Urbanbikes 2020 im Test: Kaufberatung und Bewertung
Urbane Sportler
Urbanbikes 2020 im Test: Kaufberatung und Bewertung
in Fahrrad
Sechs Kandidaten sind beim diesjährigen Megatest in der Abteilung Urbanbikes vertreten. Unsere Auswahl zeigt, dass die Hersteller in dieser Kategorie ihren Gestaltungsraum weit fassen, ihre Urbanbikes breit definieren.
Der Grund: Noch mehr als die Stadtrad-Klassiker sollen die Urbanbikes vielfältig einsetzbar sein. Das kann sogar über die Stadtgrenzen hinausgehen: Einige sind perfekte Pendler-Geräte, alle taugen für sportliche Ausritte nach Feierabend. Es gibt Urbanbikes, die so variabel sind, dass sie für Touren und Radreisen taugen. Für all diese Bedingungen sind drei Dinge wichtig, die ein Urbanbike auszeichnen.
Was zeichnet Urbanbikes aus?
1. Ein stabiler Rahmen: Urbanbikes gibt es deshalb nicht wie beim Klassik-Stadtrad mit Einrohr- oder Tiefeinsteiger-Rahmen, sondern nur als Diamant- oder Trapezrahmen-Version. Deren geschlossenes (also nicht offenes) Rahmen-Dreieck garantiert hohe Rahmensteifigkeit, die aber bei einem Urbanbike nicht unbedingt der erhöhten Lastenaufnahme dient. Urbanbikes sind keine Packesel, sondern fast immer sportive Gefährten, bei denen Fahrperformance und effizienter Vortrieb an erster Stelle stehen. Den Nachteil von reduzierten Ausstattungen (auch ein Kennzeichen eines Urbanbikes) macht ein großer Vorteil wieder wett: Sie sind leichter als die komplett ausgestatteten Stadträder.
Ketten- und Nabenschaltungen
2. Wichtig: eine sportliche Schaltung. Möglichst leicht sollte sie sein. Dazu effizient, kletterfreudig, entfaltungsvariabel. Gründe genug, weshalb am Urbanbike meist keine klassische Nabenschaltung arbeitet (niemals mit integrierter Rücktrittbremse, die enorm viel wiegt), sondern fast immer eine Kettenschaltung.
Rühmliche Ausnahme sind die auch optisch attraktiven, oft auf Hochglanz polierten Shimano Alfine-Freilaufnaben, die aber nicht per Drehgriffschalter, sondern mit schnellen Schalthebeln bedient werden, wie man sie vom Trekking- oder Mountainbike her kennt. Einer ihrer Vorteile: Sie lassen sich bei mittleren Steigungen sogar unter Last schalten. Das ist gut so, weil Urbanbikes auch mal mit Tempo einen Anstieg hinaufklettern müssen. Eine „Naben-Schalt-Gedenk-Minute“ (Druck aus den Pedalen nehmen/leichtes Innehalten) für definitive Schaltübergänge ohne zögerliches Rattern kennt man damit eigentlich nicht.
Ein klarer Favorit bei Pendlern, die hohe Alltagstauglichkeit, große Entfaltung und geringen Pflegeaufwand unter einen Hut bringen wollen, ist aber die geniale Alfine 11-Gang Nabenschaltung, die sehr gutes Klettern an Anstiegen erlaubt und eine lange Übersetzung bietet: für aktives Mitkurbeln in Abfahrten oder bei Rückenwind. Highspeed eingebaut!
Starrgabel statt Billig-Federgabel
3. Kennzeichen eines Urbanbikes ist auch die Art der verbauten Frontgabel. „Weniger ist mehr“ lautet die Devise. Favorisiert werden auch aus Gewichtsgründen starre Gabeln, die bei wertigen Urbanbikes deutlich mehr kosten als eine Federgabel aus dem Billigregal. Starrgabeln haben zudem das Argument der Wartungsfreiheit auf ihrer Seite. Auch in Sachen Fahrperformance können Starrgabeln punkten: Sie übertragen Lenkbefehle direkter in Fahrlebendigkeit und Agilität. Starrgabeln stehen für Fahrfreude.
Schnell macht, was hart ist. Nicht verschweigen darf man, dass Starrgabeln nur begrenzt Schläge abdämpfen können und sie ein vergleichsweise straffes Fahrgefühl vermitteln. Vor allem ruppige Fahrbeläge (z.B. Bremsrippen) oder kantige Pflasterstrecken schlagen kaum gefiltert zum Fahrer durch. Geübte Urbanbiker setzen dann ihre „Body-Suspension“ ein und federn diese im Stehen fahrend mit den Knien und Ellenbogen ab. Oder umkurven sie einfach.
Gut zu wissen: Clevere Produktmanager von Urbanbikes greifen deshalb in die Trick- sprich Teilekiste und spezifizieren ihr Urban-Modell mit breiteren Reifen. Das kommt bei uns Testern „sehr gut“ an. Weil das vergrößerte Volumen dieser Schlappen eine einfach geniale, natürliche Federung bietet, die kleine Ruppigkeiten, aber auch fiese Bordsteinkanten sehr gut glattbügeln kann. Daumen hoch für breitere Pneus am Urbanbike!
Diese Urbanbikes haben wir beim Megatest 2020 getestet
Marke | Modell | UVP | Prädikat |
Prophete | Genießer City Bike 28“ 20.BTC.10 | 699 Euro | Kauftipp |
Falter | U 6.0Testbrief | 899 Euro | |
Diamant | 135 | 1299 Euro | |
Batavus | SuerteTestbrief | 1399 Euro | |
Bicycles | CXS 1300Testbrief | 1399 Euro | Kauftipp |
Diamant | 247 DeluxeTestbrief | 1499 Euro | Kauftipp |
Die getesteten Urbanbikes in der Bildergalerie
Feines Licht, Schatten bei den Schutzblechen, puristische Träger
Verbesserungsbedarf sehen wir weniger bei den Lichtanlagen: LED-Frontlicht mit Tageslichtfunktion für bessere Erkennbarkeit, Standlicht vorne und hinten für Sichtbarkeit bei nächtlichen Ampelstopps sind bei besseren Urbanbikes bereits verbaut. Und die Kabel liegen im Rahmen versteckt. Urbanbikes sind nicht nur optisch, sondern auch funktionell meist „state-of-the-art“.
Doch Urbanbikes, die betont auf Optik gebaut sind, können Nachteile für die Käufer bedeuten: Oft sind die Radschützer schmal oder sehr kurz, ihre Funktion ist daher weniger effektiv als bei langen Blechen. Auch einige Gepäckträger sind eher als rudimentär zu sehen. Oft fehlen Federklappen. Manchmal sind ihre Plattformen gerade mal vier Fingerbreit, sodass selbst bei umsichtiger Fixierung mit Spanngurten längliche Taschen seitwärts abkippen können. Grund für diese puristischen Träger oder Leisten ist wohl – neben der Optik – die Tatsache, dass viele Urbanbiker ihre Siebensachen (Laptop, Wechselkleidung) im Rucksack oder der Umhängetasche transportieren, die zu ihrer agilen Fahrweise passender erscheint. Unser Tipp 1: Prüfen Sie an Ihrem Traumrad, ob das verbaute Lasten-Modul zu Ihrem Bedarf passt. Tipp 2: Falls kein Träger am Urbanbike verbaut ist, sollten Sie am Rahmen Ösen dafür vorfinden können. Dann ist die nachträgliche Montage einfacher.
Sechs Urbanbikes dabei …
Den preislichen Einstieg markiert das Prophete Genießer Citybike 28“ 20.BTC.10 – die erste Überraschung im Urban-Test. Mit diesem Modell macht die für klassisch-günstige Räder bekannte Marke einen Sprung Richtung Verjüngung, Design, Zukunft. Das Rad ist modern, stylisch, cool, besitzt eine begeisternde Fahrdynamik! Wenn man den Preis von 699 Euro ins Urteil einbezieht, kann die logische Folge nur ein Preis-Leistungs-Tipp sein.
Falter folgt im Test mit dem U 6.0. Wobei „U“ für Urban steht (mit „C“ werden bei Falter die City-Modelle benannt). Es erweist sich als so alltagstauglich, dass es sich für den Pendler-Einsatz empfiehlt. Zudem macht es auch auf Freizeit-Ausritten ordentlich Spaß.
Die zweite Überraschung im Test: Das Diamant 135 fällt komplett aus dem Rahmen, was man sonst unter Urbanbikes versteht. Es besitzt einen Rahmen aus filigranen Stahlrohren, ist mit massiven Front- und Heckträgern ausgestattet (fast schon ein Lastenrad), besitzt einen Bogenlenker, der an französische Trainingsbügel erinnert, kombiniert mit Teilen der englischen Kultmarke Brooks. Was für ein Rad, das den Puls höher schlagen lässt, ein Allrounder von Stadt zur Reise. Stark.
Überlegenes Design und Purismus sind das Anliegen von Batavus, das Suerte verbindet niederländischen Style mit Fahrstil, auf Wunsch blitzt es mit Fahrperformance auf. Zwei Asse zum Schluss: Das Bicycles CXS 1300 und das rassige Diamant 247 besitzen im Hinterrad eine Alfine 11-Gang Getriebenabe, die alles vereint: sportliches Schalten unter Last, großes Entfaltungsspektrum – für Pendler aber auch weite Etappen interessant –, hohe Wartungsarmut, höchst alltagstauglich. Kurz: ein Nonplusultra für Urbanbiker. Beide Räder sind ein Traum!
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