakters verwundert. Zwei Räder schalten immerhin mit der sportlich konnotierten und hochwertigeren Shimano Alfine-Nabe: das Batavus, eher ein Stadtrad, und das Checker Pig als sportives Urbanrad.
Gerade im sportiveren Stadt-Segment ist die Scheibenbremse längst Alltag und schwappt in dieser Preisklasse auch in den klassischeren Bereich. Dass das Böttcher mit der Felgenflanke verzögert, passt wieder in das klassischere Konzept. Eine Rücktrittbremse bleibt aber außen vor.
Praktisches im Alltag
Zum Thema Alltagstauglichkeit gehören natürlich zwei Dinge. Das ist einmal der Ständer. Gerade die sportiveren Modelle neigen hier zum Verzicht. Hilfreich ist das nicht. Besonders hervorzuheben ist der sonst verpönte Mittelständer am Batavus. Er klappt kurz weg, wenn die Tretkurbel beim Rückwärtsschieben dagegen stößt. In den Niederlanden ist das weit verbreitet. Das wäre auch bei uns gut.
Der zweite Alltagsaspekt ist der Gepäckträger. Bei Urbanbikes kommt häufig eine reduzierte Variante mit Seitenstreben direkt am Schutzblech montiert zum Einsatz. Für kleines Gepäck mit Laptop und Brotzeit passt das gut. Bei zu transportierenden Aktenbergen wird es schnell eng. Und die Tragfähigkeit hängt auch von der Stabilität der Schutzbleche ab.
Besser, kraftvoller sind die ausgewachsenen Träger an den anderen Rädern. Eine Sonderstellung, aber auch öfter mal zu sehen, nimmt der Frontträger beim Schindelhauer ein. Dort kann man auch sperrigeres Gut transportieren und hat alles im Blick. Top, wenn der Träger auch noch so robust ist. Das Rad kann man zudem einfach mit einem Heckträger aufrüsten.
Stadträder und Urbanbikes im Test: Fazit
Mit den Rädern in diesem Test lässt sich der vielfältige Alltag in der Stadt entspannt oder sportlich zügig bewältigen. Die Ausstattung ist – meist – sehr praktisch und sorgt für nötige Sicherheit, wenn man sich in den Verkehr stürzt. Aber nicht nur Praktisches steht im Vordergrund.
Mit den schön modern gestalteten Modellen kommen auch Ästheten auf ihre Kosten. Bleibt nur zu hoffen, dass die neuen Radwege sich nicht so schnell wieder platzend in Luft auflösen, wie sie entstanden sind. Die Zukunft gehört schließlich dem Rad!